• Michael-wandert
November 2022

E1’-Italien-4

Die vierte E1-Tour durch Italien. Auf dem Pilgerweg <Via Francigena> durch die Toscana von Pietrasanta nach Siena
200km | E1'-Tag 185 - 192
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  • Permulaan perjalanan
    7 November 2022
    ... einen alten Pfad neu erleben ...
    die Route der Via Francigena von Pietrasanta bis Sienameine geplante Streckenführung

    Prolog

    26 Oktober 2022, Jerman ⋅ ⛅ 8 °C

    Zum zweiten Mal in 2022 geht es nach Italien, um ein Stück weiter in südliche Richtung zu kommen.
    Der Start wird in Pietrasanta sein. Genau dort, wo im März meine letzte Wanderung in Italien endete. Noch einmal geht es an den Strand. Noch einmal werde ich die endlos lange Mittelmeerpromenade entlang schlendern. Um mich dann ins Landesinnere Richtung Lucca zu wenden, wo ich auf die Via Francigena treffen werde, den alten Pilgerweg, auf dem ich durch die Toskana wandern möchte. In Siena soll diese Tour dann enden.
    Ich freue mich drauf!
    Genau genommen weicht meine Streckenführung gravierend von der offiziellen E1-Route ab. Denn die folgt auf diesem Abschnitt dem Fernwanderweg [Grande Escursione Appenninica], führt damit weit östlich um Florenz herum mitten durch den Apennin.
    Ich aber möchte es komfortabler haben...
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  • Die <Via Francigena>

    5 November 2022, Jerman ⋅ ☁️ 13 °C

    Das Teilstück der <Via Francigena>, auf dem ich demnächst wandern werde, geht vermutlich durch herrlich pittoreske, hügelige Landschaften mit für die Toskana typische Gegend voller Pinien, Zypressen, Olivenbäumen und Weinstöcken.
    Während ich mich mit diesem Pilgerweg beschäftigte, stellte ich fest, dass es „DEN“ einen Weg gar nicht gibt, sondern vielmehr ein umfangreiches Wegesystem, das auf unterschiedlichen Routen nach Rom führt.
    Römische Straßen wurden seit vorchristlicher Zeit bereits von Händlern und Heeren genutzt. Ab 300 n. Chr. begannen dann erste Pilgerfahrten nach Rom zu den Gräbern der Apostel Paulus und Petrus. Um 1000 n.Chr. tauchte die Bezeichnung „Via Francigena“ auf, was auf deutsch schlicht "Frankenweg" bedeutet und damit auf das Gebiet, aus dem die Reisenden stammten, hindeutet. Synonym findet sich auch <Via Romea>, was zum Ziel des Weges - Rom - weist. Neben Pilgern und Kaufleuten wurden die Wege nun auch von römisch-deutschen Königen benutzt, die sich in Rom die Kaiserwürde verleihen ließen.
    Zwar waren unzählige Pilger auf dem antiken Wegesystem unterwegs, doch nur wenige Reisende überlieferten Berichte. Für den heutigen Pilgerweg <Via Francigena> ist ein Geistlicher von maßgeblicher Bedeutung, der 990 n.Chr. von Canterbury (England) nach Rom reiste, um vom Paps die Insignien für seine Ernennung zum Erzbischof zu erhalten. Seinen Rückweg ließ er in einem ausführlichen Reisebericht festhalten, der die Zeit bis heute überdauerte. Für die 1.600km von Rom zurück nach Canterbury brauchte er 80 Tage, etwa 20 Kilometer am Tag.
    Als in den 1990er Jahren der Run auf die klassischen Jakobswege begann, die nach Santiago führten, wurde alsbald auch die <Via Francigena> neu belebt. Für die Routenführung griff man auf die vom Erzbischof Sigerich überlieferten Berichte zurück. Wie Sigerich startet der heutige Pilgerweg <Via Francigena> in Großbritannien, folgt seiner Route durch Frankreich, die Schweiz und Italien, um schließlich in Rom zu enden.
    Ein kurzes Stück des Fernpilgerweges nur - von Lucca bis Siena - werde ich während dieser Tour Sigerichs Spuren folgen.
    Sollte mir der Weg gefallen, werde ich im nächsten Frühjahr ab Siena dann der <Via Francigena> weiter bis zu ihrem Ende folgen.
    Aber nun will erst einmal dieser Weg gegangen werden. Am Montag ist es soweit!
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  • über die Alpen gelupftAngekommen

