England

3月 2025
  • Phoenix-on-Tour
Wir brechen auf nach England, dem pulsierenden Herzstück des Vereinigten Königreichs und freuen uns darauf, dieses faszinierende Land zu erkunden, das wie ein lebendiges Kaleidoskop aus Geschichte, Kultur und atemberaubender Natur ist. もっと詳しく
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  • Bournemount - tierische Sache

    3月24日〜4月2日, イングランド ⋅ ☁️ 9 °C

    Der Himmel trägt heute sein tristes Grau wie ein schlecht gelaunter Ozean, also tauchen wir ab – ins Oceanarium von Bournemouth. Direkt am Pier gelegen, ist es eine schillernde Unterwasserwelt mit über 1.000 Meeresbewohnern. Besonders spektakulär: der gläserne Tunnel, in dem Haie und eine majestätische Schildkröte über unsere Köpfe gleiten, während Otter, Pinguine und bunte Fische für Unterhaltung sorgen.

    Gleich im ersten Aquarium schwimmen wahre Giganten. Meine Augen weiten sich, als ich einem Pacu begegne – einem südamerikanischen Süßwasserfisch mit erschreckend menschenähnlichen Zähnen. Ein Fisch mit Beißerchen? Das klingt nach einer Horrorstory für Vegetarier! Aber es kommt noch besser: Im selben Becken tummelt sich ein roter Piranha, ein Tigerwels und ein Chinesischer Paddelfisch. Eine bunt gemischte WG aus aller Welt – als hätte Mutter Natur beschlossen, ein internationales Treffen im Wasser abzuhalten.

    Ob das gut geht, so viele internationale Fischarten in einer WG? Hoffentlich gibt’s keinen Futterneid! Wir ziehen weiter zum nächsten Becken, wo uns eine Truppe kleinerer Piranhas begrüßt – die Art von Fisch, bei der man instinktiv die Hände hinterm Rücken verschränkt. Klein, aber oho! Faszinierend sind sie trotzdem.

    Kaum drehen wir uns um, erspähen wir einen Rochen. Einer liegt gemütlich wie ein Teppich auf dem Boden, während der andere elegant seine Runden zieht – und das immer wieder direkt an mir vorbei. Perfekt für ein Foto von unten! Zumindest in der Theorie, denn der Rochen sieht das anders. Kaum richte ich die Kamera aus, dreht er beleidigt ab. Gut, dann eben nicht – ich werde mich von einem Fisch doch nicht bloßstellen lassen!

    Ich versuche es noch ein paar Mal, aber irgendwann muss ich einsehen: Der Rochen hat entweder keine Lust oder eine persönliche Vendetta gegen meine Kamera. Verflixt nochmal, dann halt nicht! Vielleicht habe ich bei den Ottern mehr Glück.

    Es ist Fütterungszeit, und die Tierpflegerin verteilt das Essen strategisch im Gehege. Wir stehen gespannt da – eine Horde Kleinkinder und wir, vereint in unserer Erwartung. Auf drei geht’s los. Die Tür öffnet sich, und die Otter schießen heraus wie kleine pelzige Raketen. Flink, clever und mit nur einem Ziel: Fisch! Das Gemüse? Bleibt demonstrativ links liegen.

    Ein Foto zu machen? Fast so aussichtsreich wie der Versuch, einem Flummi in der Waschmaschine zu folgen. Diese kleinen Wirbelwinde haben Wichtigeres zu tun, als für die Kamera zu posieren. Also lehnen wir uns zurück und genießen einfach die Show – zusammen mit den quietschvergnügten Kindern, die sich köstlich über das wilde Otter-Chaos amüsieren.

    Es fühlt sich an wie eine Live-Show im Fernsehen – spannend, lustig und durchgehend unterhaltsam. Wir könnten den Ottern ewig zusehen, wie sie herumflitzen, tauchen und sich gegenseitig überlisten, aber irgendwann wird es Zeit, weiterzuziehen.

    Unser nächster Stopp: die indische Weichschildkröte. Und die hat ein Feature, um das ich sie ernsthaft beneide – eine röhrenförmige Nase, mit der sie unter Wasser bleiben und trotzdem atmen kann. Wie cool ist das denn? Stell dir vor, wir könnten beim Schwimmen einfach weiteratmen, ohne wie ein Seehund zwischendurch auftauchen zu müssen. Praktisch, oder?

