• Marko unterwegs
mai – jun. 2017

Um die Ostsee

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  • Reisens start
    14. mai 2017
    Die zwei tapferen Drei sind startklar

    Es geht los

    14. mai 2017, Tyskland ⋅ ⛅ 14 °C

    Um 6 Uhr klingelt der Wecker - ich muss noch packen.
    Nach anfänglichem Optimismus (das passt locker alles rein) steht am Ende die Entscheidung, schweren Herzens die Bluetooth-Box zu Hause zu lassen.
    Die nächste Herausforderung ist, die Hecktasche so zu verzurren, dass sie unterwegs nicht verloren geht.
    8:30 Uhr treffe ich mich mit Mario und Jens (der uns bis zur polnisch-russischen Grenze begleiten wird), den zwei tollkühnen Mitfahrern.
    Nach einem Biker-Frühstück (BoWu&Kaffee) starten wir unsere Ostseeumrundung.

    Unsere aktuelle Position und Informationen zur Tour findet ihr auf http://ostsee.staebert.com

    FindPenguins gibt es auch als App mit Push-Benachrichtigung bei neuen Einträgen.
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  • Zwischenstopp am Werbellinsee

    14. mai 2017, Tyskland ⋅ ☀️ 22 °C

    Bei kaiserlichem Wetter haben wir die Stadt und das Umland hinter uns gelassen. Noch liegt der Nebel über Brandenburgs Seen - Grund genug, dort mal kurz Pause zu machen.
    Am Werbellinsee befindet sich übrigens Brandenburgs einzige gescheite Biker-Strecke.
    Ein paar Berliner Hobby-Taucher sind gerade dabei noch unentdeckte Schätze zu heben oder ihr Mittagessen mit bloßen Händen zu fangen.
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  • Karniner Brücke

    14. mai 2017, Tyskland ⋅ ⛅ 17 °C

    Wir haben die Insel Usedom erreicht. Ich halte das zwar für eine Halbinsel, aber das ist eine andere Geschichte.
    Die Karniner Brücke ist eine Hubbrücke, über die bis 1945 die schnellste Eisenbahnverbindung von Berlin nach Usedom führte. Die verbindenden feststehenden Brücken wurden im Krieg zersört - die Hubbrücke selbst allerdings nicht. Sie steht seitdem trotzig im Wasser.
    Über fiese Kopfsteinpflasterstraßen -vor der Erfindung des Rades gebaut- kommt man auch noch an einem Leuchtturm und einem Schloss vorbei.
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  • Der erste Ostseekontakt

    14. mai 2017, Tyskland ⋅ ⛅ 17 °C

    In Heringsdorf sind wir das erste Mal auf die Ostsee getroffen. Eine von herausgeputzten Villen gesäumte Straße führt uns zum Wasser.
    Neben dem größten Strandkorb der Welt, einer tollen Sandskulptur und der höchsten Kurwächter-Kontrolldichte gibt es auch eine schöne Seebrücke, ne Menge flanierender (oder rumsitzender) Menschen und ein Kurkonzert ohne Band.Les mer

  • Ankunft in Kolberg

    14. mai 2017, Polen ⋅ ⛅ 14 °C

    Wir sind in Polen - Land 2 auf der 10 Länder umfassenden Liste unserer Tour.
    Begrüßt wurden wir direkt von einer kostenpflichtigen Gewindigkeitsmessung der Rennleitung, die allerdings durch aufmerksame, entgegenkommende Autofahrer folgenlos blieb.

    An 3 Dingen merkt man relativ schnell, dass man in Polen ist:
    1. Es liegt der Geruch von verbrannter Kohle in der Luft (hier wird oft noch mit Kohle geheizt)
    2. Die Straßenverhältnisse wechseln unvermittelt zwischen Traumstrecke und Ackerpiste
    3. Keine Vokale (einer der Gründe, warum die Polen so schnell sprechen)

    Kolberg ist ein Kurort, in dem gefühlt mehr Deutsche als Polen an der Strandpromenade spazieren gehen.
    Da wir noch in der Vorsaison sind, ist es etwas ruhiger aber durchaus mit Leben erfüllt.
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  • Danzig

    15. mai 2017, Polen ⋅ 🌙 12 °C

    Das Frühstück ist ganz nach meinem Geschmack. Nutella und Marmelade spielen nur die Nebenrolle auf dem Buffet. Die Stars sind die deftigen Kollegen.

    Erst durch den Berufsverkehr, dann durch die bezaubernsten Landschaften fahren wir auf mehr oder weniger direktem Wege Richtung Danzig.
    Besonders schön war die Strecke durch die kaschubische Schweiz - immerhin bis auf 300m Höhe.

    Blühende Rapsfelder, kleine Orte und neugebaute Villen im Nirgendwo welchseln sich im Minutentakt ab. Nur der Straßenzustand trübt diese Idylle, fordert er doch unsere ganze Aufmerksamkeit - neben den polnischen Autofahrern, deren liebstes Hobby riskante Überholmanöver zu sein scheinen.

    In Danzig erwartet uns eine herausgeputzte Altstadt mit vielen kleinen Gassen und Läden. In jedem Stadttor stehen 1-3 Musikanten, die die besondere Akustik für ihre Darbietungen nutzen.
    Zum Abschluß haben wir noch eine Art Mini Friedrichshain-Kreuzberg gefunden - bestehend aus 3 Kneipen. Auf der Suche nach Neuem, haben wir natürlich gleich die unbekannteren Biere probiert. Fazit: Sie werden unbekannt bleiben.

