France
Guéret

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Travelers at this place
    • Day 88

      Gueret

      August 4, 2018 in France ⋅ ☀️ 28 °C

      Wow - heute ist Moritz 650km gefahren!
      Vor Fahrtbeginn hat er sich aber beim Auto-Check (den wir vor jeder Fahrt machen) die Krone seines Schneidezahns abgeschlagen.
      Eigentlich wollten wir einen Stop kurz vor Bordeaux machen, da Moritz aber in Fahr-Laune war sind wir dann weiter bis zum nächsten Stop. Nach 10 Stunden Fahrt kommen wir an einem Campingplatz an einem See an. Wir gehen gleich eine Runde schwimmen. Der See ist bachal warm. Zurück am Platz gibt es eine unschöne Überraschung, der Kühlschrank kühlt nicht. Wir stehen wohl zu schräg. Also suchen wir noch einen anderen Platz und parken um. In Deutschland müssen wir das Kühlmittel auffüllen lassen, dann ist es kein Problem mehr, wenn wir leicht schräg stehen.Read more

    • Day 12

      Tiefpunkt

      May 2, 2019 in France

      Trip 5, Tag 12, Wandertag 9:
      Malleret-Boussac - Guéret, 36,9 km, Steigung 640 Meter, reine Gehzeit 7:30, Donnerstag, 2.5.2019

      Die lichte Transparenz und die leuchtenden Pastellfarben unserer Vorhänge von gestern wurden an diesem Morgen von dem Tristen, draußen, eliminiert. Auch das Krähen der Hähne und das Gackern der Hühner hatte gegen das massive Geplätscher des „Schnurregens“, der durch unser weit geöffnetes Fenster herein plärrte, keine Chance. Das Cello-Konzert meines Handy-Weckers, das Punkt 6:30 ertönte, fügte der Szenerie noch die fehlende Melancholie hinzu. Schlagartig wurde klar, dass damit eine Woche Urlaub, komprimiert auf den gestrigen Tag, nun sein abruptes Ende fand. Es war, als ob wir für diesen Einen, herrlichen Tag, heute wieder büßen müssten. Alles tat noch weh, alles! Ein Tag frei war nichts für unsere geschundenen Knochen.

      Ohne auch nur ein überflüssiges Wort zu verlieren, spulten wir unser zeitoptimiertes, morgentliches Programm ab. Immer noch hinkend und völlig verpennt, schlichen wir uns die Treppe zur Stube hinunter.
      Erikas leckeres Frühstück war unser willkommenes Alibi um den Wanderstart wenigstens noch etwa hinauszögern, reiner Selbstbetrug bei der voruns liegenden, zehnstündigen Wanderung.

      In den letzten fünf Tagen vor unserem eintägigen „Urlaub“ im „Le Rianon“, sind wir 145 Kilometer marschiert, jeden Tag fast dreißig Kilometer. Der heutige Tag aber würde uns mit seinen fast siebenunddreißig Kilometern alles abverlangen, unsere bisher längste Tagesstrecke. Alles ab dreißig Kilometern ist pathologisch, das kennen wir schon, mangelnde Übernachtungsmöglichkeiten zwingen uns zu dem neuen Rekord.

      Erschwerend kommt eine durchwachsene- aber unvermeidbare Streckenführung hinzu. Zwar durchqueren wir die ersten fünfundzwanzig Kilometer vielversprechendes-, ländliches Frankreich, dafür werden wir aber die letzten zwölf Kilometer büßen und reichlich Bekanntschaft mit einer französischen Autobahn machen. Komoot lässt uns nicht erkennen, ob wir gefahrvoll direkt auf ihrem Standstreifen marschieren-, oder vielleicht parallel einen Weg dort finden werden.

      Ziel heute ist das Hotel „Brit Hotel Comfort Auclair“ in „Guéret“, immerhin eine Stadt mit fünfzehntausend Einwohnern. Wenig Aufregendes war im Internet darüber zu finden, kein gutes Vorzeichen.

      Das unablässige Plätschern draußen und das wenige Tageslicht, dass die Fenster beim Frühstückstisch nur verhalten preisgaben, ließen keinen-, aber auch gar keinen Zweifel daran, was uns heute bevorsteht.

      Erica sah uns mitleidig hinterher als wir uns nur höchst widerwillig, gegen neun, bei strömenden Regen und einer Eiseskälte, in voller Regenmontur, vom „Le Rianon“ entfernten. Den Koffertransport zum abendlichen Hotel wollte Rob erledigen.

