Ghana
Mpraeso

Discover travel destinations of travelers writing a travel journal on FindPenguins.
Travelers at this place
    • Day 3

      Akwaaba! - Willkommen!

      February 14, 2023 in Ghana ⋅ 🌩️ 25 °C

      Akwaaba! So heißt „Willkommen!“ auf Twi, der gerade in Südghana am weitesten verbreiteten Sprache.

      Ich bin gegen 07:30 aufgewacht und traf im Essensraum direkt auf die vier anderen Famulantinnen, die gerade hier vor Ort sind: Isa und Amelie aus Deutschland und Alicia und Maria aus Spanien. Außerdem war Uwe (gesprochen Uwi) in der Küche am Rührei machen. Uwe arbeitet für Torben und Portia und ist der Mann für alles.

      Die vier erzählten mir ein wenig von den Kliniken, aber da ich in einer anderen eingeteilt war, konnten sie mir keine Details zu den Stationen und der Arbeit geben. Jedenfalls schien auch die Famulatur in Ghana ein sehr lockeres, entspanntes Konstrukt zu sein.

      Als nächstes lernte ich Mila kennen, die vierjährige Tochter von Torben und Portia, super süß! Torben begrüßte mich sehr herzlich und gab mir eine ghanaische SIM-Karte und meine ersten Cedis. Er würde mich später noch in Obomeng herumführen und mir den Markt in Mpraeso zeigen.

      Vorher wollte ich jedoch mein Zimmer und besonders mein Moskitonetz besser herrichten, als ich es am Abend zuvor schlaftrunken versucht hatte. Ich hatte ein Zimmer für mich allein bekommen, mit drei einzelnen Betten, einem Regal und einer Glühbirne. Sehr spartanisch, wie das ganze Haus, aber sauber und ruhig. Mit vier Nägeln stand das Moskitonetz ratz-fatz optimal, im Bett liegend wirkt es jetzt beinahe wie der Baldachin eines Himmelbetts.

      Dann ging es mit Torben los ins Dorf. Obomeng liegt auf einem Hügelrücken und besteht aus vielen einzelnen Häusern mit einer Menge Grün und Sandpisten dazwischen, umrahmt von weiteren bewaldeten Hängen. Hier vor Ort gibt es zwar ein paar kleine Lädchen und Stände für das nötigste, aber letztlich muss man für Einkäufe mindestens nach Mpraeso fahren, ungefähr fünf Minuten mit einem der unzähligen Taxis.

      Die Taxis sind hier das Hauptverkehrsmittel. Wenn man irgendwo hin möchte, beginnt man einfach in die entsprechende Richtung entlang der Straße zu laufen. Von hinten kommende Taxis hupen und wenn man darauf reagiert, werden sie so langsam, dass man dem Fahrer sein Ziel zurufen kann. Wenn das Ziel zu dem der anderen Mitfahrenden passt oder auf der Strecke liegt, steigt man einfach dazu, drei Kilometer kosten circa 5 Cedi (40ct), die Preise sind spottbillig. Für überregionale Fahrten nimmt man entweder ein Trotro (die Sammelbusse) oder mietet einfach als Gruppe ein ganzes Taxi.

      Der Markt in Mpraeso ist verwinkelt und besteht letztlich nur aus einem Dutzend verschiedener Shoparten, die sich immer wieder abwechseln. Torben wusste ziemlich genau was er wo kaufen wollte, entsprechend war nicht so viel Zeit zum Bummeln, aber das hole ich sicher noch nach.

      Am beeindruckendsten war das Schlachthaus bzw. die Metzgerei, auch wenn dieser Begriff hier nichts mit dem zu tun hat, was wir uns in Deutschland darunter vorstellen. Das Fleisch liegt einfach ungekühlt auf Fliesentischen und wird zerkleinert, es riecht sehr streng und wenn man nur lange genug sucht, findet man wirklich ALLES, was ein Tierkörper zu bieten hat. Tatsächlich kommt auch das Fleisch für unsere Mahlzeiten von dort, aber ich vertraue einfach darauf, dass Portia und Uwe wissen, wie sie es richtig zubereiten müssen. Da die anderen Volunteers auch nicht mit einer Lebensmittelvergiftung in der Ecke liege, wird es schon gehen. Und lecker ist das Essen auf jeden Fall!

      Leider ist es schwierig vom alltäglichen Leben hier Fotos zu machen, weil die Ghanaer dem oft skeptisch gegenüberstehen. Wenn man vorher fragt, haben sie dann meistens aber doch nichts dagegen, nur Schnappschüsse sind unangebracht. Deshalb werde ich wohl aktiv Nachmittags losziehen und mit genug Zeit versuchen müssen, einige Aspekte einzufangen, statt einfach immer alles abzulichten.

