Bayerischer Wald 2023

February 2023
Im ältesten Nationalpark Deutschlands vom 15. bis 19. Februar 2023. Read more
  • 21footprints
  • 1countries
  • 5days
  • 44photos
  • 0videos
  • 225kilometers
  • Day 1

    Grafenau | Wohnmobilstellplatz Kurpark

    February 15, 2023 in Germany ⋅ 🌙 0 °C

    Wir waren hin und hergerissen. Für unsere zweite Tour mit dem Wohnmobil hatten wir als Ziel den Bayerischen Wald auserkoren. Aber wenige Tage vor dem Start sah die Wetterprognose für diese Region nicht rosig aus. Unter diesem Gesichtspunkt liebäugelten wir kurzzeitig damit, alternativ Südtirol anzupeilen. Doch für diese Route sind wir nicht ausreichend vorbereitet. Österreich, das wir in diesem Fall hätten durchqueren müssen, sieht vom 1. November bis 15. April für Fahrzeuge über 3,5 t zulässiges Gesamtgewicht eine Pflicht für die Mitnahme von Schneeketten vor. Allerdings besitzen wir eine solche Ausrüstung für unseren Camper noch nicht. So beließen wir es bei der ursprünglichen Planung - unter anderem auch deswegen, weil wir auf dem Weg mit einem alten Bekannten verabredet waren.

    Die bei der Jungfernfahrt festgestellten Nachbesserungen hat der Händler des Wohnmobils in der Zwischenzeit garantiekonform durchgeführt. Dass aber bei einer Ferienwohnung auf Rädern jeder Zeit wieder - nennen wir es mal - Überraschungen auftreten können, zeigte sich bereits vor der Abfahrt. An Bord unseres Fahrzeugs ist eine moderne Technik verbaut, die uns bei der Bedienung unterstützen soll. Sobald diese aber nicht agiert wie sie soll, ist die Verwirrung erstmal groß.
    So spielte uns das Batteriemanagement einen Streich. Das Kontrollsystem ist unentbehrlich, damit die empfindlichen Lithium-Ionen-Akkus, die den Strom für die Wohnkabine liefern, bei Kälte keinen Schaden nehmen. Wenn sich jedoch die computergestützte Steuereinheit aufhängt, ist guter Rat teuer. Den lieferte uns schlussendlich der Kundenservice unseres Händlers: ein einfacher Handgriff - man muss ihn nur kennen.
    Die Heizeinheit der Batterie startete neu. Nachdem die Betriebstemperatur (größer 5° C) erreicht wurde, luden sich auch allmählich die Akkus wieder auf. Wir werden wohl ähnliche Erfahrungen noch öfters sammeln. Dadurch lernen wir aber unseren Niesmann+Bischoff Arto immer besser kennen.

    Nichtsdestotrotz verzögerte sich auf Grund dessen unsere Abfahrt auf den Spätnachmittag, was zur Folge hatte, dass wir den Münchner Berufsverkehr zu spüren bekamen. Zwischen Freising und Deggendorf trotteten wir noch einem Schwertransport hinterher, den wir nicht überholen durften. Und zu guter Letzt lotsten uns alle verfügbaren Navigationssysteme nicht über die Straßen, sondern über die Gehwege des Kurparks zum Wohnmobilstellplatz in Grafenau. Argh! Es ist zwischenzeitlich dunkel, neblig und glatt auf den Straßen geworden, als wir endlich mit Pfadfindergespür das ausgewählte Nachtlager erreichten.
    In Anbetracht der Ereignisse des Tages wollten wir heute nichts Weiteres mehr unternehmen. Markus nivellierte das Wohnmobil und bezahlte die Parkgebühr von 10 € zuzüglich 1,95 € Kurtaxe pro Person mit der Kreditkarte am Automaten, während Manuela das Abendessen vorbereitete. Mit vollen Bäuchen nutzten wir noch das öffentliche WLAN, ehe wir bald darauf müde in die Betten sanken.
    Read more