    Noch ein Foto aus dem Hotelzimmer und dann wieder Energie tanken für morgen. Die russischen Straßen sollen noch härter sein - sagt man.
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  • Gefangen im Niemandsland

    16. mai 2017, Polen ⋅ 🌙 5 °C

    Schon beim Frühstück war die Anspannung zu spüren: Heute soll es das erste Mal nach Russland gehen, genauer nach Kaliningrad.
    Wir fuhren über eine Pontonbrücke - sehr wackelige Angelegenheit. Kurz danach brachte uns eine eher ungewöhnliche Fähre über die Weichsel. Sie bestand aus einem Leichter, der an einem Stahlseil befestigt war und von einem Boot jeweils seitlich an's andere Ufer geschoben wurde.
    Einen Motor an das Seil ranzuprökeln wäre wahrscheinlich zu einfach gewesen.

    An der Grenze verabschieden wir Jens, der zurück nach Berlin fährt und sich schon wahnsinnig auf sein Wellness-Schlosshotel als nächstes Etappenziel freut.
    Mario und ich haben dann den Grenzübertritt in Angriff genommen. Die Ausreise hat auf polnischer Seite 3 Stationen: Schrankenbediener, Pass- und Fahrzeugschein, Passkontrolle.
    Als nächste Station dann schon die Russische Pass- und Visa-Kontrolle. Hat zwar in Summe nur 15 Minuten gedauert - aber Effizienz geht anders.
    An eben dieser letzten Station fällt auf, das Marios Visum erst ab morgen gültig ist. Betroffene Gesichter aller Orten.
    Die Grenzbeamtin hatte auch sichtlich Mitleid mit uns - eine telefonische Nachfrage bei der nächsten Station ergab aber keine positiven Nachrichten für uns.
    Dann eben wieder zurück.

    Das war schwieriger als gedacht, denn der Einreisebereich war vom Ausreisebereich baulich getrennt. Das Schiebetor, welches eine Rückkehr ermöglicht hätte, lies sich nicht öffnen. Sie drückte wie wild auf die Fernbedienung, der herbeigerufene Kollege versuchte es dann mit schieben, drücken und einem Tritt gegen den Kasten, der die Elektrik beinhaltete. Beides führte nicht zum Erfolg.
    Schließlich sind wir durch eine Art Gartentor auf die andere Seite gelangt.
    Dort durften wir uns in die Schlange der nach Polen einreisenden Fahrzeuge einreihen und knapp 1,5 Stunden in der Sonne brüten. Immerhin haben wir so genügend Zeit, einen Plan B zu schmieden: Irgendwo übernachten und am nächsten Tag nach Königsberg oder durch die Masuren nach Litauen.

    Wir entscheiden uns für's Weiterfahren bis nach Suwalki. Angesichts der schönen Landschaft, die durch die tief stehende Sonne in ein wunderbares Licht getaucht wurde, nicht die schlechteste Wahl.

    Randnotiz: die Polen überholen in jeder (un)möglichen Situation - ist quasi Volkssport. Stopp-Schilder werden wiederum sehr ernst genommen, selbst wenn sie am Bahnübergang einer stillgelegten Strecke stehen. Die Wahrscheinlichkeit, dass man dort von einem Zug überrascht wird, dürfte ungleich geringer sein, als das Auto im Gegenverkehr hinter einener Kuppe oder Kurve. Andere Länder, andere Prioritäten.
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  • Klaipeda

    17. mai 2017, Litauen ⋅ ☀️ 15 °C

    Um auf die ursprünglich geplante Route zurückzukehren, fahren wir heute entlang der russischen Grenze nach Klaipeda, das frühere Memel.

    Mit dem Grenzübertritt nach Litauen ändert sich so einiges. Als Währung gilt wieder der Euro, die Uhren werden um eine Stunde vorgestellt, die Landschaft ist nun topfeben, es gibt keine Alleen mehr und eine komplett andere Siedlungsstruktur, als wir sie kennen - nur sehr wenige Städte oder Dörfer, dafür eher einzelne Gehöfte irgendwo im Nirgendwo.

    Wenn dann doch mal Menschen zu sehen sind, sind sie fast immer neugierig, wer da des Weges knattert. Kinder winken uns zu - wir winken natürlich zurück.
    Das erste Mal auf dieser Reise (eigentlich das erste Mal überhaupt) wünsche ich mir ein selbstfahrendes Motorrad, denn es geht schlicht und einfach nur geradeaus. Einzig die Kreisverkehre bringen ein wenig Abwechslung - ich bin versucht, einfach ein paar Mal um den Kreisel zu fahren.

    Am frühen Nachmittag erreichen wir Klaipeda.
    Da Mario ein wenig angeschlagen ist, haut er sich kurz auf's Ohr, während ich einen kleinen Ausflug auf die kurische Nehrung mache (siehe extra Eintrag).

    Am Abend steht ein kleiner Stadtrundgang durch die sehenswerte Innenstadt auf dem Programm. Die Architektur ist eine Mischung aus alten Speichern, sozialistischen Zweckbauten und modernen, individuell designten Gebäuden.
    Das Abendessen gibt es natürlich bei klassisch litauischer Küche - Vegetarier haben es dort eher schwer, da Fleisch integraler Bestandteil aller Gerichte ist.

    An der Hotelbar komme ich dann mit Einheimischen in's (längere) Gespräch, wobei wir so ziemlich jedes Thema streifen:
    -Identität der Klaipedaer (sehen sich kulturell näher an Deutschland als an Russland)
    -Mafia (gibt es nicht)
    -Strafen für's zu schnell Fahren (für Einheimische bis zu 2 Jahren Führerscheinentzug, für Ausländer quasi folgenlos)
    -Einkommen (Angestellte 600-1000€, Selbstständige bis zu 2.000€)
    Und einige mehr...

    Bezahlen durfte ich nichts - es war mir ein wenig unangenehm.

