Elternzeitreise Philmonella

September - November 2023
Mona, Ella und Philipp touren durch Nordamerika. Von Frankfurt aus geht es nach Atlanta, mit dem Wohnmobil durch Kalifornien und West-Kanda sowie nach Toronto und Montreal. Hier werden wir über unsere achtwöchige Reise berichten. Read more
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  • Der Reiseplan

    September 7, 2023 in Germany ⋅ ☀️ 30 °C

    Als junge Eltern wissen wir inzwischen, dass es mit dem Planen so eine Sache ist. Man kann sich vorher alles schön zurechtlegen, am Ende hängt es doch davon ab, wie das Kind sich verhält.

    Normalerweise haben Mona und ich unsere Reisen im Vorfeld genau geplant. Hier ein tolles Restaurant, dort eine kleine Brauerei und hier gibt es den besten Kaffee - alles bei Google Maps markiert und gespeichert. Wir waren immer sehr gut vorbereitet.

    Auch jetzt gehen wir so vor. Aber wir können keine achtwöchige Reise bis ins Detail planen - erst recht mit Kind nicht. So haben wir uns unsere Reise nach hinten hin offen gelassen. Hin- und Rückflug haben wir gebucht und noch zwei weitere Unterkünfte. Der Rest wird sich ergeben. Und ob wir am Ende so lange bleiben, wie vorgesehen, und ob wir von dort zurückfliegen, wie wir es gebucht haben, steht offen. Mit Kind braucht es einfach mehr Spielraum und Flexibilität.

    So soll unsere Tour aussehen:

    - 14. September Flug nach Atlanta

    - Flug nach LA

    - Mit dem Camper durch Kalifornien und hoch nach San Francisco inklusive Yosemite Nationalpark

    - Von dort nach Seattle fliegen

    - Mit dem Zug nach Vancouver

    - Dann mit dem Camper bis nach Calgary inkl Rocky Mountains und Nationalparks wie Jasper und Banff

    - Anschließend Flug nach Toronto inkl Niagara Fälle

    - Und mit dem Zug nach Montreal

    - Am 9. November geht es dann zurück nach Deutschland

    Dazwischen liegen viele Orte und Abenteuer, über die wir noch schreiben werden. Wir freuen uns, wenn ihr uns auf dieser Reise begleitet! Auf geht's - USA und Kanada wir kommen.
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  • Ich packe meinen Koffer und nehme mit...

    September 9, 2023 in Germany ⋅ 🌙 24 °C

    Wie packt man für eine zweimonatige Reise, die uns durch ungefähr drei Jahreszeiten beziehungsweise verschiedene Klimazonen führt? Ja, da sind wir uns auch nicht so ganz sicher. Haben wir schließlich noch nie gemacht. Wir wissen: Wir nehmen so viel wie notwendig, aber so wenig wie möglich mit. Wir haben drei große Koffer dabei (plus Handgepäck), aber die wollen wir nicht bis zum Maximum befüllen. Denn, wenn es gut läuft, bringen wir ja viele schöne Sachen mit von der Reise, die auch einen Platz im Koffer brauchen.

    In Atlanta und im südlichen Kalifornien erwarten uns noch warme bis sehr milde Temperaturen. Auf Höhe von San Francisco wird es dann schon kühler. Kanada bereisen wir erst ab Mitte Oktober, mit etwas Glück können wir noch etwas vom Indian Summer und den milden Temperaturen mitnehmen. Spätestens aber in den Rocky Mountains, wenn wir die Nationalparks Jasper und Banff besuchen, dürfte es knackig kalt werden. Bei unserer Rückreise sind wir bereits im November und der Winter ist da.

    Was nehmen wir also mit? Sommerliche, luftige Kleidung für das Kind und uns, dicke Pullover für die kühleren Tage und Thermo-Unterwäsche, Fleecepullover und eine windundurchlässige Jacke für den winterlichen Teil. Falls wir doch frieren sollten, finden wir in Kanada sicherlich die richtige Kleidung für das Wetter. Ob wir damit richtig liegen, erfahrt ihr in ein paar Wochen...
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  • Day 1

    Wer hat an der Uhr gedreht?

    September 14, 2023 in the United States ⋅ ☁️ 26 °C

    Unsere Ankunft in Atlanta ist nun schon ein paar Tage her, Mona und ich haben uns schnell mit der Zeitumstellung zurecht gefunden. Ella dagegen hat ziemlich damit zu kämpfen. Wahrscheinlich wird das auch noch ein paar Tage dauern, denn bereits am Dienstag geht es für uns weiter nach Los Angeles, Kalifornien, was drei weitere Stunden Zeitverschiebung mit sich bringt. Doch nun der Reihe nach...

    Unser Flug von Frankfurt nach Atlanta am Donnerstag (14.9.) startete leicht verspätet. Ella hat während des Starts eine Milchflasche getrunken und ist ziemlich direkt danach eingeschlafen. Das war sehr beruhigend und zum Glück schliefen auch die beiden kleinen Jungs neben uns nach dem Start ein, die bis dahin bitterlich geweint hatte. Sie waren mit ihrer Mutter unterwegs, die ziemlich starke Nerven haben musste.

    Mona und ich konnten dann ganz in Ruhe unsere erste Mahlzeit an Bord essen, mit einen Rotwein zur Entspannung und auf uns anstoßen und einen Film beginnen. Ella schlief in ihrem Bassinet, einem kleinen Bett, dass die Fluggesellschaft an bestimmten Plätzen einhängen kann, gut 1,5 Stunden war Ella. Nach dem Aufwachen war sie gut drauf, bekam ihr Mittagessen, wir spielten mit ihr und erkundeten den Flieger und die Passagiere.

