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- onsdag den 29. marts 2023
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ColombiaRío Jella6°13’54” N 77°24’43” W
Raquel und die kolumbianischen Klischees

Wir sind in Kolumbien und mal wieder im Expi-Modus. Das heißt, dass wir die Gäste mit Zodiacs an Land bringen, sobald die gerade an Bord gekommene Hafenbehörde unser Schiff freigegeben hat.
Ich sitze schon an Deck und schaue auf den sattgrünen Regenwald, ehe ich in 15 Minuten „stand-by am Sidegate“ sein muss.
Kolumbien – und insbesondere Chocó, die dünn besiedelte, unwegsame Regenwaldküste hier – ist ein paradiesischer Fleck Erde, der aber leider seit Jahrzehnten mit organisierter Kriminalität zu kämpfen hat. .. wobei sich die Lage nach dem Friedensabkommen mit der FARC 2016 deutlich entspannt hat.
Erst waren es die Guerillakämpfer, die sich hier in den Wäldern versteckten, dann kamen die Drogenküchen, um den großen Appetit der Welt (vor allem der USA) nach dem weißen Pulver aus Kolumbien zu stillen.
Beim Blick auf die dichten Regenwald-Hänge am Ufer kann ich mir sehr gut vorstellen, dass dort niemand gefunden wird, der nicht gefunden werden will.
Ich bin heute wieder Teil des Expeditionsteams und werde die fünfte von sechs Gruppen bei einem Rundgang durch den am Ende der Bucht gelegenen Ort begleiten. Dafür setze ich zusammen mit den anderen Gruppenbegleitern im ersten Boot über.
Der uns zur Seite gestellte örtliche Guide macht seinem Namen allerdings nicht viel Ehre, da er meist hinter der Gruppe herschlurft und nur auf Nachfrage ein bisschen was erzählen mag. Wir nehmen das mit Humor und ich biete den Gästen aus den kargen englischen Happen in der deutschen Übersetzung ein paar Infos mehr an, die ich mir aus dem Gesehenen zusammenreime. Es wird auf jeden Fall viel gelacht.
Nur acht Schiffe wie das unsere haben hier in den letzten neun Jahren festgemacht. Es gibt also quasi keinen Tourismus, von ein paar Backpacker-Lodges abgesehen. Ein Ort, der sich ganz ursprünglich zeigt, kein rundgelutschter Vorzeigedrops.
Was mich besonders beeindruckt sind die vielen Kinder. Wir besuchen zwei Kindergärten und eine Schule. Ich versuche, mit Händen und Füßen in Kontakt zu kommen und vermisse meine beiden Kleinen zu Hause ganz arg dabei.
Wir laufen durch die Straßen, vorbei an Embera-Indianern, die vor ihren Häusern sitzen. Ein Mann lädt gerade einen riesigen Thunfisch in sein Tuk Tuk, ein Pickup-Truck schlängelt sich daran vorbei, auf der Ladefläche drei Camouflierte mit Maschinengewehren in der Hand.
Die auf unterschiedlichen Routen durch den Ort geführten Gruppen treffen sich schließlich am zentralen Platz, wo ein paar Zelte und eine kleine Musikanlage aufgebaut sind, sodass wir der national erfolgreichen Tanzgruppe des Ortes bei einer kleinen Performance zuschauen können.
Die Führung ist zu Ende, und als ich mich langsam und noch etwas fotografierend zurück Richtung Schiff begeben will, spricht mich eine Frau auf Englisch an, die ich zunächst für einen Gast unseres Schiffes halte.
Raquel gehört aber nicht zu uns sondern lebt hier in Bahía Solana. Die 77-jährige Chilenin mit US-Staatsbürgerschaft, die stolz von ihren Enkeln in Dänemark, Belgien und Paris erzählt, bezeichnet sich selbst als Nomadin, die „hier im Regenwald, der Lunge unseres Planeten, das Paradies auf Erden gefunden hat“.
Ihre Vorfahren sind um 1850 aus einem Dorf nördlich von Berlin nach Chile ausgewandert. An den Namen des Ortes kann sie sich leider nicht erinnern.
