Back at Bosphorus

December 2018
A 8-day adventure by D.O.T Read more
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  • Day 7

    Let myself drift one last time

    December 20, 2018 in Turkey ⋅ ⛅ 4 °C

    Die Regenfront ist weitergezogen - am letzten Tag in Istanbul, lasse ich mich vormittags noch einmal durch das Viertel Kadıköy in Richtung Taksim Platz treiben.

    In der verkehrsberuhigten, kilometerlangen Einkaufsstraße dorthin, reihen sich all die seelenlosen Labels, welche weltweit die Shopping Meilen beherrschen, aneinander - wer's mag!

    Ich nicht wirklich - die lebhaften Gassen der Basare reizen mich einfach mehr, daher kehre ich nach ungefähr einen Kilometer wieder um und bummle zurück zum Marmara Guesthouse.

    Gegen 17.00 Uhr wird's dann Zeit für einen letzten Abendspaziergang.

    Nach dem Ägyptischen Basar, hat mich sogleich das angrenzende Basarviertel verschluckt - mein Ziel für's bescheidene Dinner, ist ein letztes Mal die Pide Bäckerei meines Vertrauens..... Mavi Haliç Pidecisi!

    Jetzt gerade, sitze ich wieder umgeben von UNESCO gelisteten Prachtbauten genau dort - in wenigen Minuten beginnt der abendliche Wettstreit der Muezzine.

    Vielleicht noch ein kurzer Plausch mit Erbek Abi dem Schuhputzer und danach wartet eine neue Hörspielproduktion der Schatzinsel auf mich.
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  • Day 8

    Aged, it seems better to be a pet.....

    December 21, 2018 in Turkey ⋅ ⛅ 6 °C

    Mit dreißig Minuten Verspätung startet Flug TK 1703 vom Atatürk International Airport nach Stuttgart.

    Die zweite Reise in die Metropole war inspirierend und brachte neben tollen Erlebnissen auch neue, oder besser gesagt alte/neue Erkenntnisse - in der Schule des Lebens ist immer Unterricht!

    Da sind zum Ersten die langjährigen, guten Freunde aus Kaş, von denen einige in Istanbul leben - keiner der Herren nahm sich etwas Zeit, nicht einmal kurz für einen Çay.

    Es ist ja nicht so, das ich diesbezüglich mit irgendeiner Erwartungshaltung an den Bosporus gereist wäre, oder gar vergessen hätte, das Urlaubszeit und Alltag die Menschen unterschiedlich zeigen.

    Aber gefreut, hätte ich mich natürlich schon.

    Da gelebte Entscheidungen immer auf einem Fundament von Gründen stehen, stehen wohl diesbezüglich einige Überlegungen meinerseits an.

    Vielleicht, daß muss ich mir einfach eingestehen, wurde bei einigen Bekanntschaften einfach etwas zuviel hinein interpretiert.

    Menschen sind für mich definitiv die seltsamsten Lebewesen auf diesem Planeten.

    Zur Untermauerung meiner Ansicht eine interessante Kurzgeschichte..... in den Gassen von Istanbuls Basaren, sind natürlich auch alte, bettelnde Menschen unterwegs.

    Gestern Abend, konnte ich im Pide Restaurant beobachten, wie eine betagte, offensichtlich obdachlose Frau, nach einer kleinen Flasche Wasser und etwas zu Essen fragte und darauf hin sehr rüde verscheucht wurde.

    Sicherlich blanker Hohn für die alte Frau, stehen doch zeitgleich in den Gassen für die unzähligen, frei laufenden Katzen, gefühlt alle zehn Meter gefüllte Wasser- und Futternäpfe am Boden.

    Zudem werden reichlich Kisten mit Decken zur Verfügung gestellt, in denen sich die gut genährten Samtpfoten nach einer Mahlzeit zur Ruhe betten können.

    Fast erscheint der Eindruck, die Menschen wetteifern diesbezüglich untereinander und buhlen um die Gunst der Straßentiger.

    Wahrlich....., es gibt schlimmere Schicksale, als eine freilaufende Katze in Istanbul zu sein - Allah'a, Allah'a!

    Jajaja, ich höre es schon laut und deutlich schallen, wie mir all die Katzenfreunde on Earth völlig empört über diesen Vergleich, die Worte "ist eben Tierliebe, Tierliebe....." entgegen rufen!

