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- Monday, February 27, 2023
- 🌬 10 °C
- Altitude: 12 m
ArgentinaPunta Observatorio54°48’33” S 68°18’30” W
Ushuaia - Ankommen am Ende der Welt

Auch wenn es mit dem Flugzeug faszinierend schnell geht, ans andere Ende der Welt zu kommen, sind 36h Reisezeit doch ein ziemliches Brett. Entsprechend durchgenudelt komme ich in der südlichsten Stadt auf’m Globus an. Ich widerstehe dennoch der Versuchung, mich direkt ins Hotelbett fallen zu lassen und schaue mir Ushuaia noch ein bisschen an. Der historische Stadtrundfahrten-Bus kommt mir da gerade recht, so kann ich etwas wegdämmern und trotzdem ein Gefühl für das „Tor zur Antarktis“ bekommen.Read more
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- Tuesday, February 28, 2023
- 🌧 9 °C
- Altitude: Sea level
ArgentinaPunta Observatorio54°48’35” S 68°17’59” W
Embarkation Day - ab aufs Schiff

Auch wenn ich schon ein paar mal auf Schiffen gearbeitet hab, ist der Moment des Aufsteigens immer wieder aufregend. Nachdem ich erstmal einen Haufen Papierkram ausfüllen muss, bekomme ich eine ganz entspannte Übergabe von meinem Vorgänger, der gerade mit dem Schiff aus der Antarktis kommt und in den höchsten Tönen von den Erlebnissen dort schwärmt.
Dann folgt direkt die Sicherheitsunterweisung auf der Brücke. Hier bekommt jedes neu aufsteigende Crew-Mitglied seine Aufgabe im Ernstfall zugeteilt, denn bei Gefahr werden aus Köchen, Geologie-Expertinnen, Kellnerinnen und Pianisten Feuerwehrleute oder Evakuierungsteams, die Brandherde bekämpfen und die Passagiere schlimmstenfalls in die Rettungsboote geleiten, bevor alle zusammen absaufen. ..wobei ich als Pianist natürlich so lange wie möglich Musik machen würde, versteht sich ja von selbst.
Dass meine Kabine eher spartanisch sein würde, wusste ich schon im Vorfeld. Tatsächlich ist sie geräumiger als gedacht und auch das fehlende Fenster stört mich nicht, da ich mich hier ja eigentlich nur zum Schlafen oder gelegentlich auch zum ungestörten Arbeiten aufhalte.Read more
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- Wednesday, March 1, 2023
- ☀️ 31 °C
- Altitude: Sea level
Südsee54°42’47” S 69°57’38” W
Garibaldi-Gletscher

Unsere Reise beginnt Richtung Nordwesten, wir fahren durch den Beagle-Kanal und passieren die Grenze zwischen Argentinien und Chile.
Schnell wird klar, dass Ushuaia eine Art Oase mitten im Nirgendwo gewesen ist. Für die anstehenden Erkundungsfahrten durch die chilenischen Fjorde lassen wir die Zivilisation nun weitestgehend hinter uns. Die Kawesqar-Indianer, die hier vor der „Entdeckung“ des Landes durch die spanischen Seefahrer ursprünglich siedelten (bzw. als Nomaden umherzogen), wurden mit Beginn der Kolonialisierung zwangsweise sesshaft gemacht. Dem Bestreben folgend, ihre Lebensweise zu europäisieren/christianisieren, hat man die Ureinwohner Patagoniens (wie so viele andere indigene Völker auf der Welt) systematisch ausgerottet. Wenn nicht durch offenen Genozid, so durch eingeschleppte Krankheiten, gegen die sie keinerlei Immunschutz aufweisen konnten.
Ich gebe zu, dass mich dieses Wissen in der Schulzeit möglicherweise mal gestreift, aber nicht weitergehend interessiert hat, weil es im wahrsten Sinne des Wortes sehr weit weg von meiner Lebenswelt ist.
Umso wuchtiger trifft mich die Erkenntnis hier, was für furchtbares Leid wir Europäer auch über entfernteste Teile der Erde gebracht haben. Es schmerzt doppelt, dass das oftmals im Namen der Kirche geschehen ist.
Das Schiff gleitet durch entlegene Täler, zwischen schroff abfallenden Felswänden hindurch, windet sich mal links und mal rechts. Immer größer werdende entgegenkommende Eisschollen künden von unserem heutigen Etappenziel: Dem Garibaldi-Gletscher, dessen Zunge das eisige Ende des Fjordes bildet. Hier darf ich zum ersten Mal erleben, was es heißt, auf einem Expeditionsschiff zu sein. Ich schlüpfe in regenfeste Kleidung und Gummistiefel, lege die blaue Crew-Rettungsweste an und besteige gemeinsam mit acht anderen Gästen eines unserer 12 Zodiacs. Diese Schlauchboote haben sich bereits auf zahlreichen Arktis- und Antarktisexpeditionen bewährt, sodass ich mit gutem Gefühl durch die Eisschollen treibe und dem Gletscher beim Kalben zusehe. Es wird nicht der einzige und nicht der mächtigste Gletscher dieser Reise gewesen sein, aber der erste, den ich aus nächster Nähe betrachten kann. Deswegen hat er sich ganz besonders in mein Gedächtnis eingebrannt.Read more
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- Thursday, March 2, 2023
- 🌬 11 °C
- Altitude: 13 m
ChileRada Punta Arenas53°9’50” S 70°54’31” W
Auf den Spuren Magellans

Auf den Spuren des Seefahrers Magellan, der 1520 die nach ihm benannte Verbindung zwischen Atlantik und Pazifik entdeckt hat, fahren wir nun die Magellanstraße entlang, vorbei an Fjorden und Buchten, deren Namen den Frust der Irrungen in diesem Labyrinth von Kanälen zu Ausdruck bringen (z.b. die „Bucht der letzten Hoffnung“ oder auch den „Fjord ohne Ausfahrt“) die aber auch nicht den erwarteten Durchbruch in den Pazifik brachte).
Feuerland heißt die Region hier übrigens, weil Magellan an zahlreichen Stellen den Rauch von Feuerstellen der nativen Bevölkerung an den Ufern entdeckte. Er schlug den Namen „Land des Rauches“ vor, was der spanischen Krone aber nicht pathetisch genug klang. Und so wurde aus „Land des Rauches“ das „Land des Feuers“ – Feuerland.
An der einstmals für den Schiffsverkehr wichtigen Magellanstraße befindet sich die Stadt Punta Arenas. Wir liegen an der Pier, was ich immer besonders mag, weil ich dann wann immer es mir beliebt an Land gehen und mir die Stadt erlaufen kann, bevor ich dann abends auf Deck 4 an meinem Steinway-Flügel sitze und den Gästen ein paar Melodien um die Ohren streicheln darf.Read more
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- Saturday, March 4, 2023
- 🌧 6 °C
- Altitude: Sea level
Südsee53°5’57” S 73°29’3” W
Seetag (bzw. Fjordtag)

Zwischendurch gibt es immer sogenannte Seetage, an denen keine Stadt oder kein Expeditionsziel angelaufen wird. Ein solcher ist heute und ich nutze die Zeit, mich weiter mit unserem Schiff, der Hanseatic Inspiration vertraut zu machen. Sie ist deutlich kleiner als die Schiffe, auf denen ich bisher war, was es überhaupt erst möglich macht, Destinationen in engeren Buchten anzusteuern. Durch die hohe Eisklasse kann das Schiff dauerhaft durch bis zu 1m dickes Eis fahren, sodass auch Expeditionen in die polaren Gebiete möglich sind, von denen hier alle an Bord schwärmen, die in der vergangenen Woche noch in der Antarktis waren.Read more
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- Saturday, March 4, 2023
- 🌧 7 °C
- Altitude: 96 m
ChileEstero Las Montañas51°52’0” S 73°19’24” W
Anlanden am Bernardo-Gletscher

