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- May 9, 2025, 4:05 PM
- ☁️ 22 °C
- Altitude: 1,453 m
RwandaKabinzi1°42’16” S 29°14’51” E
Goma

Ankunft an der Grenze am Nachmittag, Erstaunlicherweise ein reger Grenzverkehr, jedenfalls was LKW angeht. Auch sichtbar reiche Geschäftsleute passierten die Grenze ohne Kontrolle in ihren fetten SUV. Der so genannte "One Boarder Post" funktiontierte wie eh und je. Eine lange Schlange an der "Sortie" (also ruandische Seite), in die ich mich brav einordnete. Um dem Inhalt meiner Intentionen Nachdruck zu verleihen, hatte ich mir ein Collarhemd und ein Jacket angelegt. Um mein Visum zu erhalten, musste ich in die Heiligen Hallen der Direktion über der Abfertigungshalle hinaufsteigen
Aufgrund meiner Kleidung wurde ich sofort mir der Anrede "Mon Pére" begrüßt. Keine Nachfrage, was ich hier wollte, nur eine Gratulation zum neuen Papst für mich (passiert ja sonst auch nicht so oft). Als ich mich schließlich outete, als Protestant unterwegs zu sein, lachte der Beamte schelmisch und bat darum, dass er mich trotzem als "Mon Père bezeichnen dürfe.
Als ich den Raum verließ, war mein erster Gedanke: Als Rebellen in der besetzten Stadt wissen sie nur zu gut, ihr Spiel zu spielen. Aber das war es letztlich nicht, so gerne ich das auch immer politisch betrachte. Es war ein freundliches, klares und trotzdem zielgerichtetes Gespräch. Natürlich machen die M23 auch damit Propaganda, dass sie Leute hereinlassen und willkommen heißen. Aber vielleicht muss man tatsächlich einfach nur einmal den Moment sehen, in dem ein fähiger und freundlicher Beamter der Einwanderungsbehörde seinen Job macht. Natürlich eine Begegnung unter besonderen, angespannten Umständen. Aber alle Begleitbriefe, um die ich im Vorfeld gebeten und sie auch noch erhalten hatte, blieben in der Tasche. Als alter Hase war ich hier einfach nur - willkommen.
Der Öffentlichkeitsbeauftragte der Partnerkirche, Sedekie, der mich an der Grenze in Empfang nahm, wusste selbst über dieses Prozedere nicht Bescheid. Auf meine Nachfrage hin hieß es: Du bist der erste Besucher seit Januar. Das ist kaum zu fassen. Wo bleibt die VEM (Vereinte Evangelische Mission Wuppertag) mit ihrer "Partnerschaftskultur" in diesem furchtbaren Krieg? Hier kämpfen die Menschen täglich um ihr Überleben, zwar schickt man Geld, das ist auch gut, aber Besuche sind doch gerade jetzt das Wichtigste in dem, was globale Partnerschaft in den Kirchen ausmacht. Ich bin jetzt noch mehr gespannt auf die Begegnungen.
Die zwei Kilometer auf und ab von der Grenze, die wir gefahren sind, lassen nicht Gutes für die Menschen erahnen, Nur sehr langsam kehren Geldwechsler und Handyjungs in das Straßenbild zurück, Immerhin gelang es einem von Ihnen, meine SIM Karte wieder zu aktivieren, sodass ich sowohl Internet als auch Telefon auch unabhängig vom Hotel nutzen kann.
Es ist natürlich viel zu früh, und vielleicht sehe ich auch Gespenster, aber bei fast allen Begegnungen meine ich eine Art Traurigkeit hier zu spüren, die vorher so nicht vorhanden war. Das ungezwungene und freundliche Lachen so vieler hier ist einer freundlichen und höflichen Fassade gewichen. Vielleicht auch Angst oder Unsicherheit. Denn wem kann man/frau angesichts der Entwicklung jetzt noch vertrauen? Der große Unterschied zwischen Ruanda und dem Kongo war bis Januar 2025 immer: Im Kongo wurde immer über alles geredet, auch jeder Schwachsinn, aber es wurde geredet, erzählt, auch jede Verschwörungstheorie gerne mal verbreitet, der Präsident iund die Regierung kritisiert, Witze gemacht, trotz Krieg und Leid. Und es wurde immer heiß diskutiert. Sollte das jetzt so schnell anders geworden sein?Read more