    Sehr schön, ganz toll! Morgens große Tierliebe, mittags Kalbsschnitzel und abends Wurstplatte - passt ja alles ganz wunderbar!!

    Ich nenne es Prioritätenverschiebung und antworte ( nicht empört, sondern traurig ), daß unsere Wohlstandsgesellschaft diesbezüglich schon lange das gesunde Maß verloren hat und Tierliebe oft überhaupt keine ist.

    Meines Erachtens nach, höchstens eine selektive, rassenorientierte Form von Selbiger, oder noch viel eher das verliebt sein in ein ganz bestimmtes Tier - nämlich in seins!

    Das Wort Liebe, wird in diesem Kontext eh viel zu häufig in den Mund genommen.

    Eine Frage..... "Wie wäre es denn anstelle von völlig übertriebener Tierliebe, mit etwas gelebter Nächstenliebe"?

    An all jene, die in diesem Zusammenhang ihr Gewissen mit einer für diese Jahreszeit so beliebten, anonymen Spende beruhigen ( die dann bei der Steuererklärung selbstverständlich abgesetzt wird ), appelliere ich.....

    "Interessiert euch stattdessen doch einmal, auch wenn dies deutlich unbequemer ist, für die älteren Menschen in eurem direkten Umfeld.

    Ihr müsst nicht zwingend den hungernden Kinder in Ostafrika spenden, wo eh nur ein lächerlicher Bruchteil des Geldes bei den Bedürftigen ankommt.

    Genügend Senioren in eurer Nachbarschaft reicht die Rente kaum über den Monat - sie hungern auch und würden sich über Ansprache und soziale Wärme freuen.

    Besonders eindrücklich hat mir das gestern Abend noch einmal Erbek der Schuhputzer verdeutlicht.

    Muss ein 79jähriger Mann wirklich im Winter nachts auf der Straße sitzen, um für Klimpergeld fremden Menschen die Schuhe zu putzen?

    Mir hat dieser Anblick Tränen in die Augen getrieben und die halbe Nacht wach gehalten.

    Wo ist nur seine Familie, wo die Freunde, Verwandten oder Nachbarn des alten Mannes?

    Hätte Erbek große Kulleraugen, oder käme miauend auf Samtpfoten daher, würde es ihm in Istanbul definitiv besser gehen - ob das dem alten Mann auch schon einmal in den Sinn gekommen ist?

    "Tierliebe" vs. "Nächstenliebe"!

    Ich werde mich zurück daheim, einfach zeitnah am Monatsende vor einen Discounter oder die Bruchsaler Tafel stellen und die Augen offen halten.

    Es wird sich zeigen, welchem alten Menschen ich da mit etwas Hilfe, dauerhaft auf seinem letzten Lebensabschnitt ein wenig zur Seite stehen kann!

    Nicht weil aktuell Weihnachten vor der Tür steht, sondern weil ich schon viel zu lange die Idee mit mir herum trage und diese entsozialisierte, prioritätenverschobene Gesellschaft einfach nicht mehr ertrage!

    Mein Statement mag sich für einige Leser bstimmt etwas übertrieben anhören - was soll ich sagen.....?

    Vielleicht ja, lebt in mir der Zorn des Gerechten in mir, vielleicht sehe ich manche Dinge einfach nur klarer, vielleicht sollte ich beginnen jedliches Handeln der Menschen grundsätzlich zu akzeptieren - wäre doch sehr viel bequemer, oder?!

    Nein, never ever - das kommt überhaupt nicht in Frage!

    Pünktlich um 13.50 Uhr erfolgt der Touchdown in Stuttgart.

    Der letzte Flug dieses Jahres war ruhig und ich hatte mit einer ganzen Sitzreihe zur alleinigen Verfügung wieder großes Glück.

    Übrigens....., es gab's noch einmal leckeres Tavuk - Allah'a çok büyük!

    Ein Anhänger des Zynismus, würde noch ergänzend hinzufügen..... "Ich mag Tiere eben sehr"!

    Jedoch, sehe ich mich bei diesem Thema eher an der Seite des Schriftstellers Oskar Wilde..... "Ein Zyniker ist ein Mensch, der von jedem Ding den Preis, aber von keinem den Wert erkennt"!

    Nach einer Reise ist vor einer Reise!
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