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  • Day 76

    Saltfjell - Lønsstua

    August 14, 2023 in Norway ⋅ ☁️ 17 °C

    Noch am Abend hatte sich der Regen beruhigt. Mit dem Einschlafen hatte ich keine Probleme, allerdings war ich wieder wie so oft mitten in der Nacht wach. Um 7:00 Uhr ziehe ich mir die Schlafmaske von den Augen und bin direkt geblendet. Die Sonne scheint aufs Zelt, was sich auch an der Temperatur bemerkbar macht. Ich koche meinen ersten Kaffee und beginne, den Footprint von gestern zu schreiben. Fast eineinhalb Stunden schreibe ich und trinke meinen zweiten Kaffee. Erst danach frühstücke ich. Es gibt eine riesige Schale Früchtemüsli mit kaltem Wasser. Und wieder empfinde ich die Mischung mit dem kalten Wasser als gar nicht so schlecht. Einige Sachen lege ich raus zum Trocknen und fange an, zu packen. Erst um 10:30 Uhr mache ich mich auf den Weg.

    Zunächst bleibe ich auf meiner Höhe und finde wieder eine gute Linie. Später steige ich dann ab, um auf den offiziellen Pfad zu kommen. Hier habe ich Aussicht auf einen See, dessen blau in der Sonne fast surreal strahlt. Von hier geht es wieder einige Meter bergauf. Als ich einen Gebirgsbach quere, entscheide ich mich kurzer Hand, hier mein Haare zu waschen. Gestern war mir schon aufgefallen, dass das mal wieder nötig wäre. Meine Outdoorseife ist für die Nutzung in Bächen geeignet. Ich tauche den Kopf ganz unter Wasser und bekomme gleich den ersten mehrsekündigen Hirnfrost. Ich muss zwei mal einseifen, dass es überhaupt ein klein wenig schäumt, und jedes Mal mit ich dem Kopf wieder ganz untertauchen. Hirnfrost reiht sich an Hirnfrost. Dann ist es endlich geschafft und ich lasse die Haare beim weiteren bergauf gehen von Sonne und Wind trocken. Mittlerweile bin ich ganz schön platt. Aber die erste Pause will ich erst machen, wenn ich oben bin.

    Oben erwartet mich eine richtige Mondlandschaft. Ein reines Felsenmeer! Hier mache ich meine erste Pause. Es ist 13.00 Uhr und ich habe gerade einmal 6 Kilometer geschafft. Das ist nicht so motivierend. Aber es ging auch mit Querfeldeingehen und Höhenmetern los. Ab jetzt wird es hoffentlich einfacher. Ich koche mir ein Trekkinggericht und genieße die Sonne. Der weitere Weg ist immer noch bergauf, nun aber nicht mehr so steil. Dennoch kommt mir der Rucksack jetzt besonders schwer vor und jeder Schritt fällt mir schwer. Erst als es nicht mehr weiter bergauf geht, sondern geradeaus durch das Steinmeer, fällt mir das Vorankommen ein bisschen leichter. Ich möchte meinen Kopfhörern noch mal eine Chance geben, aber sofort springen die Lieder hin und her. Das nervt mich, denn ich weiß nicht, ob die Kopfhörer das Problem sind, der Klinke-Lightning-Adapter oder der Anschluss am Telefon selbst. Und den Rest der Reise keine Musil zu hören, ist eigentlich keine Option.

    Ich fliege von Felsblock zu Felsblock. Ich komme hier schneller voran als auf einem normalen Pfad. Hochkonzentriert scanne ich die nächsten Schrittoptionen, ob die Felsen vor mit wackelig oder rutschig sein könnten. Laut Garmin habe ich fünf Km/h drauf, obwohl ich mich ausschließlich auf Felsbrocken bewege. Nach zehn Kilometern mache ich eine kurze Pause, dann geht es weiter. Am Ende dieses Hochtals geht es wieder bergab. Ich bin müde und ärgere mich ein klein wenig, dass ich heute erst so spät los bin. Am Nachmittag habe ich einfach nicht mehr so viel Energie. Hinter mir wird es immer dunkler. Auch der Wetterbericht sagt Regen am Abend voraus. Endlich habe ich auch wieder Netz und kontrolliere das Wetter noch einmal. Es wird nicht lange dauern, dann werde ich wohl nass. Ich gehe jetzt extra schnell, aber es sind dennoch noch 9 Kilometer zu gehen. Dann fallen die ersten Tropfen und als ich gerade meine Regensachen angezogen habe, geht es richtig los. Ich gehe wieder im normalen Tempo weiter. Die Strecke zieht sich. Ich habe für heute echt keine Lust mehr. Bei strömendem Regen geht es einen matschigen Pfad um einen See herum. In der Ferne donnert es leicht.

    Nach einer Stunde lässt der Regen nach und es sind nur noch wenige Kilometer bis zur Hütte. Aber auch diese wenigen Kilometer sind jetzt richtig Arbeit. Ich hoffe, dass ich an der Hütte wenigstens alleine bin. Vor der Haupthütte stehen mehrere Kinderschuhe. Ein Mann kommt heraus und ich frage, wie viele sie sind. Zwei Erwachsene und drei Kinder. Er sagt, dass die Nachbarhütte noch frei sei, die ich dann auch beziehe. Ich will gerade einfach nur meine Ruhe haben. Als ich gerade auspacke, kommt noch jemand mit großem Rucksack. Allein bin ich hier also nicht.

    Laut Hüttenbuch heißt der Mann Arvid. Er ist mit dem Auto unterwegs und komme vom Fischen. Das wo er heute war, war der Wasserstand sehr niedrig, daher ist er weitergefahren. Morgen sucht er sich einen anderen Platz. Er bietet mir ein Bier an, was ich gerne annehme. Er sagt lachend, dass das der Vorteil am Auto sei. Wir unterhalten uns noch etwas, dann gehe ich um 20.00 Uhr ins Bett. So fertig war ich am Abend lange nicht mehr. Im Bett scheine ich noch meinen Footprint. Auf Instagram hat sich Markus bei mir gemeldet. Er ist der nächste NPLer in der Bolnastua gewesen und hat sich total über meine Schokolade gefreut. Und ich freue mich, dass er sich freut.
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