      Nachdem Torben alles gekauft hatte, was Portia ihm aufgetragen hatte, ging es wieder zurück zu unserem Haus. Mittlerweile waren es schwüle 36 °C und ich war ziemlich müde, also hing ich nur auf den Sofas herum, bis die Mädels von der Famulatur kamen und es Mittagessen gab.

      Den Nachmittag über lernte ich die anderen Volunteers langsam kennen, die Namen saßen immer sicherer und ich hatte das Gefühl, endlich richtig angekommen zu sein.

      Vor dem Abendessen, es war inzwischen dunkel und etwas kühler, überredeten Isa und Amelie mich noch zu einem Workout auf dem Hof. Die Bewegung tat gut, aber der Schweiß floss wirklich in Strömen an mir herunter, sodass ich direkt im Anschluss das erste Mal „duschen“ gehen musste. Die Dusche ist hier eine Badewanne ohne Wasseranschluss (es gibt im gesamten Haus kein fließendes Wasser) und ein Eimer mit einer großen Kelle. Etwas gewöhnungsbedürftig, aber sauber wurde ich trotzdem.

      Zum Abschluss des Abends spielten wir noch etwas Karten und gingen dann recht früh ins Bett, die Hitze hatte zumindest bei mir wirklich ihren Tribut gefordert!
      Read more

    • Day 2

      Endlich angekommen

      February 13, 2023 in Ghana ⋅ 🌩️ 25 °C

      Man könnte meinen, mit meiner Ankunft in Accra wäre der größte Teil der Reise geschafft gewesen. Weit gefehlt! Zunächst musste ich vor dem Flughafen versuchen, in dem Gedränge aus Taxifahrern, die mich alle mitnehmen wollten, das You4Ghana-Schild auszumachen. Ich sollte von zwei anderen Freiwilligen, die das Wochenende in der Nähe von Accra mit Surfen verbracht hatten, eingesammelt werden, um dann mit ihnen und Portia, der Ehefrau von Torben, dem Chef der Organisation, nach Obomeng zu fahren.
      Henning und Bent standen winkend am Rand der Menge und ich wurde von ihnen herzlich empfangen. Die beiden erklärten mir, dass es völlig unklar sei, wann wir losfahren und erst recht, wann wir ankommen würden. In Ghana müsse man sich halt treiben lassen.

      Nach einer halben Stunde kam William, unser Taxifahrer, und wir fuhren zu einer Tankstelle in der Nähe, wo wir uns mit Portia treffen sollten. Diese lies sich aber ordentlich Zeit und nach einer weiteren Stunde, unser Fahrer war mittlerweile wer-weiß-wohin verschwunden, konnte ich meinem Hunger nicht mehr standhalten. Ich weiß, es ist einfach traurig, aber es gab keine andere Möglichkeit: Mein erstes Essen in Ghana waren Pommes bei Burger King.

      Dann tauchte Portia irgendwann auf, aber weil der Fahrer ja gerade nicht da war, kauften wir uns erst mal zwei Flaschen ghanaisches Bier und setzten uns auf den Kofferraum des Taxis. Die kalten Flaschen waren in der schwülen Hitze eine Wohltat und da ich auch kein Wasser mehr hatte, war die Flüssigkeit auch wichtig. Dann tauchte Wilson, der Fahrer, endlich auf, aber Portia hatte sich jetzt mit einem Bekannten verabredet, der ihr noch etwas vorbeibringen wollte. Also mussten wir weiterhin warten und konnten letztlich erst 20:00 Uhr in das Verkehrschaos starten.

      Die Fahrt war ein Abenteuer für sich. Theoretisch entspricht die ghanaische Straßenverkehrsordnung ziemlich genau der deutschen, praktisch wird allerding ALLES mit der Hupe geregelt und ansonsten ist alles erlaubt, was irgendwie passt. Ein Glück ist das Verkehrschaos in Accra so gewaltig, dass die Geschwindigkeiten selten über das Schritttempo gestiegen sind. Dies machten sich auch die unzähligen Verkäufer zu Nutzen, die zwischen den Autos alles anboten, was ein Mensch irgendwie auf dem Kopf balancieren kann. Egal ob Wasser, Snacks, Handtücher, Klopapier, Waschmittel, Brot, für jedes Produkt gab es den richtigen Verkäufer.
      Accra als Stadt scheint kein richtiges Zentrum zu haben, es herrscht absoluter Wildwuchs. Ein Zitat aus meinem Reiseführer kam mir auf der Fahrt in den Kopf: „Der Besucher Accras wird sich nie sicher sein, ob er sich jetzt schon in einem Slum befindet, oder ob es sich um ein ganz normales Viertel handelt.“ Lediglich die wenigen Apartment Blöcke, die zwischendurch hochragten, waren eindeutig der neueren ghanaischen Wohlstandsschicht zuzuordnen. Entlang der Hauptstraße, mal einige Meter besser ausgebaut als deutsche Autobahnen, dann wieder lediglich eine Sandpiste, reihten sich die halb fertigen Bauruinen aneinander und vor diesen Bauten herrschte reges Treiben an Garküchen und Verkaufsständen.

