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  • Day 9

    Castelfiorentino > San Gimignano

    November 15, 2022 in Italy ⋅ 🌧 12 °C

    E1'-Tag 190, 22km, reichlich Regen und Höhenmeter
    Etwas wehmütig schließe ich die Tür des Appartements hinter mir. Es ist das letzte Mal. Heute habe ich nicht den Tagesrucksack auf dem Rücken, sondern das volle Gepäck. Viel ist es ja nicht, passt alles in den 24l Rucksack. Aber das Wandern fühlt sich anders an damit. Am Bahnhof von Lucca gibt es wieder Probleme mit der Bahn. Hier geht gar nichts, weder in Richtung Florenz noch nach Pisa. Menschentraube warten bereits. Auch ich muss warten in einem Zug, der mich nach Pisa bringen soll, dicht gedrängt mit anderen Menschen, die erstaunlich gelassen bleiben. Er fährt dann auch, mit 1 1/2 Stunden Verspätung. Ab Pisa läuft es reibungslos. Bis zum Startpunkt ist es noch eine Stunde Zugfahrt mit 1x Umsteigen.
    Kurz vor 12 Uhr geht es in Castelfiorentino endlich los. Viel zu spät bei der Etappenlänge; wahrscheinlich werde ich im Dunkeln ankommen. Richtig hell ist es auch jetzt nicht, denn es regnet ohne Unterlass, der Himmel ist bleischwer, die Sicht bescheiden. Es ist so gar nicht wie die Tage zuvor. Nun, es ist November, mit solchen Bedingungen muss man rechnen. Dazu geht es noch hoch hinauf, zwei Mal bis auf 400m. Dort oben ist es frisch, am Ende, kurz von San Gimignano streife ich sogar die Handschuhe über. Aus den Regenklamotten komme ich heute nicht raus.
    Dabei ist die Landschaft, die ich regenverhangen zu sehen bekommen, vermutlich zauberhaft. Weinberge, eher -hügel überall. Kirchen gibt's keine auf der Strecke, ich hätte auch keine Zeit dafür. Die eine in Gambassi Terme ist verschlossen. Ohne große Pausen eile ich dahin, esse mein morgens geschmiertes Brot schnell im Regenschutz von Mutter Maria.
    Es geht den letzten Hügel hinauf nach San Gimignano, verborgen im Nebel liegend. Es dämmert. Ich hole die Taschenlampe heraus, um Autos auf mich aufmerksam zu machen, denn ich gehe wieder einmal auf einer Straße ohne Fußweg dem Ort entgegen. Durch das helle Tor schreite ich in die mittelalterliche Stadt hinein. Die Straßen innerhalb der Stadtmauer liegen im Halbdunkel. Durch viele geheimnisvolle Gassen muss ich schlüpfen, bis ich mein Hotel erreiche. Warm ist der Empfang, ich bin der einzige Gast heute Nacht. Doch ich muss noch einmal raus, denn ich habe Hunger. Die Restaurants sind geschlossen bis auf eine kleine Pizzeria. Hier treffen sich Einheimische, trinken Bier und palavern. Ich bestelle Pizza, die mir über den Tresen gereicht wird, das Bier nehme ich aus dem Kühlschrank. Mir gefällt's, doch hatte ich es mir ganz anders vorgestellt in dieser Touristenhochburg. Morgen werde ich sie mir anschauen.
    Route bei Komoot:
    https://www.komoot.de/tour/980252411?ref=aso
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