    Während ich noch über die evolutionäre Ungerechtigkeit nachdenke, dreht sich die Schildkröte gemütlich im Wasser und lässt sich bereitwillig fotografieren. Endlich mal ein vernünftiges Tier mit Sinn für Social Media!

    Claudia wartet geduldig, während ich meine Fotos schieße – ein wahrer Akt der Freundschaft, wenn man bedenkt, dass ich manchmal länger brauche als ein Faultier beim Sprinttraining. Kaum ist das erledigt, zieht es sie weiter zum nächsten Highlight: die Pinguine!

    An Land wirken sie wie kleine Kellner in Frack und Flossen, die gerade erst laufen gelernt haben – ein bisschen tollpatschig, aber unfassbar charmant. Doch im Wasser? Zack, verwandeln sie sich in flinke Torpedos, die durch die Wellen sausen, als hätten sie heimlich einen Raketenantrieb eingebaut. Egal, ob an Land oder im Wasser – Pinguine sind einfach die perfekte Mischung aus Comedy-Show und Naturdoku.

    Mir kommt da immer die Geschichte von Eckhard von Hierschhausen in den Sinn: „Bei einem Zoobesuch sah er einen Pinguin auf einem Felsen stehen und hielt ihn zunächst für eine “Fehlkonstruktion” – mit seinem dicken Bauch, kleinen Flügeln und scheinbar fehlenden Knien. Doch kaum tauchte der Pinguin ins Wasser ein, verwandelte sich sein Bild in das eines wahren Meereskünstlers: elegant, flink und in seinem Element wie ein heimlicher Wasserrakete.
    Diese Anekdote erinnert uns daran, dass wir Menschen oft voreilig urteilen und dabei die wahren Stärken übersehen – und dass es manchmal einfach hilft, ins Wasser zu springen, um zu zeigen, was in uns steckt.“

    Wie ein Paparazzo in seinem Element drücke ich den Auslöser, während ich im knipsenden Wettstreit mit den Pinguinen stehe. Einer hat es mir besonders angetan – er posiert wie ein gefeierter Star, der sich vor dem Blitzlichtgewitter nicht scheut und von allen Seiten abgelichtet werden will. Obwohl der fischige Gestank uns beiden die Nase rümpfen lässt, verweilen Claudia und ich eine ganze Weile inmitten dieser gefiederten Celebrities.

    Für mich sind sie das absolute Highlight des Tages – doch für Claudia sind es ganz andere Stars: Die Quallen, die im Becken nebenan wie zarte Ballerinas ihre anmutigen Pas de Deux aufführen. Mit einer Grazie und Ruhe, die selbst den erfahrensten Tanzmeistern die Show stiehlt, schweben sie auf und ab, als würden sie in einer endlosen Choreografie aus Licht und Wasser schwingen.

    Man stelle sich vor, fluoreszierende, transparente Wesen, die fast außerirdisch wirken – als wären sie geradewegs aus einer fernen Galaxie in unser Becken entschwunden. Diese Quallentiere tanzen nicht nur, sie verzaubern den Raum mit ihrer surrealen Eleganz, die jede Balletttänzerin vor Neid erblassen lässt. Es ist, als ob sie in einem eigens komponierten Unterwasserballett auftreten, das die Grenzen zwischen Realität und Traum mühelos verschwimmen lässt.

    Ein paar Schritte weiter, in einem ganz anderen Becken, liegt es regungslos da – still, leise und mit der Gelassenheit eines altgedienten Auftragskillers: ein Krokodil. Seine Augen haben mich längst ins Visier genommen, fixieren jede meiner Bewegungen mit der Präzision eines Scharfschützen.

    Neugierig knie ich mich hin, um auf Augenhöhe mit dieser urzeitlichen Bestie zu sein. Ein beeindruckendes Relikt aus einer anderen Ära, das reglos im Wasser lauert – oder einfach nur seine innere Ruhe genießt, schwer zu sagen. Beim genaueren Hinsehen entdecke ich, dass seine Beine locker im Wasser baumeln, als würde es sich gerade einen gemütlichen Wellnesstag gönnen. Entspannt? Vielleicht. Oder aber es überlegt gerade, ob es mich lieber als Hauptgang oder nur als kleinen Snack betrachten soll.

