Ich gehe.

fevereiro - outubro 2024
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  • 2. April

    2 de abril de 2024, Suécia ⋅ 🌫 -2 °C

    Irgendwann um Mitternacht rum hat es angefangen zu regnen, die ganze Nacht durch dann ziemlich heftig. Zumindest dachte ich das dem Geräusch nach. Am Morgen habe ich rund ums Zelt feinsten Graupel, es hat also getäuscht, es ist der angemeldete Winter zurückgekommen. Die Zeitumstellung habe ich für dieses Jahr irgendwie noch nicht begriffen, deswegen stehe ich nach der neuen Zeit, also recht spät auf und rechne es mir immer wieder schön, dass ich ja am Abend länger laufen kann, komischerweise kürzt sich der errechnete Vorteil am Ende aber immer weg. Dabei wird es fast elf, bis ich heute loskomme. Es ist feinster Schneegriesel in der Luft, am Boden ist aber alles weggetaut. Nach den ersten paar Kilometern entlang der Straße biege ich in einen Wald ab und verpasse dabei schon einen kleinen Waldweg, wie ich dann feststelle, weil er gar nicht sichtbar ist. Hier ist wohl vor zehn Jahren mal ein Pfad gewesen, jetzt sehe ich nur eine Menge junger Bäume und Heidekraut, die lange kein menschliches Antlitz gesehen haben. Umso mehr freuen Sie sich über mich, schütteln sich ordentlich, als ich an ihnen vorbeigehe und so dauert es nicht allzu lange und meine Hose und Schuhe, alles ist nass. Da es völlig unwegsam ist, kombiniere ich die ganze Zeit das Nichts mit meiner Karte und versuche, diesem virtuellen Weg irgendwie zu folgen. Glücklicherweise ist meine Hose mit dem Polarfuchs drauf sehr schnelltrocknend und so ist das alles eine halbe Stunde, nachdem ich wieder auf einem Weg bin, wieder vergessen. Der Weg zieht sich um verschiedene Seen herum und dann später auch durch einige Dörfer. Je länger sich der Tag zieht, desto mehr wird auch der Schnee von oben. Ein paar Bauarbeiter am Weg fragen mich, ob ich sicher bin, bis nach Jönköping zu kommen, dort hatte es wohl heute morgen schon sieben bis acht Zentimeter Schnee. Ich sage Ihnen, dass der Schnee für mich sicher kein Hindernis sein wird. Um die Mittagszeit rum sitze ich in einer Bushaltestelle vor einer Schule, telefoniere ein wenig und gucke zwei Kranichen zu. Es ist heute den ganzen Tag irgendwie eine merkwürdige Atmosphäre, hat wohl was mit dem Schnee zu tun. Es ist der erste Tag auf dieser Tour, an dem ich echten Schnee habe, dementsprechend ist es absolut still rundherum, kein Vogel singt und der Schnee als solches schluckt auch fast alle weiteren Geräusche. Immer, wenn der Weg zwischendurch mal an einer Straße entlang geht, muss ich zusehen, dass mich die riesige Wasserfahne, die speziell die LKWs hinter sich herziehen, nicht völlig durchnässt. Am Nachmittag hält ein Autofahrer kurz an und fragt, ob ich in irgendeiner Form Hilfe brauche: Ich erkläre kurz, dass ich zu Fuß unterwegs bin und alles in Ordnung ist. Nur der Form halber erwähnt er noch, dass er gleich im nächsten Ort wohnt, dann fährt er weiter. Als ich einige Zeit später durch das Dorf gehe, ruft er mir von weitem über die Wiese zu, ob ich Lust hätte, auf eine Fika reinzukommen. Da es beste Kaffeezeit ist, nehme ich an und sitze kurz darauf bei Rasmus und seiner Familie mit am Tisch. Wir essen den Kuchen, den er mit den Kindern zusammen gebacken hat. Es ist eine sehr nette, angenehme Unterhaltung, vielen Dank an Euch fünf für diese Einladung. Nach etwa einer oder anderthalb Stunden ziehe ich weiter, da ich heute gefühlt noch eine Ewigkeit vor mir hab. Es wird im Großen und Ganzen der einzige ernstzunehmende Kontakt für heute bleiben, das ist sicher auch dem Wetter geschuldet. Der Weg zieht sich jetzt noch gut 10km weiter durch den Wald und mangels Sitzmöglichkeiten für eine Pause gehe ich irgendwann zu einem Gehöft. Es wirkt verlassen und da der Hauseingang so zugeräumt ist, dass ich dort nicht mal sitzen kann, gehe ich hinter die riesengroße Scheune, weil ich dort eine offene Tür gesehen habe. Der große Raum, den ich innen vorfinde, ist völlig zugemüllt, in der Hauptsache mit Bierflaschen und allem, was man sich in einem ungeordneten Haushalt vorstellen kann. Für mich zur Pause mit einem Dach über dem Kopf taugt es aber alle Male. Für den Abend habe ich mir eine Siedlung ausgeguckt, an der ich nach einer Unterkunft a la Scheune oder Stall fragen will, da mein Zelt vom Morgen noch komplett nass ist und ich bei dem Schnee natürlich keine Möglichkeit hatte, es irgendwie zu trocknen. An einem Haus circa 40m vom Weg entfernt gehe ich gerade die Einfahrt entlang und sehe vom weiten Licht im Haus, ein Auto vor der Tür und dass die Haustür offen steht. All diese Vorteile verknotet mein Hirn gerade zu einem Lächeln im Gesicht, als aus eben dieser offenen Tür zwei große schwarze Rottweiler laut bellend auf mich zugerannt kommen. Mit einem würde ich es ja ganz sicher aufnehmen können nach der immerwährenden Regel von meinem Vater: Bei offenem Maul bis zum Schwanz durchgreifen und dann auf links drehen. Aber zwei… Ich bleibe still stehen und spreche sie an, in der Hoffnung, dass in Kürze das Herrchen genauso laut schreiend hinterher kommt, um sie zurückzupfeifen. Aber Herrchen schläft gerade, wie er mir später sagt und von daher bin ich froh, dass in diesem Fall doch die andere goldene Regel greift, dass bellende Hunde wohl nicht beißen. Der Besitzer braucht dann bald 10 Minuten, bis er die Hunde tatsächlich wieder zurückgerufen hat, weil gehorchen tun sie kein bisschen. Als ich ihn nach der erwähnten Unterkunft frage, hält er es speziell wegen der Hunde für nicht so gut und schickt mich weiter. Es gäbe in ein paar hundert Metern eine Art altes Museum, in dem um diese Jahreszeit wohl auch niemand da ist. Da er mal zehn Jahre lang in Bremen gelebt hat, stellen wir irgendwann fest, dass er auch deutsch spricht und wir unterhalten uns noch ein wenig, bevor ich mit aufgefülltem Wasservorrat abziehe. Das verheißene Gelände ist mit einem dieser alten schönen Holzzäune und einem Holztor umgeben. Es ist ein Wohnhaus und zwei sehr alte, recht flache Häuschen, die erstmal wie ein Stall wirken. Sie sind beide zugänglich und so sehe ich mich in dem ersten um. Es ist ein uraltes Bauernhaus, die Räume und vor allem die Türen sind so niedrig, dass sie mir gerade bis an den Brustkorb reichen. Es ist ausgestattet mit typischen alten Gegenständen wie Holztruhen, Spinnrädern, Werkzeugen und was es alles in so einem Haus früher hatte. Das andere Haus ist scheinbar mal abgebrannt gewesen, deswegen wirkt es relativ neu, ist innen drin deutlich höher und auch der Kamin ist nutzbar, es gibt sogar Strom. Normalerweise bin ich kein Freund von offenen Feuerstellen zum Beispiel bei den Sheltern, aber in diesem Fall mit dem Kamin habe ich meine große Freude, es mir warm zu machen, alles nasse zu trocknen, nebenbei Essen zu kochen und so den Abend hier zu genießen. Ich muss die ganze Zeit daran denken, dass das heute wie ein Jump‘n‘Run-Spiel war: Erst den ganzen Tag durch den Schnee trekken, dann die Hunde besiegen und dadurch öffnet sich mit dem Museum das nächste total faszinierende Level. Als ich zuletzt noch einmal raussehe, schneit es ordentlich und meine Spuren von vorhin sind lange Geschichte…Leia mais