      Den Regenhut tief ins Gesicht gezogen stapften wir mit wetzenden Regenklamotten stumpf und kommentarlos vor uns hin. Unsere Laufschuhe waren schon nach den ersten hundert Metern glitschnass, und es war kalt, sehr kalt, Anfang Mai bei schlechtem Wetter eben. Nichts erinnerte mehr an den schönen Tag gestern, es war eine andere, eine zutiefst düstere Welt. Jeder, vom Huhn bis Menschen, hatte sich längst in eine warme- und trockene Sicherheit gebracht.

      Nach rund sechs Kilometern liefen wir in „Clugnat“ und seinen 645 Einwohnern ein. Der Regen hatte endlich Erbarmen mit uns. Die tiefhängenden Regenwolken machten aber keinen Hehl daraus, dass sie es sich jederzeit anders überlegen könnten.

      „Clugnat“ ist eine Gemeinde im französischen Zentralmassiv. Sie gehört zur Region Nouvelle-Aquitaine, zum Département „Creuse“, zum Arrondissement „Aubusson“ und zum Kanton „Boussac“ (Falls es der frankreichinteressierte Leser genau wissen möchte).

      Bis hierhin hatten wir so gut wie nichts von unserem Weg mitbekommen. Fotografieren war wasserbedingt ebenso wenig möglich wie ein umherschweifender Blick. Unsere vom Regenhut geschützten Häupter waren die ersten Kilometer ausschließlich zur Straße geneigt, um dem reichlich angesammelten Regenwasser einen geordneten Abfluss von der Hutkrempe zu ermöglichen.

      „Clugnat“ war eine unauffällige- französische Kleinstadt der, wie bei fast allen ländlichen Kleinstädten hierzulande, die meisten Einwohner durch Abwanderung verloren gingen. Vor 60 Jahren zählte der Ort noch doppelt so viele Bürger.
      Ausgerechnet hier auf dem Dorfplatz, dessen Zentrum wie so oft von einem monomentalen Kriegerdenkmal „verziert“ wurde eine geöffnete Apotheke vorzufinden, grenzte schon fast an ein Wunder. Wir nutzten die Gelegenheit und deckten uns mit Blasenpflastern in allen Formen, Farben und Größen ein. Besonders Marion hatte vorzusorgen für die blasenfördernde Distanz.

      Nunmehr ein wenig glücklicher, weil in vermeintlicher Pflaster-Sicherheit wägend, trieb uns die Neugier in die alte, wenig geschmückte Kirche „Saint-Martial“, schräg gegenüber der Apotheke, ebenfalls am Dorfplatz gelegen.

      Ihre Wandgemälde, ein wenig an Höhlenzeichnungen erinnernd, waren alt, sehr alt. Ich würde auf frühes Mittelalter tippen. So etwas hatte ich bis dahin noch nie gesehen. Durch die fast „primitiv“ wirkenden Wandbemalungen konnte ich das Alter des Kirchleins visuell erfühlen, beeindruckend.

      Obwohl ich zur spirituellen Welt genauso wenig Zugang habe wie ein Mensch zum nächstgelegenen Sonnensystem, verspüre ich dennoch in derart alten Kirchen so etwas wie Ehrfurcht. Sie stehen einfach da, erhaben über allem was ihnen schaden könnte, ein Fels in der Brandung. Diese hier ist gut eintausend Jahre alt, eintausend Jahre, das muss man sich einmal vorstellen. Eintausend Jahre brachte sie den Menschen Glück und Leid, bescherte ihnen Macht und Intrigen, war Lichtblick und düsterer Abgrund zugleich. Alles hatten Menschen hier erlebt, Gutes wie Böses.
      Für mich sind die zu erahnenden „Kirchen-Lebensläufe“ beeindruckend und beklemmend zugleich, egal ob es sich um eine monumentale Kathedrale oder um ein uraltes, vor sich hin moderndes Dorfkirchlein handelt, nur die Dimensionen und die Bedeutung der Protagonisten ändern sich.
      Auch hier erfühle ich so viel Geschichte, von der sie mir nichts erzählen will, schade. So gerne hätte ich dem Kirchlein zugehört, um „Früher“ zu verstehen. Vermutlich aber ist es besser die Geschichte dort zu lassen, wo sie ist, begraben unter meterhohem Schweigen.

      Die „Rue Jules Ferry“ führte uns hinaus aus dem unbedeutenden Ort, neues Zwischenziel war das vier Kilometer entfernte „Ligondeix“, nur eine Handvoll Häuser und noch viel unbedeutender als „Clugnat“.
      Die Wolken waren eine latente Bedrohung, dennoch war der Regen gnädig und erlaubte den gewohnten Weitblick über leichtes, unglaublich grünes Hügelland, wie immer war es menschenleer. Die dunklen Wolken überzogen es mit einem morbiden Vorhang, unserer Stimmung nicht unbedingt zuträglich. Die zarten Temperaturen taten ihr Übriges, Klimaerwartungsindex 20%.
      Über „Ligondeix“ kann ich nichts berichten. Hier gibt’s einfach nichts, worüber man berichten könnte, gefühlt das Ende der Welt. Bestimmt hätte „Ladapayre“, sechs Kilometer weiter, mehr zu bieten, es konnte gar nicht anders sein.

