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  • Day 16

    Unsere kleine Farm

    February 21, 2019 in Canada ⋅ ❄️ -5 °C

    Tag 5 auf der Farm ist angebrochen und noch leben sie alle, die Hühner und Kühe (puh!) Seit Kevin (nennen wir den Farmer einfach mal Kevin) weg ist, habe ich drei Tage den Hühnern ihre 450 Eier stibizt, sie dafür gefüttert und mit ihnen geredet, die Rinder 2x täglich mit Frischwasser versorgt, geprüft, ob die älteren Kälber nicht ausgebüchst sind, die Eier gewaschen (das muss man hier, dazu nachher mehr), verpackt und teilweise gleich verkauft, und Sorge getragen dafür, dass das Grünzeug in den Gewächshäusern, darunter rote Beete, Spinat, Ruccola etc. an Sonnenlicht kommt (auf- und zudecken der Stoffplanen). Wenn ich dran bleibe, dauert alles in allem etwa 2-3 Stunden. Ich höre nebenher die Zeit. Audiodateien sind eine wunderbare Erfindung! (Passenderweise geht die heute erschienene Kolumne von Harald Martenstein "Über das Alter")

    Bisher finde ich die Arbeit toll und es macht mir Spaß. Wenn ich mir vorstelle, dass ich das 40 Jahre lang 7 Tage die Woche mache, würde ich gern die unendliche Geschichte hören, die hoffentlich tatsächlich unendlich weitergeht. Zumindest wird mir bei der Arbeit aber klarer, warum ich im veganen Essen keinen Grund sehe, es sei denn, es beeinträchtigt die Gesundheit des Einzelnen. Den Tieren zuliebe braucht es das nicht, sofern alles in Maßen genutzt wird. Milchkühe können ihre Kälber säugen und nebenbei ist immer noch genug übrig (mit genug meine ich eine Kuh pro 4 köpfiger Familie mit durchschnittlichem Milchverbrauch). Hühner essen ihre Eier am liebsten selbst. Sie teilen jedoch auch ohne klagen.

    Nun zu den Eiern. Ich habe mich daheim schon mal schlau gemacht wie das ist mit den Eiern, warum manche Supermärke sie ins Kühlregal packen und manche einfach ins Regal. Das ist wg. dem natürlichen Schutz der Eier. Dieser geht bei zu kalten Temperaturen oder Waschen verloren. Sobald Eier einmal gekühlt sind, müssen sie das auch bleiben. In Deutschland werden Eier nur gebürstet, nicht gewaschen, wohingegen in den USA und augenscheinlich auch in Kanada die Eier gewaschen werden. Mit "egg soap", also spezieller Seife zum Waschen von Eiern (was es nicht alles gibt auf der Welt!). Wie auch immer. Wenn die Kosumenten saubere Eier haben wollen, dann sollen sie das auch kriegen (schade! Und wieder ein Grund, warum ich nicht in Kanada bleiben möchte ;-) )

    Ansonsten ist mein Leben relativ unspektakulär. Ich entspanne einfach mal. Mir ist noch nicht so langweilig geworden, dass ich eines meiner Bücher in die Hand genommen hätte. Ich bin gespannt, wann es soweit ist.

    Die Gegend, in der ich bin ist im Übrigen traumhaft schön! Ich war schon zweimal joggen entlang und in der Bay of Fundy. Sie zeichnet sich durch ihren außergewöhnlich hohen Tidenhub von bis zu 21 Metern aus (das ist allerdings ein Stückchen weg in New Brunswick). Hier auf unserer kleinen Farm steht der Rasen (im Moment) Vormittags unter Wasser, am Nachmittag kann man ewig weit "ins Meer" hineinlaufen. Es ist wunderschön gerade jetzt im Winter mit den wechselnden Eisgebilden. Ich erinnere mich noch gut bei der Fahrt durch "Neubraunschweig" dass ich mich über die karge Landschaft und ausgetrockneten Flussbetten gewundert hatte. Derweil gehörte das alles zur Bay und wird mit den Gezeiten überflutet. Ich kann es kaum erwarten, wenn der Schnee, der heute plötzlich wieder alles weiß gefärbt hat, weg ist, und ich mit dem Fahrrad (oder laufend bzw. einer Mischung aus beidem) die Gegend weiter erkunden kann.
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