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- Day 51
- Thursday, March 28, 2019 at 2:50 PM
- ☀️ 5 °C
- Altitude: 76 m
CanadaCape Split45°20’0” N 64°29’41” W
Cape Split - auf der Suche nach ...

... dem verlorenen Handschuh
Heute soll es 8° im Plusbereich haben. Das ist der absolute Wahnsinn und somit gebe ich "daheim" Bescheid, dass ich am Nachmittag nicht bei der Ernte helfe, um ein letztes Mal laufen zu gehen. Cape Split bei Sonne - das würde mir gefallen.
Nachdem Hühner versorgt und Eier gewaschen und verpackt sind helfe ich noch beim Ernten, esse zu Mittag, schnappe mir den Van-Schlüssel und düse ab, Richtung Cape Split. Praktisch, dass man in 20 Minuten dort ist. Ich mache Halt am Lookout. Das braune Gras lässt die Gegend nicht unbedingt hübscher aussehen als der schöne weiße Schnee und das Eis. Zumal nun auch der Müll zum Vorschein kommt, den der Schnee so schön versteckt hatte.
Mir begegnen nur etwa 3 Autos - ist schon echt der Arsch begraben hier!
Auf dem Parkplatz von Cape Split stehen 4 Autos. Also sind immerhin ein paar Menschen unterwegs. Gleich am Anfang begegnet mir eine Dame mittelhohen Alters (vielleicht mitte 50) mit ihrem kleinen Mops auf dem Arm. Ganz vorsichtig schiebt sie sich auf dem Eis entlang und warnt mich vor dem schier unbegehbaren Weg. Ich versichere ihr, dass ich aufpassen werde und als sie außer Sichtweite ist, jogge ich weiter. Sie weiß ja nicht, dass ich meine Leguano-Saugnapfschuhe (wie sie mal ein Freund genannt hat, und ich finde das in der Tat sehr passend) anhabe. Und der Gripp ist wirklich toll. Mir begegnen 2 Pärchen, die beide etwas Probleme mit dem Weg haben - die Beschaffenheit geht von 1/3 Schnee & Eis über 1/3 Matsch und die restlichen 1/3 Halbmatsch. Mir ist das egal, ich renne einfach durch bzw. hopse von Wurzel zu Wurzel, Stein zu Stein. Dabei halte ich Ausschau nach dem Handschuh von Katell. Leider hat dieser einen rötlichbraunen Farbton, was auf Waldboden nicht unbedingt von Vorteil ist.
Als ich so den Weg entlangrenne, überkommt mich wieder das Glücksgefühl, das ich immer habe, wenn ich in der Natur renne. Ich bin sehr froh drüber, da meine Stimmung aufgrund meiner bevorstehenden Abreise etwas getrübt ist. Ich freue mich einerseits auf das neue Abenteuer. Allerdings werde ich das hier alles vermissen. Meine Gastfamilie, die Tiere, die Ruhe, die Natur.
Zurück auf den Weg nach Cape Split. Ich muss sagen, ich bin extrem entäuscht von den Menschen. Auf dem Weg sind 3 Hunde unterwegs und ich laufe an 4(!!) grünen Hundetüten vorbei. Wenn Besitzer schon keine Lust haben, ihrem Hund hinterherzuräumen, dann um alles in der Welt verpackt es davor doch nicht in Plastik!
Als nächstes endecke ich 2 Plastik-Joghurt-Becher, die wohl eines der Pärchen dort hat stehen lassen. Versehen?
Dazu laufe ich an zahlreichen Papiertaschentüchern vorbei.
Ich verwerfe meine negativen Gedanken und konzentriere mich wieder auf den matschigen Pfad, hopse über Stock und Stein, umgestürzte Bäume und komme nach etwa 50 Minuten am Ziel an. Wie auch schon das letzte Mal keine Menschenseele, dafür zahlreiche Möven.
Ich mache es mir bequem und genieße die Aussicht. Es ist wohl grad Ebbe, zumindest sehe ich mehr Strand als letztes Mal.
Ich möchte den Rundweg machen, den ich auf einer Wanderkarte von "All Trails" gesehen hatte und folge einem kleinen Trampelpfad. Ich komme immer wieder an kleinen Aussichtspunkten vorbei. Nach etwa 10 Minuten Marsch versperrt ein riesiger Nadelbaum den Weg. Rechts davon gehts es steil die Klippen runter, links ist dorniges Gestrüpp. Umkehren will ich nicht, also schlage ich mich durch die Dornen. Nach 5 weiteren Minuten Fußmarsch sehe ich den Weg nicht mehr. Also ein Pfad ist zu erahnen, jedoch scheint dieser hinuter zu dem Strand zu führen. Da will ich nicht hin. Zurück aber auch nicht. Und so entschließe ich mich, einfach querfeldein durch den Wald zu laufen. Mitten im Bären- und Kojotenland Kanada. Nach kurzer Zeit bemerke ich, dass es ein Fehler war zwar das schweizer Messer, nicht aber eine Machete dabeizuhaben. Ich stimme "Maria durch ein Dornwald ging" an, um mögliche Kojoten meine Anwesenheit frühzeitig anzukündigen. Etwa 20 Minuten laufe ich durchs nichts. Da ich auf einer Landzunge bin, kann ich mich zumindest nicht verlaufen. Mulmig ist mir trotzdem zumute und die 20 Minuten kommen mir wie eine Ewigkeit vor. Dann finde ich den Weg wieder, bei 1,5 km. Der Weg hat km-Anzeigen. Also nur noch 5 km bis zum Auto. Ich freu mich, dass ich wieder rennen kann und laufe den ganzen Weg zurück zum Auto. Der Handschuh begegnet mir leider nicht.
Ausgepowert bin ich auch nicht, da braucht es anscheinend immer noch mehr als 13 km. Aber die Bewegung an der frischen Luft war ideal und die Tour ist einfach wunderschön!
Wieder daheim springe ich schnell unter die Dusche, esse zu Abend und mache mich auf zu den Nachbarn. Dort wird heute aus "sap" (Pflanzensaft) Ahornsirup gemacht. Ich werde hier nicht näher darauf eingehen. Es ist ein sehr langweiliges Prozedere, aber ich bekomme erklärt, wie der Ahornsirup aus dem Baum in die Flasche kommt, wieviele Bäume und Arbeitszeit drinstecken und ich helfe, indem ich etwas Holz hacke und 4 Stunden mit zusehe, wie so gut wie nichts passiert. DESWEGEN ist das also so teuer. Eigentlich unbezahlbar...Read more
velovagabund
:D