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  • Giorno 48

    Großstadtlandleben

    31 ottobre 2023, Canada

    Eine letzte Nacht haben wir noch in unserem Camper, der uns sicher durch Landschaften aus Schnee und Eis brachte und uns nachts wärmte, wenn es draußen -15 Grad und weniger kalt war. Wir werden dieses Camperleben schon vermissen, aber wir freuen uns auch auf unsere Ferienwohnung in Calgary.

    Wir haben uns einen Campingplatz 30 Minuten von der Abgabestation gesucht, wo wir das Wohnmobil tags drauf um 10 Uhr abgeben müssen. Wir fahren jedoch von Banff aus nicht direkt zum Platz, sondern zunächst zum Einkaufszentrum Crossiron Mills, einer riesigen Mall, in der es ein paar Outletgeschäfte gibt und auch einen Laden für Eishockeybedarf. Gut 90 Minuten brauchen wir von Banff aus, die Strecke ist nicht mehr sonderlich spannend, nach dem, was wir zuvor alles gesehen haben. Wir lassen die großen Rocky Mountains hinter uns und fahren in eine weitläufige Hügellandschaft mit Feldern und Weiden, auf denen Kühe und Pferde zu sehen sind.

    Mittendrin in der kanadischen Prärie steht dann diese riesige Mall, auf der wir problemlos einen Parkplatz für unseren 8 Meter langen RV finden. Mona und ich teilen uns auf. Sie geht zu Lululemon, einem Laden für Leggings und Yogaklamotten, ich gehe mit Ella zum Hockeyshop. Dort gibt es eine riesige Auswahl an Schlägern, Helmen, Schlittschuhen und auch allem, was Torhüter so brauchen - sowie natürlich allerhand Fanartikel der Eishockeyvereine aus Kanada und USA. Ich staune, schaue und probiere mich aus, Ella hält erstmals einen Schläger in der Hand (findet sie gut) und kriegt einen Helm aufgesetzt (findet sie weniger gut), hat aber Spaß und läuft mit mir durch die vielen Reihen und Regale.

    Danach treffen wir uns alle wieder, stärken uns und gehen zu Nike. Dort gibt es auch Schuhe für Kleinkinder und Ella darf (oder muss) erstmals Schuhe anprobieren. Schnell werden wir fündig und holen ihr dunkelblaue Sneaker mit dem weißen "Swoosh"-Zeichen.

    Nach dem Shoppingtrip geht es dann zum letzten Campingplatz. Der hat einen tollen Spielplatz, ist aber ansonsten ziemlich vereist und glatt. So richtig Lust aufs Spielen in der Kälte hat Ella auch nicht mehr, man kann es ihr nicht übel nehmen. Wir packen unsere Sachen und Koffer zusammen, kochen ein letztes Mal im Camper und wollen einen entspannten Abend genießen. Doch dann gibt es ein Problem: Unsere Airbnb-Gastgeberin schreibt uns, dass alle Aufzüge in dem Haus, in dem sie im 29. Stock die Ferienwohnung hat, ausgefallen sind und diese wohl auch nicht bis zum nächsten Tag repariert werden. Mona sucht daher kurzfristig nach einer neuen Unterkunft, während ich Ella ins Bett bringe.

    Zum Glück ist Calgary nicht gerade eine Touristenhochburg - es sei denn es ist Juni und die Calgary Stampede findet statt - sodass wir eine andere Wohnung in ähnlicher Lage buchen können. Die Stampede ist ein etwa zehntägiges Fest, bei dem es Rodeoshows und eine Vielzahl von Ausstellungen rund um die Vieh- und Landwirtschaft gibt.

    Am nächsten Morgen fahren wir nach einem kurzen Frühstück zur Abgabe des Campers, alles verläuft problemlos. Ich hole am Flughafen, ganz in der Nähe, einen Mietwagen ab und dann damit Ella und Mona. 20 Minuten später sind wir schon in der Wohnung und machen uns damit vertraut.