  • 3. April

    3 de abril de 2024, Suécia ⋅ ☁️ -2 °C

    Mein Kaminfeuer ist irgendwann in der Nacht erloschen, dementsprechend ist es im Haus am Morgen genauso kalt wie draußen. Das bekomme ich speziell daran zu spüren, dass mir mein Gaskocher, beauftragt mit einer Tasse Kaffee, den Dienst versagt. Die Gaskartusche, die ich zuletzt bei Biltema in Halmstad erstanden habe, enthält nur Butan, etwas anderes führen die nicht. Der Siedepunkt von Butan liegt bei -1 °C, da es hier drin deutlich kälter ist, naja… bleibt der Kaffee eben kalt. Denkste aber nur. Mithilfe eines Teelichts baue ich in MacGyver-Manier einen mittleren Kernreaktor auf, erwärme damit die Gas-Kartusche und kurz darauf faucht die blaue Flamme unter dem Wasserkessel.
    Nachdem ich gefrühstückt habe und die gesamte Stube wieder im Originalzustand ist, verlasse ich diesen magischen Ort. Ich stapfe weiter die Straße entlang, die ich gestern kam, um kurz darauf zu merken, dass die hier bald endet und ich ein ganzes Stück zurücklaufen muss. Da das Wetter gut ist und ich die ersten blauen Stellen am Himmel durchsehe, tut mir das gar nichts. Auf den Gravelroads zwischen den Dörfern ist der Schnee teilweise weggetaut. Da es bis zum Nachmittag hauptsächlich von Dorf zu Dorf geht, läuft es sich also recht einfach. Das, was sich an Nässe an den Schuhen ergibt, ist im Großen und Ganzen erträglich, da es nur an einigen Stellen ein wenig taut. Etwas beschwerlich gestaltet sich die Suche nach Sitzgelegenheiten zwischendurch, Bänke gibt es keine und da alles zugeschneit ist, erdreiste ich mir nach fast 10 Kilometern, auf einem offenen Grundstück die Terrasse am Haus aufzusuchen: Den Plan habe ich aber ohne den Commander gemacht, der wohl seit 75 Jahren nur auf mich gewartet hat. Kaum setze ich den ersten Fuß auf den Holzboden, klopft er von innen am Fenster und zeigt mir wild gestikulierend, wo Bartholomäus Most holt. Oder was ganz anderes. Ich ziehe noch einen guten Kilometer weiter und an einer Straßenkreuzung finde ich dann eine gute Gelegenheit für eine längere Pause. Das Wetter ist so gut, wie ich es mir nicht besser wünschen kann: Eine herrlich verschneite Winterlandschaft mit blauem Himmel und strahlendem Sonnenschein. Mit jedem Kilometer, den ich weiter Richtung Norden komme, wird der Schnee mehr. Da ich bei dem guten Wetter beim Laufen viel vor mich hinträume, verpasse ich mal wieder eine Weggabelung und laufe gut 2 km den falschen Weg entlang. Da es keine Querverbindung gibt, muss ich wohl oder übel dieses Stück auch wieder zurücklaufen, also mal wieder 4 km für den Klingelbeutel. Der Weg führt ab jetzt in den Wald hinein, es ist Hochwald und auf diesen Wegen ist im Schnee noch niemand gelaufen. Das Laufen an sich wird durch die immer noch weiter zunehmende Schneehöhe und auch durch ein ziemlich bergiges Auf und Ab immer aufwändiger. Während ich anfangs die Schuhe einfach vorwärts durch den Schnee schieben konnte, muss ich jetzt bei jedem Schritt die Füße ein gutes Stück anheben. Im Schnitt mache ich aktuell zwischen 30.000 und 40.000 Schritten am Tag, da zehrt diese Gangart natürlich besonders. In einem der Hochwälder sitze ich dann später noch mal zur Pause und es ist eine unfassbar schöne Stimmung: Ich erinnere mich kaum, wann ich zuletzt einmal so lange durch eine Winterlandschaft gestiefelt bin. Der Himmel ist so blau wie er die ganzen Tage noch nicht war und die Sonne brennt mir aufs Gesicht, so dass ich immer wieder hoffe, nicht am Abend mit Sonnenbrand dazusitzen. Am späten Nachmittag komme ich nach Ryd, hier will ich heute übernachten. Ich frage einen Mann, der gerade Schnee schiebt, es ist Crister. Ich erkläre ihm, dass ich irgendeine Art von Scheune oder Stall für die Nacht suche. Morgen früh möchte ich um 7:00 Uhr hier an der A26 am Kreisverkehr stehen. Wir erzählen kurz, dann bietet er mir an, mich zu seinem Stall am Dorfrand zu begleiten und dort nach einer geeigneten Ruhestelle zu gucken, die nicht gerade in dem Stall ist, wo die Tiere sind. Auf dem Weg dahin fällt ihm ein, dass er ein kurzes Stück weiter noch einen Wohnwagen stehen hat und so bringt er mich dorthin. Es ist sogar die Heizung aktiv und er richtet mir auf die Schnelle den Wohnwagen ein, so dass ich darin übernachten kann. Crister, vielen Dank für deine kurzfristige Unterstützung.
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  • 4. April

