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  • Day 35

    La Ciudad de México

    February 13 in Mexico ⋅ ⛅ 24 °C

    Nach einem letzten, wolkenlosen Sonnenuntergang in den Pazifik über den Dächern von Puerto Escondido und einem etwas holprigen Flug komme ich nun wieder 2300 m über dem Meeresspiegel in der Ciudad de México (im coolen mex-Slang CDMX) an. Leider bleibt der Höhenunterschied meinem Körper nicht ganz verborgen, sodass ich den ersten Tag mutmaßlich etwas entsättigt und wissentlich vermatscht verbringe.
    Um der schlechten Sauerstoffsättigung zu trotzen, sättige ich mich direkt mal mit einer kohlenhydratreichen Mahlzeit - Tacos al pastor und Churros rellenos (jap, gestopfte Churros) zum Nachtisch. Ziemlich lecker. Damit gesellt sich nun zu meiner Müdigkeit auch noch eine überfressene Übelkeit hinzu - gut gemacht.
    Der nächste Tag - el día del amor y la amistad - beginnt und passend zum Valentinstag (und vermutlich meiner äußeren Erscheinung - es ist laundry day und so lässt meine modische Erscheinung noch mehr zu wünschen übrig als sowieso schon in meinem üblichen Backpacker-Standard) macht mir mein Kaffee ein Kompliment: "caution hot! Solo traveler". Ach Mensch, danke!
    Sobald meine in Verlegenheit geröteten Wangen wieder ihre Normalfarbe annehmen, starte ich meinen Städtetrip mit einer free walking tour durch das Centro histórico. Selbst unter normalen Umständen fällt es mir schon schwer gerade Fotos zu schießen (ich scheine einen ziemlichen Knick in der Optik zu haben), hier fällt es mir jedoch nochmal deutlich schwerer, diesmal liegt es allerdings nicht an mir. Aber dafür muss ich etwas ausholen.
    Alles begann mit einem Adler, der auf einer Insel des Texcocosees auf einem Kaktus saß und eine Schnecke fraß (die im Laufe der Zeit in den Erzählungen zur Schlange wurde). Dies sahen die Azteken als Zeichen hier ihre Stadt zu errichten und so war der Grundstein für Mexico-City gelegt. Die Azteken errichteten ihre Pyramiden auf den Inseln, die durch Kanäle verbunden waren bis schließlich die Spanier einfielen, die Stadt eroberten und die Pyramiden zerstörten, jedoch meist nicht in Gänze. Auf das übriggebliebene Fundament der Pyramiden bauten sie ihre Gebäude, zum Teil auch aus den Steinen der zerstörten Pyramiden, unter anderem die Catedral metropolitana. Mit der Zeit wuchs die Stadt und die Kanäle wurde zugeschüttet. Da der Untergrund jedoch an diesen Stellen weiterhin weich ist - immerhin war das mal ein See - sacken diese Teile der Stadt nun ab und zwar all die Gebäude(-teile), die nicht auf ein aztekisches Bauwerk errichtet wurden. Und so stehen mittlerweile einige der Gebäude - wie unter anderem die Catedral metropolitana - krumm und schief. So kommen immer mehr aztekische Bauwerke an die Oberfläche und scherzhaft sagen die Mexikaner die Azteken erobern sich ihr Reich zurück. Gefällt mir irgendwie die Geschichte und ich finde es beeindruckend mit welcher Gelassenheit die Mexikaner in ihrer sinkenden Hauptstadt leben.
    Dann passieren wir noch den Plaza Santa Domingo, auf dem - und das ist ein offenes Geheimnis - an kleinen Ständen hinter den Postkartenmalern gefälschte Dokumente verkauft werden. Platz 1 der gefälschten Dokumente belegen wohl Universitätszertifikate - nun ist also der Moment für einen Berufswechsel gekommen! Mit der Zeit hat sich so auch eine Redensart hieraus entwickelt - "hast du etwa an der Santa Domingo-Universität studiert?". Sollte man das also eines Tages mal hören - das ist kein Kompliment.
    Danach folgt ein kleiner Spaziergang und ich fahre zum Aussichtspunkt des Torre latinoamericana in die 44. Etage hinauf. Wahnsinn wie groß die Stadt ist, sie scheint überhaupt kein Ende zu nehmen am Horizont. Eigentlich will ich mir danach noch die Murales von Diego Rivera im Palacio Nacional ansehen, da der Präsident hier jedoch wohnt, ist das nicht so einfach und so muss ich das auf den nächsten Tag verschieben. Passt aber auch, so seh ich Diego und Frida wenigstens an einem gemeinsamen Tag. Und so überlebe ich die Tage 35 und 36 in der sinkenden Stadt.
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