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    Aussicht vom HausDer gestrandete Hai

    Das Zwischenseminar

    15 de marzo de 2019, Sudáfrica

    Zuallererst einmal entschuldige ich mich an dieser Stelle, dass der neue Blogeintrag so lange gebraucht hat, denn ich war in letzter Zeit viel unterwegs und bin nicht zum Schreiben gekommen. Dementsprechend hole ich das nun nach, weshalb die Blogeinträge jedoch vermutlich etwas kürzer ausfallen werden, da ich alles mit zeitlichem Abstand aus zusammenfassen muss und mich wahrscheinlich nicht an alles erinnern werde.

    Nach Oudtshoorn jedenfalls ging es dann weiter nach Wortelgat (Afrikaans für Halle der Karotten, wie uns ein Bewohner später erzählte, da in dieser Gegend wohl viel davon angebaut wurde). Mit einer ordentlichen Verspätung von etwa fünf Stunden erreichten wir schlussendlich den Ort des Zwischenseminars. Dabei handelte es sich um eine relativ große Anlage mit einigen Häusern und dazwischen vielen Gewächsen, welche an eine Dornenbuschsavanne erinnerten. Die gesamte Anlage gehörte zu einer christlichen Organisation und lag etwas außerhalb des Ortes, weshalb es uns partout nicht gelang, sie ausfindig zu machen. Nach einiger Zeit holte uns zum Glück Thomas, der weltwärts-Mentor des Western Capes, im Ort ab und brachte uns zu unseren Unterkünften.

    Die nächsten Tage verbrachten wir damit, über unser bisheriges halbes Jahr zu reflektieren, beginnend mit kleinen Aufwärmspielen, wo wir auch die Chance bekamen, über die Überfälle und andere gefährliche Situationen zu sprechen.

    Am nächsten Tag stellten alle ihre Arbeitsplätze vor, was von einigen mit vorbereiteter PowerPoint präsentiert wurde, während andere mit selbstgemalten und –gebastelten Sachen ihren Arbeitsalltag beschrieben. Danach ging es um die Probleme, die wir privat, wie beruflich hatten und es wurden Arbeitsgruppen eingeteilt, die sich mit Lösungsmöglichkeiten befassten. An einem Abend wurde noch der Film „Tsotsi“ gezeigt, in welchem es um das Leben eines kleinkriminellen Waisen aus dem Johannesburger Township Soweto (größtes Township Südafrikas) ging. In meinen Augen hat der Film besonders die negativen Seiten der Realität sehr lebensnah dargestellt. An alle Leser an dieser Stelle, die gerne einen tieferen Einblick in das Leben und die alltägliche Präsenz der Gewalt und Kriminalität in einem südafikanischen Township haben würden, kann ich diesen Film nur weiterempfehlen. An dieser Stelle jedoch Achtung, dabei handelt es sich um kein Filmmaterial für schwache Nerven.

    Ansonsten verbrachten wir die Abende mit Kartenspielen, reden oder entspannten mit einem Bierchen auf der Terrasse.

    Insgesamt hatten wir auch relativ viel Freizeit, das Essen war gut (der Speiseraum lag etwa 10 Minuten zu Fuß von unseren Unterkünften entfernt) und an einem Nachmittag gingen wir alle gemeinsam an den Strand. Kaum dort angekommen entdeckten Kilian und ich einen gestrandeten weißen Hai. Er war schon längst tot und noch nicht besonders groß, dennoch konnte man bereits die scharfen Reihen weißer Zähne sehen und sich lebhaft vorstellen, wie so ein Gebiss einem Menschen innerhalb kürzester Zeit den Gar ausmachen kann. Anfassen wollten wir ihn jedoch nicht, da sich bereits viele Gase im Körper gebildet hatten, welche jedoch später zutage traten, als einige Mädchen ihn versuchten auf die Seite zu rollen.

    Darüber hinaus gab es an einem Abend noch eine Nachtwanderung und am letzten Abend wurde gemeinsam gebraait. Da ich als Nicht-Vegetarier und einer der wenigen Jungen eine Rarität darstellte, wurde mir natürlich direkt die Braaileitung zugeteilt, was mir zuerst nicht wirklich gefiel, im Nachhinein mit Kilian zusammen jedoch ziemlich viel Spaß gemacht hat.

    Am letzten Tag ging es um das bevorstehende halbe Jahr und die Ziele, die wir uns selbst setzten. Außerdem gab es noch eine Podiumsdiskussion mit drei Südafrikanern unterschiedlichen Alters und Berufen, wo es um die aktuelle politische Situation mit Bezug auf die bevorstehenden Wahlen, den Schwarz-Weiß-Konflikt und allgemein um die Zukunft des Landes ging. In meinen Augen war diese Diskussion anregungsreicher und informativer und der vermittelte Mehrwert höher als die meisten anderen Teile des Seminars zusammen.

    Besonders der Südafrikaner David machte uns allen noch einmal bewusst, welche (wichtige) Rolle wir Freiwilligen im Gesamtkontex der Post-Apartheid spielen, auch wenn es sich im Alltag nicht immer so anfühlt. Mir hat die Anrede für das kommende halbe Jahr viel Mut gegeben, sie hat mir den Wert meiner Arbeit noch einmal bewusst gemacht und motiviert, mich dafür einzusetzen.

    Am 21.03 war Abreisetag und für uns ging es weiter nach Kapstadt.
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