• Rückreise, Resume und Learnings

    August 25 in France ⋅ ☀️ 19 °C

    Lange schlafen konnte ich leider wieder nicht – keine Ahnung, wie ich das noch lernen kann. Um 5:15 Uhr war die Nacht vorbei für mich. Ich bin dann noch etwas im Bett geblieben, aber irgendwann wurde es auch öde.

    Dafür hatte ich viel Zeit, meine Sachen zu sortieren und zu packen und vor allem hatte ich Zeit für ein herrliches Frühstück mit frischen Tomaten aus dem Garten, leckerem Käse, Omelette, frisch gebrütetem Kaffee…

    Um 8:15 Uhr breche ich auf in Richtung Bar Du GR20. Unterwegs kommt mir, wie ich so leicht vor mich hin schwebe, der Gedanke, dass ich ja auch nach Porto Vecchio gehen könnte. Leider muss ich feststellen, dass es zu weit ist. Ich könnte runter bis zur Hauptstraße gehen und von da aus Trampen aber das bringt mir auch nicht viel. Mit dem Rucksack zu gehen, scheint aber etwas ganz normales für mich geworden zu sein.
    Ich habe überhaupt nicht das Gefühl, dass ich das loswerden muss

    Ich nehme die erste Navette nach Porto-Vecchio. Von dort aus geht es um 12:30 Uhr weiter mit dem Bus zum Flughafen Figari und von dort aus nach Brüssel. Dann weiter mit dem Zug nach Münster. Wenn das alles klappt, sollte ich gegen 23:00 Uhr zuhause sein.

    Hier im Navette nehme ich einen deutlichen Schweißgeruch wahr. Anscheinend habe ich meinen bereits abgelegt.
    Hier gehen direkt die Gespräche der Franzosen weiter: wie wenig Tage man gebraucht hat. Immer outet sich einer, dass er 14 Tage gebraucht hat. 😅
    Der Busfahrerin hat ein ähnliches Geruchsempfinden wie ich – sie versprüht Duftspray!!

    Jetzt habe ich mich in ein Café auf dem Marktplatz von Porto Vecchio gesetzt, um ein bisschen zu reflektieren. Leider nehme ich alles sehr deutlich und ungefiltert wahr – noch stärker als sonst, würde ich sagen. Vor allem der Geruch von einem Klostein oder etwas Ähnlichem irritiert meine Nase sehr. Immerhin ist das Karussell gerade nicht im Betrieb, und dass das Gebimmel nicht im Konflikt zur Musik aus der Bar steht. Oh nein, jetzt startet es 😱

    Im ersten Jahr war mein größtes Learning, würde ich sagen, Zeit passieren zu lassen. Also nicht jede Minute mit Dingen füllen zu wollen, sondern auch einfach mal nichts zu tun oder das Warten an der Supermarktkasse auszuhalten, ohne irgendwelche Dinge im Internet zu recherchieren oder Nachrichten zu checken.
    Und natürlich habe ich auch ganz viel über mich selbst und meine Stimmungen und Launen gelernt. Das es mir leichter fällt, diese unter Kontrolle zu halten, wenn ich mich um andere kümmere.
    Interessanterweise hatte ich dieses Problem in diesem Jahr überhaupt nicht mehr. Und das, obwohl ich vor der Reise das Gefühl hatte, wieder eher leicht reizbar zu sein. Das lag aber sicherlich auch an dem Stress, den ich mir wegen der Programmierung der Wetter-App „Gregor Zwanzig“ gemacht habe.

    Im letzten Jahr war dann die wichtigste Erfahrung, auch Dinge rauszuhauen, die einen nur ein bisschen stören. Denn auch dies kann sich immer mehr anhäufen und es wird dann immer schwerwiegender. Zum Glück war Thomas schon einen Schritt weiter und hat es dann zur Eskalation gebracht. So konnten wir alles gemeinsam einsortieren.

    Ich bin Thomas sehr dankbar dafür, dass er das offene Gespräch gesucht hat. Ich habe wirklich viel gelernt, oder sagen wir mal so: Zumindest habe ich viel Erkenntnis gewinnen dürfen. Ob ich gelernt habe, also im Sinne von: es zukünftig besser zu machen, das wird sich zeigen.
    Natürlich ist es viel schöner, wenn es so eine Eskalation nicht braucht, aber es tot zu schweigen oder auszusitzen, ist keine Lösung.