    Wir hatten gehofft, dass Ella zur Mitte des zehnstündigen Fluges wieder etwas länger schlafen würde - doch mehr als eine halbe Stunde war nicht mehr drin. Die Umgebung war laut und aufregend und sie sträubte sich gegen alle weiteren Versuche, sie zum Schlafen zu bringen. So war sie schon ziemlich drüber, als wir in den Landeanflug gingen und wollte dabei auch partout nicht mehr die Milchflasche nehmen, die ihr beim Druckausgleich helfen sollte. Insgesamt verlief der Flug sehr gut, aber zehn Stunden sind eine verdammt lange Zeit für ein kleines Baby. Immerhin hatten wir so viel Beinfreiheit, dass wir Ella problemlos vor uns setzen und spielen lassen konnten.

    Wer schon mal in die USA gereist ist weiß, dass eine ganze Menge Zeit vergehen kann, bis man bei der Passkontrolle drankommt. Die US-Behörden arbeiten nicht besonders schnell, stellen allerhand Fragen zum Aufenthalt und entscheiden manchmal auch nach Lust und Laune, was noch zu tun ist (ein Foto und Fingerabdrücke zum Beispiel). Glücklicherweise mussten wir "nur" rund 45 Minuten warten, bis wir vor einem US-Beamten standen. Kurz bevor wir drankamen war Ella endlich auch bei Mona in der Trage eingeschlafen.

    Die Kontrolle dauerte dann nicht so lange, wahrscheinlich weil wir Ella dabei hatten. So konnten wir nach einer guten Stunde - das Gepäck stand am Band schon bereit - Monas Freundin Marina in die Arme nehmen, die in Sandy Springs bei Atlanta wohnt und uns beherbergte.

    Atlanta empfing uns mit drückend schwülwarmen Wetter und einen ziemlichen "traffic jam" auf dem Weg nach Sandy Springs. Statt einer halben Stunde brauchten wir mehr als doppelt so lange. Da Ella im Autositz schlief, war das aber halb so schlimm.Nachdem Marina noch für uns gekocht hatte, ging es dann aber auch für Mona und mich bald ins Bett.

    Die Nacht wurde dann etwas wild, weil Ella ab 1 Uhr hellwach im Bett saß - und das bis 5 Uhr blieb. Die Zeitumstellung hatte sie voll getroffen. Auch in den kommenden Nächten war Ella durcheinander, wir haben uns die Nachtschichten aufgeteilt und das so ganz gut überstanden, aber für Ella war es sicherlich nicht einfach.

    Soviel zu unserer Anreise, die zwar anstrengend, aber ohne große Probleme verlief. Im nächsten Beitrag erzählen wir euch etwas über Atlanta, über das Mona und ich vorher nicht so viel wussten. Bestimmt können wir auch euch noch ein paar interessante Dinge erzählen.
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  • Day 2

    Atlanta - the city of… ehm what?

    September 15, 2023 in the United States ⋅ ☁️ 23 °C

    Nach langer Anreise waren wir nun endlich da - in Atlanta, bei Marina. Durch Corona hatten wir uns einige Jahre nicht gesehen, umso schöner war es sich wiederzusehen und festzustellen: es war wie immer. Wir konnten so viel quatschen und zusammen lachen. Das macht gute Freundschaft aus.

    Wir waren gespannt in Marinas Welt einzutauchen und Atlanta kennenzulernen, eine Stadt, von der wir wenig wussten. Doch wo waren wir hier eigentlich gelandet?

    Unser Ausgangspunkt, der Atlanta Airport ist der größte Passagierflughafen der Welt und Heimatflughafen der Airline Delta, die aus Atlanta stammt. Wir bekommen nur einen kleinen Einblick darin, wie viel dort los ist - und das reicht bereits völlig. 😃

    Die Hauptstadt Georgias hat rund 500.000 Einwohner, die Metropolregion inkl. Marinas Wohnort Sandy Springs, das sich nördlich der Stadt befindet, hat insgesamt 6 Mio. Einwohner.

    Die Stadt und die Umgebung sind überraschend grün und wie wir feststellen konnten „completely underrated“. Denn es gibt in Atlanta einiges zu erleben und zu sehen:

    - Atlanta hat das größte Aquarium der Welt mit riesigen Becken neben, unten und über dir, einer großen Unterwassertierwelt inklusive Haien, Alligatoren, Quallen und natürlich Nemo-Fischen und Shows mit u.a. Seerobben und Delfinen. Überall läuft Musik, es werden Durchsagen gemacht oder es gibt Screens zum Anschauen - viel für Ella und für uns. Dennoch beeindruckend zu erleben! Aber die Amis „machen“ Aquarium definitiv anders, als wir.

    - Der Beginn der wohl bekanntesten Marke weltweit nahm zudem seine Anfänge in Atlanta: Coca-Cola. Marina erklärt uns, dass es ein großes Coca-Cola-Museum gibt, in dem man auch alle jemals auf den Markt gekommenen Sorten probieren kann. Aufgrund der wenigen Zeit, die uns bleibt, heben wir uns das aber für den nächsten Besuch auf.

    - Wir entdecken dafür den Ponce Market, ein großer Food- und Shopping-Market in einem stylisch wieder hergerichteten Industriegebäude und essen leckere Sandwiches mit Lamm und Pommes mit Sumach-Gewürz und Tahini-Gewürz - es bringt uns für eine kurze Zeit zurück in unseren letzten Urlaub in Israel.

    - Der Norden Georgias ist zudem bekannt für seine Weingüter. Das macht mich als Pfalzkind natürlich erstmal skeptisch. Amerikanischer Wein? Wir wussten nicht, dass es neben dem Nappa-Valley in Kalifornien überhaupt große Weinanbaugebiete in den USA gibt.

