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  • E1-78-DK- Baekke (12km)

    May 13, 2017 in Denmark ⋅ 🌧 17 °C

    Aufgeben gilt nicht! (1)

    Zwei Tage nach meiner vorzeitigen Rückkehr ist die Wanderlust wieder da. Ich hätte mich auch gewundert, wenn es anders gewesen wäre.
    Für die zweite Tour durch Dänemark wird der Rucksack leichter gepackt, denn aus Fehlern soll man lernen.
    Einige Tage später bin ich zurück in Vejen, sitze wieder vor einem Milchkaffee am Tresen des Supermarktes. Meine Gedanken lassen gerade die letzte Tour noch einmal vorüber ziehen, als ein Mann mich anspricht. Er fragt, was Leute öfters fragen, wenn sie mich und meinen großen Rucksack sehen:
    Wo her? Wo hin? Wie lange unterwegs?
    Er aber stellt mehr Fragen als üblich und scheint ernsthaft an einem Gespräch interessiert zu sein. Er ist Wanderer aus Leidenschaft, offenbart sich bald. Am Ende unserer ausgedehnten Fachsimpelei gibt er mir zwei Dinge mit auf meinen Weg:
    „Das könnte jetzt etwas langweilig werden“, meint er, und dann noch:
    "Ein Gewitter zieht auf“.
    „Hoffentlich nicht“, erwidere ich und merke, dass meine gute Laune einen Dämpfer erhalten hat. Was meinte er wohl mit "etwas langweilig", wo doch schon der bisherige Streckenverlauf des Haervejen wenig spannend und abwechslungsreich war?
    Mit beidem soll er Recht behalten: der Weg wird öde und der Himmel verdunkelt sich. Nach zaghaftem Tröpfeln öffnen sich die Schleusen und Donner grollt, Wind treibt dicke Tropfen von hinten heran, die Regenjacke hält sich zwar wacker, doch die Rainleg, die meine Wanderhose vor Nässe bewahren soll, versagt völlig. Bisher funktionierte sie recht gut, aber für schräg von hinten kommenden Starkregen ist sie nicht gemacht. Die Wanderhose wird pitschnass und mir kalt.
    Kurz vor Baekke soll es ein Shelter geben, doch ich finde es nicht. Im Ortskern finde ich dafür einen Brugsen, was gut ist, um Proviant für den Abend zu bunkern.
    Nun will ich aber das Shelter finden, denn auf das Schietwetter habe ich echt keine Lust mehr. Ganz gegen meine Gewohnheit gehe ich sogar freiwillig ein Stück zurück, finde die Schutzhütte schließlich am Ortseingang versteckt liegend in einem Park. Die Suche hat sich gelohnt, denn das Shelter ist toll. Aus dicken Holzbalken ist es gebaut, ein ausladendes Grasdach schützt vor den anhaltenden Schauern. Das Innere ist sauber. Hier kann ich bleiben!
    Der Abend ist noch lang, ich muss mir die Zeit ein wenig vertreiben. Der Hobo wird zum Spielzeug, ich versuche, in ihm feuchtes Holz in Gang zu bekomme. Und tatsächlich - bald brennt ein ordentliches Feuerchen, doch es qualmt mächtig. Ein Vogelkonzert befördert mich später in geruhsamen Schlaf, während es vor dem Shelter unentwegt regnet.
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