Dafür kennt sie jeden Einwohner von Bahía Solana und erklärt mir, wie die Familien hier zusammenhalten. „Es gibt hier keinen Platz für böse Menschen, ich fühle mich so sicher hier. Durch die isolierte Lage müssen die Menschen zusammenhalten, miteinander klarkommen.“
Wie so viele Orte auf meiner Reise hat auch Bahía Solana keine Straßenanbindung. Es gibt jedoch einen kleinen Flughafen, von dem aus man in 25 Minuten in der Hauptstadt Bogota ist. Und tatsächlich surrt ein bis zweimal in der Stunde ein kleines Flugzeug über unsere Köpfe hinweg.
„Wir machen alles mit dem Flugzeug. Das Meer ist nur für die Drogen. Und Fisch.“
Als ich sie frage, wie präsent der Drogenhandel hier im alltäglichen Leben ist, erklärt sie, dass praktisch in jeder Familie irgendjemand darin verwickelt ist. „Die Leute haben hier sehr leistungsstarke Speedboote, deren Motoren teilweise 100.000 Dollar wert sind. Natürlich in erster Linie ganz offiziell zum Fischfang, aber sie sind damit auch innerhalb von wenigen Minuten weit auf dem offenen Meer, vor der Küste Panamas oder in einer der vielen kleinen Buchten. Und was sie da mit anderen Booten austauschen, naja, du kannst es dir denken.“
Klar, es passiere auch schon mal, dass hier jemand einen Kopf kürzer gemacht wird – sie fährt sich mit der Hand über die Kehle. Der Bürgermeister sei zum Beispiel letztens ermordet worden.
Mir läuft es trotz der Hitze etwas kalt den Rücken herunter und ich will unbedingt wissen, wie das mit ihrer Aussage zusammenpasst, dass es hier keine bösen Menschen gäbe. Sie überlegt eine Weile, dann erklärt sie mir, dass manche Menschen vielleicht zwei Gesichter haben. Das Problem, so sagt sie, sind nicht die Drogen als solches, sondern dass sie illegal sind.
„Weißt du, wäre es ein ganz normales Produkt, so gäbe es gar keine Grundlage für all die Gewalt und Machtspiele“. Sie steht sowieso außerhalb dieser ganzen Themen, weswegen die Menschen eben alle herzensgut zu ihr sind.
„You know, I’m an old woman, I’m not a thread to anyone. And how they earn their money, well, that‘s none of my business, right?“, sagt sie und wendet sich dem steil aufsteigenden Regenwald zu.
„Eigentlich ist es unmöglich, sich hier einen Weg in den Wald zu bahnen, aber letztens war ein Forscher da, der hat es dennoch versucht und dabei eine bisher unbekannte Froschart entdeckt.“
Die biologische Vielfalt und Kraft ist enorm. Wo auch immer das Auge hinwandert, überall Pflanzen dicht an dicht, oft ineinander verworren. dazwischen leider immer wieder weggeworfene Plastikflaschen, Autoreifen, auch ein verrostetes Wrack von einem Kleinbus.
Raquel schmerzt der viele Müll – teilweise angeschwemmt aus dem Pazifik und von den vielen Hunden in alle Himmelsrichtungen verschleppt.
Die alte Frau sammelt täglich etwas ein von diesem Müll. Dabei hat sie letztens ein Skorpion gebissen. Sie zeigt mir die Narbe am kleinen Finger. „Ich hab Glück gehabt“ sagt sie lächelnd. Glück auch, dass weder sie noch ich Bekanntschaft mit einer hier ebenfalls ansässigen Schlange namens „24 Horas“ machen, die so heißt, weil man nach dem Biss noch ziemlich genau 24 Stunden zu leben hat.
Das alles hat mir Raquel erzählt, während sie mit mir ganz langsam zur Zodiac-Anlandestelle gelaufen ist, an der ich mich jetzt von ihr verabschiede und herzlich bedanke für ihre offenen Worte.
Als ich zurück an Bord komme, ist unser Anlaufpunkt für morgen soeben von der örtlichen Agentur gecancelt worden, weil es dort Proteste gegen den Bürgermeister gibt und wir uns dort nicht sicher bewegen könnten. So rauchen hier mal wieder die Köpfe der Planenden und keiner weiß genau, was wir morgen machen werden.
Wie schon so oft auf dieser Reise bin ich mit Betreten des Schiffs zurück in meiner surreale Parallelwelt, die noch bis morgen früh in der Bucht vor Anker liegen wird – verbarrikardiert wie eine Festung und mit sämtlichen Suchscheinwerfern auf den unmittelbaren Bereich ums Schiff gerichtet.