  • Day 2

    Grafenau | Kurpark

    February 16, 2023 in Germany ⋅ ☁️ 0 °C

    In der Früh spitzelten die ersten Sonnenstrahlen durch das Dachfenster. Der Nebel war weg. Wir erkannten nun, dass der Wohnmobilstellplatz mitten im Kurpark liegt. Bevor wir unsere Tour fortsetzten, wollten wir noch etwas von Grafenau sehen und drehten zu Fuß noch eine kleine Runde. Unterdessen versorgten wir das Fahrzeug mit Landstrom (0,70 € pro kWh). Die Batterie schwächelte immer noch nach der gestrigen Entladung. Schwach war aber auch, dass die Ladesäulen nur 50-Cent-Münzen annahmen.
    In Deutschland sind an Wohnmobilstellplätzen leider noch reihenweise Münzautomaten installiert. Wir haben deshalb im Fahrzeug eine Spardose aufgestellt, die wir regelmäßig mit Geldstücken füttern, um eben in solchen Situationen „flüssig“ zu sein. Glücklicherweise befanden sich darin zwei der geforderten Münzen. Wir erinnern uns dann wieder gern an unsere Reise durch Norwegen zurück, bei der uns vor Augen geführt wurde, wie einfach doch die Buchungs- und Zahlungsvorgänge sein könnten.

    Grafenau ist seit 1965 ein anerkannter Luftkurort und bezeichnet sich selbst als Bärenstadt. Das aber nicht nur, weil im Stadtwappen ein Bär dargestellt ist. Meister Petz war früher tatsächlich in dieser Gegend heimisch, wurde aber im 19. Jahrhundert gejagt und schließlich ausgerottet.
    Im Kurpark, der werbewirksam Bäreal getauft wurde, wird mit Bauwerken, Skulpturen und Accessoires signalisiert, dass man sich am „Tor zur Wildnis“ befindet. Wie gruselig. Dabei hinterlässt die Anlage auch im Winter einen sehr gepflegten und mit Ausnahme der Betonverbauung an der Promenade auch einen ansehnlichen Eindruck.

    Letztere haben wir genug gesammelt. Zumindest in der Kürze der Zeit. Das Schnupftabakmuseum hätte uns vielleicht noch näher interessiert, doch es öffnete erst um 10 Uhr seine Pforten. So lang wollten wir nicht warten. Wir hatten an dem herrlichen Wintertag andere Aktivitäten geplant.
    Read more

  • Day 2

    Neuschönau | Baumwipfelpfad

    February 16, 2023 in Germany ⋅ ☁️ 3 °C

    Ist unser Wohnmobil ein Reisebus oder ein Pkw? - Blöde Frage? Nein, mit diesem Problem mussten wir uns beim Parkplatz zum Nationalparkzentrum Lusen ernsthaft auseinandersetzen. Zum einen werden Wohnmobile per Schilder zum P1 gelotst. Dort sind aber nur Parkplätze für Busse und Autos vorgesehen. Zum anderen stellte sich die Frage bei den Parkgebühren: Bus 3 € pro Stunde, Auto 1 € pro Stunde. Aber Wohnmobile?
    Da der Busbereich verwaist war, haben wir dort passend zur Fahrzeuggröße bequem parken können. Aber auch die Pkw-Parzellen waren kaum belegt. Und der P2 war gar nicht geöffnet. Anhand des Parkplatzangebots konnten wir uns jedoch ausmalen, wie groß der Besucherandrang im Sommer hier sein muss.
    Für die zweite Frage erhielten wir erst an der Kasse Gewissheit. Der Preis entscheidet sich nämlich bereits an der Einfahrt gemäß der Sitzposition des Fahrers: wer mit der unteren Taste das Parkticket anfordert, ist ein Auto, wer die obere drückt, ist ein Bus. So war es finanziell eine glückliche Fügung, dass Manuela zur Bedienung der Ticketsäule ausstieg und sich für den unteren Schalter entschied.

    Wir sind nun also in der Wildnis angekommen. So wurde es uns zumindest in Grafenau angekündigt. Wir stehen aber schlicht und ergreifend nur am Rand des Nationalparks Bayerischer Wald. Er wurde am 7. Oktober 1070 gegründet und ist somit Deutschlands ältester. Der Ausdruck „Wildnis“ ist darauf zurückzuführen, dass im Reservat auch nach Extremereignissen wie zum Beispiel Stürme oder Borkenkäferbefall mit menschlicher Hand nicht eingegriffen wird und nach dem Motto „Natur Natur sein lassen“ der Wald sich selbst überlassen bleibt. Gleichwohl ist er für Neugierige zugänglich. 1,3 Millionen Menschen besuchen jährlich das knapp 25.000 Hektar große Areal.