    Anreise

    7 November 2022, Itali ⋅ ⛅ 14 °C

    Nun geht's endlich los! Doch um in Italien weiter wandern zu können, muss ich erst einmal anreisen. Es ist schon der Wahnsinn, dass ich die ganze Strecke, für die ich nun schon mehrere Flugstunden zur Überbrückung brauche, gelaufen bin. Zugegeben - es hat mehrere Jahre gebraucht, bis ich von Hamburg bis hierher gekommen bin. Und nimmt man es ganz genau, komme ich hier in Lucca erst in zwei Tagen an. Aber das klärt sich später auf. Nun bin ich erst einmal froh, nach langer Anreise mein Basecamp in Lucca bezogen zu haben. Von hier aus wird es morgen mit dem Zug dorthin gehen, wo ich im Frühjahr auf der Italien-Tour #3 geendet hatte. Auch das sehen wir morgen...Baca lagi

  • Pietrasanta > Massarosa

    8 November 2022, Itali ⋅ ⛅ 18 °C

    E1-Tag 185. 26km ausschließlich auf Pflaster.
    Ganz früh geht der Zug von Lucca nach Pietrasanta. Mit dem Ort halte ich mich nicht lang' auf, denn ich will runter zum Strand ans Mittelmeer. Der Weg dorthin ist nicht der Rede wert, doch das Mittelmeer überwältigt mich! Es liegt ganz platt da, schimmert azurblau, lädt ein zum Bade. Doch die Saison ist vorbei, auch wenn die Sonne noch wärmt. Am Strand ist kein Mensch mehr, die Parkplätze verwaist, die Hotels, Cafés und Restaurants geschlossen. Nur auf der Seebrücke und auf der langen Promenade sind noch Menschen.
    Doch je näher ich Viareggio komme, desto mehr belebt sich das Bild. Ab <Lido di Camaiore> bis zum Hafen sind die Geschäfte offen, die Bars belebt. Der Ort ist fast mondän zu nennen, die breite Promenade neu gemacht. Viareggio will schöner werden, kann man auf zahlreichen, riesigen Schildern lesen.
    Am Hafen biege ich ab, laufe dem Fluss Burlamacca hoch. Zunächst präsentiert er sich abwechslungsreich, viele Boote liegen vertäut entlang der beiden Ufer. Straßen gibt es leider auch und viel Verkehr. Für Fußgänger ist mitunter wenig Raum. Schließlich geht es noch durch Industriegebiet und Brachland, durch das Entwässerungsgräben gezogen wurden. Hier riecht es nicht gut. Ich bin froh, den kleinen Bahnhof in Massarossa zu erreichen. Der Zug geht erst in einer Stunde, doch eine Bank liegt so schön in der prallen Nachmittagssonne, dass das Warten ganz angenehm vergeht. Noch im Hellen bin ich zurück in Lucca.
    Mehr bei Komoot:
    https://www.komoot.de/tour/975058475?ref=avs&am…
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  • Massarosa > Lucca