    Eintrag für die To do-Liste: Englisch-Vokabeln lernen.
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  • Zu Besuch bei Thomas Mann

    17. mai 2017, Litauen ⋅ ⛅ 21 °C

    Das Örtchen Nida auf der Haffseite der kurischen Nehrung liegt beschaulich in den Dünen. Seebrücke, Promenade und unzählige bunte Holzhäuser mach(t)en diesen Ort zur Muse verschiedener Dichter und Denker, darunter auch Thomas Mann. Ist ja auch irgendwie logisch, dass solch ein Ambiente besser ist, als die Plattenbauwohnung in Marzahn.

    Südlich des Ortes liegt die Große Düne. Sie ist Europas zweitgrößte und sie wandert - ich eher ungern. Damit die Düne auch immer weiß, wie spät es ist, hat sie sich direkt nebenan eine Sonnenuhr bauen lassen. Allerdings muss sie da nochmal nachbessern lassen, denn sie funktionierte nicht!

    Wenn man auf der 45km langen Fahrt Kaffeedurst bekommt, kann man ihn an einer mobilen Bar mitten im Wald stillen. Ich habe leider vergessen zu fragen, wie er die Kühltruhe in den Smart bekommt.

    Auf der kurische Nehrung kann man ohne Probleme einen Tag verbringen. Man muss allerdings viel Wandern - die Düne bietet sich sicher gern als Begleitung an.
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  • Gehen Sie direkt in's Gefängnis

    18. mai 2017, Latvia ⋅ ☁️ 19 °C

    Der Tag beginnt etwas später als geplant, was der nächtlichen Völkerverständigung geschuldet ist.
    Das morgendliche Packen nimmt zunehmend weniger Zeit in Anspruch - Übung macht eben den Meister.

    Ein wenig Sorge macht mir, dass ich jeden Tag mehr Platz für Gepäck habe. Immerhin vermisse ich bis jetzt nichts.

    Heute auf dem Weg nach Ventspils, ungefähr auf halber Strecke in Liepaja befindet sich ein um 1900 gebautes, ehemaliges Militärgefängnis inmitten einer Garnisionsstadt. Hier kann man sich für ein paar Stunden oder auch für eine ganze Nacht einschließen lassen. Die "Wärter" spielen ihre Rolle auf jeden Fall sehr überzeugend. Das Gebäude selbst wurde als Hospital gebaut und relativ bald zum Gefängnis umgebaut - als solches war es noch bis 1997 in Betrieb.

    Am frühen Abend erreichen wir schließlich Ventspils.
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  • Ventspils

    18. mai 2017, Latvia ⋅ ☀️ 18 °C

    Wer nun denkt, wir sind im Bierparadies gelandet, dem sei gesagt: Bring your beer - there is only one pub.

    Das 40.000 Einwohner zählende Städtchen ist sehr weitläufig, da es keine Innenstadt-typische Blockbebauung hat. Maximal 2 Stockwerke - immer ein eigener Garten. Die Stadt ist sehr gepflegt, Grünanlagen, Skulpturen (meistens Kühe) und eine sehr gute Infrastruktur. Wir vermissen allerdings die Menschen.

    Finanziert wird alles von einem großen Hafen, wo hauptsächlich Öl und Kohle über die Ostsee verschifft wird. Beides kommt aus Russland per Pipeline bzw. Zug.

    Zusammenfassend kann man sagen, das sich die Stadt wirklich lohnt, wenn man sich entschleunigen will.
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  • Allein auf weiter Flur

    19. mai 2017, Latvia ⋅ ☀️ 24 °C

    Die Nacht war mit knapp über 10° relativ kalt - der Morgen umso wärmer. Wir stehen schwitzend in voller Montur vor unseren Motorrädern. Schnell raus aus der Stadt, um durch uns durch den Fahrtwind kühlen zu lassen.

    Den letzten echten Berufsverkehr haben wir in Polen erlebt. Hier gibt es jedoch nur wenig bis gar keinen Verkehr.
    So auch auf dem Weg zum Kap Kolka. Auf 50 km begegnen wir nicht mehr als 10 Fahrzeugen. Auf der EU-finanzierten Top-Straße fahren wir dann auch mal deutlich schneller als die erlaubten 90 km/h.

    Am Kap ist es eher untypisch flach und windstill. Dennoch ist schwimmen verboten, weil es dort fiese Strömungen gibt.

    Das nächste Highlight ist eine Art Mini-Hollywood für lettische Filme. Alle Gebäude sehen echt aus, sind aber nur aus Pappe, Holz und Styropor. Es hat sogar Gleise, einen Zug und eine Straßenbahn. Soweit, so unspektakulär. Dieses Ensemble befindet sich allerdings mitten auf dem Land auf dem Feld.

    In Riga hat uns schließlich die Zivilisation wieder. Verkehr, Menschen, Häuser - eigentlich wie zu Hause, doch nach den letzten Tagen eher fremd. An der Tankstelle unterhalten wir uns kurz mit einem Russen. Am besten gefällt mir der Satz "The russian police is not interested in speeding of motorcycles"
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  • Riga

    20. mai 2017, Latvia ⋅ ⛅ 24 °C

    Wir sind in Riga, wo wir heute auch bleiben und einen klassischen Touri-Tag einlegen.

    Hier leben 700.000 Menschen, das sind 1/3 der Einwohner Lettlands. Dazu kommen gefühlt nochmal genau so viele Touristen - hauptsächlich Deutsche, Russen und Amerikaner.

    Fast verschlafen wir das Frühstück, als wir uns um kurz vor 10 auf den Weg an's Buffet machen. Gut gestärkt geht es nun auf Stadterkundung - zu Fuß. Vom Vorschlag, uns ein Tagesticket für die Öffentlichen zu kaufen, hält Mario nicht viel.