Bernardo Glacier - heute also wieder ein Gletscher. Diesmal sogar mit Anlandung. Das bedeutet, wir können mit unseren Schlauchbooten an der Endmoräne anlegen und über Geröll und Gestein, das der Gletscher zu Zeiten stabiler Ausdehnung hier Stück für Stück abgelagert hat, bis zur Gletscherzunge laufen. An dieser Wand aus Eis beeindrucken mich vor allem die unterschiedlichen Nuancen von weiß, blau und grün, je nach Lichteinfall. Je blauer bzw. durchsichtiger das Eis, desto weniger Lufteinschlüsse hat es. Anzeichen dafür, dass es größerem/länger anhaltendem Druck ausgesetzt war, sich also näher an der Gletschersohle befand.Read more
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- Sunday, March 5, 2023
- 🌧 6 °C
- Altitude: 69 m
ChileTorres del Paine51°6’47” S 73°5’45” W
im Torres del Paine-Nationalpark

Insbesondere auf diesem etwas kleineren Schiff hat jeder mindestens eine Aufgabe, die über seinen primären Job hinausgeht – im Notfall ja sowieso, aber auch im ganz normalen Schiffsbetrieb. So fahren viele Kolleginnen und Kollegen die Zodiacs, wofür man aber jedoch eine gewisse Ausbildung braucht, sodass ich das nicht so ohne weiteres übernehmen kann. Was ich aber tun kann, ist Landausflüge der Gäste zu begleiten. Und so habe ich heute morgen ein Funkgerät sowie eine Liste mit Passagiernamen in die Hand gedrückt bekommen und sitze nun mit 22 Gästen in einem Reisebus auf dem Weg in den nahegelegenen Nationalpark Torres del Paine. Bei gutem Wetter bietet sich hier ein spektakulärer Blick auf die Felsformationen, die wie Nadeln in den Himmel ragen und als äußerst schwer zu besteigen gelten. Leider haben wir uns einen sehr verregneten Tag für diesen Ausflug ausgesucht. Ich fand den Park trotzdem beeindruckend, nicht zuletzt wegen des Wasserfalls, der zwei Seen auf unterschiedlichen Höhenniveaus miteinander verbindet.
Die im Park lebenden Pumas sind erwartungsgemäß zu scheu, sich uns zu zeigen. Dass es sie aber gibt, bekommen vor allem die Besitzer der riesigen Schafsfarmen rund um den Nationalpark zu spüren, da Pumas auch immer wieder Schafe reißen, wenn sie gerade keinen Appetit auf Guanako haben.Read more
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- Sunday, March 5, 2023
- 🌧 7 °C
- Altitude: 2 m
ChilePunta Galpón51°43’36” S 72°30’44” W
zu Fuß durch Puerto Natales

Durch unsere zweitägige Liegezeit bleibt mir nach dem gestrigen Ausflug noch Zeit für einen Streifzug durch die vom deutschen Seefahrer Hermann Eberhard gegründete Stadt Puerto Natales, die ihren Namen von dem am Weihnachtstag entdeckten Flüsschen hat, was genau hier in den Fjord mündet. Hermann gefiel es hier so gut, dass er sich 1913 selbst hier niederließ und eine Familie gründete. Der Name Hermann Eberhard wird seither durch die Generationen getragen, sodass sein Ur-Urenkel Hermann aktuell bekannt dafür ist, als geübter Schütze die Region von einigen der unzähligen (eingeschleppten) Kaninchen zu befreien und diese dann mit seinem Pickup in der Stadt abzuladen. Den Pickup habe ich nicht entdeckt, dafür andere schöne alte Autos.Read more
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- Tuesday, March 7, 2023
- 🌧 11 °C
- Altitude: Sea level
ChileRoca Toribio51°53’30” S 72°56’45” W
White Narrows

Um in den Fjord der letzten Hoffnung (und wieder hinaus) zu gelangen, muss man entweder die Kirke Narrows oder die White Narrows passieren. Beides nautisch sehr anspruchsvolle Passagen, da nur unter 100m breit und infolgedessen mit tückischen Strömungen versehen, da sich das Gezeitenwasser des Pazifiks durch diese „Flaschenhälse“ pressen muss. So ist diese Passage überhaupt nur bei Stauwasser zu durchfahren - also zu dem Zeitpunkt, an dem sich der Tidenhub innerhalb der Engstelle gerade umkehrt und die Strömung fast zum Stillstand kommt, ehe sie die Richtung wechselt. Um diesen Moment genau zu erwischen, ist unser Staff Captain mit einem der Zodiacs in die Engstelle gefahren, misst dort kontinuierlich die Strömung und gibt schließlich grünes Licht, sodass wir mit Schwung in eine 100-Grad-Kurve und durch das Nadelöhr gleiten können.
Manche von euch sind möglicherweise im Laufe dieser Ausführung eingeschlafen, ich finde das Manöver aber hoch spannend.😊Read more
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- Wednesday, March 8, 2023
- 🌧 8 °C
- Altitude: Sea level
ChileO Higgins49°14’36” S 74°0’24” W
Pio XI.-Gletscher

Der letzte Gletscher dieser Reise ist zugleich der größte (des Festlands der Südhalbkugel), beeindruckendste (an der Abbruchkante bis zu 75m hoch) und außergewöhnlichste, da er als einziger Gletscher des südpatagonischen Eisschilfs noch immer weiter wächst und nicht zurückgeht.
Stattliche 10km ist er in den letzten 50 Jahren vorgedrungen und hat dabei den einzigen Abfluss des dahinter liegenden Sees versperrt, sodass dieser sich immer weiter aufstaut und es hier irgendwann einen ziemlichen Schwapp entlang des Fjordes geben wird (heute bitte nicht!).
Die Farben und Ausmaße sind gigantisch, ich konnte mich gar nicht satt sehen. Sein stetiges Wachstum deckt allerdings gerade einmal 4% des Rückgangs aller anderen Gletscher dieser Region. Beeindruckend auch, dass das Ding ununterbrochen kalbt, sodass immer wieder riesige Wellen durch den Fjord wabern, wenn wieder ein großes Stück abbricht und ins Wasser fällt. Was für ein Schauspiel, ich bin begeistert und sehr demütig heute ob dieser Eismassen.Read more
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- Wednesday, March 8, 2023
- ☁️ 9 °C
- Altitude: 17 m
ChilePunta Oldhield49°7’32” S 74°24’45” W
Puerto Eden

Als die letzten Kawesqar-Indianer zwangsweise sesshaft gemacht wurden, hat man sie im entlegensten Dorf Chiles angesiedelt, in Puerto Eden. Die nächste Stadt ist 24h mit dem Schiff entfernt, eine andere Anbindung gibt es nicht. Heute ist hier das chilenische Militär präsent, ebenso Fischer. Als unser Bord-Ethnologe Dietmar 2019 das letzte Mal hier war, traf er noch Kawesqar-Indianer, schätzungsweise 15 lebten noch hier, die sich an ihre Kindheit als Nomaden erinnern und die Sprache sprechen konnten. Von Anwohnern erfahren wir heute, dass es wohl mittlerweile nur noch zwei oder drei sind. Ihr Volk ist damit faktisch ausgerottet, und mit ihm seine Kultur, seine Sprache.
Bei aller Schönheit der Natur bleibt heute doch ein bedrückendes Gefühl zurück. Die europäischen Siedler, die sich als hoch zivilisiert betrachteten, haben hier nicht weniger als systematischen Völkermord an denen begangen, die hier seit 6000 Jahren im Einklang mit der Natur lebten.
Ich gehe an Land und auf Stegen zwischen einfachen Pfahlhäusern hindurch, durch wunderbar duftendes Hochmoor. Ein Hund und eine Katze weichen mir auf meiner Wanderung nicht von der Seite und mich streift der Gedanke von Neid, dass die beiden als Vertreter ihrer Spezies wohl keine so gemischtes Erbe mit sich herumschleppen.Read more
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- Thursday, March 9, 2023
- 🌧 10 °C
- Altitude: 12 m
ChileCaleta Tortel Airport47°47’52” S 73°31’54” W
ganz allein bei Caleta Tortel

