Hellas - südostwärts

August 2023 - March 2024
Via Oberitalien an die Adria-Küste, durch das slowenische Soça-Tal nach Ljubliana. Dann gemeinsam mit Renata nach Montenegro, Albanien und schließlich auf den Peloponnes. Ob daraus wieder eine Überwinterung wird? Wir nehmen es wie's kommt . Read more
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  • Day 34

    Trouvaillen in und um Shkodër

    October 2, 2023 in Albania ⋅ 🌙 19 °C

    Der neue Tag startet unbeschwert am Stellplatz Windmill. Die Hühner, der Hahn und die Hasen begrüßen uns frühmorgens schon am Bus.

    Im Industriequartier von Shkodër erhalten wir Einblick in die einzige Fabrikationsstätte venezianischer Karnevals-Masken auf albanischem Boden. Der Inhaber hat dieses Handwerk in Venedig gelernt und produziert seither mit seiner Belegschaft einzigartige kunstvoll designte Masken aus Papiermaché zum weltweiten Verkauf.

    Heute besuchen wir die alte gebogene Natursteinbrücke Ura e Mesit außerhalb von Shkodër. Anschließend geht die Fahrt auf kleinem Landsträsschen kurvenreich am Rande einer grossen und fruchtbaren Ebene entlang. Mehr und mehr kommen hier die Erinnerungen an gewisse Landschaften in Südmarokko hoch.
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  • Day 35

    Albanien hautnah

    October 3, 2023 in Albania ⋅ 🌙 17 °C

    Was für ein eindrücklicher, intensiver und begegnungsreicher Tag. Dank der Vermittlung durch Virginie (aus der Schweiz) konnten wir heute in Kallmet i Madh eine katholische Dorfschule besuchen, die von franziskanischen Nonnen geführt wird. Wir wurden allen fünf Grundschulklassen vorgestellt ... und sogleich von aufgeweckten Schülern mit zahlreichen interessierten Fragen bedacht. Englisch-Konversation live.

    Nach dem Mittagessen führte uns Schwester Irenea zum wunderschönen Aussichtspunkt bei der Kapelle der Santa Eufemia. Diese wurde, hoch über dem Dorf, an einen Fels gebaut, unter dem eine ganzjährig fließende Quelle direkt ins Kircheninnere sprudelt.

    Danach führt uns Sr. Irenea noch zur Weinkellerei Kantina Kallmet, in der der authochtone sortenreine Kallmet-Wein gekeltert wird. Der ehemalige Bürgermeister hat mit außerordentlicher Initiativkraft nach den politisch schwierigen 90iger-Jahren (Bürgerkrieg) dem Weinanbau in der Gegend wieder auf die Beine geholfen. Heute wird hier, neben dem Ausbau von vier Sorten Wein, auch Raki gebrannt und Olivenöl gepresst.

    Suppenküche, Kindergarten, Schule, Krankenstation und viele weitere Impulse sind mit der namhaften Unterstützung des Schweizer Vereins 'Pro Kallmet' und zweier CH-Kirchgemeinden entstanden. Es ist sehr spürbar, welche Verbundenheit und Dankbarkeit dieser mittlerweile 30ig-jährigen Solidarität entgegengebracht wird. Überhaupt hören wir am heutigen Tag mehrfach, wie sehr die Leute - Schüler wie Erwachsene - es schätzen, dass wir ihr Land besuchen. So dient Reisen tatsächlich der Völkerverständigung.

    Als wir im späten Nachmittag mit unseren Velos auf Schotterwegen querfeldein zum Camper zurück fahren, begegnen wir dem schon älteren Hirten Mark mit seinen Schafen. Mit Händen und Füßen tauschen wir uns aus, erfahren seine Freude über die Begegnung, aber auch seine Enttäuschung und Hoffnungslosigkeit der Zukunft Albaniens gegenüber. Bitter.

