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  • Giorno 10

    Palas de Rei | 25 km

    10 maggio, Spagna ⋅ ⛅ 18 °C

    Na, was fehlte noch bei den nächtlichen Vorkommnissen? Genau! Die Asiaten! Die wollten sich auch noch im Blog verewigen. Um bei “die Asiaten” konkret zu werden: Chinesen. Mit den Landsleuten habe ich ja schon so einige spannende Erfahrungen sammeln dürfen. Nicht nur beim Reisen, auch beim Zusammenleben während meines Auslandssemesters.

    Letzte Nacht hatten Daniela und ich ein 6er Zimmer, wovon 50% der Besatzung Chinesen waren. Tatsächlich ist es sehr spannend wie viele Chinesen hier auf dem Weg sind. Echt eine hohe Anzahl. Dabei fragt man sich: Wie kann es sein, dass Chinesen, die sonst innerhalb von 4 Tagen “Neuseeland machen” wollen und immer in Eile sind beim Reisen, da sie so wenig Urlaub haben, hier den ganzen Weg über mehrere Wochen durchziehen? Das passt doch nicht zusammen. Also wurde etwas nachgeforscht und tadaa, ich habe eine Antwort bekommen: Es ist ein neuer Trend bei Chinesen, um ihre Bewerbungen aufzuhübschen. Damit wollen sie ihren Arbeitgebern zeigen, wie belastbar sie sind, dass sie täglich an ihre Grenzen gehen können und nicht viel Schlaf brauchen. Ach cool, bei den Arbeitsbedingungen in China sich auf solch eine Art beweisen zu wollen. Als ich das hörte, wusste ich gar nicht was ich sagen sollte. Meiner Meinung nach ist das Missbrauch am Jakobsweg und mich macht es traurig, da es den eigentlichen Wert und Gedanken dieses Weges nicht gerecht wird.

    Ok, zurück zu den 3 Chinesen, ohne Kontrabass, in unserem Schlafsaal letzte Nacht. Ein Kontrabass hätte wirklich noch gefehlt - der hätte mich auch nicht mehr geschockt nach den letzten Nächten. Also 2 von denen waren einfach nur am Ersticken interessiert, denn sie schlossen alle Fenster so gut es ging, machten es komplett dunkel und dann die Tür zu. Als ich fragte, ob wir ein Fenster aufmachen könnten, da wir sonst zu wenig Sauerstoff im Raum haben für die Nacht, wurde dies mit einem Lächeln direkt umgesetzt. Einsicht ist doch gut. So dachte ich. Als ich kurz auf der Toilette war, um mich bettfertig zu machen und wieder kam, war das Fenster wieder zu. Daniela vom Hochbett oben, hat natürlich mitbekommen, was während meiner Abwesenheit passiert ist. Also ging ich zum Fenster und öffnete es wieder und blieb einen Moment dort stehen. Wollen wir mal schauen wer länger durchhält - also ich konnte in dem
    Moment schon sagen, wer gewinnt und setzte gedanklich alles auf mich. Und so war es auch. Da haben sie sich die Falsche ausgesucht, denn: Bei Erstickungsgefahr keine Kompromisse!
    So ließ es sich gut schlafen. Dann ging um 5:30 Uhr ein Wecker und ich dachte mein Schwein pfeift. Die dritte Asiatin im Bunde hatte nun ihren Auftritt. Es wurde 45 Minuten lang rumgeraschelt. Sie packte ihre Sachen. Naja, sie sie packte etwas, um es dann doch wieder auseinander zu nehmen. Und das in Plastikbeuteln! Regel Nummer 2 (nach: “Gutes Schuhwerk ist das Wichtigste”): Keine Plastikbeutel benutzen, da diese zu sehr knistern und alle anderen stören, wenn man flink am Morgen oder Abend packt. Also flink war es schon mal nicht, sondern eher Konkurrenz zu der Italienerin vom Vortag und nur nervig wegen der Geräusche und ihrem Handylicht. Ich hörte Daniela von oben säufzen. Ich dachte jeden Moment: “Naja, gleich hat sie’s, dann ist sie fertig und geht.” Diese Frau hatte eine Ausdauer bei ihrem Packspiel, das war nicht normal. Also sagte ich ihr an der Tür auf Englisch, dass sie viel zu lange beim Packen braucht und es nicht höflich den anderen Personen im Zimmer gegenüber ist, wenn sie so viele Plastikbeutel nutzt. Sie verstand anscheinend nur “Plastic” und hielt mir ihre Wasserflasche hin. Ich winkte ab und drehte mich um. Um die frühe Zeit hatte ich nun wirklich keine Lust auf weitere Diskussionen.