Ähnlich wie in Puerto Eden landen wir heute wieder mit unseren Zodiacs an einem entlegenen Örtchen inmitten der Fjorde an. Ganz so abgeschieden ist Caleta Tortel aber nicht mehr, denn seit 2003 gibt es eine Straße, die bis ans obere Ende des Dorfes führt. Von dort geht es aber nur noch zu Fuß weiter. Ich mag diese Steg-artigen Wege. Einer führt sogar schnurgerade durch das ebene Tal hinüber zu einem kleinen Flugplatz. Da sich niemand sonst vom Schiff für diese etwas abseitige Route interessiert, bin ich für ein paar Stunden ganz für mich und genieße die Aussicht auf die umliegenden Andenberge.Read more
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- Saturday, March 11, 2023
- 🌧 12 °C
- Altitude: Sea level
Südsee44°52’20” S 73°0’56” W
Verstecken vor dem Sturm

Es gibt an Bord drei Arbeits-Abteilungen, die ganz unterschiedliche Aufgaben haben. Da sind zum einen jene, die das Schiff von A nach B manövrieren bzw. für die Sicherheit an Bord sorgen. Hierzu zählen der Kapitän und seine Offiziere, aber auch alle Techniker , die beispielsweise im Maschinenraum, bei der Trinkwasserproduktion oder der riesigen Müllverwertungsanlage ihren Dienst tun.
Dass das Schiff in zweiter Linie auch ein sehr hochwertiges Hotel sein möchte, zeigt sich an der Fülle an Mitarbeitern in diesem Bereich – angefangen von Housekeeping und Rezeption über den Service in den Restaurants bis hin zu unserem lustigen sächsischen Koch mit seinem 28-köpfigen Küchenteam.
Und schließlich ist da dann noch das Expeditionsteam, bestehend aus Experten (derzeit für Landeskunde/Geologie/Biologie/Ethnologie), der Touristik (die Ausflüge an Land und zu Wasser plant/durchführt) und der Abteilung Spaß: Fitness, Foto/Video, Musik. Insgesamt sind wir 167 Crewmitglieder an Bord, was auf dieser Reise exakt der Anzahl der Gäste entspricht.
Als Expeditionsteam sitzen wir täglich in einem Meeting zusammen und besprechen den nächsten Tag. Hier beobachten wir seit Tagen mit Sorge einen Sturm, welcher uns voraussichtlich morgen bis übermorgen mit voller Wucht trifft, falls wir die ursprünglich geplante Route beibehalten. Ein entgegenkommendes Schiff berichtet von 6m-Wellen direkt von Westen, also von der Seite, das wollen wir den Gästen natürlich nicht zumuten. Und so wird in enger Abstimmung mit dem Kapitän immenser Aufwand betrieben, einen alternativen Plan zu erstellen, der es uns einerseits ermöglicht, die heftigsten Stunden des Sturms unter Landschutz – also halbwegs versteckt in einem der Fjorde – zu verbringen, andererseits aber den Gästen auch die Möglichkeit gibt, die im Katalog versprochenen Orte anzulaufen, dort entsprechende Ausflüge anzubieten und nicht zuletzt garantiert, dass wir pünktlich in Valparaíso einlaufen, wo die nächsten Gäste auf uns warten werden.
Schließlich ist der Plan so ausgereift, dass der Kapitän ihn den Gästen vorstellen kann. Natürlich ist es schade, dass wir nun beispielsweise die Baumriesen von Alerce verpassen, aber die allermeisten Gäste sind sehr froh über den Plan, sich vor dem Sturm zu verstecken. Ich auch. 😉Read more

TravelerTotal spannend! Gut, dass es die Bugkamera gibt. Ich hoffe, der Sturm hat sich mittlerweile gelegt 😊

Herr OzeanpianistDer Blog hängt ja etwas hinterher, mittlerweile knallt die Sonne vor Peru aufs spiegelglatte Meer.😊
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- Sunday, March 12, 2023
- 🌬 13 °C
- Altitude: 6 m
ChileEstero Cahuelmó42°15’41” S 72°26’1” W
Strecke machen

Durch unser kleines Versteckspiel in den chilenischen Fjorden hinken wir unserem „Fahrplan“ ein Stück hinterher. So haben wir nun - nach abschließender Seelöwen-Zodiac-Cruise in einem malerischen Fjord bei Chaiten - eine ziemliche Distanz vor der Nase, die wir in den nächsten zwei Tagen zurücklegen müssen, damit wir pünktlich in Valparaíso einlaufen.
Seetage sind traditionell Tage, an denen die einzelnen Rettungsteams ihre Auffrischungsübungen machen, und so lerne ich viel über Feuerklassen und die unterschiedlichen Löschsysteme an Bord. Jedes Crewmitglied muss sich zwingend mit den Sicherheitsprozeduren vertraut machen und dieses Wissen dann auch in zwei schriftlichen Tests nachweisen. Ich habe zum Glück beide bestanden und darf weiter an Bord bleiben.
Wie weiter oben schon erwähnt, gibt es an Bord deutlich mehr Aufgaben als Crewmitglieder, sodass es auch immer Möglichkeiten gibt, sich anderweitig einzubringen. Unser 1. Offizier, der Ober-Ingenieur an Bord, spricht nur Englisch, und so begleite ich heute als Übersetzer eine kleine Gruppe von Gästen in den Bauch des Schiffes zur Besichtigung des Maschinenraums. Etwas aufgeregt bin ich im Vorfeld, weil das technisch durchaus anspruchsvoll werden kann, aber bis auf die chemischen Details der Trinkwasseraufbereitung kann ich alles gut verständlich machen und freue mich natürlich, auch diesen Teil des Schiffes zu sehen, den auch nur wenige Crewmitgleider zu sehen bekommen. Neben „dem Motor“, also den vier riesigen Dieselgeneratoren, die den Strom für sämtliche Vorgänge an Bord bereitstellen (und denen man sich nur mit Gehörschutz nähern darf), beeindruckt mich vor allem der effiziente Umgang mit dem an Bord anfallenden Müll. Alles wird bis aufs Kleinste getrennt, Glasflaschen werden geschreddert und verlieren so ein Vielfaches ihres ursprünglichen Volumens, bevor sie im nächsten Hafen entsorgt werden. Essensresten wird die Feuchtigkeit entzogen, um sie besser lagern zu können.
Auch wenn dieses Schiff eines der saubersten und modernsten der Welt ist (NoX-Katalysatoren, nur Leichtöl, Nutzung von Landstrom), will ich an der Stelle nicht verschweigen, dass am Tag ungefähr 20 Tonnen Treibstoff verballert werden. Umgerechnet auf Gäste und Crew sind das 55l pro Person/Tag. Die Entwicklung hin zu alternativen Antrieben/synthetischen Kraftstoffen gibt es, aber die Mühlen mahlen langsam. Dass das Schiff diesen ökologischen Footprint ganz unabhängig davon hinterlässt, ob ich hier an Bord Klavier spiele oder nicht, tröstet mich zwar etwas, aber natürlich bleibt auch das ungute Gefühl, dass ich eigentlich die nächsten 732 Jahre lang ausschließlich Fahrrad fahren dürfte, um das wieder halbwegs auszugleichen.Read more
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- Monday, March 13, 2023
- 🌬 5 °C
- Altitude: Sea level
Südsee35°2’42” S 72°40’24” W
ein typischer Tag an Bord