    Zurück auf dem wunderbaren Stellplatz beim Agriturizmo Mrizi y Zanave komme ich schliesslich noch mit einem anderen Mark ins Gespräch: der junge promovierte Biologe aus der Nachbarschaft hat hier die Chance erhalten, neben dem grossen Parkplatz eine originelle Bar aufzubauen. Getreu der Philosophie des Agriturizmo-Betriebs "Think globally, eat locally" ist hier alles mit örtlichen Ressourcen gebaut, mit liebevollen Details gestaltet und mit betriebseigenen und regionalen Produkten bestückt. Eine sehr schöne Atmosphäre, voller Pioniergeist und Begeisterung - seit erst drei Monaten in Betrieb.
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  • Day 36

    Gelingende Vergangenheitsbewältigung

    October 4, 2023 in Albania ⋅ ☀️ 25 °C

    Das Agriturizmo Mrizi y Zanave ist für mich ein eindrücklicher Ort mit besonderer Strahlkraft. Über das gastronomische Angebot habe ich bereits berichtet. Der Betrieb ist jedoch äußerst vielgestaltig: Schafe, Ziegen, Gänse, Hühner, ja selbst Strausse und natürlich Hunde, Katzen etc bevölkern einträchtig diesen Hof. Besuchende Kinder dürfen gerne beim Füttern mithelfen.

    Beim modernen Hofladen im Erdhaus-Stil entsteht ein erster Eindruck der vielen hofeigenen Produkte - und man ist herzlich eingeladen, jederzeit die Produktionsanlagen zu besuchen.

    Die 200 Meter zum nächsten Hügel lohnt es sich zu gehen. Da folgt ein lauschiges Wäldchen, ein grosser Spielplatz - und mittendrin zwei dieser Hoxha-Bunker, die kreativ umgestaltet wurden. Auf dem Hügel dann ein modern renoviertes Ensemble von Gebäuden, das ehemalige Gefängnis von Fishta.

    Heute wird in diesen Gebäuden in schlichten, funktionalen, blitzsauberen Räumen hergestellt, was die Region hergibt: in der Einmachküche entstehen Sugos, Marmeladen, Eingelegtes, Sirupe etc.. In der Käserei wird vom Frischkäse über Brie bis zum reifen Halbhartkäse alles produziert. Die Wursterei verarbeitet das Fleisch aus den umliegenden Bauernbetrieben und räuchert selbst. Aus den Oliven wird vor Ort ein vorzügliches Öl gepresst. Der Wein wird von der Presse bis zum Ausbau im Eichenfass im eigenen Keller verarbeitet. Ein Netzwerk von gegen 400 Bauern der Region liefert - über die eigene Produktion hinaus - zusätzliche Rohstoffe.

    Nebst eigenem Gemüse- und Früchteanbau experimentiert der initiative Patron Altin gerade mit dem Anbau von Reis. Zusammen mit der ganzen Großfamilie ist dieser innovative Kopf - mit seinem Töff im Feld - ganz pragmatisch daran, den Betrieb Schritt um Schritt zu verankern. Und deshalb verdienen hier rund hundert Menschen aus der Region ihr gutes Geld. Die Verbundenheit mit der Scholle bzw. mit Mutter Erde und mit der Region und den Menschen, die hier leben, sei das Erfolgsrezept schlechthin. Deshalb sein Leitmotiv: "think globally, eat locally".

    Mich beeindruckt ausserordentlich, dass selbst dieser Ort brutaler politisch motivierter Unterdrückung auf solch kraftvolle Weise transformiert werden kann.

    PS: Den Namen des Hofes "Mrizi y Zanave" übersetzt Google als "Frost und Feen". Das ist zugleich der Titel eines Buches des albanischen Nationaldichters Gjergi Fishta (OFM), der im selben Ort gelebt und gewirkt hatte.
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  • Day 36

    Krujë

    October 4, 2023 in Albania ⋅ 🌙 18 °C

    Netter kleiner Camping, austauschfreudige Atmosphäre, tolles albanisches Abendessen, für das die ganze Familie in Bewegung ist. Die Mutter kocht, die eine Tochter serviert, die zweite Tochter übersetzt (sie lebt und arbeitet als Ärztin in Karlsruhe) und der Vater managt und raucht. Sehr angeregte Gespräche unter den Campinggästen aus UK, NL, DE und CH.

    Den Ort selbst hat man sehr schnell gesehen (bzw muss man nicht unbedingt gesehen haben). Die renovierte Burg mit dem Skanderbegmuseum ist noch ein ideologisches Prestige-Projekt aus der Hoxha-Zeit. Und die historische Bazar-Strasse ist zwar schön, aber zu 💯 Prozent Tourismusobjekt.