    9 November 2022, Itali ⋅ ☁️ 19 °C

    E1'-Tag 186, 20km; 300 m hoch und wieder runter.
    Wieder geht es mit dem Zug früh um 7:59 von Lucca, meinem Basecamp, los Richtung Viareggio. Nach 20 Minuten ist die Fahrt mit dem alten Triebwagen bereits vorbei. In Massarosa versorge ich mich bei Penny noch schnell mit Schiacciatina ( = gequetschtes Brot ). Nahrhaft, salzig, lecker! Am ehesten mit Knäckebrot zu vergleichen. Eine Packung (250g) bringt mich locker über den Tag, habe ich bereits gestern ausprobiert.
    Nun geht es den ersten Monte dieser Tour hinauf. Zwar ist der Weg asphaltiert, die 300 Höhenmeter sind trotzdem beschwerlich; der immer weiter reichende Fernblick zum Mittelmeer kann darüber nicht hinwegtrösten. Hier am Berg hat's vor einiger Zeit einen Waldbrand gegeben. Großflächig sind Pinien, Walnuss und Kirschlorbeer verkohlt, die Olivenhaine hingegen blieben weitgehend verschont. Das wirkt kurios, aber vielleicht hat man die Löscharbeiten auf die Olivenbäume konzentriert? Am Waldboden wächst schon neues Grün, die Natur ist halt zäh.
    Oben angekommen, läuft ein herrlicher Single-Trail einen Bach entlang durch dichten, dunklen, angekohlten Wald. Es ist fast unheimlich. Nur gut, dass der angesagte Regen ausbleibt. Hier hätte es sicher nasse, schwarze Füße gegeben. An einer ehemaligen Wassermühle endet der unheimliche Pfad an einer Straße. Hier treffe ich auch auf die Via Francigena (VF), die einen anderen Berg herunter kommt. Etliche Kilometer geht es stracks geradeaus auf schrecklich schmaler Straße, gänzlich ohne Bürgersteig. Die Autos schneiden Kurven, fahren rasant und mitunter sehr dicht an mir vorbei; ich muss höllisch aufpassen! Ab der Ponte San Pietro wird's viel besser, als die rot-weiße Wegmarke des VF auf einen Weg den Serchio entlang weist. Nun geht es gemütlich am Ufer entlang - ganz ohne Autos.
    Bald bin ich in Lucca. Durch's Westtor führt der Weg in die Innenstadt hinein, die vollständig von einer noch vollständig intakten Stadtmauer umgeben ist. Hier herrscht quirliges Treiben. Am Piazza San Michele werfe ich nur einen ersten Blick auf die imposante, marmorweiße Kirche, denn die Sehenswürdigkeiten von Lucca werde ich mir an einem anderen Tag anschauen. Nun steht mir der Sinn eher nach einer Kaffeebar. Lang' muss ich nicht suchen, um fündig zu werden.
    Die Route und mehr Bilder bei Komoot:
    https://www.komoot.de/tour/975625604?ref=avs&am…
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  • Lucca >Altopascio

    10 November 2022, Itali ⋅ 🌧 17 °C

    E1'-Tag 187, 20km; Asphalt und Regen
    Da ich in Lucca mein Lager aufgeschlagen habe, habe ich heute Heimvorteil. Ohne Bahnfahrt geht's los. Das Osttor gewährt Durchlass durch die dicken Stadtmauern, dahinter ist die Stadt munter weiter gewachsen. So wird es heute eine urbane Etappe entlang belebter Autostraßen. Die VF hat Mühe, auf Nebenstrecken auszuweichen. Nur manchmal gelingt es.
    Was heißt eigentlich Bürgersteig auf italienisch. Gibt es das Wort eigentlich? Die Steige jedenfalls sind allenfalls in Ortschaften zu finden, dann meist nur schmal und enden gerne im Nichts. Italienische AutofahrerInnen halten offenbar auch nicht viel von Fußgängern, die gerne ignoriert werden. Auch Zebrastreifen haben nur untergeordnete Bedeutung. Und Pfützen werden gerne genutzt, um Passanten zu duschen. Kein Wunder, das in Italien fast keiner zu Fuß unterwegs ist.
    Diese Etappe reiht sich ganz hinten in der langen Liste der nunmehr 187 E1-Etappen ein. Und fast die ganze Strecke regnete es! Das passte ja!
    Da ist noch Luft nach oben😉.
    Falls trotzdem jemand Lust auf Mehr zur Etappe bei Komoot hat:
    https://www.komoot.de/tour/976177589?ref=avs&am…
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  • Im Herzen der Toskana
    Buon cammino - schöner Spaziergangdie Markierung ist wieder ausgezeichnetKleine PauseEin alter Grenzstein an sehr originaler Via FrancigenaSo mag man's 🤗so nicht 😱viel besser!Geht doch!die obligatorische MittagspauseHeute in einer Bar an der Ponte a CappianoPilgerbank an der Ponteschöner Pfad entlang des KanalsTorri Mediavali - leider geschlossen!S.Miniato - noch in weiter Fernekurz vor'm EtappenzielBahnhof S.Miniato-Fucecchio