    4 de abril de 2024, Suécia ⋅ 🌧 1 °C

    Der Tag beginnt nach einer sehr angenehmen Nacht im Wohnwagen für mich als Vagabunden heute recht früh. Um sechs stehe ich auf, um mit allem Räumen und Wiederherrichten um sieben fertig zu sein. Um 7:15 Uhr stehe ich unten im Dorf am Kreisverkehr und warte auf Siv. Sie ist der Joker, den ich heute ziehen darf. Bei ihr habe ich letzten Freitag übernachtet und da sie in Jönköping an der Uni arbeitet, hatten wir uns zwecks neuer Wanderschuhe darauf geeinigt, dass sie mich morgens auf dem Weg zur Arbeit hier aufliest und mitnimmt. Mein Wanderweg geht gut 20 km Luftlinie an Jönköping vorbei und es würde mich zu Fuß wieder einen Tag kosten, dahin zu kommen. Stattdessen fahren wir einfach das Stück ostwärts und ich bin um acht in einem Café auf dem Campus-Gelände, kann dort etwas frühstücken und bis um zehn ein wenig die Stadt erkunden. Dann nämlich öffnet Naturkompaniet, wo mir die Füße vermessen werden und ich nach einer guten Stunde neu besohlt rausmarschiere. Ich esse dann noch mit Siv zusammen Mittag und übergebe ihr meine treuen alten Treter, als ich mein Gepäck aus dem Auto nehme. Sie wird sie für mich vorerst aufbewahren, bis ich sie mal abholen lasse, ich hätte heute ein Problem damit gehabt, sie einfach in den Container zu schmeißen. Siv, vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast.
    Um eins marschiere ich in Jönköping los, ich werde für die nächsten zwei, vielleicht auch drei Tage direkt am Vättern nordwärts laufen, um dann wieder auf den E1, meinen Hauptweg zu treffen.
    Der See hält für mich einen Riesenfundus an skurrilen Eisskulpturen bereit und der Weg daran entlang, heute mal ein Stück vom Pilgrimsleden, zieht sich teils auf Wasserhöhe, teils aber auch oberhalb der Steilküste entlang. Trotz des trüben Wetters (zwischendurch beginnt es immer mal wieder leicht zu schneien) hat der See, der scheinbar recht flach ist, auffällig schöne unterschiedliche Färbungen.
    Mit den neuen Schuhen brauche ich natürlich noch ein paar Meilen, bis ich sie richtig verstanden habe. Die Sohlen sind hier deutlich härter und knicken nicht, sondern der Fuß rollt eher komplett nach vorne ab, was ich wohl ein wenig üben muss.
    Um sechs rum habe ich im Harbour von Bankeryd eine gute Stelle zum Übernachten gefunden, nachdem ich unterwegs mehrfach erfolglos nach Sheltern gefragt und Ausschau gehalten habe. Damit habe ich heute auch als Halbtagskraft immerhin 15 km geschafft. Ich baue mein Zelt, also zumindest das Innenzelt in einer offenen Hütte auf, da hier die Wärme ein wenig besser gehalten wird. Nachdem ich mit dem Essen durch bin, bekomme ich noch Besuch von einem Mäuschen…
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  • 5. April