Heute gibt’s außer Wasser nicht viel zu sehen, da erzähl ich einfach mal ein bisschen persönlichere Sachen. Wer sich bis hier durchgearbeitet hat, kann das sicher ab. 😉
Seit ich 2015 das erste Mal mit ONAIR auf dem Schiff war, ist die Zeit an Bord für mich immer mit großen Glücksgefühlen verbunden. Einerseits aus ganz offensichtlichen Gründen - ich reise wirklich gern und bin neugierig, zu verstehen, wie unser Planet weit entfernt von meinem zu Hause tickt.
Darüber hinaus ist es nach wie vor manchmal zum Kopfschütteln ulkig für mich, dass ich auch noch Geld dafür bekomme, an einem schicken Flügel zu sitzen, aufs Meer hinauszuschauen, dabei ein paar Töne zu drücken und – zumindest bei dem aktuellen Vertrag hier – hin und wieder einen Song zu singen.
Vor allem liebe ich aber die große Selbstbestimmtheit, im Kontrast zur (ebenfalls innig geliebten!) Situation zu Hause, wo ich mit zwei kleinen Kindern ja gut eingebunden bin in ein Netz von unterschiedlichen Bedürfnissen.
Auf dem Schiff stehe ich morgens auf, gehe erstmal runter ins Crew Gym und laufe 5km, bevor ich mich dann frisch geduscht auf meinen etwas versteckten Lieblingsplatz auf dem Sonnendeck setze und einen Kaffee trinke. So hab ich mir schon früh morgens den späteren Gang zum Süßigkeiten-Buffet erkauft.
Gibt es einen Landausflug/Zodiac-Cruise, so horche ich in mich hinein, ob ich da heute Bock drauf hab. Sind wir auf See, studiere ich das Tagesprogramm und überlege, welche(n) der angebotenen Vorträge ich spannend finde. Zusammen mit verpflichtenden Terminen wie Crewdrill oder dem daily meeting entsteht so ein grober Plan des Tages.
Hab ich gerade stabiles Internet, lade ich mir ein paar neue Songtexte runter, um sie abends in mein Gesangsset einzubauen. Ich versuche, jeden Tag mindestens 3 neue Lieder ins Repertoire zu nehmen, um mir selbiges Stück für Stück zu erweitern.
Essen könnte ich hier vom Allerfeinsten und quasi rund um die Uhr, was zur Folge hat, dass sich ein ganz lustiger Rhythmus ausbildet: Ich esse mich meistens mittags so richtig satt und brauche dann 24h nichts mehr, wenn ich nicht ausversehen gegen 16 Uhr nochmal am Kuchenbuffet schwach werde.
Abends beginnt dann meine Arbeitszeit. Ich schlüpfe in meinen Anzug und spiele entweder ab 18:30 Uhr eine Stunde oder gar erst ab 21:00 Uhr. Gäste laufen an meinem Flügel vorbei und nicken mir freundlich zu (die meisten), einige setzen sich an die benachbarte Bar, unterhalten sich oder hören mir ganz aufmerksam zu (spooky!). Manche haben Liedwünsche, die ich gern erfülle. Wenn nicht adhoc, so am nächsten Abend. Wenn gegen 23:30 Uhr die letzten Gäste langsam von dannen ziehen, nicke ich meinem Freund Janis an der Bar zu, der natürlich sofort versteht und mir ein Gläschen Rotwein zum Feierabend bringt. Je nach Bettschwere zieht es mich dann entweder auf meine Kabine, in die Crewbar (wo um diese Zeit der Bär steppt und man unweigerlich mittanzen muss) oder oben aufs Deck, den oftmals unfassbaren Sternenhimmel bewundern. Und so ziehen hier die Tage vorbei.
Klar, es gibt Tage, da vermisse ich meine Familie zu Hause ganz arg und natürlich hat man unweigerlich auch mit Leuten zu tun hier, mit denen man nicht mehr Worte wechselt als unbedingt nötig.
Aber am Ende des Tages bin ich unfassbar dankbar, ein paar Wochen im Jahr so reisen und musizieren und leben zu können, wie ich es hier tue.Read more
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- Tuesday, March 14, 2023
- 🌬 4 °C
- Altitude: 17 m
ChilePontificia Universidad Católica de Valparaíso33°2’42” S 71°36’16” W
Valparaíso

Als ich morgens die letzten Stufen hoch zum Sonnendeck erklimme, kann ich es schon hören. Nichts mehr mit Natur und Ruhe, wir liegen mitten im Industriehafen von Valparaíso, am Nachbarpier werden gerade riesige Karosseriebleche auf LKWs geladen, während sich die Silhouette der Stadt noch etwas schüchtern im Morgennebel an der Küste entlang schlängelt und schließlich dem Blick entzieht.
Heute ist Embarkation Day, die alten Gäste gehen von Bord und wir bekommen neue geliefert, fein säuberlich in Frischhaltefolie abgepackt und auf Europaletten fixiert. Naja, so ähnlich. 😉
Während für die Kolleginnen an der Rezeption dieser Tag ziemlicher Horror ist, können die meisten zumindest für ein paar Stunden das Schiff verlassen und die Stadt erkunden, bevor dann die neuen Gäste lächelnd begrüßt werden wollen am Nachmittag.
Keine Wertsachen mitnehmen wurde im Meeting gesagt, okay, das krieg ich hin. Ein Shuttlebus fährt mich zum Hafenterminal, wo ich genau durchleuchtet werde, ehe mich ein weiterer Shuttlebus ans Ende des Hafengeländes bringt. Dort schiebt ein freundlicher alter Herr ein recht provisorisch anmutendes Tor im Zaun auf und winkt mich hindurch. Ich stehe in Valparaíso – eine Stadt, deren einzige Assoziation bisher für mich ist, dass ein gewisser Dieter Mallinek in einem Reinhard Mey-Song eben genau hier hin auswandert, zusammen mit der Freundin von Reinhard Mey, die dann plötzlich nicht mehr seine Freundin ist. Und so habe ich den ganzen Tag dieses Lied im Ohr, während ich durch die Stadt laufe.
Die Stelle, an der ich aus dem Hafen gespuckt wurde, scheint mir etwas außerhalb zu liegen, also laufe ich in die Richtung, in der ich das Zentrum vermute. Die Straßen voller Menschen und Marktstände, alles wirkt irgendwie baufällig und heruntergekommen. Später erfahre ich von einem unserer Experten, dass die Stadt nach dem letzten großen Erdbeben nie wieder richtig aufgebaut wurde. Verbunden mit den sozialen Unruhen der jüngsten Vergangenheit und der durch den Panamakanal enorm gesunkenen strategischen Bedeutung der Stadt zeichnet sich ein eher verwahrlostes und trauriges Bild. Ich hab noch nie so viele streunende Hunde gesehen wie in den Straßen hier. Die Menschen, die hier an den Häusern lehnen oder unter ihren Zeltplanen sitzen, scheinen mir seltsam gleichgültig, teilnahmslos. Gibt’s hier keine Geschäfte oder Supermärkte? Doch, stellte ich nach einer Weile fest, aber deren Fassaden sind mit Metallwänden verbarrikadiert und in den kleinen Eingangsöffnungen stehen Wachleute. Was ist hier los?
Die Plätze und Straßen werden größer, ich komme dem Zentrum näher, aber es bleibt wuselig und schmuddelig. Wo sind die Standseilbahnen, für die die Stadt so berühmt sein soll? Ich beschließe, den langgezogenen Berghang hinaufzulaufen, um mir einen besseren Überblick zu verschaffen. Und tatsächlich komme ich nach zwei Kreuzungen schlagartig in ein Viertel mit kleinen Straßen und Gassen. Bunt bemalte Häuser, kleine Cafés. Aber keine Menschen. Hier und da ein paar Touristen, aber sonst fast gespenstische Leere. Ich gehe weiter bergauf, habe schon eine schöne Übersicht, bin aber angefixt von dem Gedanken, von ganz oben hinunterzuschauen.
Der relativ dünne Streifen mit gepflegten bunten Häuschen geht wiederum recht plötzlich in Favela-ähnliche Bebauung über. Viele kleine Wellblechhütten, dicht an dicht. Dazwischen immer wieder nackter lehmiger Berghang – offensichtlich sind die Behausungen an diesen Stellen Erdrutschen zum Opfer gefallen. Vor manchen Hütten stehen Autos, die schon lange nicht mehr bewegt worden sein dürften und mit ihren platten Reifen und herabhängenden Stoßstangen traurig in die Ferne schauen.
Ein bisschen gruselig ist das schon, aber ich will noch weiter nach oben. Vorbei an der kleinen Kapelle mit blauem Dach. Mittlerweile hat sich der Dunst über der Stadt weitestgehend verzogen und gibt den Blick frei auf den dichtbesiedelten Berghang entlang des Küstenstreifens.
Hinter jedem zweiten Zaun knurrt mich mindestens ein Hund an, und als irgendwann die Zäune aufhören, die Hunde aber nicht, entschließe ich mich, den Rückweg anzutreten. In einem der versteckten Supermärkte decke ich mich noch mit ein paar Dingen des täglichen Bedarfs ein und laufe dann zurück zum Tor im Zaun des Hafengeländes. Links ächzt der Vorstadtzug quietschend an mir vorbei, während rechts ein älterer Mann bewegungslos mitten auf der dreispurigen Straße liegt, umringt von Menschen. Ein kollabierter Fußgänger, denke ich zunächst, aber als ich das völlig verbeulte Motorrad daneben sehe, schwant mir böses. Ich hoffe von Herzen, dass er seine Augen wieder aufgemacht hat.
Zurück am Schiff wurde mir erstmal ein frischer O-Saft und ein Erfrischungstuch angeboten. Was für eine krasse Parallelwelt.
Anke, meine Chefin hier an Bord, hat dann beim gemeinsamen Abendessen die Hände über’m Kopf zusammengeschlagen – „Du bist alleine durch die Stadt gelaufen!? Das macht man doch nicht, wir sind in Südamerika!“
Vielleicht macht man das nicht, (war mir so nicht bewusst), und vielleicht mache ich das auch nicht wieder, aber ich bin auch dankbar für die Erfahrung, 12km durch diese Straßen gelaufen zu sein.
Unfassbar, welch pervers-paradiesischen Lebensstandard ich auf dem Schiff und auch in Berlin mein Zuhause nennen darf.Read more
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- Wednesday, March 15, 2023
- ☀️ 9 °C
- Altitude: Sea level
Südsee28°4’46” S 71°45’4” W
Gleiten auf dem Humboldt-Strom