    Nach einer 45minütigen Wanderung auf einen Aussichtspunkt in einem Wald etwas außerhalb von Atlanta entdecken Marina, ihr Freund Luis und ich (Mona) die Weingüter. Philipp blieb mit Ella zuhause, damit sie sich ausruhen und ihrem Rhythmus entsprechend schlafen konnte.
    Die Weingüter liegen wunderschön inmitten von viel Grün mit langen Auffahrten, Live Country-Music und tollen Ausblicken auf die Weinberge. Wir machen zwei Tastings und probieren u.a. dort angebauten Chardonnay und Merlot. Das Fazit: durchwachsen. Die Weine beim ersten Weingut sind lecker, beim zweiten nicht. Ist eben doch schwieriger jemanden aus einer Weinregion zu begeistern.😋

    - Atlanta ist zudem die Heimat von Martin Luther King und Jimmy Carter (er war Gouverneur vor seiner Präsidentschaft) sowie einiger bekannter US-Rapper (Jermaine Dupri, Ludacris, Usher, Future, Gucci Mane, Outkast Lil Jon...) und noch viele mehr. Auch der Nachrichtensender CNN kommt von hier und hat hier nach wie vor seine Zentrale.

    - Außerdem ist die Stadt bekannt für die Fast-Food-Ketten Chick-fil-a (unter anderem Fried Chicken und eine sehr leckere Signature-Sauce) und Waffle House, eine Kette, die in dem Song „Welcome to Atlanta“ vorkommt („After the party is the waffle house. If you have ever been here you know what I am talking about“) und dafür bekannt ist, auch bei schweren Unwettern, Stürmen oder anderen chaotischen Umständen immer - 24/7 - geöffnet zu haben.

    Für uns bringt die Stadt aber vor allem eines mit sich: tolle Menschen und besondere Momente. Neben Marinas Freund Luis und ihrer Schwester Irene, mit der sie zusammen in einem sogenannten „Townhouse“ (in Deutschland wohl vergleichbar mit einem Reihenhaus) wohnt, lernen wir auch Marinas Mama Jacky kennen, die uns an unserem letzten Tag mit leckerem ägyptischem Essen bekocht.

    Es gibt Tabbouleh (ein Bulgur-Petersiliensalat), Köfte und Knafeh (eine warme Süßspeise, die aus einem besonderen Käse und Kadaifi hergestellt wird, das sind feine Teigfäden mit einer Füllung aus gemahlenen Mandeln oder Walnüssen und Zuckersirup). Sie lässt es sich auch nicht nehmen Ella ihre erste Barbie, Elsa, zu kaufen. 😁

    Und es sind besondere Momente, die sich wohl für immer in unser Gedächtnis einbrennen werden. Wie zum Beispiel mitten in der Nacht aufgrund des Jetlags mit einer nicht schlafen wollenden Ella und ihrer dringend schlafen wollenden Mama inmitten von Spielzeug und Klamottenbergen auf dem Boden Banane zu essen.
    Alles läuft irgendwie anders, wenn man auf Reisen ist.

    Danke an Marina und an Atlanta für diesen tollen ersten Stopp auf unserer Reise. Jetzt geht es auf nach L.A.!
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  • Day 6

    Mitten in Hollywood

    September 19, 2023 in the United States ⋅ ☀️ 25 °C

    Was für ein langer Tag! Wir dachten, dass unser erster Tag kaum zu übertreffen wäre, aber heute fühlte sich das alles noch viel, viel länger an. Aufstehen um 4.30 Uhr im Flughafenhotel in Atlanta, wo uns Marina am Vorabend noch hingefahren hatte. Shuttlebus zum Flughafen um 5.10 Uhr, Abflug um 7.15 Uhr.

    Es war unser erster Inlandsflug in den USA, alles fühlte sich dadurch auch irgendwie anders an. Schon allein die Sicherheitskontrolle in Atlanta. Es gab dort mindestens drei verschiedene Warteschlangen. Eine für Rollstuhlfahrer, davon gab es jede Menge, die meisten wurden geschoben, eine für Reisende mit Kinderwagen und eine für den Rest. Die letzte war, und das nur in unserem Terminal, länger als alles, was wir bisher erlebt hatten. Ella sei dank waren wir also in einer separaten und kürzeren Schlange. Organisierter wirkte die Abfertigung deswegen aber nicht, eher das Gegenteil war der Fall. Interssant waren die Scanner für das Handgepäck im Sicherheitsbereich. "space shuttle" nannte Mona diese liebevoll, mich erinnerten sie von der Form her eher an eine Flugzeugturbine, sie sahen auf jeden Fall sehr futuristisch aus.

    Für Verwirrung sorgten dann aber unsere Hipp-Gläschen beim Personal. "Where did you get that from?" fragte eine Dame. "It's from Germany", erklärten wir knapp. " 'cause it's not written in English", fuhr sie fort, gab uns die Gläschen nach einem Test aber wieder zurück.

    Kleiner Zeitsprung: Wir sind mit American Airlines geflogen, alles lief glatt und problemlos. Es gab nur ein paar kleinere Ruckler während wir durch das große Nichts von New Mexico, Texas und Arizona flogen. Nach der pünktlichen Landung in L.A. gegen 9.45 Uhr Ortszeit (9 Stunden hinter der deutschen und drei hinter Atlanta) mussten wir allerdings 30 Min darauf warten, an unser Gate zu kommen. Der Grund dafür war ein fehlendes Crewmitglied in einem anderen Flugzeug, das so nicht starten konnte und unser Gate blockierte. In der Haut des Crewmitglieds will man nicht stecken.

    Dafür waren wir danach in nullkommanichts bei unserem Gepäck, fuhren mit dem Shuttle zur "pick-up-station", wo Taxen und Fahrdienste vorfahren dürfen. Per Uber ging es dann ziemlich schnell zu unserem Hotel nach Hollywood. Auf dem Weg dorthin fuhren wir einmal um Downtown L.A. herum und bekamen eine Kostprobe vom Verkehr der staugeplagten Millionenmetropole. Man kann sich nicht vorstellen, wie viel Zeit die Menschen hier nur durch den Verkehr verlieren - gott sei Dank kamen wir noch ganz gut durch.