    5 de abril de 2024, Suécia ⋅ ☁️ 5 °C

    In der Nacht hat es einige Stunden geregnet, von daher war meine Herberge eine gute Wahl. Nach dem Frühstück, als ich um 11 rum losziehe, treffe ich direkt am Hafen ein junges schwedisches Paar, die ein verlängertes Frühstück hier draußen machen. Wir unterhalten uns eine Weile, sehr sympathische Leute. Inzwischen verstehe ich auch, warum mich vor einigen Tagen, als es geschneit hatte, die Bauarbeiter so auffällig gefragt haben, ob ich es wirklich bis nach Jönköping schaffen kann: Es ist hier ein heftiger Schneesturm gewesen, und einige Leute haben mich im Laufe der letzten Tage gefragt, ob ich denn davon nichts mitbekommen hätte. Ich war noch gute 40 km südlich und es war der Abend in dem schönen Museum am Kamin; von Sturm keine Spur. Der Vättern-See macht wohl tatsächlich eine Art eigenes Klima, das ist schon irgendwie besonders.
    Der Weg zieht sich noch etwas an der Steilküste entlang. Es sind hier immer mal tiefe Gräben, in denen Bäche oder kleine Flüsse in Richtung See angelaufen kommen. Der erste ist mit einem dicken Seil an den Bäumen entlang gesichert, das ich als Handlauf nutzen kann, da es wirklich steil ist.
    Nach einer guten halben Stunde am nächsten Graben, Schlucht wäre bei so 30 oder 40 m übertrieben, gibt es keine Sicherung und es ist mir viel zu steil. Mit dem schweren Gepäck drauf hab ich keine Chance, mich irgendwie vernünftig zu halten, also biege ich von der Steilküste weg Richtung Straße und gehe auf einem Fahrradweg entlang.
    Mich würde heute eine Dusche reizen, da der Campingplatz am Hafen wie fast alle anderen auch noch bis Mai geschlossen hat. Als ich um Mittag rum nach Habo komme, gehe ich in den Supermarkt, was gefühlt ewig braucht heute. Dann suche ich mein Duschglück in einem Fitnessstudio in der Nähe, da es aber kein Personal gibt und alle Türen nur mit Karte zu öffnen sind, scheitere ich schon am Windfang. Ich komme noch ein Stück durch diese Stadt und versuche es an einer Tennishalle, da sie mir empfohlen wurde, aber es ist ganz ähnlich, es gibt keine Klingel, die Tür ist nur mit Karte und Code zu öffnen. Also bleibt es bei dem Versuch.
    Der Weg zieht sich heute schier endlos von einem Ort zum nächsten Richtung Norden. Und um nicht auf der Bundesstraße laufen zu müssen, gehe ich ganz ordentliche Umwege. Nachmittags um drei habe ich noch nicht mal die Hälfte des geplanten Pensums geschafft und möchte am liebsten aufhören für heute. Immerhin ist es trocken von oben und so reiß ich mich zusammen und gehe weiter. Da mir das ewige Zickzack laufen dann doch zu bunt wird, gehe ich ein paar Kilometer an der Bundesstraße entlang. Da die Straße trocken ist, ist es gar nicht so schwierig und so komme ich um sechs rum abseits der Bundesstraße in ein Dorf und frage nach Wasser und eventuell einem Shelter. Die Empfehlung zielt auf einen See gut 5 km entfernt, an dem es auch einen Shelter gibt und der sogar schon an meinem ursprünglichen Weg liegt. Klingt erstmal gut, aber nachdem ich in diese Richtung aufgebrochen bin, nehme ich wahr, dass ich dann ein Stück rückwärts auf meinem Weg laufen würde. Das geht natürlich überhaupt nicht und mein Sturkopf entscheidet sich, zwar diese Distanz zu machen, aber einfach mehr nördlich zu halten und so komme ich kurz darauf in den Wald. Die Wege sind noch immer gut verschneit. Es zieht sich lange bergauf und es läuft sich angesichts der 15-20cm pappnassen Schnees recht schwierig. Mit den frisch eingekauften Sachen ist der Rucksack auch einigermaßen schwer und so ist es ein wirklich kräftezehrendes Vorwärtskommen. Es sind ziemlich kleine Schritte, die ich in den Schnee stechen muss. Erfreulich sind die neuen Schuhe an dieser Stelle, mit den alten undichten in diesem nassen Schnee hätte ich gleich barfuß laufen können. Aus der geplanten Stunde für diesen Weg werden am Ende fast zwei. Es hat in der Zwischenzeit begonnen zu nieseln und nachdem ich schon sechs oder sieben mal gestoppt habe und der Meinung war, jetzt hier an dieser Stelle einfach das Zelt aufzubauen, ziehe ich doch immer noch mal weiter. Um kurz vor acht habe ich es dann dick, trete mir im Schnee eine Fläche zurecht, auf der ich das Zelt platziere und sehe zu, dass ich halbwegs trocken drunterkomme. Der Zeitpunkt war ganz gut, denn es beginnt ab jetzt richtig zu regnen, was ungefähr die halbe Nacht anhält. Ich esse nur noch ein wenig und bin gespannt, inwiefern der Zeltboden morgen früh auf diesem nassen Untergrund so einigermaßen dicht gehalten hat. Für heute ist sofort Ruhe. Keine Pinguine, keine Nachrichten, einfach Augen zu.
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  • 6. April