    Altopascio > S.Miniato-Fucecchio

    11 November 2022, Itali ⋅ ☁️ 18 °C

    E1'-Tag 188, 25km, schöne Pfade erzeugen Toskanafeeling.
    Der Zug bringt mich in nur neun Minuten von Lucca zum Ausgangspunkt, wo gestern die Regen-Etappe von Lucca aus nach 5 Wanderstunden hier in Altopascio endete. Nichts ist vom gestrigen Regen geblieben; im Gegenteil, die Sonne scheint heute breit aus wolkenlosem Himmel. Die Regensachen habe ich gleich im Appartement gelassen, heute ist schön angesagt!
    Beschwingt gehe ich durch Altopascio, werfe einen kurzen Blick in die Kirche. Doch halt, es findet gerade eine Andacht statt, da will ich nicht stören. Schon bin ich zum Stadttor hinaus und bald kann ich auch die Straße verlassen. Was folgt, lässt das Wanderherz höher schlagen. Schöne Feld- und Waldwege führen ins große Naturschutzgebiet <Riserva delle Cerbaie e del Padule di Fucecchio>. Ein langer Name für eine schöne Gegend. An der Ponte a Cappiano finde ich eine Bar (wie hier ein Café heißt). Gestärkt geht es auf die zweite Hälfte der Weges, der erst an einem langen Kanal (Canale Maestro) entlang führt und dann nach Fucecchio abzweigt. Dort möchte ich einen Turm (Torri Mediavali) besteigen, der leider verschlossen ist. Schade, es wäre ein wohl grandioser Blick von oben in das Herz der Toskana gewesen. Aber auch so sehe ich San Miniato auf dem nächsten Hügel liegen. Noch ganz schön weit scheint es dorthin zu sein. Ziemlich klein sieht man Häuser und Türme aufragen. Toskanafeeling as it's best! Doch da muss ich erst noch hin und ich muss mich eilen, will ich noch im Licht ankommen. Es klappt, aber der Zug fährt erst in einer Stunde. Gelegenheit für einen Espresso in der Bar gegenüber des Bahnhofs. Dann ist's Zeit. Mit einem hyper-modernen Hitachi-Regionalzug brause ich mit 120km/h nach Pisa, während glutrot der Sonnenball untergeht. In Pisa steige ich um in den alten Triebwagen nach Lucca, den ich schon kenne und rumple mit ihm den Rest der Strecke durch die Nacht. Die Fahrt dauert durch den Schlenker über Pisa insgesamt eine Stunde. Anders geht's nicht.
    Landschaftsbilder und Route: https://www.komoot.de/tour/976959471?ref=avs&am…
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  • Mura di Pisa

    12 November 2022, Itali ⋅ ☁️ 17 °C

    Kein E1'-Tag, sondern Pausentage in Pisa. 12km im Schlenderschritt
    Am fünften Wandertag sollst Du ruhn'! Heißt es nicht so? Jedenfalls ist heute Samstag, die Bahn macht Pause, meine Verbindung zur nächsten Etappe hat Schienenersatzverkehr über das Wochenende. Macht nichts, ich hatte es eh so geplant, dass es Montag erst weiter geht auf der VF. Am Wochenende sind die Verbindungen auf den Nebenstrecken rar.
    So steht heute Pisa auf dem Programm. Eine halbe Stunde Zugfahrt - zwischen den Städten läuft die Verbindung auch am WE im Halbstundentakt; schon kann‘s losgehen. Zum Turm, dem Schiefen, zieht's mich natürlich. Dafür ist die Stadt ja berühmt. Oh Gott, sind da viele Menschen! Erst einmal das Portemonnaie tief in der Hosentasche vergraben und den Reißverschluss ordentlich schließen. Man wird ja schon am Bahnhof vor Taschendieben gewarnt...
    Am meisten Spaß macht es mir, den Leuten beim Fotografieren zuzuschauen. Wie sie sich mühn', den schiefen Turm zu stützen oder zu stoßen! Immer wieder, immer auf's Neue, immer andere. Auf den Turm will ich nicht, auch nicht in den Dom, aber auf die Mura, auf die man hier kommt. 3km ist der Weg auf der Stadtmauern lang, fast keiner ist oben unterwegs. Dabei gibt's viel zu gucken. Am Fluß Arno endet sie heutzutage, früher ging sie am Ufer weiter. Was man sehen und ablaufen kann, ist ein Teil der dritten Mauer. Eine erste gab's schon zur Römerzeit. Die aktuelle Mauer wurde im 20ten Jahrhundert teilweise abgerissen, um Platz zu schaffen oder wurde im 2.Weltkrieg beschädigt. Vor einiger Zeit hat man restauriert und den Laufweg oben auf der Mauer ermöglicht. Ich fand den Weg toll. Mein persönliches Pisa-Highlight!
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  • Lucca: Mura, chiese e piazze

    13 November 2022, Itali ⋅ ☁️ 14 °C

    Ein Tag in Lucca mit Heimvorteil, weil ich hier für mehrere Tage mein Basecamp aufgeschlagen habe. Das Appartment, das ich angemietet habe, liegt strategisch günstig, der Weg zum Bahnhof ist nicht weit. Es liegt aber auch innerhalb der Stadtmauern und damit mitten im Herzen des alten Lucca, das ich mir heute, am Sonntag, anschauen möchte. Den Morgen nutze ich für die Umrundung der vollständig erhaltenen Stadtmauer auf der Promenade, auf der am noch wenig los ist. Aber das ändert sich später.
    Der Nachmittag gehört den Straßen, Plätzen und Kirchen. Davon gibt's viele; zu viele für einen Tag. Am Ende meldet mein Hirn: memory overflow. Eine imposante Stadt, die mehr Zeit verdient hätte. Doch morgen geht es wieder weiter auf der Via Francigena.