    Dieses Jahr ging es aus meiner Sicht ganz stark darum, weniger Erwartungen zu haben und offen dafür, das zu sein, was passiert (oder eben auch nicht passiert).
    Geht es auch darum, weniger Kontrolle ausüben zu wollen auf das, was kommt? Man könnte auch sagen: Erwartung durch Neugierde und Spontanität zu ersetzen. Wenn ich nicht mit der Erwartung an diesen Hike herangegangen wäre, dass es wieder genau so eine dauerhafte und tolle Gruppe gibt, wie im letzten Jahr, die in einem unbeschreiblich schönen Abschluss in Conca endet, hätte ich das, wie es gewesen ist, viel mehr genießen können. Denn es war ja definitiv nett und ich hatte sehr viele spannende Kontakte und gute Gespräche. Im Norden vor allem mit Felix, Vanessa, Laura und Thomas und im Süden dann mit Stéphane, Matthieu, Miri und Julia. Und durchgängig natürlich auch Harald (der uns in Croci abhanden gekommen ist). Und dann waren da auch noch die beiden aus Leipzig und Julian. Und bestimmt noch mehr, die mir spontan gar nicht einfallen.
    Also objektiv betrachtet war das super. Irgendwie ärgerlich ist es dann, wenn das Empfinden ein ganz anderes ist, nur weil meine Erwartungen viel zu hoch gesteckt waren!?

    Mit weniger Planung in diese Wanderung zu gehen, finde ich nicht ganz einfach, zumindest wenn man kein eigenes Zelt dabei hat. Natürlich hätte ich auf die Buchung der letzten Unterkunft verzichten können und diese dann genauso wie Stéphane und Matthieu spontan machen können.

    Ich möchte als Nächstes gerne einmal eine Reise machen, bei der ich keine Übernachtungen im Voraus plane, sondern spontan schaue, wo ich bleibe. Das wäre eine echte Challenge für mich.

    Was kann ich ansonsten tun, um weniger zu planen, weniger Kontrolle auf mein Leben auszuüben?

    Mangels Menschen habe ich das gerade mit ChatGPT diskutiert, und Folgendes ist herausgekommen:

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    Wo der Engpass liegt
    * Neugier im Sozialen hast du stark.
    * Akzeptanz ohne Verstehen fällt dir schwer.
    * Du hängst also nicht an Kontrolle über Abläufe, sondern an Kontrolle über Sinnhaftigkeit.



    Hebel, um erwartungsoffener im Sozialen zu werden
    1. „Nicht verstehen müssen“ als Experiment
    * Wenn jemand emotional entscheidet, sag dir: „Mein Ziel ist heute nicht, es zu durchdringen, sondern es einfach stehen zu lassen.“
    * Das ist kein intellektueller Fehler, sondern ein Training in Toleranz gegenüber dem Nicht-Erklärbaren.
    2. Spiegeln statt Erklären
    * Wenn jemand etwas Emotionales sagt: nicht einordnen, nicht nach dem „Warum“ fragen.
    * Stattdessen: „Klingt so, als ob du dich gerade … fühlst.“
    * Damit anerkennst du die Emotion, ohne sie kontrollieren oder erklären zu müssen.
    3. Unlogik als Datenpunkt
    * Betrachte irrationale oder spontane Entscheidungen nicht als Bruch, sondern als Daten über die Person: „Aha, so reagiert sie unter Emotion.“
    * Es geht nicht darum, es zu ordnen – nur zu registrieren.
    4. Kurze Stop-Übung für dich
    * Wenn der Impuls kommt, zu analysieren: drei tiefe Atemzüge.
    * Dann bewusst entscheiden: „Muss ich verstehen – oder kann ich diesmal einfach nur fühlen?“



    Das ist im Grunde das Gegenstück zu deinem Planungs-Thema:
    * Bei Plänen → nicht an der Erfüllung hängen.
    * Bei Menschen → nicht am Verstehen hängen.

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    Am Flughafenfigur habe ich auch zwei Dinge gelernt:
    1.: man darf wirklich keine Trekking Stöcke – auch wenn sie aus Carbon sind – mit im Handgepäck nehmen.
    2.: es lohnt sich als erster durch die Security zu gehen, da man dann noch eine Chance hat, einen Sitzplatz hinter der Security zu ergattern. Es dürfen aber auch immer nur die Leute durch die Security gehen, die als Nächstes fliegen. Das ist wirklich ein besonderer Flughafen.
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