Ein bisschen gruselig ist mir das schon, und das Bett in meiner fensterlosen Kammer heut noch etwas heimeliger als sonst.Læs mere
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- onsdag den 29. marts 2023
- ☀️ 28 °C
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ColombiaEnsenada de Huina6°16’27” N 77°27’34” W
Ein Tag am Strand

Der Plan des heutigen Tages ist so derartig mit heißer Nadel gestrickt, dass mir Ramona, unsere Expeditionsleiterin, erst kurz vor Mitternacht meine „daily duty“ ans Klavier reicht. Meine Aufgabe für den Tag heißt „Kajak/SUP“, und so beginne ich zusammen mit zwei anderen um 8:30 Uhr, die Stand-Up-Paddle-Boards mit Hilfe der Druckluft von den Maschinenraum-Jungs aufzupusten und per Zodiac an den Strand zu bringen, der nur ein paar Kilometer nördlich von dem Ort von gestern liegt. Gleich darauf düsen wir zurück zum Schiff, wo per Kran drei Kajaks auf unser Zodiac herabgelassen werden, die wir ebenfalls an Land bringen und so beschäftigt damit sind, die unhandliche Last nicht unterwegs zu verlieren, dass wir die springenden Delfine nur aus dem Augenwinkel sehen.
Um 9:30 Uhr ist alles Equipment an seinem Platz im Schatten eines Baumes und ich bin schon so richtig durchgeschwitzt. Da bietet es sich an, gemeinsam mit unserem Fitness-Coach Markus das Zeug erstmal auf Funktionstüchtigkeit zu prüfen, bevor die ersten Gäste an Land gespült werden und es sich ausleihen wollen von uns. Wir haben sehr viel Spaß, Markus schafft es beim sechsten Versuch, trotz Welle nicht zu kentern und ich find mich gar nicht so schlecht bei meinen ersten SUP-Versuchen, steig dann aber doch recht unsanft in zu flachem Wasser ab und ziehe mir einen Cut an der Fußsohle zu, der mich den Rest des Tages etwas nerven wird.
Am Nachmittag werde ich noch gebeten, eine relativ spontan angebotene Vogelbeobachtungstour zu begleiten. Ihr kennt mich und könnt euch vorstellen, was das für ein skuriles Unterfangen ist, da der Guide zu allem Überfluss auch noch nur spanisch spricht und ich ja ohnehin nur mit Mühe eine Amsel von einer Taube unterscheiden kann. Nun soll ich also übersetzen, was der gute Mann freudig erregt an Vogelnamen in die Gruppe wirft, während er mit einem Laserpointer irgendwo hinzeigt oder mit seinem Bluetooth-Lautsprecher Vogelstimmen abspielt, um ganz besondere Exemplare anzulocken. Ich bin ehrlich, ich hab nicht einen einzigen Vogel entdeckt bei dieser Tour, außer die Blaukopf-Irgendwasse, die über uns hinwegflatterten. Dafür beobachte ich sehr viele glückliche Vogelfans mit unfassbaren Teleobjektiven an ihren Kameras, wie sie auf eine (für meine Augen völlig random-unbewohnte) Stelle im Regenwald starren und sich dann gegenseitig stolz ihre Kameradisplays vor die Nase zu halten.
Zurück an Bord müssen die Kajaks und SUPs wieder gesäubert und verräumt werden, sodass ich noch gut zu tun hab, bis ich mich um 21:00 Uhr ans Klavier setzte und meine eigentliche „Schicht“ des Tages anfängt.
Ich bin etwas erleichtert, dass ich am nächsten Tag mal ganz in Ruhe machen kann, während gefühlt das ganze Schiff etwas mehr als eine Stunde lang mit einheimischen Speedbooten in den Darienjungle fährt, um dort ein Dorf der Embera-Indianer zu besuchen. Beim „Precap“, den ich nach dem Putzen der letzten Paddel gerade noch pünktlich erreiche, werden von einem der Experten schon so viele Bilder von diesem Ausflug gezeigt, dass meine Neugier darauf ohnehin schon ziemlich erloschen ist.
