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  • Day 13

    San Cristóbal de las Casas

    January 22 in Mexico ⋅ ☁️ 20 °C

    Die Nacht im Lazarett ist überstanden, wenngleich ich ziemlich schlecht geschlafen habe - hier oben 2100m über dem Meer ist es doch deutlich kühler und so quält mich die ganze Nacht eine kalte Nasenspitze. Und es ist doch relativ laut mit all dem Geklapper durch die Tür, Gehuste und den old man-noises von einem wirklich alten Hostelbesucher. Nunja. Immerhin gibt es Frühstück und ich gebe dem Kaffee eine Chance - vergebens, erneut nur dirty water. Es folgt ein wenig Recherche und Planung für die kommenden zwei Wochen, was sich ziemlich verrückt anfühlt mal wieder so weit in die Zukunft zu planen. Anschließend belohne ich mich mit einem richtigen Kaffee und einem vegetarischen Bagel bei KukulPan, um im Anschluss durch die Stadt zu spazieren. Sie ist wirklich schön, überall bunte Häuser mit einer malerischen Bergkulisse im Hintergrund, viele bunte Kirchen, viel indigene Bevölkerung und bunte Märkte überall. Ich lasse einfach alles auf mich wirken, genieße den entspannten Bergdorf-Vibe und lungere ganz mexikanisch auf dem Platz vor der Kommunalverwaltung herum bis ich ganz mexikanisch bei 17°C anfange zu frieren, sodass es zurück zum Hostel geht. Hier wärme ich mich auf und gönne meinem in dieser dünnen Luft leicht desoxygenierten Körper etwas Ruhe.
    Dabei lerne ich nun auch die Quelle der old men-noises aus meinem dorm kennen - ein sage und schreibe 86-jähriger Amerikaner aus Californien (Name unbekannt) und ehemaliger Postbote, der schon 20 Tage lang im Posada del Abuelito übernachtet und mir von seinem Bettwanzenverdacht berichtet. Hätte ich eigentlich lieber nichts von gewusst. Weiter im Redefluss berichtet er, dass seine Ehefrau vor 10 Jahren verstorben ist, sie war nur 60 geworden (ja, 16 Jahre Altersunterschied) und an einer Art Magenkrebs gestorben. Leider war sie wohl primär fehldiagnostiziert worden, es folgte (of course in America) ein Gerichtsprozess, sie haben gewonnen und immerhin 1 Millionen Dollar erhalten. Nun lebt er mit seinem 40-jährigen Sohn zusammen und reist durch Mexiko und Guatemala wenn ihm danach ist. Anschließend schreibt er noch einen Eintrag in sein DIN A4-Reisetagebuch von 2024, dies sei bereits sein 20., legt sich um 20.30 Uhr ins Bett und will schlafen. Doch nein - er muss nochmal aufstehen, ein Glück ist die Toilette so nah, denn dorthin muss er schließlich mehrfach in der Nacht. Und mit diesem dezenten Hinweis auf seine Prostatahyperplasie endet die Konversation.
    Irgendwie finde ich es ja eigenartig mit 86 Jahren in einem Hostel zu übernachten, irgendwie aber doch auch amüsant und als gute Internistin hab ich einfach ein Faible für die Lebensgeschichten der alten Leute...
    Und so geht auch Tag 13 überlebt, jedoch mit Albträumen von Bettwanzen und (hoffentlich nur Phantom-)Krabbeln am ganzen Körper zuende.
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