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  • Day 3

    Tag 3 - langsam angehen lassen

    June 2, 2023 in Norway ⋅ ⛅ 14 °C

    Am späten Abend wurde ich von einer Art Bellen wach. Irgendein Tier schien sich lautstark unmittelbar neben meinem Zelt aufzuregen, entfernte sich aber dann während es weiterbellte. Meine Waldgeräuschrecherche gab zum Glück schnell Entwarnung. Es war ein „schreckendes Reh“. Ziemlich mieser Sound, was so eine dünne Kreatur da von sich geben kann. Aber mit dem Wissen, dass es nur ein Reh war, konnte ich wieder einschlafen.

    Am nächsten Tag lasse ich mir viel Zeit. Mir wird zwar das Wasser ausgehen, wenn ich nicht weitergehe. Aber wann ich aufbreche ist erstmal egal. Ich liege im Zelt, genieße die wärmende Sonne und teste nach und nach meine Beweglichkeit. Mein biologisches Alter heute morgen: 82. Den unteren Rücken merke ich deutlich und mein Schienbein pocht richtig, dass ich beim Aufstehen leicht humpel. Also wieder hinlegen und ein paar Dehnübungen machen.

    Vormittags wird es dann zu warm im Zelt und ich entschließe mich, langsam aufzubrechen.

    Der schmale Pfad schlängelt sich meist eindeutig durch den Wald. Ich glaube, oft geht hier keiner lang. Irgendwann erreiche ich eine der unzähligen 1-3 Häusersiedlungen am Waldrand. Von hier soll mich ein kleiner Pfad weiterbringen. Die kleinen, teilweise gestrichelten Linien bei Komoot, meiner Navigationsapp, sind nicht immer zuverlässig. Manchmal findet man einen Pfad, manchmal nicht. Aber hier habe ich Glück. Der Einstieg ist offensichtlich. Je schmaler und uneindeutiger der Pfad wird, desto schöner wird es. Gleichzeitig bin ich mir recht sicher, wenn mir irgendwann ein Elch gegenübersteht, dann hier. Weil ich doch etwas Respekt vor den Tieren habe, bin ich besonders aufmerksam. Im sumpfigen Weg finde ich einen Fußabdruck, der gut zu einem Elch gehören könnte. Keinem kleinen! Der Weg führt an einem See entlang, über einen Bach und schließlich auf einen kleinen Berg. Auch hier geht sicher so oft niemand entlang. Ein wenig aufregend und unfassbar schön bei diesem Traumwetter. Aber schon nach einer dreiviertel Stunde endet der Weg an einer weiteren Minisiedlung. Fast nie sehe ich einen Menschen, obwohl immer irgendwo eine Tür aufsteht.

    Von nun an wird es wieder etwas eintöniger. Viel Strasse, mal geteert, mal „forstwegstyle“. Bei einer kleinen Pause stelle ich fest, dass mein Schienbein ganz schön geschwollen ist und der ganze Unterschenkel etwas dicker. Ich lagere es während der Pause hoch und schaue, wie es weitergeht. Die nächste scheinbar sinnvolle Stelle für eine Übernachtung ist noch 18 km entfernt. Während des Gehens habe ich keine Probleme. Aber beim Wiederanlaufen nach einer Pause, pocht es ordentlich. 1km nach meiner Pause entdecke ich einen kleinen Supermarkt. Wenn man einmal am Tag an einem Supermarkt vorbeikommt, MUSS man etwas kaufen. 1 Cola und ein belegtes Sandwich, was eigentlich Tankstellenqualität hat aber jetzt eine willkommene Abwechslung ist. Frisch gestärkt entschließe ich mich, die 18km, jetzt 17 zu machen. Wenn ich einmal laufe, läufts sich super! Die Laune ist richtig gut. Vor allem auch, weil mein Rücken mich heute weitgehend in Ruhe lässt. So habe ich nur das dicke Bein als Baustelle heute.

    Kurz vor meinem eigentlich Pausenziel, das ich nur aufgrund einer Kilometerzahl gesetzt hab, führt die Straße an einem See vorbei. Es scheint eine Badestelle zu sein, mit Bänken, Tisch und einer schwimmenden Badeinsel aus Holz. Ideal für eine Pause! Ich nutze die Gelegenheit für eine ausführliche Wäsche. Fühlt sich gleich besser an! Auch das Schienbein freut sich und schwillt wieder ab.

    Dann kommt die Idee, gleich hier zu bleiben. Die Straße ist ruhig - 2 Autos sind vorbeigefahren. In Evje werde ich einkaufen müssen für einen längeren Zeitraum ganz ohne Einkaufsmöglichkeit. Wenn ich „planmäßig“ weitergehe, komme ich dort Samstagabend an und muss mich dann noch stressen wegen der Einkäufe. Also plane ich die restlichen 40km ab hier auf zwei Tage. Dann kann ich am Montag einkaufen.

    Zum Abendessen gibt‘s wieder Trekkingnahrung. Die Marke Real Turmat sei das Non Plus Ultra, heißt es in vielen Foren. Ich bin noch nicht überzeugt. Aber was soll’s. Zum schei*** reichts! :-)
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