    Da Daniela und ich nun eh wach waren, nahmen wir unsere Sachen, gingen leise aus dem Zimmer und packten im Flur. Reine Könner.

    Es ging im Nebel, noch vor dem Sonnenaufgang, um kurz vor 7 los. Heute hatten wir eine längere Etappe vor uns, mit über 500 Höhenmetern, daher wollten wir vor der Mittagszeit einiges schaffen. Auch aufgrund des Wetters: Es sollten 27 Grad werden. Spoiler: Es wurden 27 Grad.
    Wir hatten einen guten Schritt drauf und kamen zügig voran. Der Nebel und die Wolken verzogen sich nach und nach und es wurde schon vor 12 Uhr sehr sonnig und muggelig warm. Zum Glück gab es immer wieder einen leichten Wind, dadurch war es erträglicher als gedacht.
    Es ging an einigen (gemähten) Feldern vorbei, auch mal an Schnellstraßen, durch kleine Dörfer und heute viel Nadelwald. Immer wieder interessant, wie sich die Vegetation über ein paar Kilometer so verändern kann. Es roch auf jeden Fall lecker nach Tannennadeln und gemähtem Gras.

    Heute gab es auch wieder Hunde zu sehen. Beispielsweise sehr entspannte Schäferhunde, die bei dem warmen Wetter im Schatten lagen und ihrem Dienst als Wachhund weniger nachkamen, einen schwarzen Labradorwelpen, der sich von mir am Bauch hat kraulen lassen und einen älteren kleinen Pudel, der kaum noch laufen konnte und daher von seinem Besitzer im Rucksack getragen wurde. Das war schon sehr süß und der Hund happy (siehe Foto).

    Daniela und ich zogen stark durch und waren 14:20 Uhr am Hostel, das etwas weiter weg vom Weg lag. Bei der Kilometeranzahl sind ein paar hundert Meter dann auch egal. Nach dem Einchecken gab es erst einmal ein leckeres Pilger-Menü bei “Danny Café Bar”. Das bisher beste Menü mit tollem Service für 14 Euro. Wir hatten dort eine super Zeit und wirklich gutes Essen - endlich mal wieder. Das vermisse ich hier doch etwas auf dem Weg. Bei den Angeboten für Pilger geht es oft nur darum, diese “irgendwie” schnell und günstig satt zu kriegen. Und das war bisher meist nicht schmackhaft. Daher hatten wir heute ein umso schöneres Erlebnis bei diesem kleinen Restaurant.

    Danach wurde erst einmal geduscht in viel zu kleinen Duschen mit viel zu heißem Wasser (was nicht verstellbar war). Das hatte ich auch noch nicht. Und ich dusche ja schon gerne relativ warm, aber das war einfach nur unangenehm. Danach nochmals raus, ab zum Supermarkt, um Obst und Getränke mit Geschmack einzukaufen. Zurück im Hostel plauderten Daniela und ich eine Weile und machten uns später am Abend einen kleinen Obstsalat.

    Nun liege ich mit eingecremten Füßen in meiner Koje, der Erste schnarcht schon in unserem Zimmer mit 29 Betten und ich habe die Ohropax griffbereit. In dem Sinne: Guten und erholsamen Schlaf allerseits!
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