    6 de abril de 2024, Suécia ⋅ ☁️ 10 °C

    Es hat die halbe Nacht geregnet, trotzdem ist es am Morgen nur um den Gefrierpunkt rum, so dass meine Gasflasche nicht genug Feuer hat, um wirklich Wasser heiß zu machen. Deshalb stelle ich heute auf Flüssiggasbetrieb um, es ist eine Besonderheit, die nur sehr wenige Brenner können. Ich hadere sehr lange mit mir, loszuziehen, da alles recht nass ist, ich nur Schnee im Voraus habe und irgendwie planlos bin. Brauche dann einfach etwas Zeit, um mir ein bisschen was zurechtzubiegen. Alles in allem wird es dabei fast zwölf. Ich werde ab jetzt dem E1 für fast 1000km folgen und komme damit nicht allzu oft durch größere Ortschaften, selbst Dörfer sind rar. Ich stapfe durch den nassen Schnee und nach gut 2 Stunden, ich habe ganze 5 km geschafft, gibt es einen kleinen Unterstand, an dem ich eine Pause mache. Es gibt Sarekbrot mit Kaviarpaste, wie delikat. In gut 3-4 km kommt ein Shelter, der nächste ist dann noch 12 km entfernt. Es ist inzwischen 14 Uhr und so beschließe ich, nur noch den nächsten aufzusuchen und dort ordentlich alles zu trocknen und mich zu ruhen. In ähnlicher Entfernung wie der zweite Shelter gibt es einen Campingplatz, der wohl sogar geöffnet ist. Also will ich morgen recht früh aufbrechen, um dorthin zu kommen. Um halb vier komme ich am Shelter an, spanne eine Leine und hänge alles zum Trocknen auf. Glücklicherweise liegt er nur 10m von einem Bach entfernt, so dass ich mir dort Wasser holen kann und außerdem baden wir früh. Am Abend gibt es eine Gemüsesuppe mit Wiener Würstchen, alles frisches Zeug, was ich bis hierher geschleppt habe und mit großer Freude zubereite und dann verzehre.Leia mais

  • 7. April

    7 de abril de 2024, Suécia ⋅ 🌬 13 °C

    Die Nacht war irgendwie unruhig im Shelter, vermutlich hervorgerufen vom Getropfe über die ganze Nacht von der Vorderkante des Dachs oder auch dem undichten Dach selbst (Baujahr 1985), wo ich mir noch spät am Abend einen Tropfschutz über meine Ruhestätte baue. Es ist alles dunstig feucht, Nebel steigt bis ca. 3m über den Boden auf, aber ich sehe schon blauen Himmel und das Sonnenlicht scheint hinter dem Shelter durch. Die gesamte Morgen-Routine ist normal erledigt und ich breche gegen halb zehn auf, inzwischen hat es leicht angefangen zu nieseln. Zumindest für die erste Zeit habe ich das Gefühl, dass die Schneeschmelze auch für mich etwas gebracht hat, ich also nicht mehr so tief stapfen muss. Das variiert aber wieder mal von Weg zu Weg und mein Augenmerk ist inzwischen nach einer guten halben Stunde komplett auf den Regen gerichtet. Aus Niesel ist richtig kräftiger Regen geworden, ich habe alles im Einsatz, was irgendwie dagegen hilft. Es ist eine merkwürdige Atmosphäre: Wind, Bodennebel kaum höher als 3 m und dazu Regen wie am Bindfaden. Das Ganze zieht sich jetzt erst mal noch ganze 2 Stunden so hin, bis ich an einen See komme, an dem es einen kleinen Unterstand gibt. Und an dem ich seit zwei Tagen den ersten Menschen sehe. Ein Angler sitzt darunter und wartet auf seine zweite und dritte Regenbogenforelle heute, es sind maximal 3 je Tag erlaubt. Einen wirklich ordentlichen Kaventsmann hat er schon draußen liegen. Ich setze mich eine gute Stunde zu ihm, wir unterhalten uns, ich esse was und so schnell der Regen am Morgen gekommen war, hört er auch wieder auf. Nach jetzt insgesamt 3 Stunden wird der Himmel relativ schnell wieder blau. Genauso schnell packe ich meine Sachen zusammen und ziehe weiter, es sind jetzt nur noch 6 km bis zum Zeltplatz. Da der E1 weiter als Wanderweg durch die Wälder dicht an den Seen entlang führt und es viele kleine Pfade sind, die bei dem Schnee sehr rutschig sind, das Nachregnen der Bäume tut sein Übriges dazu, gehe ich die 6 km auf der Straße. Was natürlich auch deutlich schneller geht. Am Campingplatz angekommen sehe ich, dass das Restaurant geöffnet ist, lese aber fälschlicherweise noch bis um sechs statt bis um zwei und freue mich schon drauf. Die Rezeption ist sonntags nicht besetzt. Bevor ich mir hier online jetzt irgendwas buche, mache ich erst mal eine kleine Runde auf dem Objekt, ob nicht doch ein Mensch zum Ansprechen ist. Und siehe da, ich treffe auf Oliver, einen ausgewanderten Deutschen, der hier arbeitet und noch bis um fünf da ist. Er ist sehr hilfsbereit und da ich waschen will und der gesamte Platz durch die Schneeschmelze plus Regen ziemlich unter Wasser steht, bietet er mir zu einem sehr fairen Preis eins der Häuschen an, wo ich bis morgen unterkommen werde. Im Handumdrehen hilft er mir, die Waschmaschine zu füttern und ich kann in Ruhe was zum Essen machen, noch mal alles nasse Zeug ausbreiten und trocknen und am Abend die Sauna besuchen. Man beachte: Es ist der erste Zeltplatz, den ich seit dem 1. Februar tatsächlich aufgesucht habe. Den Rest des Tages ruhe ich mich. Morgen werde ich nicht allzu früh aufbrechen, da in gut 12 km ein Shelter ist, den ich ansteuern will und dementsprechend heute einen halben und morgen einen halben Ruhetag mache.Leia mais