    Ella hatte diesen Flug mehr geschlafen als auf dem nach Atlanta, daher war es ziemlich entspannt für uns, im Hotel ließen wir sie zunächst das Zimmer erkunden, dann im Hotelpool baden und anschließend schlafen, ehe wir mit ihr die Umgebung erkundeten.

    Wir sind im Loews Hotel, das nur eine Straße vom Walk of Fame entfernt ist und in direkter Nachbarschaft zu dem Chinese Theatre und dem Dolby Theatre, wo die Oscars verliehen werden. Daher hatten wir kurze Wege zum Hollywood Boulevard und zurück, doch die haben ausgereicht, um zu merken, dass dieses Viertel kein Platz für kleine Kinder ist (und auch nicht für manche Erwachsene - boah ist das laut!). Von überall dröhnt aus den Läden laute Musik, hinzu kommen Menschen mit Lautsprechern, die um Aufmerksamkeit werben und der Lärm des Straßenverkehrs. Für uns war es bereits unangenehm, für Ella muss es sich viel schlimmer angehört haben. Gut, dass wir für solche Situationen ihren Gehörschutz dabei haben.

    Ich erzählte Mona kurz darauf von einer Theorie: viele Amerikaner sind bestimmt hörgeschädigt von der vielen lauten Musik und reden deshalb immer so laut, dass man jedes Gespräch mithören kann.

    Wir hatten dann bereits nach kurzer Zeit genug und machten nur noch einen Abstecher in den Supermarkt, ehe es zurück ins Hotel ging. Ella war während des Ausflugs eingeschlafen. Wir wollten dem Jetlag entgegenwirken, weckten sie erneut auf und hielten sie mit Baden und Füttern bis 18 Uhr wach. Danach hieß es für Mona und mich dann Dinner im Separee: mit einem kleinen Tisch und einem Hocker bauten wir uns im Bad einen Platz fürs Abendbrot auf. So sieht also Romantik auf der Elternzeitreise aus.
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  • Day 7

    Los Angeles - die Stadt der Gegensätze

    September 20, 2023 in the United States ⋅ ☀️ 23 °C

    Fahrt nicht nach L.A. hat man uns gesagt. Da gibt es nichts zu sehen, hat man uns gesagt. Außer vielen Obdachlosen, Drogenabhängigen, viel Verkehr und einer lauten, dreckigen Stadt. Wir haben es trotzdem getan. Und das war gut so.

    Großstädte sind immer eine Herausforderung, wenn man mit einem Baby reist. Deshalb haben wir uns nach dem trubeligem, gestrigem Ankommen heute für einen Tag am Strand entschieden. Zwei Attraktionen wollten wir uns anschauen: Venice Beach und den Santa Monica Pier.

    Beim ersten sind wir nach einer 50-minütigen Uber-Fahrt (! - Entfernungen hier sind einfach übel!) gestartet. Allein der weg dorthin ist spannend: teure Autos und tolle Häuser in von Palmen gesäumten Straßen, die Hollywood Charme versprühen, wechseln sich ab mit Obdachlosen und Drogenabhängigen, die ihre Zeltsiedlungen unter Brücken errichtet haben. Reich und Arm liegen selten so nah beieinander wie hier. Ein komisches Gefühl, so viele Menschen so hilflos zu sehen. Und doch der normale Wahnsinn in dieser Millionenstadt.

    Am Strand angekommen zeigt sich, Venice Beach ist sehenswert: Pumper, die fleißig Gewichte stemmen, Boxer, Jogger, Rollergirls, Beachvolleyballerinnen, Surfer uvm - wir merken schnell, dass Sport unter freiem Himmel hier zum absoluten Lifestyle dazugehört.

    Aber wir merken auch: es ist mal wieder viel los und es ist laut. Viele Geschäfte, Bars und Restaurants mit lauter Musik, vorbeifahrende Fahrrad- oder Rollerfahrer mit Musikboxen (haben die Amis auch was von Kopfhörern gehört???) und Menschen, die ihre Touren und Waren anpreisen.

    Nach einem Mittagessen zieht es uns also weiter in Richtung Santa Monica Pier. Und der Weg dorthin ist traumhaft: es weht eine leichte Brise, es ist ruhig und angenehm zu laufen mit dem Blick auf Strand und Meer. Das fand wohl auch Ella, die direkt bei ihrem Papa in der Trage eingeschlafen war und erst am äußersten Punkt des Santa Monica Piers wieder aufwachte.

    Laut und leise, Trubel und Ruhe - wieder einmal viele Gegensätze so nah beieinander.

    Der Santa Monica Pier ist aufregend: SängerInnen und Magier treten auf, es gibt Essensbuden und Bars, Verkaufsstände und natürlich den großen Jahrmarkt mit vielen Fahrgeschäften, den wir aber hinter uns lassen. Wir genießen lieber am äußersten Punkt den Blick aufs offene Meer und das wir all das hier gemeinsam erleben dürfen.

    Nach einem leckeren Eis wollen wir dann die Rückreise zum Hotel antreten. Doch wie machen wir das am besten? Der Verkehr am Nachmittag ist furchtbar, somit ist Uber keine Option. Wir nehmen also die Metro. Und sind überrascht von dem nicht mal 2$ teuren Ticket. Dafür wird die Fahrt lang mit unzähligen Stopps und einem Umstieg. Am Ende sind wir froh zurück zu sein und noch eine Runde im Hotelpool schwimmen zu können.

    Neben dem Pool ist das Beste am Hotel der Blick aus unserem Fenster. Wie Kino, nur in echt. Menschen, die nicht ganz ihrer Selbst mächtig, umherirren. Viel Verkehr, egal wo man hinschaut. Und wenn man sich ganz rechts in die Ecke stellt, sieht man den Glanz vergangener Tage hoch oben über der Stadt: das Hollywood Zeichen. Nachts nicht mal beleuchtet. Auch die Amis müssen sparen.