    Renata fand da viel mehr Gefallen am Broteinkauf in der urigen Bäckerei gleich nebenan, mit gigantischem Backofen. Der Pausentee hingegen wird in der Holzkohle aufm Gehsteig vor dem Haus gekocht.
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  • Day 38

    Berat - Stadt der 1000 Fenster

    October 6, 2023 in Albania ⋅ 🌙 19 °C
  • Day 40

    Abhängen am Strand von Livadhit

    October 8, 2023 in Albania ⋅ ☀️ 23 °C

    Die Fahrt von Berat an die albanische Riviera führte - als unbestrittener Höhepunkt im doppelten Sinne - über den gut 1000m hohen Llogara-Pass.

    Ab Vloré schlängelt sich die Strasse entlang hipper Meeresbuchten, in denen derzeit Luxushotels am Laufmeter entstehen. Scharfe Kontraste zum oft sehr ärmlichen Hinterland.

    Danach verlässt die Strasse die Küste, wird deutlich schmaler und steigt kontinuierlich an. Zuerst tauchen Erinnerungen an Marokko auf. Dann wird es recht grün, Olivenbaumterrassen wechseln mit Buschland. Kiefern, Tannen, Buchs und Legföhren breiten sich aus, je näher man der Passhöhe kommt. Jetzt drängt sich der Vergleich mit dem Lötschberg auf: Nord- und Südrampe. Denn südlich geht die Strasse steil und kurvenreich durch richtig mächtige zunächst baumlose Flanken bergab.

    Die Riviera mit den südlichsten Stränden Albaniens ist eine gewissermaßen "geschlossene" Gegend. Ähnlich wie in den ligurischen CinqueTerre riegelt ein Bergkamm zum Meer hin ab; zwei Pässe und die griechische Grenze bilden die einzigen Zugänge. Die bislang noch weitgehend schmalen und kurvenreichen Strässchen machen aus, dass das Navi hier mit einem Stundenschnitt von 20-30km rechnet.

    Wir wähnen uns ein wenig wie im Paradies: grosser ruhiger Kieselstrand, allmähliches Saisonende, "laues" Meer und milde Nächte, intensiv duftender Nachsommer, gackernde Hühner, friedlich äsende Schafe (ja, lästige Fliegen hie und da auch) und abends das Grillen-Konzert. Wunderbar.

    Abgesehen von grosser Wäsche muss hier nicht viel passieren. Zeit für ausgiebige Telefonate mit den Lieben Zuhause, zum Lesen, Spazieren und Baden.
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  • Day 41

    Renatas liebste Bilder aus Albanien

    October 9, 2023 in Albania ⋅ ☀️ 26 °C

    Geschichte, Menschen, Natur und sommerliches Wetter haben mir einen Einblick von Albanien gegeben, ein Land auf der Suche nach Zukunft.

  • Day 42

    Entlang der Riviera nach Butrint

    October 10, 2023 in Albania ⋅ ☀️ 25 °C

    Wow, was für ne Fahrt ... karge und fruchtbare Landschaft im Wechsel, weite unbebaute Hänge und Buchten, unzählige Kurven, fantastische Ausblicke.

    Dann der Mittagshalt an der (Wasser-)Strasse von Korfu und schließlich entlang der Lagune von Butrint hinaus auf diese erstaunlich felsige Landzunge. Natur pur, Naturpark.

    Wir übernachten am Panorama-Parkplatz und wollen morgen früh die UNESCO-Welterbestätte besichtigen.

    Und dann Butrint: ehrlich gesagt, hatten wir ob der vielen tollen Berichte wohl überzogene Erwartungen aufgebaut. Die Beinahe-Insellage an der Lagune ist wirklich sehr schön. Die Gebäudereste, die ziemlich verwilderte Anlage und das Museum vermochten uns dann aber nicht wirklich in Bann zu ziehen (noch dazu weil die beiden Mosaike aus Schutzgründen mit Sand abgedeckt waren).
    Die Museumskatze hingegen, die ein völlig natürliches Verhältnis zu diesen Exponaten hat und den Sand nutzt, wozu er gedacht ist .... auch das ist Kultur bzw. Kultur hat ganz verschiedene Dimensionen. 😅

    Nun geht's mit der Fähre über den Fluss und dann in wenigen Kilometern nach Griechenland.
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  • Day 43

    Jassas Griechenland

    October 11, 2023 in Greece ⋅ 🌙 20 °C

    Nur 30km von Butrint und doch hat sich Vieles geändert. Unsere Euros sind wieder Standard; die SIM-Karte ist gewechselt bzw. Renatas Handy-Abo hat ein Upgrade auf "europeplus".