Nach einer ungewöhnlich langen Session am Klavier - wo ist der Gäste-Jet lag der ersten Tage, wenn man ihn mal braucht! - falle ich glücklich und zufrieden in mein Bett.Læs mere
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- fredag den 31. marts 2023
- ☁️ 33 °C
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PanamaPanama Canal8°59’46” N 79°35’28” W
Durch den Panamakanal

Den Abschluss (und für viele auch den Höhepunkt) unserer Reise bildet heute die Durchfahrt durch den Panamakanal.
Nachdem ich gestern Abend zunächst als Neu-Mitglied des Besatzungs-Shantychores auf der Bühne stand (eine der schiefsten und gleichzeitig berührendsten Chorerfahrungen ever!), danach dann als DJ den Massen mächtig eingeheizt und schlussendlich den Abend noch etwas in der Crewbar hab ausklingen lassen, weckt mich der Wecker heute eher unsanft.
Ein Blick aus dem Fenster (aka Bugkamera-Fernsehbild) verrät mir, dass es höchste Zeit ist, sich schnell was überzuwerfen und an Deck zu gehen. Wir sind schon im Begriff, die „Puente de Las Américas“ zu unterfahren. Diese Brücke war bis 2004 die einzige Straßenverbindung zwischen Süd- und Mittelamerika.
Hinter dem imposanten Stahlbauwerk deuten sich schon die Einfahrten zu den alten und neuen Schleusen an.
Ehrlich gesagt - und der Eindruck verstetigt sich im Laufe des Tages - erinnert mich das alles irgendwie an den Nord-Ostsee-Kanal, durch den ich am Ende einer der letzten Reisen gefahren bin und der sich in keinster Weise hinter dieser prestigeträchtigen Durchfahrt hier verstecken muss.
An Bord korreliert das Interesse am Geschehen heute auffällig mit dem biologischen Geschlecht – funkelnde Männeraugen laufen mit ihren Besitzern aufgeregt von einer Seite des Decks zur anderen, um nicht etwa ein entscheidendes Detail zu verpassen, während die eine oder andere Dame noch versucht, in der verbleibenden Zeit bis zum Ausstieg morgen ihren Roman auszulesen.
Die Geschichte um den Kanal ist wild und tragisch. Lange war hier ohnehin nur Wasser, dann haben vor 3 Millionen Jahren Subduktion und Vulkanismus ein bisschen S-förmiges Land hingekleckert, das nun wiederum irgendwie im Weg ist, wenn man von einem Ozean in den anderen will. Und so mussten die armen Kolonialherren (bzw. ihre afrikanischen Sklaven) das ganze erbeutete Gold und Silber umständlich über Land und durch unwegsames Terrain schleppen, ehe sie es von der Atlantikküste aus gen Spanien (und oft in die Hände karibischer Piraten) schicken konnten.
Eine Eisenbahnlinie verbesserte die Lage etwas, aber die Bedeutung dieser „wichtigsten Abkürzung der Welt“ wurde für den Handel immer größer, sodass Mitte des 19. Jahrhunderts mit dem Bau eines Kanals begonnen wurde, dessen wichtigste Bedeutung bis heute die Verbindung der US-Küsten auf dem Seeweg ist – verkürzt er doch die Strecke von New York nach Los Angeles um rund 10.000 km, verglichen mit der Umrundung Südamerikas.
Kanal buddeln, kann ja nicht so schwer sein. Erst haben die Franzosen es versucht und sind krachend gescheitert. Beflügelt durch ihre guten Erfahrungen beim Bau des Suezkanals wollten sie hier nach dem gleichen Prinzip vorgehen: Eine Verbindung zwischen den beiden Ozeanen ins Gelände schlagen und fertig. Die Schönwetterplanung ließ leider völlig außer acht, dass der Boden hier in der Regenzeit völlig aufweicht. Alles schwemmt und schlammt hinfort, was nicht terrassenförmig befestigt ist. Und so fiel das Projekt buchstäblich ins Wasser, inklusive der riesigen Dampfmaschinen.
Viel fataler waren aber Malaria und Gelbfieber, die unter den Arbeitern bis zu 200 Tote forderten. Am Tag.
Als das Projekt schließlich aufgegeben wurde, war nicht viel Kanal entstanden, aber fast 30.000 Menschen hatten ihr Leben verloren. Kapitalgeber aus der ganzen Welt, die bis zuletzt an das Projekt glauben wollten und immer mehr Geld nachschossen, hatten sich verzockt, was eine der ersten internationalen Finanzkrisen auslöste.