    Wir schlendern durch die Markthallen. In einer wird nur Fleisch angeboten. Ganze Schweine kann man hier in Einzelteilen erwerben und zu Hause wieder zusammenbauen. Wenn es ein Metzger-IKEA gäbe, hieße das Modell "Lekeren Øink".

    Riga scheint die Motorradhochburg Lettlands zu sein.
    Wahrscheinlich, weil man hier die einzige Chance auf Kurven hat - beim Abbiegen.

    Beim Essen halten wir uns ab sofort etwas zurück, da der Versuch möglichst alle landestypischen Gerichte zu probieren, wohl unweigerlich mit einem Abbruch der Tour enden würde. Außerdem könnten wir den Schwerlasttransport nach Berlin nicht bezahlen. Am Abend gibt es dennoch eine Kleinigkeit, etwas außerhalb des Touri-Rummels. Wir hatten Wild-Carpaccio und Lachstatar - ein Gedicht auf zwei Tellern.

    19km zu Fuß sind auch für Mario zu viel des Guten, deshalb fahren wir mit dem Bus zurück in's Hotel, wo wir den Tag an der Casino-Bar ausklingen lassen.
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  • Höhle, Holzdorf, Haapsalu

    21. mai 2017, Estland ⋅ ☀️ 18 °C

    Mehr als 350 Kilometer stehen heute auf dem Programm, also starten wir pünktlich um 9:30 die Motoren.

    Unterwegs besichtigen wir die Gūtmaņala, Lettlands berühmteste Höhle. Nach unseren Maßstäben eher ein Höhlchen - für ein Land ohne Berge aber schon spektakulär. Das ist auch daran zu erkennen, dass sich die japanischen, italienischen und deutschen Touristengruppen die Klinke in die Hand geben. Eine schwäbische Studiosos-Gruppe möchte ich inmitten Lettlands eigentlich nicht haben.

    Den nächsten Stopp machen an einem Dorf, mit Holzpfählen auf einer kleinen Inseln inmitten eines Sees im 9. Jh errichtet wurde. Es gab dort sogar einen Schmuckschmied, einen Schuster aber nicht. Dabei wäre der sinnvoller gewesen.

    Wir überqueren nun die Lettisch-Estnische Grenze irgendwo im Hinterland und erreichen damit das 5. Land unserer Reise.

    Seit Pärnu leuchtet meine Reservelampe. Anhalten? Niemals! Wird schon noch ne Tanke innerhalb der nächsten 50km kommen. So weit reichen die 3 Liter Reserve unter Normalbedingungen. Der nächste Ort ist aber knapp 60 Kilometer entfernt, wie die Straßenschilder uns später verrieten. Mut zur Lücke, wird schon klappen. Tat es auch. War sogar noch 1 Liter drin.

    In Haapsalu, einer kleinen, 10.000 Einwohner zählenden Kurstadt am Meer kommen wir am späten Nachmittag an. Ausreichend Zeit für eine Stadtbesichtigung und ein ausgedehntes Abendessen am Wasser. Sehr zu empfehlen, das Städtchen!
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  • Bikerparadies Estland

    22. mai 2017, Estland ⋅ ☀️ 13 °C

    Bevor wir in Richtung Tallinn fahren, statten wir dem ehemaligen Bahnhof von Haapsalu noch einen Besuch ab. Er hatte zu seiner Zeit den längsten überdachten Bahnsteig Europas (214m) - der Zar und sein Gefolge wollten schließlich nicht nassen Fußes zur Kutsche schreiten.

    Wir nehmen nicht den direkten Weg nach Tallinn, sondern die kleineren Straßen entlang der Küste. Dabei entpuppt sich Estland als baltisches Bikerparadies. Die netten Esten haben ihre Straßen kurvig gebaut, obwohl es keinen Grund dafür gibt - ist es doch genau so flach wie in Litauen und Lettland.

    Noch mehr Unterschiede fallen uns auf: Die Menschen sehen eher skandinavisch aus, die Sprache ist mit dem Finnischen verwandt (wir verstehen nur Taksi und Politsei) und das Preisniveau ist wieder mit unserem vergleichbar.
    Was das Baltikum hingegen wieder komplett eint, ist die Selbstverständlichkeit und Geschwindigkeit in der man hier mit Karte zahlen kann.

    Auf dem Weg nach Tallinn liegen zwei Mini-Wasserfälle, ein altes Unterwassergefängnis und eine Steilküste.
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  • Tallinn

    22. mai 2017, Estland ⋅ ⛅ 13 °C

    Tallinn hat eine klassische Altstadt und ist damit auch sehr touristisch geprägt. Um nicht aufzufallen, reihen wir uns ein in die Massen, die hauptsächlich aus Amerika oder Japan kommen.

    Berg hoch, Berg runter auf schwierigem Geläuf - Riga war da angenehmer - viel weitläufiger, flacher, grüner.
    Für Pauschaltouristen, die sich gern wie Vieh durch eine Stadt treiben lassen wollen, ist Tallinn allerdings die bessere Wahl.
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  • Offroad-Action

    23. mai 2017, Estland ⋅ ⛅ 12 °C

    Turbo-Sightseeing steht heute auf dem Programm - 8 Spots.
    In chronologischer Reihenfolge: Freilichtmuseum, ehemalige Phosphormine, Wasserfall, Hängebrücke, Stein, Entmagnetisierungsanlage, Ruine einer Ordensburg, Wasserfall

    Da die meisten Punkte irgendwo im Wald liegen, müssen wir sehr oft auf unbefestigten Wegen fahren. Schlamm, Sand, Steine - alles ist dabei. Wenn jetzt jemand meint, eine Fireblade ist nicht offroad-tauglich, irrt er. Das Ergebnis ist nur eine völlig zugedreckte, aber intakte Maschine. Auch die BMW schafft es wider Erwarten ;-P

    Die direkte Strecke nach Toila ist eigentlich nur 180km lang - wir haben allerdings 260 gebraucht. Nicht zuletzt treibt die Suche nach einem Café in sehr dünn besiedeltem Gebiet die Kilometer nach oben. So ca. alle 80km brauche ich eine Raucherpause und Mario einen Kaffee. Hier bin ich relativ im Vorteil.