    Wir stehen sozusagen "mit den Füssen im Wasser" an einem wunderbar einsamen Strand kurz nach der Grenze. Eine Stranddusche, sonst nichts; in gebührendem Abstand zwei weitere Camper.

    Der beschützende Platane über uns, der farbintensive Sonnenuntergang vor uns - und das gemächliche Plätschern der Wellen neben uns wird uns bald in den Schlaf begleiten.

    Am nächsten Tag geht's zum Einkauf nach Igoumenitsa. Anschließend folgen wir konsequent der Küstenstrasse, die sich jedoch unerwartet oft in beachtliche Höhen hochschraubt. So erreichen wir das malerisch gelegene Parga mitten in der Siesta-Zeit. Eis-Pause für uns.

    Weiter geht's der Küste entlang, bald aber mit größeren und etwas schnelleren Strassen. Bezaubernde Ausblicke auf die steile bewaldete Küste .... und plötzlich auf das filigran gegliederte Delta des Acheron.

    Die einfache Taverne Bouka mit kostenfreiem Stellplatz am Strand von Zalongo wählen wir als Bade- und Übernachtungsort.
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  • Day 45

    Kathisma - Traumstrand auf Lefkada

    October 13, 2023 in Greece ⋅ 🌙 21 °C

    Der heutige Tag hat zwei gleichermassen bewegende Pole.

    Zuerst die Fahrt auf den Berg von Zalongo zum Kloster Agios Dimitrios. Von hier aus sind es noch 410 Treppenstufen bis zur monumentalen Gedenkstätte für die Frauen von Zalongo. (Siehe Kommentar weiter unten.)

    Dann die Fahrt nach Preveza und durch den (mautpflichtigen, 7.50€) Unterwasser-Tunnel auf die Insel Lefkada. Üppig wuchernde wilde Natur, ausgesetzte Strassenführung an steilen Flanken und weit unten das türkisfarbene Meer. Subtropische Insel? Karibik? Einfach traumhaft.

    Am Kathisma-Strand reihen wir uns ein in die Camper-Linie. Es fühlt sich an, als hätte man seinen eigenen Traumstrand. Nur du ("der alte Mann ..") und das Meer. Hemingway lässt grüßen. Das Farbenspiel des Sonnenuntergangs, extra für uns. Das Konzert der Grillen, das Schillern der Sterne, das sanfte rhythmische Rollen der Wellen - eine Multimedia-Inszenierung, die ohne Strom und Technik auskommt. Grandios.

    ******
    Zum Monument von Zalongo, hier ein aufschlussreicher Kommentar von Roland aus "komoot":

    Nahe Preveza befindet sich der Berg „Zalongo“, ein Ort mit einer traurigen Vergangenheit. Bis zum Jahre 1803 wehrten sich einige Dörfer in der Region Epirus gegen die Eroberung durch das osmanische Heer. Die Not wurde aber immer größer und so entschloss man sich, mit dem türkischen Heerführer Ali Pascha ein Friedensabkommen einzugehen. Dieses wurde allerdings nicht eingehalten und statt freies Geleit gerieten die Bergbewohner in einen Hinterhalt. Als die Frauen sahen, wie ihre Männer gefangen genommen und gefoltert wurden, nahmen sie ihre Kinder und sprangen singend und tanzend die Schlucht hinunter in den Tod, um so der türkischen Gefangenschaft zu entgehen. Auf dem Berg Zalongo wurde zu Ehren der Frauen und Kinder das riesige Monument „Tanz des Zalongo“ errichtet, das noch heute als Zeichen des griechischen Widerstandes gilt.
    Auf insgesamt über 400 Stufen gelangt man hinauf auf den Berg. Aber die Anstrengung lohnt sich. Von hier oben hat man eine fantastische Aussicht auf das Ionische Meer und das Pindos-Gebirge.
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