Satellite
Show on map
  • Day 51

    Melbourne

    November 21, 2022 in Australia ⋅ 🌧 8 °C

    Nach der Abfahrt aus dem Hafenbereich von Geelong ist noch eine Weile ordentlich Schwerverkehr vom/zum Hafen. Das legt sich aber schnell und ich radle auf Nebenstraßen mit wenig Verkehr. Und: Rückenwind! ...aber sowas von.
    Landschaft: endlose Grasflächen

    Dann geht's aber schon los: Straßensperrung. Ich bin das schon gewohnt und umfahre die Barriere. Kurz darauf stehe ich vor der Ursache. Die Straße bei Lara ist von Hovells Creek überflutet. Nicht wirklich schlimm aber trocken komm' ich da nicht durch. Zurück und Umleitung nehmen oder nasse Füße holen? Es ist nicht kalt, ich entscheide mich für die nassen Füsse. Dann sause ich, vom Wind kräftig angeschoben, weiter.

    Wenig später erneute Sperrung. Diesmal aber nicht einfach eine Barriere, sondern viele Schilder, Warnungen. Während ich noch versuche daraus schlau zu werden kommt ein Wachmann aus seinem Container und sagt sehr bestimmt, daß ich hier nicht durchfahren darf. Gewässerschutz oder so etwas in dieser Richtung. Als ob ich mit meinem Rad Gewässer verunreinigen würde. Aber da hilft keine Diskussion, keine Bitte doch 2 Minuten die Augen zu schließen oder den Chef anzurufen um eine Ausnahmegenehmigung zu erwirken. Ich gebe auf. Weil auch gleichzeitig ein Schauer aufzieht frage ich, ob ich den in seinem Container aussitzen darf. Darf ich. Der Typ ist nett. Ich vespere etwas. Dann geht's weiter. Ich muss ca. 4km zurück. Gegen den Wind, der wirklich mörderisch bläst.

    Dann kann ich endlich abbiegen. Der Wind kommt jetzt von der Seite. Und weil gleichzeitig der nächste Schauer aufzieht, blasen mich die damit einhergehenden Böen fast vom Rad. Dann dreht die Straße wieder in den Wind und ich segle weiter.

    Die Regenschauer wehen in etwa halbstündigem Abstand heran. Das Muster ist immer dasselbe: Tiefschwarzer Himmel, daß man glaubt die Welt geht gleich unter. Stürmische Böen. Regen. Bevor man ernsthaft nass wird, zieht der Schauer über einen hinweg.

    Pause in Werribee. Jetzt werden mir die nassen Füsse doch unangenehm und ich ziehe meine Trekkingschuhe und trockene Socken an. Danach radle ich durch ein sehr gediegenes, sehr ausgedehntes Wohnviertel. Nächster Schauer. Dann beginnt der Foreshore-Trail. Wunderschön angelegter Rad- und Fußweg der sich durch die Küstenlandschaft windet.

    Dann ist aber abrupt Schluss. Weg überflutet. Dieses Mal gibt es kein Durchkommen, auch nicht um den Preis nasser Füsse. Der Weg versinkt in einem regelrechten See. Mühsam suche ich einen Weg der mich weiter bringt. Zu allem Überfluss hängt sich das Navi auf, das ich heute zum ersten Mal seit langem wieder benötige. In Tasmanien ging das bei dem dünnen Straßennetz auch ohne.

    Mühsam hangle ich mich mit Google Maps durch die Vororte von Melbourne. Weil ich keine Halterung habe, ziehe ich das Teil ab und zu hervor und orientiere mich die nächsten Straßenzüge.

    Das Ganze kostet Zeit und Kraft. Deutlich später als erwartet erreiche ich schließlich die Jugendherberge in Stadtzentrum von Melbourne. Dieses Hostel ist zum ersten Mal richtig voll. 6-Bett-Zimmer. Jan aus Niedersachsen, Luane aus Basel, Kate aus England, ein weiterer Mitbewohner ist bislang noch nicht aufgetaucht.
    Pizza vom Inder auf der gegenüberliegenden Straßenseite, Bier in der hosteleigenen Bar. Praktisch.