    Entmagnetisierung von U-Booten. "Was?" wird sich der Ein oder Andere jetzt fragen. Um kein Ziel von Torpedos oder Magnetminen zu werden, wurden Schiffe und U-Boote entmagnetisiert. Wir sind an einer von weltweit 3 ehemaligen Entmagnetisierungsanlagen für U-Boote. Menschen mit Tarnkleidung und automatischen Waffen stehen auf der Straße. "Die spielen hier Krieg oder Paintball" denken wir uns. Als wir näher kommen, wirkt es aber irgendwie echt - ist es auch. Das Militär machte dort grad eine Übung. Wir dürfen Fotos machen, aber nur in eine bestimmte Richtung. Passt, unser Motiv ist im Kasten.
    Wir vermuten, dass dies Teil des NATO-Manövers "Frühlingssturm 2017" ist, was gerade in Estland stattfindet, um die Souverinität des Landes gegenüber den Russen, die ja gerade versuchen, die alte Sowietunion wiederherzustellen, zu beweisen.
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  • Das Wetter hat kein Visum

    24. mai 2017, Russland ⋅ ⛅ 13 °C

    Unser tolles Spa-Hotel war schon ein wenig seltsam. Ein 80er-Jahre-Bau direkt am Wasser, der so klug platziert war, das genau 0 Zimmer direkten Meerblick hatten. Dafür konnte man aus dem Restaurant dem Elektro-Schaf bei der Arbeit zusehen. Auf den Gängen versprühten Lufterfrischer einen fiesen Duft, der wahrscheinlich die Spa-Laune anregen sollte. Wir machten ihm mit einem beherzten Griff an den Stecker den Garaus.

    Heute starten wir mal eine Stunde früher als sonst, weil unser Versuch, einen Platz in der Warteschlange der Grenze zu bekommen, gestern Abend nicht von Erfolg gekrönt war.

    Protokoll des Grenzübertritts:
    9:15 - Wir kommen im Wartebereich am Stadtrand Narvas an. Damit die Fahrzeuge, die über die Grenze wollen, nicht die Stadt verstopfen, muss man sich einen Zeitslot buchen. Trotz fehlender Reservierung durften wir direkt vor zur Grenze. Biker first!
    10:00 - Kurzer Check der Fahrgestellnummern mit den Papieren durch die Esten, kleine Wartezeit und schon geht es auf die Brücke, die den Grenzfluss Narva überspannt. Dort heißt es nun warten.
    11:00 - Wieder anstellen. Ist ja wie beim REWE an der Fleischtheke. Wir dürfen abermals an der Schlange vorbei. Diese Grenze ist ein Bikerparadies!
    Der junge russische Grenzbeamte muss in Ausbildung sein, denn er erklärt uns in gutem Englisch das Prozedere und hat auch noch nicht den typisch grimmigen Grenzer-Blick drauf.
    Zuerst müssen wir die Migrationskarte ausfüllen. Reisepass, Visum und Einreisestempel ist ja nicht genug - darum muss jeder Russlandbesucher noch ein extra Kärtchen bei sich führen, was dann bei der Ausreise wieder abgegeben werden muss. Danach geht es zur Passkontrolle - es ist eine kleine Zeitreise, denn hier wird das Passfoto mit dem Einreisenden durch intensives Anstarren und die Echtheit des Passes mit einer UV-Lampe überprüft.
    Nun ist die Zollerklärung dran: Zwei Seiten in russisch. Toller Service ist hier, dass eine Beispielerklärung in Deutsch aushängt, von der man abschreiben kann. Machen wir doch glatt: Nix zu verzollen, keine Rubel dabei (war ein bisschen geflunkert - wir hatten in Riga schon 50€ umgerubelt).
    Kurze, sehr oberflächliche Fahrzeugkontrolle und ein wenig Smalltalk, fertig.
    12:00 - Einreise erfolgreich. Nach all den Stories, die man so hört und liest, war es doch sehr unspektakulär. Wir hatten keinen Stress wegen der grünen Versicherungskarte (wollte keiner sehen). Wir hatten keinen Stress wegen der Krankenversicherung (wollte keiner sehen). Wir mussten keinen bestechen.
    Wichtig ist aber immer die doppelte Ausfertigung der Formulare und die Stempel.

    Jetzt sind wir Russen auf Probe. Die Sprachkenntnisse wollen auf Vordermann gebracht werden. Dafür eignet sich die Mittelalterburg von Iwangorod am besten. Als Dank für den souveränen Kauf von zwei Eintrittskarten in Landessprache dürfen wir die Helme bei der Kasse deponieren.

    10 Tage hatten wir Sonne oder leichte Bewölkung - nun begleitet uns der Regen bis Sankt Petersburg. Das lässt uns zu dem Schluss kommen, dass das tolle EU-Wetter mangels Visum nicht mitreisen konnte. Spätestens in Finnland sollte es dann ja wieder besser werden.

    Erschöpft kommen wir im Hotel an, machen noch einen kurzen Spaziergang zum Abendessen und gehen dann früh (vor Mitternacht) ins Bett.
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  • Санкт Петербург

    25. mai 2017, Russland ⋅ ⛅ 15 °C

    Fast jeder kennt die Youtube-Videos von russischen Autofahrern. Unfälle, Verlust der Ladung, usw. Wir haben irgendwann aufgehört, diese Videos zu schauen, um uns nicht verrückt zu machen. Wird schon nicht so schlimm sein. Es ist noch viel schlimmer.