    Über Calgary wussten wir vorher nicht viel, auch bei der Suche nach Unternehmungen für unsere knappe zwei Tage spuckt uns Google nicht viele Tipps aus (außer eine Vielzahl an Museen-nix für Ella und eine Vielzahl an Parks-bei den kalten Temperaturen auch nicht so verlockend). Daher gehen wir zunächst einfach mal bummeln und schauen uns um.

    In und um Calgary gibt es noch echte Cowboys und um sich richtig auszustatten auch die passenden Bekleidungsgeschäfte. Selbst in Downtown, zwischen den Hochhäusern von Banken und anderen geschäftigen Unternehmen, findet sich ein solches Fachgeschäft. Auch die Eishockeyarena, in der die Calgary Flames spielen und Wettbewerbe der Olympischen Spiele 1988 stattfanden, heißt "Saddledome", weil es von der Seite wie ein Pferdesattel aussieht.

    In dieser Millionenstadt fühlen wir uns deshalb meist, bis auf Downtown, auch so gar nicht wie in einer großen Metropole, sondern eher wie einer sehr weitläufigen Kleinstadt, in der man mit dem Auto schnell von A nach B kommt. Ella kann hier im Zoo viele Tiere bestaunen. Giraffen, Flusspferde und Pinguine haben ihr besonders gut gefallen. Wir spazieren durch Inglewood, wo einige Brauereien und Restaurants sitzen und holen uns auf dem Weg nach Hause noch "Ginger Beef" vom Chinesen. Das wurde mehrfach als ein für Calgary typisches Essen angepriesen, was man unbedingt probieren sollte. Dünne Rinderfiletstreifen werden paniert und frittiert und in einer Ingwersoße eingelegt. Uns hat das aber gar nicht überzeugt. Die Soße war eine ziemlich dickflüssige Zuckersuppe und vom Ingwer keine Spur zu schmecken. Zusammen mit dem frittierten Fleisch zudem eine echte Magensperre.

    Für mich stand an diesem Abend dann noch das erste von insgesamt drei Eishockeyspielen an: Calgary Flames gegen Dallas Stars. Von der Wohnung laufe ich nur gut 15 Minuten zur Halle, unterhalte mich mit zwei Fans, die mir erzählen, dass eine neue Eishockeyhalle gebaut und die alte abgerissen werden soll. Gut, dass ich diese ehrwürdige Spielstätte noch besuchen kann!

    Die Halle wirkt dann auch ein bisschen in die Jahre gekommen, während einer Drittelpause leckt es im Rundlauf an einer Stelle kräftig, das hat aber auch einen gewissen gemütlichen Charme. Bilder der Olymischen Spiele hängen an der Wand, unter anderem von Kati Witt, die damals Gold holte. Das Spiel ist unterhaltsam mit insgesamt sieben Toren, aber keinem guten Ende für die Gastgeber, denn Dallas gewinnt 4:3.

    Zurück zuhause trinken Mona und ich dann noch einen Wein und denken über den morgigen Flug nach Toronto nach, für den wir sehr früh aufstehen müssen (um halb 5 Uhr).

    Die Organisation macht uns keine großen Sorgen mehr, wir sind es mittlerweile ja gewohnt, dennoch bleibt immer ein bisschen Restspannung, ob auch alles klappt - und wie die Fluggesellschaften auf Ella und ihr Gepäck reagieren. Denn das ist einer der nervigsten Punkte unserer Reise: jede Airline hat andere Bestimmungen und geht auch unterschiedlich mit kleinen Kindern um. Bei der Lufthansa hatte Ella eine eigene Bordingkarte und auch einen eigenen Reisekoffer als Gepäck im gebuchten Tarif inkludiert (selbst auf der Langstrecke muss man inzwischen für aufgegebenes Gepäck zahlen!). Danach war es bei jedem Flug anders. Mal war Ella auf einer unserer Karten vermerkt ("with infant on lap") und ihr Koffer musste zusätzlich bezahlt werden. Mal hatte sie eine Bordkarte, aber trotzdem kein Anrecht auf eigenes Gepäck.

