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  • Day 60

    Erste Eindrücke in Viñales

    September 19, 2023 in Cuba ⋅ 🌙 23 °C

    *Erstellt von Henne

    19.09. - Von Hunden, Höhlen und Himmelseinbrüchen

    Zu frühester Stunde machen wir uns mit einem klapprigen Taxi los, um zu unseren Reisebus nach Viñales zu kommen. Der Bus ist überraschend modern und geräumig, alles funktioniert tadellos. Die Fahrt selbst ist entspannt, die Aussicht wirklich toll, nachdem wir Havanna verlassen haben. Die Natur Kubas ist wirklich fantastisch. Weil die Strecke recht lang ist, wird an einem Rasthof mit Tourishop halt gemacht. Wir gönnen uns einen Kaffee, in dem ein Stück Zuckerrohr steckt, dass ich genüsslich kaue und auszutsche. Direkt hinter dem Rasthof ist ein großer Teich mit einem Steg, in der Mitte ein kleiner Holzverschlag mit Dach und Sitzgelegenheiten. Im Wasser steht ein Pferd und futtert Gras. Mit einem solch idyllischen Bild haben wir hier nicht gerechnet 😄

    Als wir in Viñales ankommen, erwartet uns eine Frau mit Schild, Yerina, unsere Gastgeberin. Wir laufen durch den Ort, der eigentlich nur eine Haupt- und wenige Nebenstraßen hat. Die Häuser werden immer kleiner, und am Ende laufen wir so eine Art Gartensiedlung entlang, wobei die Häuser robuster und größer als Gartenlauben sind. Hühner rennen erschrocken weg, Hunde bellen uns an oder schnüffeln freudig. Wir erreichen schließlich unser Casa Particular, wir haben das Zimmer zur Straße, äh zum Weg meine ich natürlich, auf der Veranda davor stehen vier gemütlich aussehende Schaukelstühle. Zur Begrüßung bekommen wir einen leckeren frisch gepressten Saft, dann steht auch schon ein Tourguide vor uns, der uns direkt eine Tour aufschwatzen will 😅 Wir sind eigentlich noch gar nicht so richtig angekommen und wollen noch nichts entscheiden. Das sei kein Problem, sein Bruder komme später nochmal, der könne eh besser englisch. Na gut. Wir ruhen uns aus, nur um sehr kurze Zeit später das nächste Verkaufsgespräch zu haben 🫣 Wir vertrösten auch ihn, die Gastgeber haben ja den Kontakt, und machen uns auf, um die Gegend zu Fuß zu erkunden.

    Wir gehen die Hauptstraße entlang, nur wenige Shops gibt es hier, aber viele Restaurants. Ein Hund begleitet uns spontan zu unserem ersten Ausflugsziel: Einer Tabakfarm kurz vorm Ortseingang. Ein kleiner Touribus wird gerade abgefertigt, wir schauen uns nur kurz den Verkaufsraum an. 'Unser' Hund wird von den hier lebenden Hunden kräftig angegangen, er bleibt aber ruhig und nix passiert. Wir gehen dann weiter zu dem weiter hinten gelegenem Lagerhaus, welches wir uns selbstständig anschauen. Es sieht alles recht interessant - und relativ leer - aus, die Saison ist schon vorbei und nur einige Blätter hängen zu Anschauungszwecken noch herum.