    Viel mehr Bilder habe ich bei Komoot eingestellt:
    🧱 https://www.komoot.de/tour/978420635?ref=aso
    und
    https://www.komoot.de/tour/979143159?ref=aso
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  • S Miniato > Castelfiorentino

    14 November 2022, Itali ⋅ 🌙 14 °C

    E1'-Tag 189, 25km, ein Wandertag auf 100 Höhenmetern.
    Der Weg von Lucca zum heutigen Ausgangspunkt ist schon weit und ich nehme extra einen frühen Zug. Doch nichts bewegt sich! Eine Stunde Verspätung wegen eines liegen gebliebenen Zuges! Kein Wunder bei dem alten Material! Um 10:30 kann's endlich los gehen.
    Von S.Miniato Basso geht's hoch nach S.Miniato, das ist schon anstrengend! Dort gibt es eine Kirche, die Cathedrale und einen Turm zu bewundern. Danach steht mir der Sinn nach einer Pause. Ich sollte ins Café Central gehen, war ein gut gemeinter Tipp. Doch es hat zu, der Eingang ist fest verrammelt. Glücklicherweise finde ich eine Alternative.
    Gut gestärkt geht's nun erst richtig los. Immer auf 100 Höhenmetern mit oftmals bester Weitsicht in alle Richtungen. Einem tollen Weg folge ich heute und die Sonne tut ein Übriges. Ich würde sagen, es ist ein perfekter Wandertag. Das Wandern ist leicht auf den Wegen, erst auf Asphalt und später auf Schotter.
    Wegen des Zugausfalls am Morgen wird's knapp. Kaum habe ich den Bahnhof erreicht, dämmert es auch schon. Dafür ist die Verbindung zurück pünktlich.
    https://www.komoot.de/tour/979669701?ref=aso
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  • Castelfiorentino > San Gimignano

    15 November 2022, Itali ⋅ 🌧 12 °C

    E1'-Tag 190, 22km, reichlich Regen und Höhenmeter
    Etwas wehmütig schließe ich die Tür des Appartements hinter mir. Es ist das letzte Mal. Heute habe ich nicht den Tagesrucksack auf dem Rücken, sondern das volle Gepäck. Viel ist es ja nicht, passt alles in den 24l Rucksack. Aber das Wandern fühlt sich anders an damit. Am Bahnhof von Lucca gibt es wieder Probleme mit der Bahn. Hier geht gar nichts, weder in Richtung Florenz noch nach Pisa. Menschentraube warten bereits. Auch ich muss warten in einem Zug, der mich nach Pisa bringen soll, dicht gedrängt mit anderen Menschen, die erstaunlich gelassen bleiben. Er fährt dann auch, mit 1 1/2 Stunden Verspätung. Ab Pisa läuft es reibungslos. Bis zum Startpunkt ist es noch eine Stunde Zugfahrt mit 1x Umsteigen.
    Kurz vor 12 Uhr geht es in Castelfiorentino endlich los. Viel zu spät bei der Etappenlänge; wahrscheinlich werde ich im Dunkeln ankommen. Richtig hell ist es auch jetzt nicht, denn es regnet ohne Unterlass, der Himmel ist bleischwer, die Sicht bescheiden. Es ist so gar nicht wie die Tage zuvor. Nun, es ist November, mit solchen Bedingungen muss man rechnen. Dazu geht es noch hoch hinauf, zwei Mal bis auf 400m. Dort oben ist es frisch, am Ende, kurz von San Gimignano streife ich sogar die Handschuhe über. Aus den Regenklamotten komme ich heute nicht raus.
    Dabei ist die Landschaft, die ich regenverhangen zu sehen bekommen, vermutlich zauberhaft. Weinberge, eher -hügel überall. Kirchen gibt's keine auf der Strecke, ich hätte auch keine Zeit dafür. Die eine in Gambassi Terme ist verschlossen. Ohne große Pausen eile ich dahin, esse mein morgens geschmiertes Brot schnell im Regenschutz von Mutter Maria.
    Es geht den letzten Hügel hinauf nach San Gimignano, verborgen im Nebel liegend. Es dämmert. Ich hole die Taschenlampe heraus, um Autos auf mich aufmerksam zu machen, denn ich gehe wieder einmal auf einer Straße ohne Fußweg dem Ort entgegen. Durch das helle Tor schreite ich in die mittelalterliche Stadt hinein. Die Straßen innerhalb der Stadtmauer liegen im Halbdunkel. Durch viele geheimnisvolle Gassen muss ich schlüpfen, bis ich mein Hotel erreiche. Warm ist der Empfang, ich bin der einzige Gast heute Nacht. Doch ich muss noch einmal raus, denn ich habe Hunger. Die Restaurants sind geschlossen bis auf eine kleine Pizzeria. Hier treffen sich Einheimische, trinken Bier und palavern. Ich bestelle Pizza, die mir über den Tresen gereicht wird, das Bier nehme ich aus dem Kühlschrank. Mir gefällt's, doch hatte ich es mir ganz anders vorgestellt in dieser Touristenhochburg. Morgen werde ich sie mir anschauen.
    Route bei Komoot:
    https://www.komoot.de/tour/980252411?ref=aso
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  • La città delle torri: San Gimignano