    Fasziniert mustern wir uns gegenseitig – ein stilles Duell der Blicke, während ich mich frage, was wohl in seinem kleinen, aber garantiert nicht harmlosen Kopf vorgeht. Vielleicht analysiert es meine potenzielle Nährstoffdichte? Oder bewertet meine Überlebenschancen in freier Wildbahn?
    Doch nach einer gründlichen Inspektion meinerseits scheint das Krokodil zu einer überraschenden Entscheidung zu kommen: Es schließt die Augen und döst seelenruhig ein. Na, wenn das mal kein Zeichen von Vertrauen ist! Oder pure Arroganz. So oder so, ich erkläre mich hiermit offiziell zum Krokodilflüsterer – zumindest bis es wieder aufwacht und entscheidet, ob ich nicht doch als Appetithäppchen tauge.

    Wir stürzen uns in ein wahres Unterwasser-Kaleidoskop: Da zieht eine Riesenschildkröte ihre gemütliche Runde mit den Haien – als hätte sie sich in einem exklusiven Unterwasser-Samba eingeschrieben. Um sie herum in anderen Aquarien tummeln sich Krebse wie kleine Beatboxer, Tintenfische enthüllen ihre geheimnisvollen Tricks, und bunte sowie weniger bunte Fische präsentieren sich in einem schillernden Spektakel. Schalentiere und allerlei skurrile Wasserwesen runden diese bizarre, lebendige Party ab. Ein Ausflug, der uns nicht nur schallendes Gelächter beschert, sondern auch unser Wissen in spritzige Tiefen katapultiert hat.
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  • Bournemouth - Sand, Strand & Hoch hinaus

    3月25日〜4月4日, イングランド ⋅ ☁️ 16 °C

    Nach dem Frühstück schwingen wir uns in die Abenteuerstiefel – na gut, Turnschuhe – schultern unseren treuen Rucksack voller Überlebensutensilien und machen uns kampfbereit. Der 11 km lange Strand liegt vor uns wie eine epische Quest, die nur wahre Helden bezwingen können. Die Sonne strahlt vom Himmel wie eine begeisterte Cheerleaderin, und wir lassen uns von ihrer guten Laune anstecken. Auf geht’s –Sand, Wellen und pure Abenteuerlust, wir kommen!

    Mit der salzigen Brise im Rücken und dem beruhigenden Rauschen der Wellen als Soundtrack, nehmen wir Kurs auf den Durley Chine Beach. Der Sand knirscht unter unseren Sohlen wie ein gemütlicher Empfang, während wir an einer Parade bunter Badehäuschen vorbeiziehen, die sich wie eine Truppe gut gelaunter Bonbons in der Sonne präsentieren und fröhlich um die Wette strahlen. Das Meer blitzt und funkelt, als wäre es in einem Wettstreit mit den Häuschen um den Titel „Leuchtendstes Etwas des Tages“. Jeder Schritt fühlt sich an, als würde die Seele in ein luxuriöses Spa geschleust – wenn Spaziergänge am Meer eine Währung hätten, wären wir jetzt steinreich!

    Weiter geht’s entlang der West Undercliff Promenade, einer eleganten Küstenstraße, die sich von der Bournemouth Pier bis nach Flaghead Chine in Poole zieht, wie ein langes Band aus blauem Samt.

    Kaum betreten wir den Westcliff Garden, fühlen wir uns wie Zaungäste in einer exklusiven Baustellen-Lounge für Pflanzen. Die Natur? Offenbar auf Sabbatical oder im Tiefschlaf. Der legendäre Westcliff Lift? Macht Urlaub. Derzeit außer Betrieb, vermutlich Opfer eines früheren Erdrutsches, der ähnliche Anlagen in der Region lahmgelegt hat. Der Hang? Sieht aus, als hätte er eine lange Nacht hinter sich. Und die Postkarten-Idylle? Photoshop sei Dank! Aber hey, das Meer ist immer noch da – und das braucht keine Generalüberholung.