    Manchmal hat man aber auch Glück und erwischt eine freundliche Person am Schalter, so wie wir an diesem morgen. Wir flogen mit Porter Airline, die ziemlich harte Vorschriften fürs Gepäck hat - nicht mal Handgepäck war inklusive - und gleichzeitig ziemlich happige Preise verlangt. So wie wir für das Gepäck fast nochmal den Preis eines Tickets bezahlen würden, wenn wir alles vorab online buchen. Wir haben uns angewöhnt zumindest bei Ellas Gepäck auf einen netten Menschen hinter dem Schalter vor Ort zu hoffen, der es mit dem Bezahlen vielleicht nicht so genau nimmt. Wir gingen mit unserer Wagenlandung Gepäck, von denen wir nur für zwei bezahlt hatten, also an den Schalter. Die Frau zeigte ein Herz für Ella und hielt ihr direkt ihr Smartphone hin: "Willst du mal meinen Hund sehen?" Ellas Koffer bekam auch ohne Nachfrage direkt ein Etikett, zu unserem Handgepäck sagte sie auch nichts. Glück gehabt!

    Als wir dann auch in weniger als fünf Minuten durch die Sicherheitskontrolle waren, waren wir total verwundert. Calgary hat zwar nur einen kleinen Flughafen, aber das ging doch alles sehr schnell und problemlos. Bis darauf, dass wir fast de Wickelrucksack vergessen hätten. Der Sicherheitsmann lachte nur und sagte, solange wir das Baby nicht vergessen, sei ja alles gut.

    Erst im Flugzeug wies uns dann eine Stewardess darauf hin, dass wir ja kein Gepäck gebucht hätten und machte sich einen Vermerk. Die zunächst ziemlich kühl wirkende Frau wurde während des Fluges aber immer lockerer und scherzte später auch viel mit Ella. Den Vermerk hatte sie dann wohl irgendwann auch vergessen.

    Das Personal auf diesem Flug war super angenehm, eine weitere Stewardess kam immer wieder zu Ella und machte Quatsch mit ihr, der Flug war durch einige Turbulenzen aber nur mittelmäßig, was Mona sehr leiden ließ. Dafür landeten wir nach nur drei Stunden in Toronto - eine Stunde schneller als vorher angegeben und sie war schneller erlöst als gedacht.

    Anmerkung Mona: Uns zeigen aber Flüge wie diese vor allem eins: Reisen mit Baby hängt stark von den Mitmenschen ab. Sind sie entspannt, ist man selbst es auch. In Erinnerung bleibt mir unser Sitznachbar auf dem Flug von Seattle nach San Francisco. Klassischer älterer Business-Reisender im Anzug, der auf dem Flug arbeiten wollte/musste. Er kam zu unserer Reihe und sah Ella. Ich dachte mir schon, der denkt sich jetzt bestimmt "boah da habe ich gar keinen Bock drauf" und guckt genervt bei jedem Geräusch von Ella. Und merke wie ich automatisch angespannter werde. Stattdessen grinst er Ella an und sagt: "So, wir werden also zusammen Spaß haben auf dem Flug?", und nahm mir damit prompt jede Sorge. Das ist so viel Wert!

    Durch den kürzeren Flug kamen wir auch früher in unserem Hotel an, wo wir für drei Nächte bleiben würden und machten uns bald auf zur ersten Erkundungstour durch den Großstadtdschungel. Wir merken schnell, dass Toronto ganz und gar nicht so verschlafen ist wie Calgary. Woran uns Toronto erinnert und was wir erlebt haben, erzählen wir dann im nächsten Beitrag.
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