    Anschließend gehen wir wieder zurück (unterwegs 'verlieren' wir den kleinen Hund, an den wir uns schon irgendwie gewöhnt haben), heben kein Geld in der Bank ab, weil der Kurs wieder lächerlich ist, und gönnen uns statt dessen ein leckeres 'Cristal'-Bier in einer kleinen Bar auf einem Hinterhof. Es ist wieder sehr heiß, große Bäume mit hängenden weißen Orchideen spenden Schatten, während neben uns eine Zwei-Mann-Gruppe Lieder des Buena-Vista-Social-Clubs spielen. Wir geben einen kleinen Obolus und ziehen weiter, wir wollen nämlich noch eine Höhle erkunden, die fußläufig zu erreichen ist, die 'Cueva de la Vaca'! Die Straße entlang an kleinen besser betuchten Einfamilienhäusern bis hin zu den Feldern, durch ein kleines verlassen wirkendes Mini-Örtchen, das wohl mal auf Tourismus ausgelegt war, einen kleinen Wanderweg an einem idyllischen kleinen See entlang - bis zu einem Zaun, an dem ein paar Bretter genagelt sind, die man als Leiter nehmen kann. Oder soll das eine Absperrung sein? Ich glaube nicht - wir klettern rüber 😎 Die Natur hier ist wieder atemberaubend. Tolle Blüten an den Sträuchern überall, Sensibelchen am Wegesrand, sich jagende Schmetterlinge, weiße große Vögel auf der Wiese, summende Insekten, und im Hintergrund dieser riesige grüne Berg! Wir schieben uns durch ein Gestrüpp, und direkt vor uns taucht eine sehr, nun ja, zerfallende Steintreppe auf. Wir wandern nach oben, und tatsächlich, wir stehen vor einer Höhle. Sie ist recht breit, das Ende ist nicht zu sehen. Wir laufen langsam rein, bestaunen die Gesteinsformationen, und schon bald schimpfen und flattern über uns die Fledermäuse, die wir mit unserem Taschenlampen-App-Licht stören. Wir dimmen es und erreichen recht bald den Ausgang: Wir sind auf der anderen Seite des Berges, vor uns erstreckt sich ein weites Tal! Kurz genießen wir die Aussicht (und den kühlen Wind), dann laufen wir (im Dunkeln) wieder zurück.

    Direkt in der Nähe der Höhle soll es ein gutes Restaurant geben. Wir finden es bald, es sieht jedoch nicht besucht aus. Statt dessen sitzen auf der Holzterasse drei Damen an einem runden Tisch und... sortieren Reis? Verwirrt fragen wir, ob man hier essen kann. Eine Frau springt auf, platziert uns neben den verbliebenen Reissortiererinnen und fragt, was wir bestellen möchten. Wir erklären ihr, dass wir kein Fleisch essen, sie zählt Gerichte auf, die wir nur halb verstehen, aber wir nicken brav - wir haben Hunger! 😅 Sie verschwindet in der Küche und fängt an zu werkeln. Vermutlich ihr Vater, ein alter Herr, setzt sich und nimmt ihren Reissortierplatz ein. Der Reis hat drei Farben, weiß, gelb und etwas bräunlich, dies bestimmt wohl die Qualität, können wir herausfinden ^^

    Wir bekommen frischen Saft, eine Suppe, Chips, Gemüse, Reis, Nachtisch-Kompott... alles schmeckt ausgezeichnet, und wir sind pappsatt. Der Preis, erfahren wir später, liegt auch unter dem städtischen Durchschnitt. Kurz bevor wir fertig sind, zieht der Himmel zu, und gewaltige Donner kündigen ein Gewitter vom Feinsten an. Ehe wir uns versehen, fängt es an zu schütten. Und zwar so richtig doll! Wir verbringen also noch etwas Zeit in diesem grünen Tal, wobei sich hinter uns ein schöner Regenbogen bildet. Als es nach vielleicht einer halben Stunde aufhört, sehe ich ein Kaninchen ein paar Meter entfernt entlang hüpfen. Daraufhin zeigt uns die Köchin noch die Ställe mit den restlichen Kaninchen in der Nähe, außerdem ist hier auch eine Tabaklagerstätte. Sie schenkt mir eine Zigarre, gemeinsame Unwetter verbinden 😁 Alsbald machen wir uns dann auf, die Matschewege sind eine wahre Freude 😄 Begleitet werden wir von einer riesigen Kumuluswolke, die in der untergehenden Sonne kräftig orange leuchtet.

    Wieder angekommen in unserer Casa Partikular, lassen wir den Abend entspannt mit ein zwei kalten Bieren und der Zigarre auf der Veranda in Schaukelstühlen ausklingen. Alles fühlt sich sehr kubanisch und wir uns angekommen an. ☺️
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