      Die kleine Landstraße „D68“ versprach uns direkt dort hinzubringen. Genau der Typ Straße den ich so liebe, keine Autos, viel Natur, gut zu gehen. Man fragt sich unweigerlich, wozu sie überhaupt gebaut wurde.
      Durch die weiterhin morbide Wolkenstimmung wurde die Anmut der Landschaft zur Theorie. Sie vermochte es nicht uns auch nur ein einziges Lächeln auf die Lippen zu zaubern. Unsere sonst so reichlich vorhandenen Gesprächsthemen wurden Opfer unseres leidvollen Schweigens. Die Songs, der sanft aus meiner „JBL Clip-2“ Box tönenden „Joni Mitchell“ gaben ihr Bestes, um uns von dieser Monotonie abzulenken, vergebens, war doch ihre Musik an sich schon melancholisch.

      Einen guten Kilometer vor „Ladapayre“, riss uns das aggressive Gekläffe unzähliger Köter, irgendwo hier in der Nähe, aus unserer morbiden Lethargie, leichte Panik stieg in uns auf, ganz langsam, Zentimeter um Zentimeter, immer dem Hals entlang.
      Es war uns nicht möglich die Richtung zu erkennen aus der die Bedrohung kam. War es eine freilaufende Meute? Mit jedem Schritt wurde das Gekläffe bedrohlicher, ich verfluchte jeden Einzelnen von Ihnen, es fiel mir nicht sonderlich schwer. Angespannt folgten wir langsam der kleinen Straße.
      Erst hinter der Kurve wurde die Szenerie klarer, es war ein großes, eingezäuntes Gelände, Hundeknast. Um die zwanzig größeren Jagdhunde, alle bestimmt reinrassig, machten Ihren im Knast angestauten Aggressionen Luft.
      Das Gekläff war ohrenbetäubend, einen Aufseher gab es nicht. Und obwohl sie alle eingezäunt waren, schafften sie es uns eine ordentliche Portion Angst einzujagen. Immer noch steckte uns das Erlebnis mit dem Stier und seinen Kühen, vor zwei Tagen, in den Knochen. Unser Vertrauen in eingezäuntes Gelände hatte sich seitdem in Luft aufgelöst.
      Mit der Distanz wurde die Meute bedeutungslos, nur der unbekannte Züchter bekam noch sein wohl verdientes, verbal-virtuelles Fett ab.

      Emotionslos erreichten wir nach gut sechzehn Kilometern die Église „Saint-Sulpice“ am Ortsrand von „Ladapayre“ mit seinen 355 Einwohnern. Das geheimnisvolle „Chateau de la Dauge“, unmittelbar davor an der kleinen Straße gelegen, straften wir mit Ignoranz, zu erschöpft waren wir, ganz zu schweigen von unserer wolkenverhangenen Stimmung.
      Die Treppe am Eingang zum Kirchlein aus dem dreizehnten Jahrhundert wurde zu unserem Pausenplatz. Immer noch in quietschenden Regenklamotten gönnten wir uns frustriert einen Müsliriegel, Low Carb, versteht sich. Danach folgten zehn Minuten Schweigen. Menschen sahen wir wie immer keine. Wir waren die Einzigen auf diesem Planeten. Mut- und kraftlos hatten wir die immer noch einundzwanzig Kilometer bis zum erlösenden Bett vor den Augen, eine schier unlösbare Aufgabe. Ganz zu schweigen von den nebulösen, letzten zwölf Autobahnkilometern, von denen wir immer noch nicht wussten, wie sie zu meistern wären.

      Mit dem einundzwanzigsten Kilometer liefen wir in „Puy Gaillard“ ein. Nicht, dass die rund zwanzig Häuser und Bauernhöfe es irgendwie verdient hätten, hier erwähnt zu werden. Nein, es war der Himmel, der sich hier zum ersten Mal öffnete und der Sonne für einen kurzen Augenblick eine Bühne eröffnete, spannende Unterhaltung für uns armselige Kreaturen. Schwer zu beschreiben, wie sehr uns ihr gleißendes Licht das Leben zurückgab, es war gewaltig.

      Hinter Moulantier verließen wir die kleine, nahezu unbefahrene Straße und folgten einem Feldweg bis Ajain und seinen 1.130 Einwohnern. Der eineinhalb Kilometer lange Wanderweg wurde zum überwältigenden Naturschauspiel voller landschaftlichen Überraschungen und mit einem kaum zu überbietenden Wolkenspektakel, bei dem die Sonne stets die Oberhand behielt, reines Balsam für unsere geschundenen Seelen.

