• E1-74-DK- Hovslund By (24km)

    7. mai 2017, Danmark ⋅ ☁️ 17 °C

    Warum nur? (2)

    Die Nacht verläuft friedlich, am nächsten Morgen holt mich lautes Gezwitscher aus tiefstem Schlaf. Durch die Bäume blinzelt schon die Sonne. Frühstücken, einpacken und drei Kilometer durch den Wald zurück auf den Haervejen. Der ist bald wieder eine Piste aus Schotter oder Asphalt, das Laufen auf ihm wenig erbaulich. Derweil steigt die Sonne immer höher und es wird richtig warm. Kein Schatten und endlos der Weg immer an Feldern entlang. Das Shirt klebt schweißnass am Körper und die Zunge am Gaumen.
    Nach 15km wird es höchste Zeit für die erste Pause des Tages. Mein Sinn steht nach einer Abkühlung und das Shirt würde ich gerne durchs Wasser ziehen. Auch wenn es atmungsaktiv sein soll, so ist es doch aus Polyamid. Kunststoffe beginnen meist nach zwei Tagen zu müffeln.
    Neben der Dorfkirche zu Riese findet sich eine gute Gelegenheit zur Katzenwäsche, dort steht ein Toilettenhäuschen der Superklasse. Darin ein großes Waschbecken, es gibt sogar heißes Wasser. So kann ich erst mich und dann mein Shirt waschen. Erfrischt sitze ich im feuchten und dadurch angenehm kühlen Shirt auf einer der Friedhofsbänke, knabbere am Müsliriegel und lausche Orgelklängen, die aus der Kirche herüber tönen. Der Ort ewiger Ruhe bringt auch mir einen Moment des inneren Friedens. Ich hätte länger verweilen mögen, doch als Wanderer bin ich nicht zum Sitzen und Lauschen hier. Weiter also!
    Von Riese führt eine Straße nach Rødekro. Der Røde-Kro (dän. Schenke) gab wohl einst, als noch Ochsen durch den Ort getrieben wurden, den Namen. Das heutige Zentrum ist der futuristische Supermarkt Brugsen mit einem großen Parkplatz davor. Nach vierzig Kilometern ist es die erste Einkaufsmöglichkeit dieser Tour, doch ich brauche nur einen heißen Kaffee und ein riesiges Sandwich, bezahle mit frisch aus dem Automaten gezogenen dänischen Kronen. Dänemark ist zwar in der EU, hat aber seine eigene Währung behalten.
    Weiter geht es eine breite Strasse entlang. Das Ende des Ortes bildet ein Kreisverkehr, den ich umrunden muss. Ein Fuchs macht es sich einfacher, er hastet direkt über den Kreisel. Passiert ist ihm nichts.

    Wo sind eigentlich meine Trekkingstöcke?
    Oh, nein! Die müssen noch im Brugsen am Geldautomaten stehen! Es hilft nichts, ich muss zurück, denn ich brauche die Stöcke nicht nur als Laufhilfe, sondern auch nachts als Zeltstangen. Ohne die Stöcke steht das Zelt nicht. Grummelnd laufe ich den Kilometer zurück, finde die Stöcke, wo ich sie stehen ließ. Ich bin glücklich, sie wieder zu haben.
    Noch einmal gehe ich die breite Straße vom Brugsen zum Kreisverkehr, insgesamt also drei Mal. Zwei Mal davon gehen auf das Konto meiner Schusseligkeit. Nun aber geht es endlich weiter.
    Wind brist auf und kühlt die Luft, die bereits schwirrt. Es wird Abend, ich habe Hunger. An einer Schutzhütte möchte ich rasten, doch der Wind pfeift heftig um die Ecken herum. Was noch schlimmer ist: am Boden krabbeln so viele Ameisen, dass ich nur schnell etwas esse und dann weiter ziehe. Es wird sich schon etwas Passenderes finden..
    Zwei Kilometer weiter stoße ich auf ein Rastplatz, der besser geeignet erscheint. Zwar ist es kein Zeltplatz, bietet aber Bank und Tisch, das Gras ist frisch gemäht und Bäume schützten vor dem heftigen Westwind, der über die Felder fegt. Einen besseren Platz werde ich heute vermutlich nicht mehr finden, so bleibe ich und nehme den herumfliegenden Müll missbilligend in Kauf. Viel weiter würde ich auch nicht mehr kommen, denn es ist spät, bald schon wird es dunkel sein. Kurze Zeit später steht das Zelt und ich verschwinde umgehend darin, denn die Sonne ist weg und es wird kalt. Gut, dass ich schon etwas gegessen hatte.
    Les mer