      Auf der Straße selbst fuhr alles, was einen Motor und genug Räder hatte, um noch irgendwie als Fahrzeug durchzugehen. Besonders die Trotros, eine Art Sammeltaxi in VW-Bus-Größe, vielen mit ihrem oft desaströsen Zustand auf. Da unser Taxi leider keine Klimaanlage hatte (ansonsten war es im Vergleich in hervorragendem Zustand, sogar mein Anschnallgurt funktionierte), mussten wir die Fenster offenlassen und bekamen die volle Ladung an Abgasen und Staub ab, die die Straße zu bieten hatte.

      Ab und zu fuhr unser Taxifahrer einfach rechts an die Häuser heran und stieg aus, um irgendwen zu grüßen. Mir ist es ein absolutes Rätsel, wie er es zustande gebracht hat, jemanden in diesem Chaos zu entdecken. Einen der Stopps nutzten wir, um etwas zu Essen und zu Trinken zu besorgen, wir waren schon eine gute Stunde unterwegs. Da ich noch keine Cedis (die ghanaische Währung) hatte, gab mir Portia an einem der Stände eine Portion gebratene Nudeln mit Ei und Fisch aus, scheinbar ein typisches Gericht am Wegesrand. Henning kaufte sich zwei Fleischspieße, die noch warm in gemahlenem Pfeffer gewälzt wurden und entsprechend scharf waren. Ehrlich gesagt hätte ich von mir aus NIEMALS dort etwas zu essen gekauft, aber Portia versicherte mir, dass ich mir keine Sorgen machen müsse und so ließ ich es mir schmecken. Es war super lecker!
      Die Fahrt ging weiter und allmählich überkam mich die Müdigkeit. Die Fahrt außerhalb Accras habe ich zu meiner Schande kaum mitbekommen, aber irgendwann hielt das Taxi vor einem Tor und wir waren angekommen. In der Dunkelheit konnte ich von der Umgebung kaum etwas ausmachen, es war mittlerweile kurz vor Zwölf.

      Im Innenhof erwarteten uns die drei Hunde, aber wir hielten uns nicht lange auf und betraten das flache Wohnhaus. Portia zeigte mir nur noch schnell mein Zimmer und die Toiletten, alles weitere verschoben wir auf den nächsten Tag.

      Todmüde spannte ich noch mehr schlecht als recht mein Moskitonetz auf und legte mich ohne Decke auf meine Matratze. Die Luft war schneidend schwül und warm, nichtsdestotrotz schlief ich schnell ein – ich war endlich am Ziel meiner Reise angelangt!
      Read more

    • Day 10

      Krankenhausalltag mit Durchfall

      February 21, 2023 in Ghana ⋅ ☀️ 31 °C

      Jetzt hatte ich ihn zwei Tage lang, meinen ghanaische Alltag:
      Ab 04:00 Uhr kräht der Hahn jede halbe Stunde, um 07:00 Uhr gehorchen ich ihm und stehe auf. Die Mädels, die in Nkowkow im Krankenhaus eingeteilt sind, sitzen dann meist schon im Kasack am Frühstuckstisch, da sie früher los müssen als Tanja, Luna und ich.

      Ein Frühstück, wie wir es kennen, gibt es im ghanaischen Speiseplan nicht, es werden eigentlich die gleichen Gerichte gekocht, wie auch zu Mittag oder zu Abend, und Brot gibt es nur eine Sorte: großes, weiches Kastenweißbrot.
      In unserer Unterkunft ist das anders, hier gibt es Tee und Kaffee und immer abwechselnd Pfannkuchen, Rührei oder Porridge, dazu ein paar Marmeladen, die andere Freiwillige aus Deutschland mitgebracht haben.

      Gegen 08:15 Uhr nehmen wir drei dann ein Taxi nach Atipie und nach etwa zehn Minuten sind wir dann am Krankenhaus. Je nach dem, wie wir uns selbst eingeteilt haben, gehen wir dann in die unterschiedlichen Bereiche und versuchen irgendetwas zu lernen.