    Gefahren wird, was der Wagen hergibt. Überholt wird quasi ständig. Sollte Gegenverkehr kommen, wird eben noch eine dritte Fahrspur aufgemacht. Das ganze Land scheint mit dem Auto unterwegs zu sein. Bei den Straßenverhältnissen verwundert es uns nicht, dass wir in Sankt Petersburg an einem Fahrzeug mit Achsbruch vorbei kommen.

    Das Fahren wird langweilig, haben wir uns gedacht. Die Straßen gerade und endlos lang. Am Ende ist gerade für Motorradfahrer eine echte Hausforderung: Schlaglöchern und Längsfurchen umschiffen und den Verkehr im Blick behalten. Wenn man das auch noch im Regen schafft, bekommt man die goldene Biker-Sichel am Band. Hier fährt übrigens fast jeder Dritte mit Spikes - bei +16°! Das ist sicherlich auch ein Grund für die kaputten Straßen.

    Heute haben wir wieder einen klassischen Sightseeing-Tag. Zu Fuß! Die 20km-Marke verfehlen wir nur knapp. In der Stadt, die sehr Mitteleuropäisch geprägt ist, wimmelt es nur so von Menschen. Da sind die japanischen Touristengruppen auf ihrer Tour "20 Städte in 3 Tagen", Stände mit Matroschkas in allen erdenklichen Ausführungen, Pantomime, Live-Musik und auch der ganz normale St. PetersBürger.

    Am Abend dann wieder Völkerverständigung in einem Restaurant mit einem Russen und zwei Franzosen (die sogar Englisch sprachen - incroyable).
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  • Zurück nach Euroland

    26. mai 2017, Finland ⋅ 🌙 10 °C

    Wir nutzen die Checkout-Zeit bis zur letzten Minute. Der gestrige Tag steckt uns noch etwas in den Knochen, außerdem versuchen wir uns vor dem Stadtverkehr zu drücken. Nützt nix, da müssen wir jetzt durch. Mehr als 1,5 Stunden brauchen wir, um der Stadt, in der immer Berufsverkehr herrscht, zu entfliehen. Es war schön mit dir. Wir sehen uns sicher bald wieder.

    Tanken auf russisch: an die Kasse gehen, sagen, was und wieviel man tanken möchte, bezahlen und dann zapfen. Sich freuen, dass man die zu tankende Menge richtig eingeschätzt hat.

    Auf dem Land, ist der Verkehr dann deutlich dünner, die Straßen dafür wieder sehr abenteuerlich. Nach der Reise wird es im Video schöne Szenen geben.

    Zwei kurze Stopps später, erreichen wir dann am Nachmittag die Grenze zu Finnland. Normalerweise wäre jetzt eine Zeitumstellung angesagt, da die Russen aber die Sommerzeit abgeschafft haben, wechseln wir die Zeitzone ohne die Uhren umstellen zu müssen. Nach dem sehr aufwändigen Einreiseprozedere sind wir auf das Schlimmste gefasst. Es gibt aber nur einen Stempel, sonst nichts. Niemand will das Gepäck sehen, es muss kein Formular ausgefüllt werden, wir werden nichtmal nach zu verzollenden Waren gefragt.
    15 Minuten dauert der gesamte Grenzübertritt. Ich bin etwas enttäuscht, habe ich doch eigentlich etwas mehr erwartet.

    Willkommen in Finnland, dem Land der Mücken, des Heavy Metal und der Rennfahrer. Ich merke, wie ich etwas erleichtert bin, wieder in so etwas ähnlichem wie Heimat zu sein. Hier funktionieren wieder sämtliche Sicheitsnetze, die einen so eine Reise etwas sorgloser angehen lassen. Die Plastikkärtchen haben ihren Wert zurückgewonnen: ADAC, Krankenkasse, Bankkarte, Personalausweis.

    Durch die (zu) schnelle Grenzkontrolle hatten wir noch keine Pause. Das holen wir jetzt nach. Beim Blick auf die Preise des Schnellrestaurants mit angeschlossener Tankstelle und Supermarkt fragt Mario mich, welche Währung die Finnen haben. "Euro" entgegne ich. Er wird sehr blass um die Nasenspitze. 17€ für ein Stück Fleisch, was schon den halben Tag auf einer Warmhalteplatte verbracht hat. Schlagartig verfliegt unser Hunger. Kaffee reicht auch erstmal.

    Wir verlassen schnell die Hauptstraße, um uns auf dem "Stora Kustvägen", der Großen Küstenstraße Kotka, unserem heutigen Tagesziel zu nähern. Da so ziemlich alles um die Ostsee vor vielen Jahren unter schwedischer Herrschaft stand, sind hier die meisten Hinweisschilder zweisprachig, was uns so manches besser zu verstehen hilft. Die kleine Straße fordert unsere volle Aufmerksamkeit. Diesmal allerdings nicht wegen ihres Zustands, sondern aufgrund der anspruchsvollen Streckenführung über Kuppen, durch Senken, Kurven und kleine Siedlungen. Die Postkartenmotive wechselten im Minutentakt.

    Kotka erreichen wir um kurz vor 19 Uhr. Wir essen wieder typisch einheimisch: Pizza. Machen noch einen kleinen Stadtrundgang und fallen zufrieden und erschöpft in's Bett.
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  • Finnischer Sommer

    27. mai 2017, Finland ⋅ ☁️ 9 °C

    Lausige 12 Grad werden heute erwartet, deshalb ziehen wir uns extra warm an. Nicht so der Finne. Er steht auf, sieht, dass kein Schnee liegt und zieht sich die kurze Hose samt Badelatschen an. Es ist ja schließlich Sommer!