    16 November 2022, Itali ⋅ 🌧 16 °C

    Der heutige Tag gehört dem kleinen Ort San Gimignano. Aber erst einmal ist Ausschlafen angesagt, dann ein Frühstück in der Bar Le Torri. Weil's zum Hotel gehört, gibt's für das italienische Frühstück einen günstigen Hauspreis. Bevor die Touristen in der kleinen Ortschaft, die noch wie im Mittelalter ausschaut, einfallen, habe ich das Meiste schon gesehen. Vieles, was Geld (und das nicht zu knapp) kostet, hat seit November eh geschlossen. In den Dom kommt man zur persönlichen Andacht rein. Prompt werde ich angeraunzt, als ich zwei Bilder mache. Die Stadtmauer muss ich erst mal suchen, um sie dann teils zu umrunden. Und auf den Torre Grande will ich erstmal nicht rauf, weil es 11€ kosten soll. Schon zurück auf der Piazza Doma überlege ich es mir anders. "Hier komme ich doch nie wieder her, also komm schon!" Beim zweiten Anlauf an der Kasse kostet das Ticket "nur" noch 9€. Hat die Dame an der Kasse ein Herz oder werden die Preise gewürfelt? Nun, es hat sich gelohnt, den höchsten Turm der Stadt zu besteigen. Die Aussicht auf die Stadt und die umliegende Toscana ist famos! Die Türme haben übrigens nie einen praktischen Nutzen gehabt. Das ist wohl so wie heutzutage das Ding mit dem größten Auto...
    Etwas mehr gibt's bei Komoot:
    https://www.komoot.de/tour/980599023?ref=aso
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  • San Gimignano > Strove

    17 November 2022, Itali ⋅ ⛅ 17 °C

    E1'-Tag 191, 22km, kein 🌈 ohne 🌧️
    Den Spruch des Tages lese ich am Wegesrand erst, nachdem ich den Anruf schon erhalten hatte: das Hotel, das ich in Strove vorab gebucht hatte, muss heute schließen! Corona! Ja, es ist noch da. Meine Unterkunft ist die einzige in Strove, dem Zielpunkt der heutigen Etappe. Sie könnten mir als Alternative das Hotel Borgo San Luigi anbieten. Da muss ich erst einmal schauen, wo es liegt. Ja, passt, ist rund einen Kilometer vor Strove. Ich willige telefonisch ein und hoffe auf das Beste - und wandere erst einmal weiter.
    Die Etappe selbst ist schön, eigentlich die Beste der bisherigen VF. Kein Asphalt, weiche Wege, wobei nun der lehmige, noch feuchte Boden an meinen Stiefeln kleben bleibt. Nach 7 km wähle ich eine Alternative zum VF. Auch dieser Weg ist als VF bestens markiert, da kann man nicht meckern. So komme ich durch Colle Val d'Else und dann endlich bin ich im Val d'Elsa. Wegen des Flusstales bin ich hier! Was folgt, ist etwas zwischen Alsterwanderweg und Wutachschlucht. Ein paar Furtstellen, auf denen ich die Ufer der Elsa wechsle, sorgen für Abenteuer.
    Danach ist es nicht mehr weit zur alternativen heutigen Unterkunft. Das Borgo San Luigi liegt fast am Weg. Die lange Auffahrt sorgt für Spannung. Was erwartet mich hier? Es ist eine große Anlage. An der Rezeption weiß man Bescheid. Ich bekomme ein schönes Zimmer. Zum Abendessen geht's in ein anderes Haus, das Anwesen ist groß. Vorbei am großen, beleuchteten Pool schreite ich in meinen Wanderklamotten in den edlen Speisesaal. Ich bin der erste Gast, fühle mich in diesem Luxus in meiner Kluft etwas deplatziert. Denn hier wird gespeist, nicht gegessen. Aber ich habe Hunger, was soll's. So feiere ich das Ende dieser Tour halt vorzeitig schon heute! Wo kein Regen, auch kein Regenbogen ...
    Die Route bei Komoot, wie mittlerweile gewohnt:
    https://www.komoot.de/tour/981093795?ref=aso
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  • Strove > Siena

