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- Wednesday, October 12, 2016
- ☁️ 9 °C
- Altitude: 912 m
GermanySchonach im Schwarzwald48°8’3” N 8°11’50” E
E1-62-D- ein Feld bei Schonach (22km)

Dem Ziel entgegen (2)
Ein Sonnenstrahl, der durch das kleine Dachfenster der Hasemannhütte schimmert, lässt mich wach werden. Ich habe fest durch geschlafen und nun sind die Kobolde der Sonne gewichen. Ich fühle mich trotz des Gruselns ausgeschlafen und fit, habe gute Laune und bin bereit für neue Taten.
Doch kaum habe ich mich aus dem warmen Schlafsack geschält, empfängt mich klirrend kalte Luft. Schnell schnappe ich mir Zahnbürste und Wasser und trete vor die Tür. Brrr, ist das kalt! Ein menschliches Bedürfnis treibt mich in die Büsche. Der Boden ist gefroren...
Rasch packe ich meine Sachen zusammen, Frühstück wird es erst später geben.
Es ist noch keine neun Uhr, als ich wieder unterwegs bin. Jetzt geht es den Farrenkopf auf seiner südlichen Seite wieder herunter und schon nach einer Stunde kommt die nächste Schutzhütte in Sicht. Vor der Büchereckhütte steht eine Bank in der wärmenden Morgensonne. Ich breite meine Habseligkeiten vor mir aus, ein ausgedehntes Frühstück macht mich richtig fit und am nahen Brunnen stocke ich meine Wasservorräte auf. Wieder kommt eine Chlortablette hinzu, auch hier ist es vermutlich nicht notwendig, weil die Quelle so nahe am Gipfel sauber sein wird.
Gestärkt geht es weiter. Berg rauf und Berg runter, so geht es den ganzen Tag den Westweg entlang. Am Wegesrand liegen einige Windkraftanlagen, die bereits von Weitem auszumachen sind. Der Schwarzwaldromantik gibt das einen Dämpfer, aber jeder Mast erzeugt Strom für 2.000 Haushalte und dient dem sauberen Fortschritt. Was ist wichtiger?
Das heutige Wanderhighlight ist der Karlstein, der unweit des Westwegs aufragt und leicht bezwingbar scheint. Oben gibt es einen herrlichen Rundumblick und die Gewissheit, wieder einmal auf über 1.000 Höhenmetern zu sein. Der Himmel ist blau, die Luft glasklar und die Sonne wärmt. Was braucht es mehr, um mein Wanderherz glücklich zu machen?
Einen Kaffee!
Da wandere ich an einem Schild vorbei wandere. Ich lese: "Irenes Kuchen musst du versuchen". Das lasse ich mir nicht zwei Mal sagen und schon sitze ich bei ihr auf der Terrasse, genieße bald sowohl Kaffee als auch Kuchen.
"Das Schild hast du doch schon einmal gesehen". Ich rede beim Wandern manchmal mit mir selbst. Und es fällt mir gleich ein: es war in dem Schwarzwaldvideo von Harald Roller (Min. 12:55), der hier ebenfalls pausierte. Ich plaudere noch ein wenig mit der Wirtin (ist es Irene?) und erfahre, dass man in ihrer Pension für wenig Geld übernachten kann.
"Nur Duschen kann' st net, wi' häbbe zu wenich Wasser. Es hat heuer zu wenich g'regnet."
"Aha", meine ich und da habe ich die Erklärung, warum aus den beiden Quelle so wenig Wasser tröpfelte. "Ich gehe eh noch ein Stück. Zum Übernachten ist es mir noch zu früh."
Bei Schonach komme ich beim nächsten Gasthaus vorbei. Nun wäre die Zeit recht für eine Übernachtung, aber ausgerechnet heute – an einem Mittwoch - hat die Wilhelmshöhe Ruhetag. Es soll nicht da letzte Mal sein.
Weiter also.
Auf der anderen Straßenseite stoße ich auf das nächste Westweg-Portal. Dieses hier wirkt durch aufgeschichtete große Felssteine sehr imposant.
Ein paar Kilometer weiter, die Schatten werden bereits lang, balanciere ich auf schmalen Planken übers Moor. Sie führen zum Blindensee, hier könnte ich mein Zelt aufschlagen, denke ich mir. Doch ich finde an diesem idyllischen Ort keinen Platz, es ist einfach zu feucht hier. So muss ich weiter. "Es wird schon etwas kommen", rede ich mir ein. Eine Herberge liegt allerdings nicht mehr am Weg, so viel weiß ich.
Eine Wiese, eingebettet zwischen zwei Wäldchen, bietet einen guten Platz zum Zelten. Der Platz, den ich aussuche, ist von der roten Abendsonne beschienen, die bald hinter den gegenüber liegenden Bergen verschwinden wird. Eile ist geboten! Das Zelt steht nach fünf Minuten, nach weiteren fünf Minuten ist die Isomatte aufgeblasen und der Schlafsack ausgerollt. Ich bringe meinen kleinen Kocher zum Sieden, übergieße das Trockenfutter mit dem kochenden Wasser. Nach neun endlos erscheinenden Minuten kann ich es endlich direkt aus der Tüte genießen. Es schmeckt tatsächlich gut, aber nach einem langen Wandertag schmeckt wohl alles. Danach gibt es einen Pfefferminztee und die Wärme tut gut. Derweil verschwindet die Sonne abrupt hinter dem Berg, so, als hätte jemand den Stecker gezogen. Schlagartig wird es kalt, richtig bitterkalt. Ich muss Schutz suchen im Zelt.
Und wieder taucht die Frage nach einer Beschäftigung auf. Was soll ich anfangen mit dem noch jungen Abend? Ich finde eine Antwort: Musik hören auf dem IPhone. Den kostbaren Strom, den das jetzt verbraucht, werde ich morgen schon über das Solarpanel nachladen können, hoffe ich.Read more
Traveler
die hatte leider bei mir auch zu
Michael-wandertWar wohl Montag 😀
piloballSchön, dass Du Dich an mein Foto erinnert hast. Und schön Deine Erlebnisse von damals hier noch mal zu lesen! Was steht für dieses Jahr 2023 auf Deinem Wanderplan? Grüßle aus dem Nordschwarzwald Harald
Michael-wandertDamals hast Du noch Fotos als Videos präsentiert, was mir gut gefiel. Dein Schwarzwaldvideo hatte mich gut eingestimmt, ich erinnere mich noch gut. 2023 - auch in diesem Wanderjahr habe ich viel vor, bin ja nun auch - wie Du - Rentner. Ich bin nach wie vor auf dem E1 unterwegs bzw auf eigenem Pfad Richtung Nord und Süd. Bald wieder in Italien von Siena nach Rom und im August in Schweden/Norwegen (Trondheim - Hemavan); mit einem Freund im Juni in GB auf dem Cotswold Way und Pfingsten treffe ich die Pinguine beim Trailday 2.0 in Bad Honeff. Mischt Du in dieser Gang nicht auch mit?
piloballDa hast Du ja einiges vor - wünsche Dir viel Glück und gutes Wetter dafür. Was die Pinguine angeht, ich kenne wohl ein paar Pinguine aber über den Trailday weiß ich nicht Bescheid. Zumindest hab ich das noch nicht mitbekommen. Grüßle Harald