    Am letzten Tag geht es für uns zum Griffith Observatory, von dem man einen tollen Ausblick auf die Stadt erleben kann. Ein schöner letzter Blick auf die Stadt zwischen Glamour und Elend.
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  • Day 9

    Der Start unseres Camper Life

    September 22, 2023 in the United States ⋅ ☀️ 20 °C

    Wir machen uns auf zu unserer Camper-Abholstation und denken ab jetzt wird alles entspannt. Wir sind schließlich flexibel, können spontan sein und nur noch kleine Schritte unternehmen. Das Problem: die Abholstation ist am äußersten Rand im Südosten von L.A. (Santa Fe Springs) die Fahrt dorthin lang, doch kein Vergleich zu der, die wir danach noch vor uns haben. Wir müssen nämlich den ganzen Weg wieder zurück durch die Stadt, in den Norden und raus aus dem trubeligen, lauten und verkehrsreichen L.A. Unser heutiges Ziel: Ein Campingplatz 30 Minuten vor Santa Barbara. Und es zeigt sich schnell: das wird ein langer Tag.

    Nach einer für unsere Begriffe viel zu kurzen Einweisung (der Camper verfügt über tausend Schalter und wir müssen viele Dinge beim Anschließen auf den Campingplätzen beachten) und einer erneuten von uns beauftragten Reinigung (hatten die vorher den Camper überhaupt geputzt?) geht es endlich los. Da wir das Wohnmobil erst ab 13Uhr abholen konnten, ist es mittlerweile schon Nachmittag.

    Wir kämpfen uns durch den Stau, das Fahren mit diesem Riesenteil (26 Fuß, knapp 8 Meter lang) ist ungewohnt und wir stellen schnell fest: die Verarbeitung im Camper lässt zu wünschen übrig. Andauernd geht eine der Schubladenfächer oder z.B. die Badtür auf, vieles ist krumm und schief, wodurch Türen nicht richtig schließen und es ist recht laut beim Fahren. Die amerikanischen Straßen sind zudem schlecht, wir vermissen etwas die guten deutschen Autobahnen. Ella ist quengelig, die neue Fahrtsituation scheint ihr nicht so gut zu gefallen.

    So müssen wir mehrere Stopps einlegen - für Ella, aber auch zum Einkaufen für die nächsten Tage und kommen viel später als erwartet, völlig erschöpft von der Fahrt und von Ellas Bespaßung gegen 19.30 Uhr am Campingplatz an. Jetzt heißt es bei untergehender Sonne noch schnell alles anschließen, um mit Wasser und Strom versorgt zu sein (gut, dass uns unser amerikanischer Nachbar Tom weiterhalf), Betten beziehen und alles Wichtige für die Nacht rauslegen - Ella war mittlerweile in ihrem Sitz eingeschlafen.
    Als alles geschafft ist, sind wir uns einig: so machen wir es nicht nochmal! Und doch gehören auch solche lehrreichen Tage zu dieser Reise dazu.

    Am nächsten Morgen stellen wir dann fest: die Fahrt hat sich gelohnt. Der Campingplatz ist gemütlich und wir parken direkt am Wasser, so kann Ella bereits am Morgen die Füße reinhalten und im Sand spielen. Und Camper sind eine ähnlich entspannte und interessierte Community wie die Taucher.

    Wir merken aber auch: entgegen unserer Erwartungen wird es nachts bereits recht kalt, wir müssen immer wieder die Heizung laufen lassen und morgens in dicke Socken und unsere Fleecejacken schlüpfen, die wir eigentlich erst für Kanada im Gepäck hatten.

    Nach einem gemütlichen Frühstück mit Kaffee, Bacon and Eggs sind wir nun gespannt auf unseren zweiten Stopp: Santa Barbara.
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  • Day 10

    Unsere Kleine wird 1! (und Philipp 34)

    September 23, 2023 in the United States ⋅ ☀️ 18 °C

    In Santa Barbara angekommen, wollen wir eigentlich direkt zum Strand, doch die pralle Sonne lässt uns umplanen. Stattdessen besuchen wir den Pier „Stearns Wharf“, genießen das Treiben und etwas Kühles zum Trinken und fahren danach zu unserem Campingplatz. Diesmal sind wir voll gut in der Zeit mit viel Ruhe zum Aufbauen und Spielzeit für Ella.

    Je länger wir fahren, desto mehr zeigt sich, dass richtiges Sightseeing mit dem Camper schwierig ist. Denn aufgrund der Größe brauchen wir einen ausreichend großen Stellplatz. In den Städten gibt es die zwar, aber nicht immer in der Nähe unserer Ziele. Alles zu Fuß abzugehen schafft man mit Kind nicht . Zudem ist mehr als eine Sache anschauen mit Ella dann doch nicht drin. Und wir wollen zudem künftig immer am frühen Nachmittag am Campingplatz ankommen. Aber für uns ist ja auch der Weg das eigentliche Ziel.

    Nach selbstgekochten Nudeln mit Tomatensoße, die auch Ella geschmeckt haben, geht es für sie ins Bett und für uns noch ein Weilchen nach draußen, bis es zu kalt wird. Morgen wird ein großer Tag, denn morgen wird unser kleines Baby ein Jahr alt. Verrückt wie die Zeit vergeht!!

    Wir starten den Tag mit Pancakes mit Erdbeeren und Blaubeeren und einem stimmungsschwankenden Geburtstagskind, das eine leichte Erkältung hat. Wir machen uns auf ins dänische Städtchen Solvang, das 1911 von einer Gruppe dänischer Pädagogen auf ehemaligem spanischem Missionsland gegründet wurde. Leider ist dieser Ort eine volle Enttäuschung: Touri-Hochburg ohne originales dänisches Feeling. Wir fahren schnell weiter und die Stimmung wird besser, sobald wir am Pismo Beach ankommen: traumhaft langer Sandstrand, perfekt zum Krabbeln, Füße ins Wasser halten und natürlich alles zu essen, was einem in die Finger kommt. Ella fühlt sich nun auch immer wohler in ihrem neuen Zuhause, erkundet den Camper, findet ihre Lieblingsecken und natürlich alle potenziellen Gefahrenquellen.