    18 November 2022, Itali ⋅ ⛅ 13 °C

    E1'-Tag 192, 24km, dem Ziel schon nahe.
    Die Nacht war herrlich ruhig auf dem riesigen Anwesen, das Frühstück nicht italienisch, sondern üppig. Richtig viel Lust habe ich nicht, als ich mir den Rucksack überwerfe. Muß ja! Doch bald ist die Wanderlaune zurück. Der Tag verheißt schön zu werden. In Strove schaue ich kurz vorbei, wo ich hätte nächtigen wollen. Ich denke, ich hab einen guten Deal gemacht.
    Der Weg ist heute anders als die Tage zuvor. Es geht durch waldige Abschnitte und der Boden ist sehr steinig. Dann kommt der Abzweig nach Monteriggione. Soll ich zur Burg hinauf? Mein Plan war, vorbei zu gehen, denn die Etappe ist lang. "Ich würde mich doch ärgern, wenn ich nicht oben gewesen wäre", denke ich noch, als ich schon auf dem Weg hinauf bin. Die Steigung ist beträchtlich, vor allem das letzte Stück. Zum Burgtor geht's hinein, es mutet an, als würde man ins Mittelalter wechseln. Eine Kirche, ein Platz, eine Stadtmauer, ein paar Häuser. Das ist also Monteriggione! Touristen gibt es nicht viele. Ein Café gibt es auch, das sogar geöffnet hat. Das kommt mir gerade Recht, denn auf dem weiteren Weg wird es wohl keine Optionen mehr geben.
    Weiter geht's auf der anderen Seite zum zweiten Burgtor hinaus, den Berg wieder runter, zurück in den Wald, der wieder steinige Wege zu bieten hat.
    Nach 15km komme ich zu einem seltsamen Ort: Punto Sosta La Villa. Bänke und Tische gibt es hier, einen Spiegel. Kaffee kann man hier kriegen, nur nicht mehr im November. So etwas wie Trail Angels?
    Etwas weiter - und ich muss mich entscheiden: weiter auf der VF durch Wald und Flur im großen Bogen Richtung Siena oder den kürzeren Weg auf Straße. Ich entscheide mich für Straße, muss die Abkürzung dafür mit reichlich Höhenmetern bezahlen. Irgendwann erreiche ich das Ortsschild von Siena. "Geschafft", denke ich. Doch weit gefehlt, denn weitere Höhenmeter wollen noch genommen werden, bevor ich das Hotel Italia erreiche, dass mir Heimat für die nächsten zwei Nächte geben soll.
    Das war's also fast. Diese Etappe ging merkwürdig unspektakulär zu Ende. Nur gut, dass ich morgen noch einen Tag für Siena habe. Im Dom will ich diese Tour dann richtig enden lassen.
    https://www.komoot.de/tour/981564585?ref=aso
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  • Siena - mit Regen und -bogen