  • 8. April

    8 de abril de 2024, Suécia ⋅ ☁️ 11 °C

    Am Morgen muss ich unbedingt noch die Schuhe wachsen, das habe ich bisher noch nicht gemacht. Sie sind jetzt über Nacht richtig gut durchgetrocknet. Dann heißt es frühstücken, zügig alles einräumen und die Stube reinigen. Um halb elf breche ich bei blauem Himmel und Sonnenschein vom Campingplatz auf. Die Wege sind größtenteils so gut wie frei von Schnee, zwischendurch in dichten Wäldern ist es schon noch etwas mehr, dementsprechend auch nass.
    Bis auf einen Woodpicker treffe ich über den ganzen Tag niemanden an und selbst bei ihm ist es nur ein freundliches "Hej" aus seiner Kanzel heraus.
    Beim Laufen über die gesamte Mittagszeit und während der ersten großen Pause um zwei beobachte ich Kampfjets, wie sie über meinem Kopf Manöver fliegen. Ausserdem merke ich danach beim Anschirren, dass meine Handschuhe weg sind. Verdammte Axt, ich bin aber auch ein Dämlack! Ich spule die letzten anderthalb Tage im Kopf rückwärts und versuche drauf zu kommen, wo sie denn wohl grad sind. Mit zwei, maximal drei Anhaltspunkten organisiere ich mir einen Kontakt zu Olli vom Campingplatz, er will sich drum kümmern und an dem wahrscheinlichsten Platz, nicht allzu weit von ihm entfernt, mal nachsehen. Den ganzen Tag geht es weiter durch Wälder, am Nachmittag auch durch sehr unwegsames und steiles Gelände. Vorher gab es an einer Kreuzung am Weg extra eine Ausschilderung: > Easy Way. Den habe ich natürlich nicht genommen.
    Neben der Tatsache, dass es sehr steil ist, teilweise mit Seilen gesichert, liegen vom Sturm Bäume kreuz und quer und an dem steilen Hang ist es schwer, um die dann drumrum zu turnen. Der Weg geht später wieder einfacher auf einem Damm entlang, zumindest wirkt es so, wenn ich darauf gehe. Er ist obendrauf circa 5m breit, insgesamt unten an seinem Fuß vielleicht 50m breit und gute 20m hoch. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich annehmen, es ist sowas wie ein alter Bahndamm, ist es aber nicht, sondern tatsächlich ein natürliches Gebilde, was sich über gut 2 km hinzieht. Beidseitig ist Wasser oder auch eine urige Sumpflandschaft mit abgestorbenen Birken. Auf diesem Weg sind eine ganze Menge Kröten unterwegs, ich muss teilweise aufpassen, nicht draufzutreten.
    Es ist heute ausreichend warm, der sommerlichste Tag bisher, so dass ich ordentlich durchgeschwitzt bin und auch alles aufbrauche, was ich an Tee dabei habe. Mein ursprünglicher Plan, nur bis zu einem Shelter einen halben Tag zu laufen und noch einen halben Tag Ruhe zu machen, habe ich schon am Morgen verworfen, weil ich mich fit fühle und das Wetter einfach viel zu schön ist. So laufe ich ein komplettes Tagespensum. Die letzte Stunde wird noch mal anspruchsvoll, absolut dichter Wald, sehr dunkel, dementsprechend noch die Pfade voller Schnee beziehungsweise Wasser, das deutlich höher als meine Schuhe reicht.
    Um halb acht treffe ich auf den Pilgrimsleden (Pilgerweg) und beschließe, hier an dieser Stelle auf einem kleinen Hügel mein Zelt zu platzieren. Der Platz ist zum Liegen nicht wirklich gut, aber dieser Hügel hat es mir angetan. Also nehme ich eine etwas krumme Nacht in Kauf, habe aber dafür einen unheimlich tollen Weitblick westlich auf eine Bergkette in geschätzt 20-30km Entfernung. Wasser besorge ich mir am Fuße des kleinen Hügels in einem sehr kleinen Bachlauf, der kaum mehr als ein Rinnsal, aber für mich noch ausreichend ist.
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  • 9. April