    Wir treffen auf eine ganze Hundekarawane – da ist alles dabei: kleine Flitzer, die wie überdrehte Staubsauger durch die Gegend wuseln, große, majestätische Wuffis, die stolz wie Königslöwen an uns vorbeimarschieren, dicke Wälzer, die eher das „Chillen am Strand“-Vibe versprühen, und dann die zarten, dünnen Fellnasen, die mit der Geschwindigkeit eines Blitzes an uns vorbeirauschen. Wir begegnen hechelnden Energiebündeln, die kurz davor sind, sich selbst in den Wahnsinn zu hetzen, und hochmotivierten Vierbeinern, die jedem Ball hinterherjagen, als ob es der letzte auf Erden wäre. Daneben gibt’s die entspannten Hundepilger, die ihren Spaziergang wie einen Zen-Moment genießen, und dann noch die wahren Hundesportler, die bei der „Oh-my-God-Ich-bin-für-einen-Marathon-trainiert“-Olympiade locker den Goldpokal abräumen würden. Ein wahrer Tierzoo, in dem jeder Hund sein eigenes kleines Abenteuer lebt!

    Und natürlich die Hundebesitzer – der eine kämpft verzweifelt mit der Leine, als ob er ein wildes Krokodil bändigen müsste, während der andere seinen Hund wie einen persönlichen Fitness-Coach anfeuert. Da gibt’s die, die ihren Hund fast wie einen Baby-Bodyguard behandeln und ihm jedes Bedürfnis von den Augen ablesen, und dann die, die so tun, als wären sie die coolen Hunde-Eltern, die „ach, der macht das schon“ sagen, während ihr Hund die Straße entlang wie ein Tornado tobt. Einige plaudern mit uns, als wären wir alte Freunde, andere haben den Blick des Hundesportlers, der die Konkurrenz im Auge behält. Und dann gibt’s noch die, die einfach froh sind, dass ihr Hund sie heute nicht über den Haufen rennt. Ein bunter Haufen an zwei- und vierbeinigen Abenteurern, jeder mit seinem eigenen Plan, aber alle gemeinsam auf einer wilden Mission.

    Neben den Fellnasen gibt es auch die Mamis, die ihre kleinen Kidis wie kostbare Sammlerstücke spazierenfahren oder im Sand mit ihnen spielen, als wäre der Strand ihr persönlicher Spielplatz. Dann haben wir die Kategorie „Girlies and Boys“, die auf ihren Laufrädern durch die Menge flitzen, als wären sie auf einem wilden Rennen, und dabei geschickt die Sandhügel als Sprungschanzen nutzen während ihre Momis halb vor Sorge ohnmächtig werden.. Und natürlich gibt es noch die kleinen Sandakrobaten, die sich mit der Hingabe von Archäologen im Sand eingraben, als ob sie nach einem Schatz suchen – oder, noch besser, andere mit einer Freudenexplosion von Sand bewerfen, als wären sie in einem wilden Wüstenschlacht-Spiel. Einige sind sogar so mutig, dass sie versuchen, den Sand selbst zu probieren – vermutlich auf der Suche nach dem „Geschmack des Ozeans“!

    Und natürlich kommen die Familienväter und Großmütter nicht zu kurz – die einen stolz mit dem Blick des „ich hab alles unter Kontrolle“-Daddys, die anderen in ihrem besten „Ich hab den Enkel in der Hand, und jetzt kommt der Sandkasten-Spaß“-Modus. Während die Väter versuchen, die kleinen Ungeheuer auf ihren Rädern zu bändigen oder als „Sandburg-Architekten“ in Erscheinung zu treten, lassen sich die Großmütter gemütlich nieder, als ob der Sandstrand ihre ganz persönliche Wellness-Oase wäre, und verteilen dabei weise Ratschläge, die genauso oft wie der Wind im Sand verwehen. Ein echtes Familienensemble, bei dem jeder seinen Platz hat und keiner zu kurz kommt!

    Unser Weg führt uns weiter gen Alum Chine Beach, als würden wir einem goldenen Faden folgen, der uns immer weiter entlang der Promenade zum Branksome Chine Beach zieht. Und natürlich zieren auch hier wieder diese charmanten Strandhäuschen den Weg – dieses Mal im etwas anderen Stil, aber genauso fotogen wie ihre Kollegen am Anfang.