    19 November 2022, Itali ⋅ 🌧 9 °C

    Ein kleines Stück fehlt noch bis zum Ende der Tour... Heute soll es nach Siena gehen. Sie gilt als eine der schönsten Städte Italiens, ist Teil des Weltkulturerbes, hier finden jährlich halsbrecherische Pferderennen auf dem Piazza del Campo statt. Und hier steht der weiß-marmorne Dom von Siena, ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg der Via Francigena nach Rom. Ich bin gespannt, was mich erwartet.
    Als Erstes: Regen! Nun gut. Mit Schirm geht's.
    Bevor es zum Dom geht, schaue ich mir noch die Burg, die Gassen, kleine und größere Plätze, bedeutende und unbedeutende Kirchen an. Alles gibt es hier in Hülle und Fülle.
    Der berühmte Piazza del Campo liegt fast verlassen da, der Regen hält offenbar die Touristenströme fern. Auch mich zieht es ins Trockene, so schaue ich mir das Museum im Palazzo Pubblico an. Unglaublich, diese vielen Fresken, die die Jahrhunderte überdauerten. Die Fülle erdrückt beinahe. In diesen Räumen des Rathauses wurde einst große Politik gemacht. Fotografieren darf man nicht. In den Kellergewölben gibt es als Zugabe noch eine Fotoausstellung.
    Dann endlich ist der Dom dran. Man muss einen Obulus vorab an der Kasse entrichten, um Zugang zu erhalten. Damit liegt mir das Kirchenschiff zu Füßen. Der Dom ist mondän, monströs, beeindruckend. Und sollte noch viel größer werden! Die Pest hat das wohl verhindert. Kann man bei Wikipedia nachlesen.
    Für mich ist es hier allerdings nicht der richtige Rahmen, meine Tour zu beenden. Den finde ich später, in einer Kirche außerhalb der Stadtmauern, auf dem Rückweg zum Hotel. Es beginnt bereits zu dämmern, als ich eintrete. In der kleinen Kirche brennt kein Licht. Überhaupt keines! Dafür leuchten die Kirchenfenster, das es eine Pracht ist. Ja, hier kann sie enden, meine Tour. Ich bin zwar kein Pilger, aber doch unterwegs auf einem Pilgerweg und dieser Ort nimmt mich nun gefangen. Oder besser: in seine Obhut.
    Hier an diesem ruhevollen Ort kann es weiter gehen, wenn es weitergeht auf meinem Weg Richtung Süden.
    https://www.komoot.de/tour/982164307?ref=aso
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  • Aspettando a Siena

    20 November 2022, Itali ⋅ ⛅ 7 °C

    Ich habe verschlafen und muss mich eilen. Züge fahren in Italien nicht immer dann, wann man sie braucht....
    Der Weg vom Hotel zum Bahnhof ist schon fast ein eigenes Abenteuer. Es ist ein komplexes Rolltreppensystem, das den geneigten Fußgänger zum 50 Höhenmeter tiefer liegenden Bahnhof transportiert. Und es gleicht einem Wunder: alle Rolltreppen funktionieren! Natürlich gibt es auch Treppen, für den unwahrscheinlichen Fall eines Defektes...
    Während ich am Bahnsteig auf meinen Zug nach Florenz warte, spielt sich auf dem Gegengleis ein Spektakel ab. Vielleicht deshalb hat mein Zug dieses Mal Verspätung?
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  • Troppo affollato a Firenze
    Palazzo Vecchio am Piazza Delle Signoriadort findet man den Neptunbrunnenund Statuen voller sinnlicher Brutalitätnicht weit entfernt ....das war's. ⏏

    Troppo affollato a Firenze

    20 November 2022, Itali ⋅ 🌙 9 °C

    Das bedeutet: viel zu voll in Florenz. Das liegt nicht nur daran, dass es viel zu sehen gibt, was Touristen mögen, sondern auch, weil Sonntag ist und besonders wohl am guten Wetter. Ein bisschen gemein ist es schon, gestern nur Regenschauer zu kassieren und heute, am Zugabetag außer Konkurrenz, die Sonne pur genießen zu können. Was ich alles gesehen habe, ohne es wirklich zu betrachten, habe ich bei Komoot gepostet. Es sind die touristischen Highlights.
    https://www.komoot.de/tour/982803745?ref=aso

    An dieser Stelle möchte ich nur ein paar Statuen zeigen, die ich sämtlich auf der Piazza Delle Signoria entdeckt habe. Ganz schön, aber auch schön brutal.
    Es ist nicht etwa der Platz der Frau, wie man als Deutscher vielleicht denken mag, sondern der Platz der würdigen Herren (SIGNORIA), den Häuptern der republikanischen Regierung zwischen dem 12. und 16. Jhd.. Der Platz wurde auch für öffentliche Hinrichtungen benutzt, das mag einiges erklären. Die geposteten Exponate sind nur ein kleiner Teil der ausgestellten Schrecklichkeiten. Irgendwie sind sie aber auch männlich schön. Möge jeder selbst urteilen!
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    Tamat perjalanan
    21 November 2022