    Der Weg nach Helsinki führt uns, von einem kurzen Zwischenstopp in Porvoo (Finnlands zweitältester Stadt) abgesehen, über die Autobahn. Wir wollen noch etwas Zeit für die Stadt haben. Leider wird es zunehmend trüber - was den Finnen übrigens nicht dazu bewegt, kurze Hose und Schlappen gegen konventionelle Kleidung zu tauschen. Mario macht sich zu Fuß auf den Weg - ich erkunde die Stadt mit Metro und Tram.

    Tja, was soll man zu Helsinkis Architektur sagen. Klar, ein paar Monumentalbauten in der City - aber eben auch keine klassische Altstadt.
    In den Randvierteln wird es zwar etwas aufgelockerter, aber immer noch sehr betonlastig. Eigentlich unverständlich in einem Land, was Holz ohne Ende hat.
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  • In die unaussprechliche Stadt

    28. mai 2017, Finland ⋅ ⛅ 14 °C

    Unser heutiges Tagesziel heißt Jyväskylä. Keine Ahnung, wie man das ausspricht - wir brauchen den ganzen Tag um uns den Namen zu merken.

    Finnland ist eher sanft hügelig angelegt, was sich leider auch negativ in der Kurvenbilanz niederschlägt. Da Finnland aber ein Bikerland ist -hier gibt es gefühlt eine höhere Motorraddichte, als bei uns- hat es kleinere Straßen mit blauen und weißen Schildern. Das sind die besten Strecken zum Kurven räubern.
    Bei den blauen Straßen sollte man allerdings vorher etwas bei Streetview recherchieren, sonst hängt man die nächsten 30 Kilometer auf einer Schotterstraße. Manch einer mag das ja auch (nicht wahr, Fabrice?).

    Wir genießen die Freiheit, die Einsamkeit, den Fahrspaß und das schöne Wetter. Mit einem Grinsen im Gesicht steigen wir in Jyväskylä nach 360 km von den Maschinen. Die Stadt wurde in den 50er Jahren umgestaltet und verlor damit die hölzerne Innenstadt an den typisch finnischen Brutalismus. Auf dem Lande ist alles sehr pitoresk - aber die Städte haben den Charme von Stuttgart.
    Immerhin bekommen wir im Fastfood-Land Nr. 2 eine richtige Mahlzeit!
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  • Lady Gaga und Mika Häkkinen

    29. mai 2017, Finland ⋅ 🌙 5 °C

    Waschtag ist heut! Eigentlich wollten wir das im Hotel erledigen. Kurz die Preise gecheckt: "Ich möchte diese Waschmaschine nicht kaufen". Alternativen müssen her!
    Ein scheinbar neuer Waschsalon in einem Einkaufszentrum am Stadtrand ist unsere Rettung. Waschen und Trocknen in 1 Stunde für 10€ - läuft! Gegenüber im Café verbringen wir die Zeit und beobachten die Finnen, wie sie den Waschsalon neugierig beäugen. So etwas scheint hier nicht normal zu sein.

    Von der Fahrt selbst gibt es nicht viel zu berichten. Eher langweilig. Mit Musik im Helm und einer etwas großzügigeren Auslegung des Geschwindigkeitslimits lässt es sich aber ertragen. Bei 7 Grad und komplett geschlossener Wolkendecke zieht irgendwann die Kälte durch den ganzen Körper. Am Nordkapp schneit es gerade - in 5 Tagen wollen wir dort sein. Brrrr.

    Die Finnen - Teil 1: Der Stil der Finnen lässt sich, sofern weiblich, irgendwo zwischen Pink und Lady Gaga einordnen. Bei den Männern ist von Mika Häkkinen bis Lordi alles dabei. Wichtig ist offensichtlich, sich höchst individuell zu kleiden und zu stylen. So ist von den uns bekannten Kleidungsmarken hier auch fast nichts zu sehen. Dafür gibt es in jeder Stadt einen Second Hand-Laden namens "UFF".

    Unser Hotel in Iisalmi sieht von außen aus, wie eine russisch-orthodoxe Kirche mit einer goldenen Kuppel. Es wurde als Zufluchtsort für die in Folge des Winterkrieges 1939/40 geflüchteten und vertriebenen Karelier errichtet.
    Die Stadt selbst ist für ihre Brauerei berühmt - finnisches Bier ist allerdings keine geschmackliche Offenbarung.
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  • I bin a Bayer

    30. mai 2017, Finland ⋅ ☀️ 8 °C

    Im Gepäck ist zunehmend mehr Platz. Das liegt weniger daran, dass wir unterwegs die Kleidung vergessen, sondern ist eher den klimatischen Bedingungen geschuldet. Wir ziehen an, was der mobile Kleiderschrank hergibt. Das morgendliche Ankleide- und Abreiseritual dauert nun schon mehr als eine halbe Stunde.

    Damit kommen wir gleich zu "Die Finnen - Teil 2".
    Sie wären sehr wortkarg und würden Smalltalk hassen, liest man oft. Bis gestern hätte ich das auch so unterschrieben. In Südfinnland nahm eigentlich niemand Notiz von uns, während sich in den vorherigen Ländern immer ein kleines Gespräch mit den Einheimischen ergab.
    Doch je weiter wir nach Norden kommen, umso kontaktfreudiger scheinen sie zu werden. Als wir auf halber Strecke der heutigen Etappe in einem kleinen Örtchen an der Tankstelle eine Aufwärm- und Kaffeepause machen, werden wir von einem finnischen Zimmermann, der mal 2 Monate in Nürnberg gearbeitet hatte, auf Deutsch angesprochen. "I bin a Bayer" kann er sogar fast akzentfrei sagen (naja, eigentlich wäre er dann Franke, aber es sei ihm verziehen). Die Verkäuferin verabschiedet uns mit "Vielen Dank. Auf Wiedersehen" - das Bild, was Reiseführer und Internet vermitteln, gerät grad mächtig in's Wanken.