    Wir werden begleitet von Senioren, die sich in Grüppchen wie eine gut geölte Reisegruppe durch den Sand bewegen – schließlich müssen auch sie mal raus, und der Strand ist der perfekte Ort für eine Auszeit. Und dann gibt es da noch die Radfahrer, die sich wie Tarnkappenagenten von vorne und hinten an uns heranpirschen. Es ist ein echtes Abenteuer, die Promenade zu erobern, ohne von einem Fahrrad überholt zu werden – ein bisschen wie ein Verkehrsspiel für Erwachsene!

    Die Aussicht bleibt weiterhin ein wahres Meisterwerk der Natur. Wir seufzen, lassen uns von der Schönheit einlullen und schwelgen in der warmen Sonne, als hätten wir die göttliche Fünf-Sterne-Behandlung gebucht. Die Wärme umhüllt uns wie eine flauschige Decke, und der Sonnenstrahl ist fast ein kleiner Sonnenkuss. Dass England tatsächlich einen solch traumhaften Strand zu bieten hat, war uns bis jetzt ein gut gehütetes Geheimnis – wer hätte gedacht, dass das Land der Teekultur auch noch mit solchen Tropen-Gefühlen um die Ecke kommt?

    Nach einer Stunde und einer halben abenteuerlicher Wanderung erreichen wir schließlich Flaghead Chine – unser ganz persönlicher VIP-Eingang zu den Sandbänken, als hätten wir ein Ticket für den exklusivsten Naturclub in der Gegend. Ein kurzer Schlenker zur anderen Seite der Insel, wir überqueren die Shore Rd, und zack – da sind wir, auf der Sandbank! Doch dann passiert das Unvorhergesehene. Claudia und ich verziehen gleichzeitig die Gesichter, als hätten wir gerade in eine Zitrone gebissen. „Igitt!“ Ein übler Gestank nach verfaultem Fisch zieht uns fast die Luft aus den Lungen. Das Meer hat sich auf dieser Seite der Insel zurückgezogen und hinterlässt eine übelriechende Algenpfütze, die uns das sonst so charmante Paradies schnell vergessen lässt. Aus „wow, das ist schön“ wurde ruckzuck „huch, das ist ja wirklich unangenehm!“
    Nö, da haben wir jetzt wirklich keine Lust drauf. Wir drehen uns kurzerhand um, als wären wir auf einer Flucht vor der fischigen Apokalypse, und marschieren zurück in unser wahres Paradies. Im Rockwater gönnen wir uns ein Mittagessen, das so gut ist, dass wir fast vergessen, dass die Algen uns eben noch fast den Atem geraubt haben. Danach machen wir uns wieder auf den Weg nach Bournemouth, wo wir uns auf der Terrasse des Bournemouth Piers niederlassen, als hätten wir das Meer gerade als unseren persönlichen Club für die Seele gebucht. Ein Café in der Hand, Sonne im Gesicht – das ist der wahre Luxus!

    Bevor wir uns ins Hotel zurück schleichen, beschließen wir, noch ein kleines Abenteuer zu wagen – das Riesenrad. Morgens hatte es noch Pause wegen Reparaturen, aber jetzt sind wir optimistisch, dass die Kabinen uns nicht nur hoch hinaus, sondern auch wieder sicher auf den Boden der Tatsachen zurückbringen. Mutig wie ein Abenteuer-Scout steige ich ein – hab ich schon erwähnt, dass ich unter Höhenangst leide? Na, egal! Die Gondel setzt sich in Bewegung und schaukelt uns langsam in die Lüfte. Oben angekommen bleibt sie stehen, und plötzlich entfaltet sich vor uns ein Panorama, das uns fast den Atem raubt – ganz Bournemouth, der Hafen und der Strand, alles in einem perfekten, fast kitschigen Blick. Unglaublich. Doch dann setzt die Gondel ihren langsamen Abstieg fort, und obwohl mein Magen schon auf Stand-by-Modus geschaltet hat, wird mir langsam ganz anders. Und dann passiert’s – sie hält nicht an! Wir dürfen nicht raus, und der ganze Spaß beginnt von vorne.