Panama war damals übrigens noch eine Provinz in Nord-Kolumbien. Und als die USA es wenig später nochmal versuchen wollten mit dem Bau des Kanals, gefiel das den Kolumbianern nicht so gut. Doch wie es der Zufall wollte, erhoben sich just beim Besuch des US-Präsidenten Stimmen aus dem panamaischen Volk, die nach Unabhängigkeit riefen. Dieses Bestreben konnte natürlich nur Unterstützung finden bei den Freunden aus dem Norden, denen ja auch sehr viel an Unabhängigkeit, aber noch viel mehr an diesem Kreuzpunkt des Welthandels lag.
Zufälligerweise hatten die Amis auch gleich noch drei Kriegsschiffe in der Bucht rumzuliegen. Kolumbien war völlig überrumpelt und drei Tage später wurde die Unabhängigkeitserklärung unterschrieben.
Spannenderweise wurde in diesem Zuge das Territorium des Kanals direkt zu US-Staatsgebiet erklärt und erst 1999 offiziell an Panama zurückgegeben.
Beim neuerlichen Bau wurde aus den Fehlern der Franzosen gelernt. In den ersten zwei Jahren kümmerte man sich ausschließlich darum, die Verbreitung von Gelbfieber und Malaria einzudämmen, die so viele Arbeiter der ersten Phase dahingerafft hatten.
Darüber hinaus verlegte man sich auf ein anderes Konzept: Der Chagres-Fluss wurde zum Gatún-See aufgestaut, der heute das Zentrum der Passage bildet. Auf pazifischer Seite werden die Schiffe über drei Schleusenstufen um insgesamt 26m nach oben und damit auf das Niveau des Süßwassersees gehoben, während es auf karibischer Seite ebenfalls über drei Staustufen wieder hinunter auf das Niveau des karibischen Meeres geht.
Der Culebra-Cut – also die Stelle, wo sich der Kontinentalrücken befindet und an der sich die Franzosen die Zähne ausgebissen hatten, musste nun nur noch 26m weniger tief (und mit mittlerweile deutlich besserer Technik) ausgehoben werden.
Die Fertigstellung gelang 1913 und was folgte war nichts weniger als die Revolution der internationalen Seehandelsrouten.
Umgeben ist der Kanal vom bestgeschütztesten Regenwald des Planeten. Weil wenn hier kein Regenwald, dann kein Regen, dann kein Stausee, dann kein Kanal. Wer da ganz genau draufschaut? Ihr könnt es euch denken.
Unser Schiff (bzw. die Reederei) kostet die Passage übrigens rund $ 100.000. Die größten Containerschiffe der Post-Panamax-Klasse sind mit rund $ 1 Mio. pro Durchfahrt dabei. Irre, aber Zeit ist Geld, und die Zeit- bzw. Treibstoffersparnis wiegt diese Unsummen offensichtlich auf.
Ich könnte jetzt noch eine Weile über die Maximalmaße von Containerschiffen fabulieren, aber ich vermute mal, dass ich eure Aufmerksamkeit eh schon etwas strapaziert hab mit den ganzen Infos, daher schaue ich jetzt mal lieber weiter auf die kleinen Inselchen des aufgestauten Sees. Vielleicht entdecke ich ja ein paar Krokodile, mindestens kann ich aber noch die unfassbar riesigen Containerschiffe bewundern, die fast zum Greifen nah an uns vorbeiziehen.Læs mere
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- lørdag den 1. april 2023 kl. 13.20
- 🌬 30 °C
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PanamaBahía de Manzanillo9°21’41” N 79°53’32” W
Disembarkation Day - ab nach Hause

Während ich bei meinen kürzeren Schiffsreisen immer auch ein bisschen Wehmut hatte am letzten Tag, freue ich mich heute einfach nur wahnsinnig darauf, wieder nach Haus zu kommen.
Ich sitze nochmal oben an Deck, schaue auf die anderen Schiffe hier im Hafen von Colon und bemerke, dass es mir gar nicht so leicht fällt, einen „abschließenden“ Beitrag zu verfassen.
Klar, ich bin unglaublich dankbar für all das, was ich erleben durfte – so viele Begegnungen.