    1. RUHETAG, 22.11.
    Erst wie ein Stein eingeschlafen. Dann hat jemand geschnarcht und ich hatte die Ohrstöpsel nicht griffbereit. Backpacker -Unpasslichkeiten halt. 🤷 Passiert mir heute nicht mehr.
    Ansonsten Streifzüge durch die Stadt. Mag ich. Wetter gewohnt bescheiden. Abgesehen von der Tatsache, dass die Fotos nicht für's Album taugen, stört mich das gerade wenig, weniger jedenfalls als unterwegs, wie man leicht nachvollziehen kann.
    Zwischendurch Outdoor-Läden besucht, Zelte angeguckt. Ich war schon sicher was passendes gefunden zu haben. Weniger das Gewicht aber das Packmass hat mich auf den Boden der Tatsachen zurück geholt. Den Platz hab'ich nicht. Jetzt mache ich aus der Not eine Tugend und teste das geflickte Zelt bei nächster Gelegenheit weiter. Eigentlich bin ich zuversichtlich...
    Beim Chinesen in Chinatown Abend essen. Mit der Straßenbahn nach Hause gegondelt. Für Umme im Stadtkern.
    Tagesausklang in der Hostelbar.

    2. RUHETAG, 23.11.
    Gut und lange geschlafen. Frühstück gegen 10. Ich bin gerade fertig, da setzt sich Abel zu mir. Junger Taiwanese, der eines der Betten in meinem Zimmer belegt. Bringt mir strahlend einen üppig belegten, von ihm zubereiteten Toast mit. Uff, ich habe eben mein wenig bescheidenes Frühstück beendet. Ich habe null Ahnung von taiwanesischer Kultur und will ihn nicht beleidigen und ablehnen. Da kommt mir die rettende Idee: Ich packe den Toast als Stärkung für zwischendurch ein.

    Weil mir die Atmosphäre im Hostel gefällt, entscheide ich mich einen Tag länger zu bleiben, bekomme aber an der Rezeption einen Korb. Das Hostel ist für die kommenden Tage ausgebucht. Dann ziehe ich eben doch am Freitag weiter, wie ursprünglich geplant.

    Fahrt mit der Straßenbahn bis Flinders Street Station, dann erkunde ich die ausgedehnte Parklandschaft in der Nachbarschaft: Birrarung Marr, Kings Domain, Royal Botanic Gardens. Da ist man zu Fuß ne Weile unterwegs. Aber sehr eindrucksvoll. Schauer zwingen mich zwischendurch immer wieder Schutz zu suchen. Der Sommer lässt weiter auf sich warten 😏

    Abends Wäsche. Waschmaschinen im Hostel kaputt. Doof, keine sauberen Klamotten mehr. Fussmarsch zum nächsten Waschsalon. Blöd aber muss sein. Deshalb spätes Abendessen und zur Belohnung ein zweites Bier.

    Gabelmangel in der Küche. Wo gibt's den sowas? Türkin beeilt sich mit ihrem Essen und gibt mir dann ihre. Ich glaube, wenn mein Sabatical durch ist, habe ich aus jedem Land dieser Erde jemanden kennen gelernt.

    3. RUHETAG, 24.11.
    National Gallery Victoria. Das Gebäude selbst ist schon beeindruckend. Streifzug durch verschiedene Ausstellungen.

    Dann muss ich weg. Anruf. Meine Lowrider-Taschen sind eingetroffen. Hab' ich vor 2 Tagen im Rad-Laden bestellt, weil meine alten nicht mehr ganz dicht sind und ich bei Regen abends immer alles zum Trocknen auspacken musste. Hat genervt. Mit den neuen Ortlieb-Taschen dürfte damit dann auch vorne Schluss sein.

    Dann Besichtigung fortgesetzt. Besuch des Victoria Market ins Wasser gefallen. Als ich kurz nach 4 dort eintreffe ist alles schon dicht. Die schließen um 3. Sehr schade!
    Read more