    Das nächste Erlebnis dann an einem kleinen Imbiss. Wir bestellen Kaffee und Kuchen, da antwortet der Besitzer "Lieber auf Deutsch, das kann ich besser als Englisch" - da geht es ihm wie mir.
    Er ist seit 12 Jahren für je einen Monat in Halle(Saale) auf dem Weihnachsmarkt um Räucherlachs und allerhand Gebratenes zu verkaufen. Wir beschließen, da mal hin zu fahren.

    Bei der Fahrt stelle ich fest, dass meine Winterhandschuhe ihren Namen nicht verdienen. Mich fröstelt es ein wenig an den Fingern. Für die nach Norden hin weiter fallenden Temperaturen keine gute Option. Unser heutiges Etappenziel ist die nördlichste Großstadt der EU und damit die letzte Einkaufsmöglichkeit für Motorradhandschuhe. Ich suche mir ein schönes Paar von Rukka (finnischer Hersteller) im Internet raus, was dann direkt im nächsten Motorradverkaufs-, -werkstatt- und -zubehörladen erstanden werden soll. "Gibt es aktuell nicht" ist die Antwort. Es sei schließlich Sommer, da würden keine Winterhandschuhe verkauft.
    Hallo? 7 Grad. Sommer? Ist klar!
    Dem Modell meiner Wahl kommen dann Handschuhe von BMW am nächsten. Na super.

    In Oulu ist noch erstaunlich viel alte Bausubstanz erhalten. Es gibt einen Marktplatz am Hafen mit dazugehöriger Markthalle (Kauppahalli) und sogar so etwas wie Leben. Wie eine Studentenstadt mit 200.000 Einwohnern fühlt sich das allerdings nicht an - dafür ist es zu beschaulich.
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  • Das stille Volk

    31. mai 2017, Finland ⋅ 🌧 23 °C

    Um halb 8 aufstehen! Ich mache das nicht freiwillig, sondern weil es wegen Bauarbeiten ab 8 nur noch kaltes Wasser geben soll. Wie sich später herausstellt, war das nur ein billiger Trick, um alle rechtzeitig zum Frühstück zu treiben - die Bauarbeiter auf der Straße sind vermutlich Statisten. Um 9 Uhr gab es jedenfalls immer noch warmes Wasser. Da standen wir aber schon dick angezogen (3 Paar Socken!) fertig zur Abreise. Eine kluge Entscheidung, denn auf den nun folgenden 290 Kilometern kommen wir an genau einer Tankstelle und damit Aufwärmmöglichkeit vorbei. Sonst kein Ort, nix. Nur Regen und 3 Grad. Diese Weitläufigkeit und Einsamkeit ist schwer zu beschreiben - das muss man selbst erleben. Bei dem widrigen Wetter blieben selbst die finnischen Mücken zu Hause. Das Mücken-Spray werden wir wohl erst in Schweden brauchen.

    Die BMW-Handschuhe funktionieren übrigens super und sehen sogar noch ganz passabel aus. Vielleicht sollten die lieber Kleidung statt Motorräder produzieren. Und weil es so schön passt, ist kurz vor unserem Tagesziel die Birne von Marios Scheinwerfer durch. Er hat damit schon gerechnet, und sich gefreut, dass sie so lang durchgehalten hat.
    Ich sage dazu nichts...

    Zeit für "Die Finnen - Teil 3": Hier kann man wirklich immer und überall mit Karte zahlen. Und es ist deutlich schneller als die Bezahlung mit Bargeld. Nach ca. 10 Sekunden hat man Beleg und Karte wieder in der Hand. Bei uns wird in der dieser Zeit die Brieftaube zur Deckungsabfrage losgeschickt.
    In Restaurants und Cafés ist es allerdings ein wenig unkomfortabler. Hier wird man nur am Platz bedient, wenn man etwas isst - dafür wird auch kein Trinkgeld erwartet.

    Die einzige Sehenswürdigkeit heute ist "Das stille Volk". Mehr als 1.000 Vogelscheuchen stehen auf einem sumpfigen Feld und sind (wie in Finnland üblich) sehr idividuell gekleidet. Dahinter steht übrigens explizit keine Aussage - es soll sich jeder seine eigenen Gedanken machen, so der Künstler. Die Finnen können damit aber nicht gemeint sein, denke ich mir.

    Kurz nachdem wir weitergefahren sind, bekommt Mario einen kleinen Schreck, als sich ein vermeintlicher Fels direkt neben ihm bei voller Fahrt bewegt. Es war ein Rentier, was sich optisch hervorragend in die aus Felsen, Mooren, Moosflechten, Kiefern und Birken bestehende Landschaft einfügt. Zum Glück sind das Zuchttiere und damit an den Menschen und Fahrzeuge gewöhnt.

    Die nette Eigentümerin des Campigplatzes, auf dem wir heute übernachten möchten, sagt uns, dass Zelten noch nicht möglich ist, weil die Wasserleitungen zum Servicegebäude noch eingefroren sind. Das haben wir eh nicht vor. Wir möchten eine Hütte. Vollaustattung mit Kamin und Sauna für 70€ ist ganz nach unserem Geschmack.
    Im einzigen Laden des "Ortes", der Rezeption unseres Platzes, versorgen wir uns noch mit Abendessen und Frühstück. Dann werden die Sauna und der Kamin angeheizt und dem Schneetreiben draußen zugeschaut.
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