Begegnungen mit eindrucksvoller Natur, mit Menschen anderer Kulturen aber auch hier an Bord mit Leuten, die eigentlich um die Ecke wohnen im richtigen Leben und aus den buntesten Gründen auf diesem Dampfer gelandet sind.
Gleichzeitig fühl ich mich auch irgendwie leer-erlebt gerade und mehr als bereit, die Kinder Montag wieder in die Schule zu bringen. Die werden sich bedanken, sind doch Ferien, Papa!
Fünf Wochen sind für die meisten hier an Bord gerade mal ein Viertel ihrer Dienstzeit. Für mich fühlt es sich genau richtig (bis fast schon ein paar Tage zu spät) an, heute abzusteigen.
Fast 11.000 km haben wir von Ushuaia bis hierher zurückgelegt. Das lässt sich für mich gerade genauso wenig fassen wie die einzelnen Erlebnisse als Gesamtheit.
Kennt ihr das, wenn ihr die fertig gewaschene kleinteilige Wäsche ohne Wäschekorb zum Wäscheständer bringen wollt und bei jedem Schritt mindestens eine Socke runterfällt – egal, wie gut man den Berg auch vor den Bauch geklemmt hat? So ungefähr fühle ich mich gerade bei dem Versuch, meinen März in wenigen Worten zusammenzufassen.
Nicht zuletzt deswegen bin ich echt froh, die Reise hier in diesem Penguin-Ding etwas aufbereitet und festgehalten zu haben. So kann ich bei der lieb gemeinten, aber immer etwas undankbaren „Und, wie war’s?!“-Frage gegebenenfalls auf die kleine Sammlung an Eindrücken verweisen und damit der Unmöglichkeit entkommen, den Trip wahrheitsgetreu aber knackig in drei Sätze zu packen.
Smalltalk-Floskeln wie „die Zeit ist wie im Flug vergangen“ wären auch einfach nicht wahr. Die Tage waren mal kurz und mal quälend lang.
Lang zum Beispiel, wenn eins der Kinder krank war zu Haus und ich einfach nix machen konnte außer ihrer großartigen Mutter die siebte Sprachnachricht schicken, dass ich in Gedanken dabei bin und auf Besserung hoffe.
Kurz, wenn Leute bei mir am Klavier saßen und es offensichtlich toll fanden, was ich mache. Wenn ich nicht glauben konnte, dass der spannende Vortrag gerade wirklich eine ganze Stunde gedauert hat oder auch, wenn mal wieder Pläne umgeworfen wurden und alle im Team die Extrameile gegangen sind.
Standardmäßig bekommt man am Ende des Vertrages ein detailliertes Feedback und meines war gestern fast schon unangenehm gut. Es wird hier sehr geschätzt, wenn man über seinen eigentlichen Job hinaus ansprechbar/einsetzbar ist und einfach mitdenkt.
Natürlich hat mich das enorm gefreut, weil ich gleich in den ersten Tagen an Bord gemerkt hab, dass ich das Miteinander hier mag und gern mehr Verantwortung tragen will als nur für meine 88 Tasten.
Aber ich merke auch, dass dieses hellwach sein über einen längeren Zeitraum mich zu genau dem Typen gemacht hat, der sich gerade ein bisschen matschig in der Birne fühlt und dringend dreimal hintereinander gegen eine Vierjährige im Uno verlieren will.
Aus meinem über die Jahre angelegten „Ehe für Dummies“-Wissensfundus weiß ich natürlich, dass mein erster Satz zu Hause eher nicht „Ich bin echt erschöpft von meiner Zeit auf dem Luxuskahn.“ sein sollte, während die Powerfrau mit Kind und Kegel jonglierend einen Monat lang Einrad gefahren ist. 😉
Tatsächlich ist es ja auch eher eine Kopf-Erschöpfung, die Sehnsucht nach den vertrauten Abläufen und Menschen zu Haus. .. und nach einem Bett, das sich nicht permanent bewegt.
Wenn ich gleich meine Koffer die enge Gangway hinunter und in den Airport-Shuttle gewuchtet haben werde, geht es entlang des Panamakanals zurück nach Panama Stadt und von dort dann über Amsterdam nach Berlin, wo ich (hoffentlich) schon in weniger als 24h meine Liebsten wieder in die Arme schließen werde.Læs mere