    9 de abril de 2024, Suécia ⋅ ☁️ 11 °C

    In der Nacht hat es ein bis zwei Stunden geregnet, trotzdem ist es insgesamt die wärmste Nacht bisher. Und es ist der erste Morgen, an dem ich einfach auf das Trocknen des Zeltes warte, weil die Sonne und etwas Wind da sind. Egal, wo ich mich bewege sind sehr viele Marienkäfer rundherum und so gut wie kein Schnee mehr auf den Wegen. Alles wirkt sehr frühlingshaft, auch durch viele kleine Tiere, die mir beim Laufen oder Sitzen auffallen.
    Nebenbei bekomme ich die Info von Olli, dass er keine Handschuhe auftreiben konnte. Da freue ich mich, dass das Wetter aktuell so gut ist. Sollte ich mir noch mal welche zulegen, werden sie auf jeden Fall mit Kindersicherung sein. Ein Stück des Weges gehe ich heute auf dem Pilgrimsleden, weil ich Richtung Hjo etwas abkürzen möchte. Olli hat mir Hjo als eine wunderschöne uralte schwedische Stadt am Vättern sowie ein Eiscafe empfohlen, das möchte ich auf jeden Fall aufsuchen und natürlich den Supermarkt. Auf dem Weg dahin habe ich mir eine Physiotherapie ausgesucht, schon mal angerufen und zwei Mailboxen mit meinen Visionen einer möglichst kurzfristigen Behandlung gefüllt. Als ich in die Stadt komme, unterhalte ich mich mit einem Mann am Weg, wir sprechen über die Physiotherapie, sie ist ausgerechnet seine Therapeutin. Er empfiehlt mir für den Fall der Fälle noch ein Fitnesscenter, wo es wohl auch einen Physiotherapeuten gibt. Aber diese 24-Stunden-Läden sind von außen für Landstreicher wie mich nicht zugänglich. Ich gehe über den Marktplatz und durch die Altstadt Richtung Hafen. Es sind tatsächlich sehr schöne alte Holzhäuser und gerade entlang des Sees sehr herrschaftliche Villen.
    Ich suche das Eiscafe auf und genieße einen schönen Eisbecher mit Erdnüssen. Normalerweise könnte ich jetzt in den Supermarkt gehen und anschließend die Stadt verlassen, da ich aber noch keine Rückmeldung von der Physio habe, gehe ich im Stadtpark in das Gebäude, wo normal die Blaskapellen auftreten, da es leicht am Nieseln ist. Lege mich dort hin und ruhe etwas. Dann meldet sich die Physiotherapie, vor Ende nächster Woche kann sie mir selbst mit gutem Willen nichts anbieten, dafür sprechen wir ein wenig über meine Befindlichkeiten und sie empfiehlt mir ein paar Sachen, die ich selbstständig machen kann. Beginne gleich an Ort und Stelle mit den ersten Übungen. Dann wackle ich zum Supermarkt, möchte dort einkaufen, danach noch aus der Stadt raus und mir ein Plätzchen suchen.
    Nach dem Supermarkt komme ich wieder am Hafen und den schönen alten Villen vorbei. Dort gibt es ein Restaurant namens "Biergarten". Was könnte mich denn jetzt mehr anlocken? Vielleicht wenn es hieße „Zur Kuchengabel“, is’ aber nich. Ich marschiere dort rein, treffe auf ein paar Leute, mit denen ich ins Gespräch komme und esse ein riesengroßes Schnitzel und trinke ein Bier dazu. Dann verlasse ich die Stadt. Es ist minimal am Nieseln und nach zwei oder drei km finde ich außerhalb einer Siedlung an einem kleinen Waldstück einen würdigen Platz für mein Zelt.
    Da die Temperaturen auch hier frühlingshaft und absolut nicht kalt sind, lege ich mich nach dem Zeltaufbau noch eine halbe Stunde vors Zelt auf die Isomatte und genieße den Abend.
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  • 10. April

    10 de abril de 2024, Suécia ⋅ 🌬 7 °C

    Um Mitternacht hat es kräftig angefangen zu regnen und dazu auch ein ganz ordentliches Gewitter gegeben für gute 2 Stunden, dadurch ist es heute morgen deutlich kühler als die letzten Tage. Außerdem hat sich am Abend meine PowerBank verabschiedet, ich bin am Telefon bei gut 20% verbleibender Ladung. Es läuft einfach nicht rund!
    Sie ist eines meiner wichtigsten Utensilien und so überlege ich, wo es denn wohl den nächsten Handyshop oder ähnliches gibt. Etwas wirklich greifbares habe ich nicht in erreichbarer Nähe, stoße aber auf eine Elektronikfirma nur gut einen halben Kilometer von meinem Schlafplatz entfernt. Ich steuere auf Verdacht dorthin und tatsächlich war es der richtige Riecher: Sie entwerfen und produzieren selbst Platinen und Geräte. Kurz nachdem ich bei einem Mitarbeiter mein Anliegen vorgebracht habe, steht mir Bengt für eine gute Stunde nebst Kaffee mit diversen Testern und seinem Fachwissen zur Verfügung. Wir kommen zu dem Schluss, dass die PowerBank zumindest bis auf weiteres ihren Dienst quittiert hat. Bengt empfiehlt mir einen Laden gut 2 km entfernt, sowas wie ein Ein-Euro-Laden. Diese Aussicht klingt zwar mäßig, aber lieber den Spatz in der Hand als gar keinen Vogel. Ich rufe dort an und ein Mitarbeiter im Lager bestätigt mir, PowerBänke (ich muss das so schreiben 🤣) vorrätig zu haben. Vor Ort suche ich mir das am ehesten passende Modell aus und komme ganz zufällig mit dem selben Mitarbeiter ins Gespräch, es ist sehr angenehm, mit ihm zu plaudern. Und ganz nebenbei: Für ein paar einfache billige Handschuhe hat es auch noch gereicht. So verlasse ich erst nach dem Mittag mit ziemlich gedrückter Stimmung und kräftigem Wind außenrum die Stadt Hjo, mache mich auf den Weg Richtung Norden, um vielleicht am Abend wieder auf dem E1 zurück zu sein. Immerhin ist der Himmel blau und es sind riesengroße weiße Wolken mit ziemlich hoher Geschwindigkeit unterwegs. Das alleine mit dem kräftigen Rückenwind zusammen hebt meine Laune unheimlich an. Um halb drei rum ist mir nach ordentlich was zu essen und ich klopfe an einem Haus um Wasser. Es öffnet Richard, er arbeitet hier als Elektriker in dem ziemlich entkernten Haus. Er ist hier aktuell allein zum Arbeiten und bietet mir an, meine Mahlzeit wegen des Sturms hier drinnen abzuhalten. Das ist natürlich viel angenehmer und außerdem können wir uns noch ein bisschen unterhalten. Zum Übernachten habe ich mir in der Karte einen Vindskydd ausgeguckt, in dessen Nähe ich gegen sechs am Abend bin. Ich muss zum Shelter hin links von der Straße abbiegen, aber erst mal nach rechts, um noch Wasser zu besorgen. Als ich klopfe, bittet mich Sebastian auf einen Kaffee herein, er ist mit seiner Frau Heidi und den zwei Kindern aus Deutschland vor gut zwei Jahren ausgewandert. Es ist eine sehr angenehme gute Stunde bei ihnen und er gibt mir noch eine angebrochene Gas-Kartusche mit, bei der unklar ist, ob sie denn funktioniert. Ich ziehe wieder zurück Richtung Straße, dann noch einen guten halben Kilometer bis zum Shelter und richte mich aufgrund des heftigen Windes im Shelter zusätzlich mit der Zeltplane als Windschutz ein. Am Ende dieses Tages bin ich wieder einmal begeistert von der Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit, die ich überall erfahren durfte.
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  • 11. April