Wir lassen Valparaíso hinter uns und fahren weiter an der Pazifikküste entlang, vorbei an der Atacama-Wüste. Sie ist die trockenste der Welt, alle 80-90 Jahre regnet es hier mal. Das liegt am Humboldt-Strom, der kaltes Wasser an der Küste gen Norden führt. Die Temperaturunterschiede zwischen Wasser und Luft bewirken, dass kaum Wasser kondensiert bzw. sich Regenschauer schon weit auf dem offenen Ozean ausregnen. So kommt an Land praktisch kein Niederschlag an.
Der relativ schmale Landstreifen zwischen Pazifik und Anden ist demzufolge der unwirtlichste, den man sich überhaupt nur vorstellen kann. Keinerlei Vegetation, nur karge Berge, Geröll und Sand.
Ich stehe lange fasziniert an der Reling und schaue hinüber zu den Bergen. Dass die Sonne im Verhältnis zu Süd-Chile schon ganz schön knallt, merke ich durch den Wind an Deck gar nicht so richtig. Meinen knallroten Unterarmen hab ich für die nächsten Tage auf jeden Fall Sonnencreme versprochen. 😉Read more
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- Thursday, March 16, 2023
- ☀️ 21 °C
- Altitude: Sea level
ChileIsla Pan de Azúcar26°10’13” S 70°41’14” W
Isla Pan de Azucar

Der gestern erwähnte Humboldt-Strom, auf dem wir hier gerade langsegeln, ist auch deswegen so kalt, weil er in den antarktischen Gewässern deutlich tiefer startet und hier sozusagen „auftaucht“. Dadurch ist das mitgeführte Wasser enorm nährstoffreich. Das zieht eine ganz spannende Kette von Folgen nach sich (größte Dichte von Fisch pro Fläche auf der Welt —> große Anzahl von Vögeln, die sich den Fisch schmecken lassen —> Menschen in Zodiacs, die sich Vögel angucken, die Fische fressen).
Zu der letzteren Spezies zähle ich heut mal wieder. Wir fahren mit unseren Booten um die Isla Pan de Azucar herum. Das ist im Grunde ein völlig unbewachsener Geröllfelsen, der aber unfassbar viele Pelikane, Kormorane, Tölpel und auch Seerobben beherbergt.
Die Insel hat ihren Namen von der Zuckerhut-ähnlichen Form, könnte aber auch so heißen, weil sie über und über mit „Zucker“ bedeckt ist. Die Experten sprechen in ihren Vorträgen immer von Guano, der sich hier früher in Schichten bis zu 30m auftürmte, dann aber – mal wieder – von den sich ansiedelnden Spaniern exzessiv abgetragen und als Dünger benutzt wurde. Ich denke an Guano Apes, sonst aber nicht weiter drüber nach und muss schmunzeln, als der Groschen fällt und ich kapiere, dass es sich bei Guano schlicht um Vogelkacke handelt.
Und schließlich werden wir noch Zeugen eines ganz besonderen Naturschauspiels: Zehntausende Vögel erheben sich wie auf ein geheimes Kommando von ihrem Zuckerhut-Felsen und fliegen aufs Meer hinaus, platschen dort wie verrückt mit ihren Flügeln auf der Wasseroberfläche herum und lassen es sich offensichtlich gut schmecken. Möglicherweise zieht gerade ein großer Fischschwarm durch, dessen Bestände die hungrigen Vögel nun mit Genuss dezimieren.
Das macht Appetit, ich gehe auch gleich mal ein bisschen Fisch essen. 😊Read more
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- Saturday, March 18, 2023
- 🌬 3 °C
- Altitude: Sea level
Südsee20°36’4” S 73°23’44” W
auf See

Gestern morgen haben wir vor Antofagasta ausklariert. Chilenische Behörden kamen an Bord, um alle Pässe zu stempeln. Im Anschluss haben wir unseren Nordkurs fortgesetzt und befinden uns nun schon eine Weile in peruanischen Gewässern. Nach den ereignisreichen Tagen freue ich mich über die beiden Tage an See, ich wasche Wäsche, füttere mein iPad mit neuem Repertoire und nehme mir Zeit, den ersten Teil der Reise in Worte zu fassen und hier reinzustellen. Freue mich sehr über das Feedback und den Austausch mit Leuten daheim, wenn es das Internet gerade mal zulässt. Von einigen hätte ich gar nicht gedacht, dass wir in so engem Kontakt stehen würden. Spannend, was räumliche Distanz manchmal für Nähe hervorbringt.
In Peru ist es im Vergleich zu Chile 2 Stunden früher, sodass wir sowohl gestern als auch heute Nacht die Zeit an Bord um jeweils eine Stunde zurückstellen. Das bedeutet für die ohnehin noch Jetlag geplagten Gäste, dass sie abends recht früh müde werden und für mich, dass meine Klavierspielzeiten etwas kürzer sind als sonst, da ich natürlich nicht mehr weiterspiele, wenn alle schlafen gegangen sind.
So hab ich noch Zeit, mich mit ein paar anderen aus der Crew und 1-2 Dosenbier aus der Crewbar an Deck zu setzen, über Gott und die Welt zu quatschen und dabei durch den wabernden Nebel die Sterne zu beobachten.Read more
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- Sunday, March 19, 2023
- ☀️ 8 °C
- Altitude: 479 m
PeruQuebrada Las Delicias13°42’20” S 75°49’48” W
Inka-Tempel in der Wüste von Peru