    Wir entschließen uns heute mal frei auf einem großen Parkplatz in direkter Strandnähe zu Campen, neben bereits anderen dort stehenden Wohnmobilen. Direkt auf dem Strand gibt es auch einen Abschnitt, auf den man mit den Wohnmobilen und Autos fahren und campen kann (ach Amis!), wir entscheiden uns aber dagegen. Erstens aus Respekt vor der Natur, zweitens weil es Geld kostet. Nachdem wir noch in Erinnerungen an Ellas erstes Jahr geschwelgt haben, wundern wir uns dann schon ein wenig, als wir gegen halb 10 ins Bett gehen und keiner der Camper mehr da steht. Aber egal wird schon schiefgehen.

    Eine Stunde später werden wir dann plötzlich geweckt: von der Polizei. „Camper dürfen hier nachts nicht stehen“, erklärt uns der Polizist. Wir erklären ihm die Situation: wir haben ein schlafendes Baby im Bett, das zudem heute Geburtstag hatte. Ob wir wirklich nochmal losmüssten. Wir haben Glück. Und erwischen einen der Guten. „Bleibt hier stehen. Ich gebe euch kein Ticket. Eventuell kriegt ihr aber eins von der Strandaufsicht, das kostet dann 50$. Mehr machen die dann aber auch nicht.“ Wir nehmen das Risiko in Kauf und kommen davon. Was ein kleiner Nervenkitzel!

    Von einem Geburtstag starten wir dann direkt in den nächsten: Philipp wird 34! Wir verbringen den Tag ähnlich entspannt wie Ellas Geburtstag. Es gibt Burger von „In n Out“ und viel Meer und Strand. Und Tickets fürs Eishockey in Kanada. Wir beschließen aber unser Glück nicht länger auf die Probe zu stellen und fahren dann für die Nacht auf einen offiziellen, riesigen Campingplatz mit über 400 Plätzen, Waschmaschinen, einem Pool, Restaurant und Shop - alles direkt am Strand. Und wir stellen fest: Amis campen einfach anders als wir. Während für uns Campen vor allem minimalistisches Leben inmitten der Natur bedeutet, wollen Amis alles haben so wie immer. Es wird ein Teppich ausgerollt, Liegen aufgebaut und der Flachbild-TV nach draußen gedreht - man will ja schließlich bei Bier und Barbecue Sport schauen. Belustigt von diesem Anblick gehen wir erstmal Wäsche waschen (dringend nötig!) und Plantschen mit Ella im Pool. Was ein entspannter Tag für uns alle.

    Abends machen wir uns dann ein kleines Feuer und tauschen uns über die für uns guten wie schlechten Seiten der States aus. Auf der schlechten steht auf jeden Fall die „I do not give a fuck“, wenn es ums Thema Nachhaltigkeit geht und die oft anzutreffende Ignoranz, wenn es um andere Länder und Kulturen geht - und besonders darum, wie etwas aus einer anderen Sprache auszusprechen ist. Schattenseiten sind auch die schlechten Straßen, die oftmals schlechte Verarbeitung von Dingen wie z.B. unserem Camper und extrem hohe Preise bei gleichzeitig schlechter Qualität.

    Positiv fällt uns dafür auf, wie kinderfreundlich und kinderbegeistert die Amis sind und wie aufgeschlossen und interessiert, woher man kommt. Auch wenn es manchmal oberflächlich sein mag, ist es doch ein nettes Miteinander mit vielen Schwätzchen zwischendrin, die uns Deutschen doch eher fremd sind. Und mag es an den oftmals noch recht neuen Planstädten oder der krassen Faulheit der Amis liegen - mehrere Einkaufsläden und Imbisse gebündelt an einem Ort sind doch durchaus praktisch. So langsam sind wir doch ganz gut hier angekommen…
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  • Day 14

    Viele Wege führen ans Ziel

    September 27, 2023 in the United States ⋅ ☀️ 21 °C

    Eine Woche haben wir nun schon in unserem Camper verbracht. Wir haben ihn "Harry" getauft. Zum einen, weil er ein Ford ist (Harrison Ford), zum anderen, weil wir die Serie "Bosch" mit dem Detective Harry Bosch vom LAPD so mögen und wir den Wagen in LA abgeholt haben. Und Harry hat so seine komischen Seiten, wie bereits beschrieben, so wie auch der Polizist. War für uns also ein treffender Name.

    Ella ist bisher immer ein sehr gutes Reisekind gewesen. Wenn wir zu meinen Eltern nach Bremerhaven gefahren sind, hat sie im Autositz oft geschlafen, sodass wir ordentlich Strecke machen konnten. In den ersten Tagen mit Harry on the road wollte das nicht so klappen. Alles rattert und knattert, es ist einfach verdammt laut im Wohnbereich während der Fahrt. Dazu kommt ein Autositz, den sie erst noch kennenlernen musste, denn sie sitzt nun viel aufrechter als im Maxicosi. So sieht sie auch mehr und lässt sich ablenken. Geschlafen hat sie deshalb während der Fahrten kaum, wir mussten sie bei Laune halten. Das war für Eltern und Kind ziemlich anstrengend.

    Nach mehr als 500 Meilen, die wir inzwischen gefahren sind, sind wir schlauer geworden und Ella hat sich an die Geräusche offenbar gewöhnt. Jedenfalls legen wir die Fahrten nun in die Zeit, wenn sie tagsüber schlafen sollte und das klappt ganz gut. Eine Stunde können wir dann meist ohne Probleme am Stück fahren. Und bei kürzeren Fahrten bespaßen wir sie einfach weiterhin.