    Also, ab zur zweiten Runde! Wieder nach oben, wieder das atemberaubende Panorama genießen, und dann – endlich – wieder runter, mit einer Erleichterung, als hätten wir den Mount Everest bestiegen und wären heil zurück. Doch was passiert? Die Gondel hält nicht an und dreht die dritte Runde ein! Dasselbe Spiel, derselbe Spaß. Irgendwann fangen wir an, zu witzeln, ob der Betreiber uns vielleicht vergessen hat – wir waren ja schließlich die einzigen Verrückten an Bord. Und wie viele Runden noch kommen, fragen wir uns? Nach Runde drei startet Runde vier. Hilfe, lasst uns raus! Wir steigen wieder, hoch und runter, als wären wir in einer Karussell-Schleife gefangen, die keinen Halt kennt.

    Endlich, nach der vierten Runde – Halleluja! – öffnet sich die Tür, und wir stürzen hinaus, als wären wir aus einem Mini-Knast befreit. Lachend und mit einem Hauch von Nervenkitzel, aber auch zutiefst erleichtert, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben, machen wir uns auf den Weg zurück zum Hotel.
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  • Charakteren - Mutprobe & Sprachlosigkeit

    3月26日〜4月6日, イングランド ⋅ ⛅ 17 °C

    Unsere Zeit am Ärmelkanal schmilzt dahin wie ein Eis in der Mittagssonne – nächster Halt: Windsor. Doch bevor wir aufbrechen, wartet noch eine letzte Schlacht: die Mission Safe öffnen. Wird es wieder so ein Drama wie beim Verschließen?

    Ich knie mich vor den offenen, antiken Holzschrank und tauche ein wie Lucy in Narnia – nur dass mich hinter der Rückwand kein magisches Reich erwartet, sondern ein festgenagelter Metallsafe mit dem Charme eines sturen Maultiers. Code eingegeben, ein Piepsen… aber die Tür bleibt zu. Zweiter Versuch, wieder ein Piepsen – der Griff rührt sich nicht. Ich fluche, Claudia lacht.

    „Soll ich den Rezeptionisten holen?“, fragt sie grinsend. Ich murmele etwas Unverständliches aus den Untiefen des Schranks und starte einen weiteren Angriff. Doch der Safe bleibt unbeeindruckt. „Wenn du nicht aufmachst, verwandle ich dich in Altmetall!“, drohe ich finster. Dann tippe ich die Zahlen wie ein Kind, das eine Geheimzahl zum ersten Mal vorsichtig ausprobiert – jede Ziffer mit höchster Konzentration, die Rautetaste als krönender Abschluss.

    Und siehe da: Klick. Die Tür schwingt auf. Wer braucht schon einen Rezeptionisten, wenn er mich hat? Claudia lacht. Unsere Wertsachen sind geborgen – Mission erfolgreich! Nun wartet die nächste Herausforderung: das epische Kofferschließen.

    Drauflegen und hoffen, dass die Schwerkraft mitspielt – ein Ächzen, ein Ruck am Reißverschluss, ein paar Zentimeter gewonnen. Dann draufsetzen und wippen, als wäre der Koffer ein widerspenstiges Rodeopferd. Noch immer klafft eine Lücke. Also draufknien, den Deckel mit vollem Körpereinsatz bezwingen und den Reißverschluss mit der Präzision eines Tresorknackers schließen. Zack! Geschafft! Wir reißen die Arme hoch, lachen und jubeln – wieder einmal bewiesen: Im Verschließen übervoller Koffer sind wir wahre Meister.

    Rucksack geschultert, Bauchtasche festgezurrt – bereit zum Abmarsch. Ein letzter tiefer Atemzug, dann geht’s Richtung Fahrstuhl.

    Dieses Hotel hat Charakter – oder nennen wir es lieber eine ausgeprägte Eigenwilligkeit. Safes mit einer Sturheit wie ein trotziges Maultier, Telefone mit mehr Schweigegelübde als ein Mönch, Aufzüge mit eigener Agenda und ein WLAN, das sich verhält wie eine launische Diva: mal da, mal weg, aber nie, wenn man es braucht.
    Der Lift fährt. Wohin? Überraschung! Hoch, runter, aber selten dorthin, wo wir hinwollen. Eine kleine Odyssee später spuckt er uns schließlich in der Lobby aus. Geschafft – zumindest dieses Level im Survival-Game Hotel Chaos.
    Mittlerweile sind wir abgehärtet, winken dem Rezeptionisten ein entspanntes Adieu zu und marschieren los – quer durch den Park Richtung Busstation.