Die Wüstenküste hier in Peru ist trotz der absolut widrigen Lebensbedingungen seit mehr als 5000 Jahren besiedelt. Unterschiedlichste (Hoch-) Kulturen haben sich entwickelt und sind im Takt von Naturereignissen erstanden und vergangen. Am bekanntesten sicher die Inka, die hier vor 500 Jahren ein riesiges Reich entlang der Küste aufspannten. Sie waren so hoch entwickelt und organisiert, dass nur etwa die Hälfte der Bevölkerung zur Nahrungsbeschaffung abgestellt werden musste. Der übrige Teil konnte sich mit anderen Dingen beschäftigen, z.b. Keramiken verzieren, feinste Stoffe weben, Tempelanlagen bauen, mit den Göttern in Kontakt treten, die das Wasser aus den Bergen schickten oder verstorbene in 400 Lagen feinsten Stoff einwickeln. Woher wir das so genau wissen? Durch die hervorragenden Konservierungsbedingungen in der Wüste haben sich diese Relikte unfassbar gut gehalten, wenn sie nicht gerade von den Kolonialherren geplündert wurden.
Schlüsselfaktor für Glück und Unglück war stets das Wasser aus den Anden, das sich in zahlreichen Flüssen den Weg zum Pazifik sucht. Entlang dieser Flüsse siedelten (und siedeln bis heute) die Einheimischen und es ist unglaublich, was in diesen Oasen alles gedeiht, einen Steinwurf entfernt von kargem Wüstensand. Die Felder sind seit jeher voll mit Baumwolle und Mais, aber auch Gurken, Tomaten, Avocado, Kartoffeln (230 Sorten!) sind hier von den Andenvölkern domestiziert worden – lange, bevor wir in Europa damit anfingen. Durch das durchgängig milde Klima (durch den Humboldt-Strom nicht zu heiß bei gleichzeitig enormer Sonneneinstrahlung) kann hier das ganze Jahr über geerntet werden, was Peru zu einem riesigen Global Player in Sachen Lebensmittelexport macht. Durch die unterschiedlichen Höhenlagen (von West nach Ost: Wüste, Andenmassiv mit tief eingeschnittenen Tälern, Andenhochland, Ostflanke der Anden, abfallend zum Regenwald des Amazonas) hat Peru die größte Biodiversität der Welt – über 90% aller Arten findet man in diesem Land, das ungefähr 3,5x so groß ist wie Deutschland.
Das alles und viel mehr habe ich in den letzten Tagen bei Vorträgen hier an Bord gelernt und fand es so spannend, dass ich es an dieser Stelle kurz aufschreiben wollte – hoffentlich weitestgehend inhaltlich korrekt.
Ich bin heute wieder bei einem der Landausflüge dabei. Es geht durch die Wüste zur Ausgrabungsstätte eines Inka-Tempels. Viel spannender als diese 500 Jahre alten Lehmruinen finde ich aber den Weg dorthin. Straßen ziehen sich schnurgerade durch Wüstensand, wir passieren staubige Orte, in denen scheinbar willkürlich Land mit Mauern und Zäunen umfangen ist - ohne, dass sich im inneren dieser Abtrennungen irgendetwas befindet. Ich stelle mir vor, dass sich darin Reichtümer stapeln, die aber nur von Einheimischen gesehen werden können und muss an des Kaisers neue Kleider denken. Dann plötzlich alles grün und bunt in Pisco, wo das berühmte Traubenweinschnaps-ähnliche Nationalgetränk der Chilenen und Peruaner herkommt.
Am Tempel angekommen erwartet uns eine kleine Delegation, alle wirken etwas aufgeregt. Der Bürgermeister hält eine Rede, aus der hervorgeht, dass wir die erste Gruppe nach Corona sind, die diese Stätte besucht und sie sich mächtig auf uns gefreut haben. Dann tanzt eine Folkloregruppe aus Kindern und Jugendlichen uns einen besonderen Tanz vor. Eltern und Geschwister stehen etwas abseits und fiebern mit. Der Tanz ist eigentlich zu Ehren des frisch geborenen Jesuskindes erdacht worden, weswegen eine direkt vor den Tanzenden positionierte Dame eine Art Ikea-Bett mitsamt Jesuskind hochhält. Wir nehmen das nicht so genau und erfreuen uns an dieser rührigen Aufmerksamkeit, obwohl ich durchaus auch „weiße gaffende Menschen aus klimatisierten Bussen lassen sich hier was vortanzen“-Gefühle hab. Umringt sind wir die ganze Zeit von einer Vielzahl gut bewaffneter Polizistinnen und Polizisten. Als ich den Bürgermeister frage, warum das so ist, lacht er nur verlegen und sagt „Is better, sometimes not so safe.“Read more
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- Monday, March 20, 2023
- ☀️ 26 °C
- Altitude: Sea level
PeruPlaya Mar Brava12°4’4” S 77°8’34” W
Lima

Heut morgen haben wir in Callao, dem Hafen von Lima festgemacht. Während die Gäste bereits unterwegs sind und die 11-Millionen-Stadt erkunden, beginnt der Tag für die Crew zunächst mit einem General Drill. Wie beim letzten Mal wird wieder ein Feuer mitsamt Verletzten simuliert, nur dass der Spaß diesmal nicht in den Rettungsbooten, sondern draußen auf der Pier endet, wo wir durch unsere bloße Existenz in Rettungsweste schon ganz schön ins Schwitzen kommen.
Von individuellen Ausflügen in die Stadt wird schiffseitig nicht direkt gewarnt, es gibt aber eine lange Liste von Dingen, die man beachten und unterlassen soll, daher bin ich sehr froh, wieder einen kleinen Ausflug begleiten zu können. Zwar wäre ich gern auch mehr zu Fuß unterwegs gewesen, bekomme so aber innerhalb von wenigen Stunden und dank einer sehr urigen Führerin mit bayrischem Akzent einen guten Überblick, was diese riesige Stadt ausmacht.
Lima war schon Hauptstadt, als sich Peru noch weit stärker entlang der Küste ausdehnte und hat sich diesen Stolz überregionaler Bedeutung erhalten. Architektonisch sieht man hier ganz viel Europa des 17./18. Jahrhunderts, Häuser im spanischen, mauretanischen und französischen Stil, die bei näherem Hingucken aber oft nur aus herausgeputzten Fassaden bestehen. Ich fühle mich ein bisschen wie an einem Filmset. Wir besichtigen ein Dominikanerkloster und ein Herrenhaus im Kolonialstil. Hier wird unfassbarer Prunk zur Schau gestellt, den sich die Kolonialherren aus Europa haben herschiffen lassen, im Austausch für Gold, Silber, Guano und andere Rohstoffe, die hier im großen Stil abgebaut wurden.
Abgesehen davon, dass mich 300 Jahre altes Porzellan und feinst verzierte Samtstühle nicht sonderlich interessieren, ekelt mich dieser Reichtum - der ja vor allem auf der Ausbeutung der indigenen Bevölkerung fußt - ziemlich an. Ich bin froh, als wir diesen Teil des Stadtrundgangs hinter uns haben.
Die politische Lage in Peru und damit auch ganz besonders in der Hauptstadt ist labil und brisant, der gewählte Präsident im Dezember irgendwie abgesägt worden, nun seine Stellvertreterin im Amt, die jedoch wenig Rückhalt in der Bevölkerung hat. Damit das Volk nicht etwa anfängt, seine Meinung an zentralen Plätzen der Stadt kundzutun, sind diese von Polizisten abgeriegelt. Vor Banken bilden sich lange Schlangen. Unsere Stadtführerin, eigentlich ein eher ruhiges Gemüt, schimpft wie ein Rohrspatz, als sie auf die politische Situation angesprochen wird. Hier braut sich etwas zusammen, das kann man regelrecht spüren. Regen ist es übrigens nicht, den gibt es statistisch ungefähr 20 Minuten (5mm) pro Jahr, während die Menschen nur 30km entfernt - am Fuße der Anden - immer wieder mit Starkregen, Überschwemmungen und Erdrutschen zu kämpfen haben. Ohne das Wasser aus den Bergen jedoch würde diese Stadt nicht existieren, jeder Baum, jeder Strauch muss bewässert werden. Hierfür gibt es eine eigene Behörde, die sich um nichts anderes kümmert.
Auch abseits der klimatischen Bedingungen ist es sicherlich nicht einfach, hier zu leben. Die meisten Bewohner der Stadt sind arm bis sehr arm. Im Mittel verdient man hier umgerechnet 450 US-Dollar im Monat – und da ist natürlich auch die gutverdienende Oberschicht miteingerechnet. Ungefähr 85% der Menschen in Lima haben keine Krankenversicherung. Auch die Rate der Analphabeten ist mit 11% vergleichsweise hoch, sodass hier Buslinien unterschiedliche Farben haben, damit wirklich jeder weiß, wo sie hinfahren.
Auf dem Rückweg zum Hafen – und auch das ist wohl typisch für Lima - stehen wir über eine Stunde im Stau, sodass ich es gerade noch schaffe, zu duschen und meinen Anzug überzuwerfen, ehe ich mich ans Klavier setzen muss. Ein spannender Tag, den ich für mich an den Tasten noch ein bisschen Revue passieren lasse.Read more
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- Thursday, March 23, 2023
- ☀️ 26 °C
- Altitude: Sea level
Südsee8°31’12” S 78°56’49” W
Planänderung vor Peru