      Wir passierten eine Leerstehende- und unübersehbare alte Kloster- oder Schlossanlage, oder so etwas ähnliches, Schutz für die „Église de l'Assomption-de-la-Vierge d'Ajain“ aus dem dreizehnten Jahrhundert. Sie verbarg sich unmittelbar dahinter.
      Obwohl wir bereits vierundzwanzig Kilometer auf den Sohlen hatten-, eine konditionelle Grenze an der der Spaß langsam ein "Loch" bekam und an der man sich jeden überflüssigen Schritt nur noch nach genauer Abwägung genehmigt, konnten wir es nicht lassen einen Blick hinein ins modernde Kirchlein zuwerfen. Einmal mehr beeindruckend, Säulen mit mittelalterlichen Fratzen, ungewöhnliche Wandgemälde, kaum beachtete Kunstschätze beim Altar. Meinen „Splin“ mit der ungläubigen Ehrfurcht kennt ihr ja bereits.

      Kurz hinter dem Ortsausgang von „Ajan“ bekam der erst vor Kurzem wieder gewonnene Spaß weitere Blessuren, wir erreichten die „Route de Guéret“. Die Bundesstraße war diejenige, die nach rund zwei Kilometern irgendwo auf die Autobahn „Route Centre-Europe-Atlantique“ stoßen sollte, dort, wo auch das vermeintlich nebulöse Ende unserer heutigen Wanderung beginnen würde. Alles war möglich, auch eine Premiere auf dem Standstreifen der Autobahn, wir wussten es einfach nicht, Komoot konnte uns hier nicht weiterhelfen.

      Die nun folgenden, zehn Kilometer auf der „Route de Guéret“, waren wider Erwarten alles andere als schlimm oder nebulös. Die nahezu unbefahrene Bundesstraße (Der Verkehr hatte sich auf die Autobahn verlagert) verlief einfach in unmittelbarer Nachbarschaft zur parallel verlaufenden Autobahn, ohne Verkehrsstress, dafür aber mit jeder Menge Lärm den diese zu uns herüber plärrte.

      Nach dem dreißigsten Kilometer, immer noch auf der „Route de Guéret“, schmerzte bereits jeder Schritt. Obwohl wir nun bereits seit acht Stunden auf den Beinen waren und dabei deutlich mehr Tiefen als Höhen ertragen mussten, waren es immer noch sieben Kilometer bis zum rettenden Bett. Stumpf taumelten wir nebeneinanderher, das Dröhnen der Autobahn, direkt neben uns, wurde zur latent-akustischen Folter.

      Kurz vor „Guéret“ entledigte sich die Autobahn von der Hälfte ihrer gestressten Fahrer und ergoss sie auf unsere „Route de Guéret“, die nun zum zubringenden Verkehrsmonster mutierte, Feierabendverkehr!

      Zu unserem pathologischen Leid gesellte sich nun auch noch der ohrenbetäubende Zubringerverkehr, jeder wollte jeden an Lautstärke übertreffen, Gewinner waren hier eindeutig die Mopeds die auch bei den Abgasen auf den vorderen Rängen zu finden waren. Kaum zu glauben, dass mit nur 15.000 Einwohnern eine solche Effizienz an Lärm- und Abgas-Emissionen erreicht werden kann. Und dann war da noch die Stadt selbst, die sich immer mehr entlang der Einfallsstraße zum hässlichen Monster aufbaute und dabei selbst die Einfallsstraßen von Offenbach in den Schatten stellte (Die Offenbacher mögen mir das schlechte Rating eines Außenstehenden gegenüber ihrer Stadt bitte verzeihen).

      Mit dem fast siebenunddreißigsten Kilometer und nach neuneinhalb Stunden auf den Beinen, erreichten wir humpelnd, völlig kraftlos, hungrig, verdreckt und desillusioniert, das nicht gerade einladende „Brit Hotel Comfort Auclair“. Rob hatte unsere Koffer netterweise bereits heute Vormittag schon hier abgegeben.

      Schweigend bezwangen wir in Rekordzeit den Hunger mit einem überdimensionalen Steak, im knallroten-, hoteleigenen Steakhaus.

      Fitbit, mein Fitness Tracker, zeigte mir für heute 51.587 Schritte- und 6.378 Kalorien Energieverbrauch an. Cool, reinhauen was geht und dennoch abnehmen!

      Nun hatten wir keine Zeit mehr zu verlieren und nur noch einen Gedanken im Kopf: Duschen und schlafen, schlafen, schlafen!
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    You might also know this place by the following names:

    Guéret, Gueret

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