    11 de abril de 2024, Suécia ⋅ 🌬 10 °C

    Der Sturm in der Nacht hat sich um Mitternacht recht schlagartig gelegt. Als ich am Morgen losgehe, nieselt es ganz leicht, aber das gibt sich auch innerhalb der nächsten halben Stunde und so bin ich auf dem Weg Richtung Mölltorp durch Wälder, über Felder und durch einige Dörfer.
    Mein Interesse gilt heute einer neuen Gas-Kartusche, da ich mit der jetzigen ziemlich am Ende bin und sie in Hjo im Gewusel um die Powerbank einfach vergessen habe zu kaufen. Es ist doch schwieriger, diese Kartuschen hier zu bekommen. Deshalb weiche ich ab Mölltorp vom Wanderweg ab und gehe Richtung Karlsborg. Hier erhoffe ich mir größere Chancen. In Mölltorp frage ich noch bei einer Reparaturwerkstatt, sie war mir als eventueller Anlaufpunkt empfohlen worden, allerdings erfolglos. So ziehe ich weiter und frage im örtlichen Supermarkt, allerdings auch ohne konkrete Anhaltspunkte. Vor dem Supermarkt stehen Mädchen und verkaufen gegen einen geringen Obolus Maiblumen, es ist eine Aktion hier in Schweden über den Monat April. Ich unterhalte mich ein wenig mit den Mädchen und kaufe eine solche Blume. Das Geld kommt armen Kindern zugute, außerdem kann ich mir die unheimlich gut an‘s Revers heften. Im Laufe des Tages nimmt der Wind übrigens auch wie gestern mehr und mehr zu, es ist inzwischen wieder derart windig, dass ich beim Laufen den einen oder anderen Ausfallschritt mache. Es sind noch gute 10km Richtung Karlsborg und ich sehe mal einen recht großen Schwarm von Kranichen, die sich von nichts und niemandem stören lassen, außer natürlich von mir. Warum?
    Aus einem Wald heraus kommt gerade ein junger Mann mit einem dicken Mikrofon in der Hand und kreuzt über die Straße zu seinem Auto, just in dem Moment bin auch ich genau an dieser Stelle und da es recht stürmisch ist, kommen wir daüber ins Gespräch. Es ist Linus, ein Reporter vom schwedischen Radio, der mich, wer hätte das gedacht, direkt um ein Interview bittet. Warum denn nicht? Das Ganze soll schon in gut einer Stunde auf Sendung sein. Ich spreche ihn unter anderem auf Gaskartuschen an und da Karlsborg Schwedens Reserve-Hauptstadt ist und hier Unmengen von Militärs stationiert sind, nennt er mir das augenzwinkernd auch als eine mögliche Option, doch mal nachzufragen. Karlsborg als Stadt ist mit einer großen Festung versehen, deren Bau sollte eigentlich zehn Jahre dauern, in Wirklichkeit waren es aber 90, also ist sie nie wirklich so genutzt worden. Auf dem Weg in die Stadt zieht es mich natürlich erst mal in Richtung des Militärflughafens, mein Zweitname ist nun mal Glotzkowski, später noch zu einer Tankstelle mit einem kleinen Shop. Die haben allerdings auch kein Gas, verweisen mich aber auf zwei Häuser weiter, hier ist ein kleiner Baumarkt und da treffe ich auf Björn. Er hat tatsächlich das Gas vorrätig, was ich brauche und ist absolut hilfsbereit. Macht mir einen Sonderpreis, schenkt mir ein Glas selbstgemachten Honig von seinen Eltern, ich kann duschen und wir unterhalten uns noch. Vielen Dank für diese große Unterstützung. Der örtliche Campingplatz hat noch geschlossen, aber Björn kennt die Betreiber und klärt mit Ihnen ab, dass ich trotzdem dort übernachten kann und so ziehe ich um halb sieben weiter, erst mal zur Festung, da es noch hell ist und mir die Zeit jetzt ziemlich egal ist. Ich komme später noch zur Fallschirmspringer-Schule mit einem alten ausgestellten Flugzeug und auch dem Turm, wo sie üben. Alles Sachen, die ich sehr interessant finde, darüber wird es am Ende halb neun. Was ich aber dank stehengebliebener Uhr lange Zeit nicht wahrnehme, sondern mich immer noch freue, dass es ja erst halb sieben ist. Und mich dabei immer mehr wundere, wie dunkel es dabei aber heute schon ist. Bis irgendwann der Groschen fällt... Von hier aus ziehe ich also jetzt weiter über den Supermarkt, der gerade vor meiner Nase schließt und noch einen guten Kilometer weiter komme ich zum Campingplatz. Ich richte mich dicht am Wasser bei ziemlich starkem Wind für die Nacht ein und werde morgen früh die paar Meter bis zum Supermarkt zurücklaufen.
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