Stadt und Natur wechseln sich auf dieser Reise ganz gut ab, und so stehen heut und morgen wieder kleine Inselchen im Pazifik auf dem Fahrplan, die zwar nicht betreten, aber immerhin mit gewissem Abstand umrundet werden dürfen. Bei meinem morgendlichen Blick vom Deck in die Welt muss ich gestehen, dass mich der karge Felsen und die Aussicht auf noch mehr Tölpel nicht sonderlich anmacht, sodass ich die heutige Zodiac-Tour mal auslasse und mir ausgiebig Sport, Mittagessen und gar einen Mittagsschlaf gönne. Morgen - so nehme ich mir fest vor – bin ich wieder im Zodiac dabei.
Und als ich dann am Morgen des nächsten Tages schon dick besonnencremt und mit Hut und Schwimmweste an Deck stehe, sehe ich ein Boot der peruanischen Küstenwache quasi aus dem Nichts auftauchen und mit Volldampf auf die Zodiacs zufahren, die bereits mit ersten Gästen vor der Insel sind.
Es gibt offensichtlich Diskussionen, bevor das Boot unsere 8 Zodiacs zurück zum Schiff geleitet - wie eine Ente mit ihren Küken. Wir müssen die Expedition abbrechen und alle Personen zurück an Bord holen.
Ungläubig und auch etwas ärgerlich setzt unser Kapitän zum Boot der Küstenwache über, um die behördliche Genehmigung vorzulegen, dass wir hier operieren dürfen und alle Vorgaben penibel einhalten.
Unsere Erlaubnis wird jedoch kurzerhand für ungültig erklärt und uns auch für weitere Inseln in peruanischen Gewässern in Aussicht gestellt, dass wir nicht näher als 3,5km an sie herandürfen (was zur Vogelbeobachtung ungefähr so sinnvoll ist wie sich die Kreidefelsen auf Rügen von Usedom aus anzugucken).
Angeblich eine neue Verordnung, die es bei den letzten Absprachen mit den Behörden am Vortag offensichtlich noch nicht gegeben hat. 🤷🏻♂️
Etwas frustriert ob dieser Willkür, die für den Ablauf auf so einem Dampfer natürlich verheerend ist, setzen wir unsere Fahrt entlang der peruanischen Küste fort. Man sieht die Verantwortung tragenden Köpfe förmlich rauchen, als sie in Windeseile mal wieder neue Pläne erdenken, mit Behörden telefonieren und Möglichkeiten abwägen. Schließlich bittet der Kapitän alle per Durchsage zu einem außerplanmäßigen Treffen in den großen Versammlungsraum, das „Hanseatrium“, um den neuen Plan vorzustellen:
Wir lassen Peru hinter uns und begeben uns auf direktem Wege nach Ecuador. Hier werden wir die gewonnene Zeit nutzen und eine zusätzliche Hafenstadt anlaufen. So zumindest erstmal der Plan.Read more
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- Friday, March 24, 2023
- ☁️ 27 °C
- Altitude: Sea level
EcuadorPuerto Bolívar3°15’42” S 80°0’11” W
Carlos und sein Fahrrad

Nachdem wir den Tag gestern auf See verbracht haben, liegt unser Schiff nun im Hafen von Puerto Bolivar in Ecuador. Der Stopp hier war geplant, wurde durch die Schwierigkeiten in Peru aber um einen Tag vorgezogen. Ob wir hier halten würden, war dennoch unsicher, da vor sechs Tagen ein Erdbeben Teile der Stadt zerstört und heftiger Regen die Straßen teilweise überschwemmt hat. Eine schwierige Abwägung, da wir natürlich keinesfalls Katastrophentourismus betreiben wollen, andererseits die Stadt und ihre Bewohner vom Anlegen eines Schiffes enorm profitiert – angefangen von den angebotenen Busausflügen zu Bananen- und Shrimp-Farmen bis hin zu den Gästen, die individuell die Stadt erkunden und natürlich auch Geld bringen.
Zusammen mit unserem Fitness-Coach Markus und meinem Pianisten-Kollegen Davide mache ich mich auf den Weg, wie gewohnt mit einem kleinen Shuttlebus zum Ausgang des Hafengeländes und von dort – nach langer und sehr genauer Überprüfung – hinein in die Stadt.
Puerto Bolivar hat leider enorm an Bedeutung gewonnen, was den Drogenschmuggel betrifft, und damit einher geht eine hohe Kriminalität, besonders in Hafennähe. Die Hafenmitarbeiter mahnen, wir sollen keinesfalls nach links laufen, bitte nur nach rechts, und eigentlich doch besser ein Taxi nehmen für die 500m bis zur Strandpromenade. Okay, das könnte auch eine geschickte Unterstützung der Taxiunternehmen dort sein, aber es tut uns ja nicht weh, diesen Rat zu befolgen. Und so bringt uns das Taxi bis zur Strandpromenade, bzw. bis zu dem Teil, der überschwemmt ist und an dem das Taxi nicht weiterkommt. Von hier gehen wir zu Fuß. Meine beiden Kollegen sind fröhlich und wollen mal in diese, mal in jene Gasse gehen, aber ich bin ja von Hause aus ein kleiner Schisser und fühle mich von den vielen Augen der an den Häusern lehnenden jungen Männer eher bedroht als interessiert gemustert. Das Aushängeschild-Restaurant, über eine kleine Pier mit der Strandpromenade verbunden, ist durch das Erdbeben stark in Mitleidenschaft gezogen, nur noch das Dach schaut aus dem Wasser heraus. Auf unserem Weg zurück zum Schiff kommen wir nun an einer Stelle nicht mehr weiter, ohne knöcheltief ins Wasser zu steigen. Da kommt ein Mann auf seinem BMX daher und bietet uns sein Rad an, damit wir trockenen Fußes auf die andere Straßenseite kommen. Carlos spricht etwas Englisch und berichtet davon, dass das Erdbeben Puerto Bolivar besonders hart getroffen hat, die Menschen hier aber grundsätzlich an Erdbeben gewöhnt sind und eine Art „nach-dem-Beben-ist-vor-dem-Beben“-Einstellung herrscht. Es klingt ein bisschen durch, dass die Zerstörung auch durchaus etwas Gutes hat, denn dann wird hier – zumindest so weit das Touristenauge reicht - auf Geheiß von ganz oben repariert oder gar neu gebaut, was auch ohne Beben dringend instandgesetzt werden müsste.
Zurück auf dem Schiff schaue ich noch eine Weile auf die Stadt runter. Ich denke darüber nach, was das eigentlich für ein zufälliges Glück ist, was für eine ungerechte Fügung, oder wie auch immer man es nennen mag, dass ich jetzt mit meinem Luxuskahn gleich wieder ablege und das nächste Ziel anlaufe, während Carlos auf seinem BMX genau dort bleibt, wo die Straße auch morgen noch überschwemmt ist und die Häuser notdürftig geflickt werden, ehe sie das nächste Beben wieder in Mitleidenschaft zieht. Und ob Carlos das vielleicht ganz anders sieht und hier in seiner leidgeprüften Hafenstadt 1000x glücklicher ist als wenn man ihn in einen Anzug stecken und ans Klavier setzen würde.Read more
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- Saturday, March 25, 2023
- ⛅ 29 °C
- Altitude: 7 m
EcuadorPunta Murciélago0°56’26” S 80°43’47” W
Manta, Manta

