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  • Day 50

    Mitten im kanadischen New York

    November 2, 2023 in Canada

    Nach dem Flug kommen wir gut im Hotel in Toronto an. Da wir recht früh da sind, beschließen wir noch einmal loszuziehen. Eigentlich nur, um für Ella auf den Spielplatz zu gehen, kurz den St. Lawrence Market abzuchecken und noch etwas einzukaufen. Denn was wir mit zunehmendem Bewegungsdrang bei Ella gemerkt haben, ist, dass Spielplatzbesuche absolut wichtig geworden sind. Und Ella liebt es. Sieht sie nur von Weitem eine Schaukel oder Rutsche gibt es kein Halten mehr. Und wenn sie versteht, dass wir dort tatsächlich hingehen, strahlt sie über das ganze Gesicht.

    Der St. Lawrence Market überzeugt uns dagegen nicht so, deshalb suchen wir im Supermarkt nach etwas zum Abendessen. An der Kasse dann die Überraschung: Ella ist mitten im Lärm des Marktes im Kinderwagen eingeschlafen. Das passiert einfach NIE. Umso erstaunlicher diesmal. Und es wird nicht das letzte Mal in den nächsten Tagen gewesen sein. Wir nutzen die Zeit und erkunden Downtown mit den Hochhäusern, einer Menge gestresster und vielbeschäftigter Businessleute und einer Art zweiten Times Square. Der erste Eindruck verfestigt sich immer weiter: wir sind hier in Manhattan, nur eben im kanadischen.

    Am nächsten Tag haben wir einiges vor: es geht zum Kensington Market, ein Bezirk, in dem es vor allem viele Restaurants und Cafés gibt. Ein Bezirk, der auch hip und alternativ ist, aber auch viele Obdachlose und heruntergekommene Gebäude beherbergt. Wir sind wiedermal nicht überzeugt, Ella wohl auch nicht, sie schläft wieder mal im Kinderwagen ein. Diese neue Schlafposition ist für uns ein wahrer Luxus und gibt uns die Möglichkeit viel entspannter zu planen und die Zeit effektiv zu nutzen - ohne, dass jemand Ella in der Trage herumschleppen muss.

    Wir ziehen zum Mittagessen deshalb weiter in die Ossington Avenue. Tolle Straße in einem netten Bezirk voller vieler schöner kleiner Restaurants und Imbisse. Wir entscheiden uns durch die gute Erfahrung in Vancouver wieder für eine Brewery und werden abermals belohnt. Es gibt einen Hochstuhl für Ella, wir bekommen einen Tisch mit viel Platz zum Krabbeln für die Kleine und das Essen schmeckt hervorragend. Beim Bier sind Philipp und ich uns dann nicht ganz so einig. Gott sei dank gibt es neben dem Sour Craft Beer auch noch ein normales Pils für mich.

    Danach nehmen wir die Fähre auf die Ward‘s Island, eine ruhige und beschauliche Insel vor Toronto mit tollem Blick auf die Skyline der Stadt. Wir schlendern umher und spielen mit Ella auf dem Piratenspielplatz. Ein perfekter Abschluss für diesen Tag. Abends bestellen wir dann noch beim Italiener um die Ecke und ganz unverhofft esse ich dort die besten Spaghetti Carbonara meines Lebens - und ich habe bereits viele gegessen. Philipp ist auch happy mit seiner Pizza Quattro Formaggi. Wir essen ganz unromantisch, aber gemütlich auf dem Boden des Hotelzimmers, damit Ella immer wieder zwischen uns herlaufen und von uns probieren kann. Der neueste Hit bei ihr: Essen im Stehen. Und sie isst mittlerweile wirklich alles. Hauptsache das Gleiche wie Mama und Papa. Neben den salzigen Oliven und der Pizza hat sie witzigerweise irgendwie verstanden, wie man Spaghetti in den Mund saugt. Es ist ein Fest ihr dabei zuzusehen!

    Bevor am nächsten Tag alles im Zeichen des Eishockey steht, erkunden wir noch den Destillery District. Das ist eine Fußgängerzone mit wunderschönen, alten Gebäuden, in denen sich einst wie der Name vermute lässt, eine große Whiskey-Brennerei befand. Ich liebe es sofort: viele Restaurants, Bars und kleine Shops, Galerien, Skulpturen im Freien und im Dezember auch Ort des Weihnachtsmarktes. Schade, dass wir das verpassen. Als wir durch die Straßen schlendern, wird gerade ein riesiger Kürbis aus einem Restaurant herausgefahren, an dem bereits die Weihnachtsbeleuchtung hängt. Tja nach Halloween kommt ja schon direkt Weihnachten…

    Im Anschluss fahren wir zur Hockey Wall of Fame, in der sich Philipp austoben kann: Hier gibt es natürlich viel Geschichte über die Legenden der NHL zu sehen und lesen, aber auch Eishockey aus anderen Teilen der Welt wird gewürdigt. So sind Trikots aus eher Eishockey-untypischen Ländern wie Thailand, Südafrika und Brasilien zu sehen und auch ein Trikot der deutschen Silber-Mannschaft von Olympia 2018 ist dort ausgestellt. Zudem sind dort der neue und der alte Stanley Cup zu sehen. Für Eishockeyfans ein Ort, an dem man viele Stunden verbringen kann.

    Ich lese auch das ein oder andere und bleibe besonders bei den ersten Frauen im Hockey hängen. Spannend, wie die sich damals durchgekämpft haben. Ella währenddessen schläft im Kinderwagen…

    Abends geht es dann für Philipp zu seinem zweiten Eishockeyspiel: die Toronto Maple Leafs gegen die Buffalo Sabres. Toronto ist der klare Favorit bei diesem Spiel. Aber eigentlich glauben die Fans der Leafs jede Saison, dass ihr Team das beste der Liga ist, dabei ist der letzte Titel - 1967 - lange her. Dennoch haben sie wohl die größte Fangemeinde in Kanada und rufen dementsprechend die höchsten Ticketpreise auf. Zumindest gibt es für das viele Geld auch viele Tore: 5:4 lautet das Endergebnis, jedoch für Buffalo. Aber für die Zuschauer ist das Ergebnis offenbar oft zweitrangig. Die meisten sehen das Spiel als Event, wollen feiern, essen und trinken. Sie kommen gerne 10 Minuten nach Beginn des Spiels und gehen 5 Minuten früher, um nicht im Stau zu stecken. Philipp genießt das Happening trotzdem und freut sich zudem, dass er zu Fuß hin und zurück laufen und so die Stadt bei Nacht sehen konnte.

    Ich versuche währenddessen ein heißes Bad zu nehmen, doch nachdem Ella mich dreimal wieder aus der Wanne rausholt, gebe ich es auf. Manchmal soll es halt nicht sein.

    An unserem letzten Tag geht es für uns dann ins benachbarte Mississauga ins Outlet Center. Wir shoppen ein wenig und finden auch für Ella richtig süße Klamotten. Sie genießt den kleinen Spielplatz und die anderen Kids. Abends genießen wir dann nochmal Essen vom Italiener um die Ecke, wieder auf unserem Hotelzimmerboden. Chaotisch, gemütlich und lecker. So muss Familienessen doch aussehen, oder?

    Morgen geht es dann mit dem Zug ins fünfeinhalb Stunden entfernte Montreal. Toronto, du hast uns gut gefallen. Danke, wir kommen bestimmt wieder!
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