    Nach zwei Nächten in Pismo Beach fahren wir nach Morro Bay, das dauert nur eine halbe Stunde und wir sind wieder direkt am Wasser. Unseren Campingplatz und den Pazifik trennen nur die Dünen, die, wenn man Ella trägt, ein gutes Beintraining für die müden Fahrerbeine sind.

    Ella liebt das Wasser, den Strand und vor allem die Vögel, die es hier zu sehen gibt. Möwen, Pelikane und Austernfischer unter anderem. Sie will die Vögel am liebsten anfassen - das ist die beste Motivation für sie, bei uns an den Händen zu laufen. Minutenlang tapst sie dem Federvieh hinterher, scheinbar unermüdlich.
    Wir finden eigenartige Dinge, die aussehen wie Muscheln, sich aber als "Sanddollar" herausstellen. Das sind die versteinerten Überreste einer Seeigelart. Wir hätten hier noch eine weitere Nacht verbringen können, doch die nächste Strecke ist etwas länger, also geht's am nächsten Morgen wieder weiter.

    Von Los Angeles aus gibt es einige Routen, über die wir nach San Francisco, beziehungsweise unser anderes Zwischenziel, den Yosemite Park, kommen können. Natürlich wollten wir so viel wie möglich am Highway 1 entlang der Küste fahren und die Aussicht genießen. Doch manche Dinge lassen sich nicht beeinflussen. Wieder mal - es kommt häufig vor - sind Teile der Strecke nach einem Erdrutsch gesperrt und werden dieses Jahr auch nicht mehr geöffnet.

    Das betrifft das Gebiet um Big Sur, einem der schönsten Streckenabschnitte.
    Also müssen wir einem Umweg fahren, auf dem wir bei einem Truck Stop fürs Tanken halten (Kaffee und Benzin waren sehr günstig) und danach geht es über die Berge bis wir wieder zur Küste nach Carmel-by-the-Sea und Monterey fahren können.

    Vorher übernachten wir aber noch auf einem Campingplatz an der Rennstrecke Laguna Seca, ganz in der Nähe. Mitarbeiterin Chrissi, die hier im Büro arbeitet, ist ganz aus dem Häuschen. Ab Donnerstag steige hier das größte Event des Jahres für sie: die Porsche Rennsport Reunion. Lauter neue und alte Porsche werden uns im Laufe der nächsten Tage deshalb begegnen. Doch bevor die Rennwagen über die Piste brettern - und es somit für Ella zu laut werden würde - sind wir wieder weg. Zuvor haben wir nochmal eingekauft. Es gibt Brathähnchen zum Abendessen und dazu Salat - endlich, denkt sich Mona, nach dem Fast Food der letzten Tage.

    Carmel ist ein schöner kleiner Küstenort, wo die Brandung am Strand so stark ist, dass man besser etwas Abstand zum Wasser hält. Die Aussicht auf die Bucht und die Häuser entlang der Straße am Meer sind bezaubernd. Mona verliebt sich gleich in mehrere Häuser - bezahlbar sind diese wohl aber für keinen Normalverdiener (Kommentar Mona: egal ich will sie trotzdem!). Eher für Leute wie Clint Eastwood, der hier vom 1986 bis 1988 Bürgermeister war und hier auch ein Hotel betreibt: Lifestyles of the Rich and Famous.

    Carmel gefällt uns richtig gut, wir treffen am Strand eine ältere Dame, die uns auf Ella anspricht und was wir hier machen. Nachdem wir erzählen, dass wir zwei Monate auf Reisen in der Elternzeit sind, ist sie richtig neidisch. Sie habe vier Kinder großgezogen, Elternzeit gab es bei ihr nicht - ihr erstes Kind bekam sie vor mehr als 50 Jahren. Ihre Mutter sei beim ersten Kind für kurze Zeit als Hilfe gekommen. Das war's. Aber sie findet unsere Reise gut und wünscht uns noch viel Spaß. Es war wieder eine dieser schönen kurzen Gespräche der kontaktfreudigen Amerikaner, die uns so gefallen.

    Am Nachmittag düsen wir noch kurz nach Monterey, für Ella. Denn hier gibt es einen großen Spielplatz, auf dem wir sie eine gute Stunde toben lassen. Dann fahren wir raus zum Pintosee, um unser Nachtlager aufzuschlagen, denn die Preise für Campingplätze um Monterey sind völlig überzogen. Baden darf man im See leider nicht, es wimmelt von giftigen Algen im Wasser. Aber Ella ist ganz außer sich, als sie die vielen Enten und Gänse bestaunen kann.

    Außer uns sind hier hauptsächlich Angler, die von morgens bis abends ihr Glück versuchen und eine Frau mit zwei Hunden, die in einem ziemlich lotterigen Wohnwagen neben uns haust - offenbar dauerhaft. Eine zweite Nacht wollen wir auch deshalb nicht bleiben.

    Nach dem Frühstück nutzen wir Ellas erstes Nickerchen für den Weg nach Monterey. Auf dem Parkplatz vor dem Pier kann man schon die Robben heulen hören. Also machen wir uns auf die Suche und finden ihren Lieblingsplatz. Wir zeigen Ella immer wieder, wo die Tiere sind, an Land und im Wasser - aber irgendwie fasziniert sie der angespülte Seetang am meisten. So ist das manchmal mit dem, was man sich für das Kind ausdenkt und dem, was das Kind dann interessiert (ebenso mit den Spinnweben auf dem Spielplatz, die spannender sind als der Spielplatz selbst).

    Am Strand teilen wir uns dann noch zu Dritt eine Portion Fish and Chips, halten die Füße nochmal in den Ozean und lassen Ella zum Abschluss erneut auf dem Spielplatz toben.