    Wer sich einen Überblick über das Schutzgebiet machen möchte, ist im Nationalparkzentrum Lusen genau richtig. Im Besucherzentrum „Hans-Eisenmann-Haus“ (benannt nach dem bayerischen Forstminister, der den Nationalpark eröffnete) erfährt man Wissenswertes über die geschützten Lebensräume von Flora und Fauna. Wir konzentrierten uns jedoch auf den Ausblick von oben. Den hat man am besten vom Baumwipfelpfad. Er ist der weltweit größte seiner Art und sogar bis zur 44 m hohen Aussichtsplattform auf dem eiförmigen Baumturm barrierefrei begehbar. Mancher mag über die Eintrittspreise hadern. Diese sind mit 12 € pro Erwachsener nicht gerade günstig und können sich trotz Ermäßigungsmöglichkeiten in einer Gruppe schnell hochsummieren. Aber auch Kinder wird es auf den Holzstegen nicht langweilig. Sie kommen bei den aufgebauten Stationen interaktiv genauso auf ihre Kosten.
    Wir genossen bei herrlichem Sonnenschein das 360°-Panorama auf die verschneite Umgebung. Es ist inzwischen Mittag geworden und wir haben hier noch nicht alles Sehenswerte besichtigt. Doch bevor wir mit dem zweiten Teil loslegten, stärkten wir uns mit einer kräftigen Brotzeit im „NiBi“.
    Read more

  • Day 2

    Neuschönau | Tierfreigelände

    February 16, 2023 in Germany ⋅ ☁️ 4 °C

    Auf das Tierfreigelände waren wir schon gespannt. Dort leben unter anderem Tiere, die in freier Wildbahn gefährdet oder bereits ausgestorben sind. Da wir zum ersten Mal das Nationalparkzentrum Lusen besuchten, konnten wir uns unter dem Begriff „Tierfreigelände“ noch nichts Genaues vorstellen. Kommt hier plötzlich wie im Märchen von Rotkäppchen der Wolf um die Ecke und hat Hunger?
    Ganz so traumatisch war es dann doch nicht. Vor allem auch, weil die hier alleinlebende, 13-jährige Wölfin vor Kurzem verstorben ist. Vielmehr ist es ein unentgeltlich zugängliches Areal, in dem entlang eines 7 km langen Rundwegs großzügig bemessene Gehege angelegt sind. Vielleicht mit Ausnahme der Voliere. Die Vögel haben nach unserem Empfinden kaum Möglichkeiten, sich den neugierigen Blicken der Besucher zu entziehen.

    Für die Wanderung sollte man 3 bis 4 Stunden einplanen und ein bisschen Verpflegung mitnehmen. Start- und Zielpunkt ist der Parkplatz, auf dem wir unser Wohnmobil abgestellt haben. Sporadisch sind Toilettenhäuschen am Wegesrand aufgebaut.
    Einige Gehege waren leer. Sie werden nur in der Sommersaison bewohnt. Wir hatten aber auch Glück. Der Braunbär, der eigentlich eine Winterruhe in seiner selbstgebauten Höhle hält, ließ sich die Sonnenstrahlen auf den Pelz brennen. Im Gegensatz dazu ließen sich Biber und Fischotter leider nicht blicken, währenddessen die Gehege der Hirsche und Wildschweine sogar begehbar waren.
    Es machte zunehmend Spaß, die Tiere zu beobachten. Wir spürten einen Hauch von Safaristimmung in uns, obwohl unsere Expedition ins Tierreich rein gar nichts mit dem afrikanischen Vorbild gemein hat. Spätestens beim Luchs und Wisent (europäischer Bison) war es um uns geschehen. Solch seltene Arten besitzt nicht jeder Nachbar oder Landwirt als Haustier.
    Read more