      Meinen ersten Eindruck muss ich leider korrigieren, ich habe die Hoffnung hier viel zu lernen mittlerweile aufgegeben. Außer Dr. Ahiabor habe ich noch keinen Arzt getroffen, der überhaupt Interesse gezeigt hat mich in die Visite oder Gedankengänge einzubinden. Konkret zu tun gibt es sowieso nichts, keine große Zahl an Blutentnahme oder Flexülen, die gelegt werden müssten, keine vernünftigen Patientenakten, die man studieren könnte.

      Spannend sind lediglich die Eindrücke, die man hier im Krankenhaus bekommt. Wie die OP-Säle ausgestattet sind, wie unorganisiert die Leichen"halle" ist, wie der Begriff "Sterilität" ordentlich gedehnt wird.

      Der Vorteil daran, nicht nur gefühlt, sondern tatsächlich völlig überflüssig zu sein, ist, dass allen egal ist, ob man überhaupt da ist. Eigentlich könnten wir jederzeit einfach Feierabend machen oder gleich ganze Tage frei nehmen.

      Davon musste ich auch gleich Gebrauch machen, dann leider sind meine Verdauungsprobleme schlimmer geworden. Ich hatte die letzten beiden Nächte wegen vieler Toilettengänge nicht durchschlafen können und spätestens, als ich heute beim Kaiserschnitt als Assistenz den Uterus in der Hand hielt und schon vor Bauchkrämpfen Schweißausbrüche bekam, beschloss ich, früher zu gehen und mir Morgen mal einen Tag Pause zu gönnen.

      Das beste Zeichen dafür, wie zäh Gestern und Heute waren, ist wohl, dass ich einfach gar keine Fotos gemacht habe - deshalb seht ihr einfach einige der letzten Woche!
      Read more

    • Day 11

      Ein Tisch für die Schule

      February 22, 2023 in Ghana ⋅ ⛅ 31 °C

      Dank Loperamid konnte ich die Nacht beinahe durchschlafen, trotzdem war es schön, am Morgen einfach liegen bleiben zu können.

      Theoretisch wollte ich mich den Tag über schonen und hoffentlich auskurieren, aber am Abend hatte Uwe mir erzählt, dass er in der Schule in Obomeng einen großen Tisch für die „Mensa“ bauen würde und ich konnte einfach nicht widerstehen, etwas Praktisches zu tun und ihm zu helfen. Das ganze Gebäude war ein Projekt von You4Ghana, es sollte den Schülern eine Sitzmöglichkeit zum Essen und den Verkäuferinnen einen Platz zum Kochen bieten.

      Eigentlich handelt es sich nicht um ein geschlossenes Gebäude, sondern um einen großen Unterstand mit hüfthohen Mauern auf einem richtigen Fundament. Die Bänke und Tische für die Schüler hatte Uwe bereits vor einiger Zeit fertiggestellt, aber dann war das Holz ausgegangen, weshalb die Türen und der Verkaufstresen noch fehlten. Letzterer sollte unser Tagesprojekt werden.

      Gegen 10:00 Uhr zogen wir mit Hammer, Nägeln und einer alten Handsäge los, elektrischen Werkzeug gab es nicht. Das Holz war am Vortag geliefert worden, wir mussten es allerdings erst noch quer über das Schulgelände tragen. Schon jetzt merkte ich, dass es extrem anstrengend werden würde, bei 35 Grad zu arbeiten, der Schweiß floss ordentlich.

      Uwe hatte 12 Jahre als Tischler in Ghana gearbeitet und hatte einen genauen Plan im Kopf. Er sägte die Bretter zu und ich nagelte sie zunächst zu den Fußstützen zusammen. Diese wurden durch lange Latten verbunden und über diese an der Wand befestigt. Wirklich stabil sollte das Ganze dann durch die breiten Bretter für die Arbeitsfläche werden.

      Über den Tag versenkte ich bestimmt ein-, zweihundert Nägel und unter Uwes Anleitung am Ende sogar wie ein Tischler mit zwei bis drei Schlägen! Wir kamen schnell voran und so stand schon die Grundkonstruktion, als Torben uns zum Mittag mit Gulasch und Bier versorgte, eine willkommene Abkühlung.

      Gegen 16:00 Uhr waren wir dann fast fertig, aber scheinbar war weniger Holz geliefert worden, als Uwe bestellt hatte, deshalb mussten wir unser Werk unvollendet zurücklassen. Trotzdem war ich einfach glücklich und zufrieden, wirklich etwas geschafft zu haben und etwas in Ghana zurückzulassen – und sei es nur ein unfertiger Tisch!
      Read more

    You might also know this place by the following names:

    Mpraeso

    Join us:

    FindPenguins for iOSFindPenguins for Android