Wie jeden Morgen erklimme ich die letzten Stufen hoch zum Deck und bin gespannt, was uns die Katze heute wieder vor die Tür gelegt hat. Die Stadt heißt Manta, war anders als Puerto Bolivar kaum vom Erdbeben betroffen und gilt als aufstrebende Mini-Metropole, in der die Ecuadorianer selbst gern ihre Wochenenden und Urlaube verbringen. Ich bin wohl nicht der Einzige, der sich insgeheim darüber freut, dass die peruanischen Behörden uns die dritte Umrundung von Vogelfelsen untersagt haben und wir nun stattdessen hier im Hafen liegen. Sieht richtig bunt und lebendig aus und wird sich wohl – nach Auto und Rochen – den dritten Platz in meiner Manta-Assoziationsschublade sichern.
Da ich bis zum frühen Abend Zeit habe, schaffe ich es heute sogar zweimal in die Stadt: Während ich am Vormittag immer der Nase nach durch die Straßen laufe, geht’s am Nachmittag an den kilometerlangen Strand, der praktischerweise direkt neben dem Hafengelände beginnt.
Der kalte Humboldt-Strom ist längst gen Westen abgebogen, der Pazifik hier tropische 29° warm. Es gibt wieder Regen und damit auch Regenwald an der Küste und auf den vorgelagerten Inseln.
Nach den kargen Wüstenlandschaften im Norden Chiles und in Peru leuchtet das Grün der Palmen jetzt hier umso mehr.
Nachdem ich bei meiner Erkundung am Vormittag regelrecht zerflossen bin ob der hohen Luftfeuchtigkeit, stürze ich mich nun mit Freude in die Wellen. Es ist allerdings sehr ungewohnt, dass der erfrischende Effekt komplett ausbleibt. Fühlt sich so ein bisschen an wie Badewanne.
Viele Pärchen und Familien sitzen im seichten Wasser, quatschen und planschen, haben eine gute Zeit.
Nachdem mich Puerto Bolivar gestern doch ziemlich betroffen zurückgelassen hat, ist das heute ein sehr versöhnlicher zweiter Eindruck von Ecuador, das übrigens so heißt, weil der Äquator mittendurch geht.
Ähnlich wie in anderen Andenstaaten ist der Anteil der indigenen Bevölkerung hoch, kann aber nicht genau beziffert werden, da sich alle Statistiken dazu auf Selbstaussagen stützen und viele ihre ethnische Herkunft auch heute noch verleugnen, weil sie sich immer noch mit Diskriminierung konfrontiert sehen. Dass es hier so viele Indigenas gibt, geht einerseits darauf zurück, dass dieser Teil der Küste schon seit Inkazeiten dicht besiedelt ist und zum anderen darauf, dass sich - anders als in Argentinien, Bolivien, Uruguay oder Chile - in Ecuador fast ausschließlich Spanier angesiedelt haben.
Übrigens gehören auch die Galapagosinseln zu Ecuador. Sie liegen ungefähr 1000km westlich der Küste. Sämtliche Versuche der Schildkröten-Lobby an Bord, den Kapitän zu bestechen, sind bisher allerdings ins Leere gelaufen: Er weigert sich beharrlich, diesen dreitägigen Umweg zu machen.Read more
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- Sunday, March 26, 2023
- ⛅ 28 °C
- Altitude: Sea level
Nordpazifik0°30’7” N 81°49’19” W
Wie ich als 1. den Äquator überquerte

Ich wühle mich gerade mal wieder in Moll durch das Werk der Beatles, als der Kapitän per Durchsage bekanntgibt, dass wir um genau 19 Uhr 32 den Äquator überqueren werden und alle herzlich eingeladen sind, dem auf der Brücke beizuwohnen. Die älteren Herrschaften lassen überhastet ihre halbleeren Champagnergläser stehen und eilen – wie man halt in dem Alter so eilt – die Treppen nach oben zur Brücke. Das passt mir sehr gut, so kann ich nämlich das Gespiele einstellen und ebenfalls das Weite suchen.
Wenn alle auf der Brücke sind, dann ist mir das dort zu viel Mensch auf zu wenig Raum, also entschließe ich mich, aufs Vorschiff zu gehen - in der Hoffnung, dass es da nicht ganz so voll ist.
Und siehe da, als ich die schwere Tür nach vorn öffne, sehe ich zu meiner Überraschung erstmal nichts.
Alles komplett dunkel und kein Mensch da. Perfekt. Ich stelle mich Kate-Winslet-mäßig an die Spitze des Bugs (nein, ohne ausgebreitete Arme) und warte, bis sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnen. Das Meer ist ruhig, kaum Wind. Wir gleiten übers Wasser wie dieser Henkeltopf beim Curling. Direkt über mir leuchtet ein Drittel Mond in Gesellschaft von sehr hübsch angeordneten Sternen. Rechts, am Horizont Richtung Küste, blitzt es wie wild vor sich hin. Dazu dringt nur ein Hauch des sonoren Schiffsbrummens an mein Ohr, sonst absolute Ruhe.
Und während ich mich nicht entscheiden kann, ob diese Querung jetzt nun etwas sehr feierliches oder doch eher banales Koordinaten-Kino ist, bläst plötzlich das Schiffshorn mitten in die Stille und mich fast über Bord vor Schreck. Tuuuuuut! Jetzt sind wir also drüber über die dickste Stelle unseres Planeten, wieder auf der Nordhalbkugel. Und ich hier vorn am Bug als allererster.
Ich male mir aus, dass unser Schiff das erste wäre, das diese tollkühne Überfahrt wagt, und da keiner so genau weiß, was dabei eigentlich passiert, hat man den Pianisten erstmal vorn am Bug festgebunden und schaut gespannt, ob er bei Erreichen der ominösen Linie verglüht, zu Staub zerfällt oder sich nach wie vor adäquat verhält. 😉
Mond, Sternen und Gewitter sind meine Gedankenspiele natürlich völlig gleich, sie machen ungerührt weiter mit dem, was sie am besten können. Und auch für den Pianisten ist es an der Zeit, sich wieder an seinen Flügel zu schleichen, denn wenn sich gleich die ersten Brückenbesucher an ihre überstürzt zurückgelassenen Champagnergläser erinnern, werde ich schon wieder dasitzen und Beatles spielen. In Moll.Read more