  • Day 2

    Zwiesel | Wohnmobilstellplatz

    February 16, 2023 in Germany ⋅ ⛅ 1 °C

    Es ist spät geworden. Ein Halt in den Glasbläserhochburgen Spiegelau und Frauenau fiel deshalb aus. Wir fuhren weiter bis Zwiesel, da wir in unseren Apps einen Stellplatz am örtlichen Grenzlandfestplatz erspäht haben. Weil sich die Aufbaubatterie immer noch nicht erholt hatte, gaben wir ihr dort eine volle Injektion Landstrom (0,50 € pro kWh am Münzautomat).
    Wir müssen aber an dieser Stelle erläuternd hinzufügen, dass wir die Akkus in den letzten 24 Stunden überhaupt nicht geschont haben. Alle möglichen Verbraucher liefen ohne Einschränkungen über sie. Gerade bei diesen ersten Kurztouren wollten wir herausfinden, inwieweit wir die Autarkie des Wohnmobils ausreizen können. Markus' Miene erhellte sich daher schnell, als er über die Kontroll-Apps auf seinem Smartphone verfolgte, wie beim Laden die Batteriespannung stetig zunahm.

    Die Gebühr für die Nacht in Höhe von 14,80 € (inklusive 2,40 € Kurtaxe pro Person) mussten wir diesmal mit der EC-Karte zahlen. Kreditkarten spuckte der Automat unverrichteter Dinge wieder aus, wie uns auch unser Nachbar bestätigte. Die Entsorgung von Fäkalien und Abwasser ist kostenfrei, für Wasser und Strom muss man jedoch löhnen.
    Die Nacht war wie auch in Grafenau sehr ruhig. Die Wohnmobilstellplätze sind zu dieser Jahreszeit kaum frequentiert, während die Campingplätze im Bayerischen Wald durchaus gefüllt waren, wie wir im Vorbeifahren gesehen haben.
    Read more

  • Day 3

    Zwiesel | Glaskapelle am Anger

    February 17, 2023 in Germany ⋅ ☁️ 4 °C

    Heute wurden wir durch Regentropfen geweckt, die sanft auf das Dach des Wohnmobils trommelten. Pünktlich wie vorhergesagt schlug das Wetter um: In solchen Situationen irren sich die Wetterdienste nie.

    Der Regen hielt uns nicht davon ab, einen Spaziergang durch Zwiesel zu unternehmen. Der Kurort gab sich selbst den Beinamen „Glasstadt“, um die jahrhundertealte Tradition der Glasherstellung und -veredelung zu betonen. Dies ist auch durch diverse Kunstwerke im Straßenraum sichtbar, wie zum Beispiel die Glaskapelle am Anger.
    Die Wände, das Kreuz und die rote Glocke sind allesamt in Handarbeit und mit viel Liebe zum Detail aus Glas gefertigt worden. Die Kapelle ging auf eine Idee des Glasdesigners Walter Wenzl zurück und wurde am 4. Mai 2003 der Heiligen Mutter Maria geweiht.
    Read more

  • Day 3

    Zwiesel | Stadtpfarrkirche St. Nikolaus

    February 17, 2023 in Germany ⋅ ☁️ 4 °C

    Im Zentrum von Zwiesel ist der niederbayerische Baustil dominant. Er wird auch gepflegt, um das typische Ortsbild zu erhalten. Verschiedene Brunnen und Standbilder, die über den so genannten Skulpturenweg miteinander verbunden sind, hübschen den öffentlichen Raum auf.
    Mehrere Gebäudeleerstände weisen jedoch daraufhin, das im ehemaligen Zonenrandgebiet der gefürchtete „Trading-Down-Effekt“ nicht aufzuhalten ist. Und tatsächlich: Obwohl es Freitag Vormittag war, hatten manche Geschäfte geschlossen. Auch Gasthäuser haben ihre beste Zeit hinter sich gelassen.

    Wir strebten weiter zur Stadtpfarrkirche, die aufgrund ihrer Größe als „Dom des Bayerischen Waldes“ bezeichnet wird. Der Turm ist stolze 86 m hoch. Auch der dreischiffige, neugotische Innenraum wirkt sehr mächtig. Schon erstaunlich, dass in einer Stadt mit gerade mal 9.000 Einwohnern (während der Bauphase 6.700 Einwohner) eine solch bemerkenswertes Gotteshaus gebaut wurde.
    Read more