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  • Day 14–16

    Edmonton

    August 4, 2023 in Canada ⋅ ⛅ 24 °C

    *Erstellt von Henne

    Nachdem wir die Rockys nun verlassen haben, wollen wir zwei Nächte in einer größeren Stadt verbringen - Edmonton bietet sich da natürlich an, es ist die Landeshauptstadt Albertas (dem Bundesstaat, in dem wir gerade sind) mit rund 1,4 Mio Einwohnern. Auf dem Weg dahin erlaube ich mir einen kleinen Spaß und lasse eine neue "Leidenschaft" meinerseits aufflammen - das Besuchen der "greatest", wenn es sich anbietet. Also biegen wir nach Wabamun ab, einem kleinen Örtchen am Highway, das sich rühmt, die größte Libelle Kanadas zu haben! Ganz großes Kino, die 10m-Metall-Libelle! Kelly bleibt im Auto. 😅

    Tag 0 - Ankunft

    In Edmonton angekommen geht's erst einmal ins Hostel. Es ist größer und weniger verspielt, als wir es gewohnt sind, aber alle sind sehr nett und es gibt sogar "Frühstück", das nicht mit angegeben war - die allgegenwärtigen kleinen Oatspackungen. Am Abend gibt es aber erstmal warmes Abendessen - aber wir haben die falschen Dosen gekauft und haben nun nur Tomatensoße ohne Nudeln 😆 - also nochmal los, eben diese gekauft. Die nachfolgende Idee, die Nudeln direkt in der bereits umgefüllten Soße im Topf zu kochen, ist keine, die empfehlenswert ist... Als wir 45 mins später essen, ist die Freude groß!

    Tag 1 - Strathcona: Märkte und 'Altstadt'

    Am nächsten Tag wollen wir die nähere Umgebung erkunden. Dieser Stadtteil ist hier sehr lebendig und aktiv, die Gebäude klein und verhältnismäßig alt. 'Alt' ist hier in Kanada in Bezug auf Städte interessant anzuwenden, wenn das älteste Gebäude ein Fort aus dem Jahre 1846 ist und sich viele andere kanadische Orte rühmen, bereits 100 Jahre alt zu sein!

    Auf dem Weg zum Bauernmarkt kommen wir an friedlich protestierenden Chinesen vorbei, die Unterschriften sammeln, um auf die Missstände und die aktuellen Genozide ihrer ehemaligen Heimat aufmerksam zu machen. Straßenmagier wechseln sich mit Standverkäufern ab. Der Markt selber ist in einer riesigen Halle, von Blumen über Metallkunst bis hin zu Fleisch und natürlich Obst gibt es hier wirklich alles. Wir können hier so viele Probierhäppchen essen, dass wir satt werden. Wir kaufen ein paar Eier und Gemüse, dann geht es weiter.

    Als nächstes steht eine besondere Bücherei ("Wee book Inn") an, die sehr familiär ist und eine entspannte Atmosphäre bietet. Kelly ist in ihrer Welt. Sie findet sogar zwei Bücher - der erste Harry Potter im schmalen Backpacker-Paperbackformat und ein Buch über einen 100 Jährigen, der aus dem Fenster klettert und die Welt erkundet 📖❤️ Auch ich bin viel am Herumstöbern, aber habe das aus Deutschland mitgenommene Buch noch nicht einmal angefangen.

    Danach gehen wir zu einem alten Antikmarkt. So etwas haben wir auch noch nie gesehen: Er ist riesig, auf eineinhalb Etagen verteilt. Hier liegen Sondereditionsbarbies neben alten Orden, Uraltkeramiktassen neben schrägem Spielzeug, Legofiguren neben Kriegsbootbausätzen und alten Büchern. Hier könnte man Stunden verbringen und Sachen kaufen, die man definitiv nicht benötigt, die aber irgendwie toll sind 😅 (Z. v. Kelly: Henne könnte hier Monate verbringen können. Sein Sammlerherz schlägt heute besonders hoch 😄).

    Anschließend geht's wieder ins Hostel. Wir beschließen, etwas runterkommen zu wollen, und verbringen den Abend bei diesmal richtig gekochten Nudeln gemütlich im Gemeinschaftszimmer.

    Tag 2 - Downtown: Neustadt und Abfahrt

    Bevor wir unseren Weg fortsetzen, wollen wir uns noch Downtown anschauen, der Ortsteil von Edmonton, der im Norden liegt und moderner ist. Wir checken aus und fahren los, parken direkt vor dem Neonzeichenmuseum. Es ist Sonntag, die Straßen sind nahezu leer. Eine Polizistin verteilt gerade Knöllchen, während wir uns die ca. 30 Neontafeln anschauen, die aus ferner Vergangenheit gerettet und nun außen an einer alten Fabrikhalle angebracht wurden. Ein Outdoormuseum mit Infotafeln. Wir erfahren, dass in den 1950ern rund 2.000 Leuchtschilder in der Stadt angebracht waren, die vom lokalen Stadtplaner als zu viel und "die Stadt verschandelnd" wahrgenommen wurden. Als Ergebnis dessen wurden sie in den kommenden Jahren immer mehr abgebaut und die Zahl reduzierte sich deutlich. Wir stehen und starren die meterhohen Leuchtschilder an, da kommt ein junger Mann in Jeans und Jesuslatschen vorbei, spricht uns an und fragt, was das eigentlich sein soll. Wir erklären es ihm, und er erzählt, er sei Paul, komme gerade aus der Kirche und gehe nun in eine Bar, in der Jazz läuft, um ein Buch zu lesen. Was man in Edmonton an einem Sonntag halt so zu tun scheint. Wir unterhalten uns sehr entspannt weiter, er empfielt uns noch einige Sehenswürdigkeiten, dann gehen wir weiter. Die erfrischende Erfahrung, auf der Straße spontan mit fremden Menschen zu sprechen, verwirrt und erfreut uns gleichermaßen. Die Kanadier sind ein sehr offenes freundliches Volk, dieses positive Klischee wird glücklicherweise voll erfüllt.

    Wir kommen an neuartigen Gebäuden vorbei, die der vertrauten modernen Architektur entsprechen. Bevor wir den Wolkenkratzerdistrikt betreten, finden wir wieder einen kleinen Markt in einer Halle, der jedoch sehr klein und bescheiden zu dem des Vortags wirkt.

    Auch ansonsten wirkt hier alles recht leer. Wir sehen außer sehr wenigen "normalen" Menschen wieder nur die Drogenabhängigen. Einige nebeneinander in ihrem katatonischem Verhalten, andere mit sich selbst sprechend oder singend auf der Straße herumtanzend. Einige zerbrochene Glasampullen liegen auf dem Gehweg. Insgesamt fühlen wir uns in dieser Ecke der Stadt nicht sonderlich wohl, sodass wir schnell zurück zum Auto gehen und uns auf den Weg nach Grande Prairie machen!
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