    Dann geht es wieder auf die Straße, Casa de Fruta heißt unser Campground für heute Abend. Wir kommen nach etwas Stau gegen 17 Uhr an, kochen noch schnell ein paar Nudeln mit Bolognese (mit Truthahn anstatt Rind) und fühlen uns recht wohl. Vielleicht bleiben wir diesmal ja eine weitere Nacht.

    Edit: Haben noch Bilder aus Carmel by the Sea hochgeladen, das hatten wir vergessen.
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  • Day 16

    Dinge, die zu Bruch gehen...

    September 29, 2023 in the United States ⋅ ☁️ 20 °C

    Manchmal läuft alles super, manchmal läuft alles eher rückwärts den Berg runter. Heute war so ein Tag, an dem nicht so viel zusammenlief.

    Es fing damit an, dass wir diese Nacht alle gemeinsam, also zu dritt, in unserem Bett im Heck des Wagens schlafen wollten. Naja, also eigentlich war das Monas Idee und ich wollte dem nicht im Wege stehen. Die Matratze ist circa 160 cm breit und 180 cm lang. Für zwei Erwachsene also gerade groß genug, für uns nicht ganz so groß gewachsene Menschen auf jeden Fall. Aber mit einer wuselig schlafenden Ella ist das schon eine knappe Angelegenheit. Die Nacht verlief dann solala. Ella meckerte mehr als in den Nächten zuvor, Mona lag irgendwann quer und zusammengekauert nur noch so halb auf der Matratze, damit Ella genug Platz hat - beziehungsweise Ella hat sich diesen genommen und aufopferungsvoll, wie Mütter so sind, hat Mona sich zurückgezogen - und dann war da noch der Lärm vom Highway, auf dem auch nachts noch viel los war. Wir alle bekamen nicht den Schlaf, den wir gebraucht haben.

    Dafür schliefen wir, eher gesagt Ella, bis 8 Uhr. Da gab es wohl noch etwas Nachspielzeit, nach den Verzögerungen der Nacht, normalerweise sind wir eher gegen 7 Uhr wach. Ella bekam rasch ihr Frühstück, danach wollten wir was essen, aber wir merkten schnell, dass sie heute nicht gut drauf ist. Sie schwitze, sabberte viel und die Wangen waren rot - es sind vermutlich wieder die Zähne, die sie ärgern. Diese Tage sind immer eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Das Frühstücken ging nur nebenbei. Naja, vielleicht hilft ja ein bisschen frische Luft und das Erkunden der Casa de Fruta, dachten wir. Kaum waren wir raus aus dem Camper, ging Philipps Sonnenbrille in Ellas Händen zu Bruch. Mona schwörte es träfe Ella keine Schuld. Dass die Brille nur von LA bis hier gehalten hatte, war aber trotzdem ärgerlich - und es war nicht die letze Sache, die heute Schaden nehmen sollte.

    Der Spielplatz auf dem Campingplatz war wohl aus den 70er oder 80er Jahren, und für ältere Kinder, dann gab es dort noch ein Jumping Pad, quasi eine Hüpfburg ohne Wände, die von Staub bedeckt war. Alles nicht sehr einladend. Es gab einen Pool, der zwar sauber, aber zu kalt für Ella war und der Fruchtmarkt schien uns - wir hatten es erwartet - überteuert. Wir haben jetzt einen Avocado-Index (kennt ihr den Big-Mac-Index? Googlen!), denn entlang des Highways gab es überall Stände, die anpriesen: "6 Avocados für einen Dollar!" "7 Avocados für einen Dollar!" "4 große Avocados für einen Dollar!"
    Hier in der Casa de Fruta kostet eine Avocado 1.50 Dollar, kein Schnapper.

    Also waren wir uns einig: wir bleiben doch keine zweite Nacht. Nur wohin? Erstmal weiter Richtung Yosemite, da lag die Kleinstadt Merced auf dem Weg. Einmal Vorräte aufstocken, erneut tanken und dann...ja, weiter oder bleiben?

    Nach 70 Minuten waren wir beim Discounter. Der hatte aber weder Joghurt (bekommt Ella zum Frühstück) noch Babynahrung. Also noch einen Markt suchen. Ella hatte keine Lust mehr, war nach 45 Minuten Fahrt aufgewacht und so gar nicht in Stimmung. Also gab es für uns auch kaum Zeit was zu essen (Ella hatten wir vor dem ersten Einkauf gefüttert), schnell getankt und zum nächsten Markt. Dort alles bekommen, aber auch wieder Zeit verloren - weil jeder Markt anders sortiert ist.

    Als wir dann mit den Einkäufen am Camper ankommen, das nächste Unglück. Der Schlüssel für die Seitentür von "Harry" bricht ab. Gezickt hatte die Tür seit Tag eins, nun gab das Material offenbar auf. Scheiße passiert, besonders gerne, wenn man es nicht gebrauchen kann. Die Tür lässt sich weiterhin benutzen, man kann sie noch von Innen verriegeln (was auch nur schwer geht).

    Zu allem Überdruss finden wir dann auch noch keinen Campingplatz - entweder sie sind alle voll oder sie verlangen wie ein dämlicher Typ am Telefon für die Buchung eine amerikanische Handynummer. Ohne könne man da gar nichts machen. Wir waren nur 20Minuten entfernt, als ob der uns jemals anrufen müsste.

    Ein Happy End gab es dann aber doch noch. Per Telefon fanden wir dann doch noch einen Campingplatz für die Nacht, nur 15 Minuten entfernt. Der Vermieter sieht in etwa so aus, als würde der Weihnachtsmann gerade Ferien auf einem Campingplatz in Kalifornien machen (im Muscleshirt) und zeigte sofort ein Herz für Kinder. Und er erzählte uns, das sein Campingplatz zu einem Verein gehört, wo eigentlich nur Mitglieder campen dürfen. Aber auf seinen Platz seien auch "Fremde" willkommen.

    Na, irgendwann muss man ja auch wieder Glück haben.
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