    Vorbei am Gehege des rebellischen Sittichs, dessen Ausbruchversuch wir beim letzten Mal bestaunt haben. Ob er es wohl in die Freiheit geschafft hat? Wir drücken ihm die Daumen.

    Der Bus rollt heran, wir springen rein und lassen uns Richtung Bahnhof Bournemouth kutschieren. Claudia besorgt das Ticket, und kaum blinzeln wir zweimal, sitzen wir schon im Cross-Country-Zug nach Reading – bereit für das nächste Kapitel unseres Reiseabenteuers.
    Natürlich ist es wieder ein dieselbetriebener Veteran auf Schienen. Er ruckelt, er schaukelt – ein echter Kämpfer. Wie ein Marathonläufer, der seinen eigenen Rucksack voller Proviant schleppt: alles dabei, was er braucht, aber dafür etwas schwerfälliger unterwegs. Und wenn es bergauf geht? Oh ja, dann schnauft und keucht er, als würde er mit letzter Kraft die Ziellinie erreichen.
    Einen Tee im Zug zu trinken? Eine echte Mutprobe! Wer nicht aufpasst, veranstaltet eine unfreiwillige Teedusche. Die Zugfahrt ist weniger eine elegante Schienenkreuzfahrt als vielmehr eine rustikale Traktorfahrt auf Schienen – mit ordentlich Charakter.

    Von Bournemouth nach Reading geht’s durch die charmante Landschaft Südenglands, eine Szenerie wie aus einem britischen Bilderbuch. Kaum haben wir den geschäftigen Bahnhof hinter uns gelassen, rumpelt unser Dieselross durch das grüne Herz von Dorset und Hampshire. Sanfte Hügel rollen am Fenster vorbei, dichte Wälder winken, und auf den Feldern grasen Kühe, die das Zuggeruckel vermutlich weniger beeindruckt als uns.
    Unterwegs tauchen malerische Dörfer auf, vollgepackt mit Cottages und Kirchtürmen, als hätte ein Landschaftsmaler sich hier künstlerisch ausgetobt. Die modernen CrossCountry-Züge versprechen große Fenster für beste Aussicht – doch bei diesem Schaukeln gleicht der Blick eher einer Kamerafahrt in einem Abenteuerfilm.
    Drinnen herrscht eine entspannte Stimmung: Bequeme Sitze laden zum Zurücklehnen ein – oder zum Festklammern, je nach Streckenabschnitt. Geschäftsreisende kämpfen mit dem WLAN, das sich mal zeigt, mal in die digitale Versenkung verschwindet.
    Kurz vor Reading verabschiedet sich die ländliche Idylle, und die urbane Kulisse übernimmt das Bühnenbild. Der moderne Bahnhof Reading markiert das Ziel unserer holprigen, aber dennoch charmanten Reise. Wer hier aussteigt, hat nicht nur eine neue Stadt erreicht, sondern auch eine kleine Achterbahnfahrt durch Englands schönste Ecken hinter sich.

    Umsteigen, weiter nach Slough, nochmal umsteigen – eine kleine Reise nach dem Matroschka-Prinzip.

    Kaum rollen wir in Slough ein, schaue ich mich um und denke: Oh Schreck! Hoffentlich sieht Windsor freundlicher aus als das hier. Denn Slough ist … nun ja, sagen wir mal, es hat den Charme eines grauen Büroschrankes an einem Montagmorgen. Bitte, Windsor, enttäusch mich nicht!

    Bei der Einfahrt nach Windsor hebt sich der Vorhang zu einer königlichen Inszenierung – ein Anblick, der selbst einen eingefleischten Bahnreisenden kurz sprachlos macht. Der Zug rollt gemächlich seinem Ziel entgegen, während draußen eine Kulisse auftaucht, die aussieht, als hätte ein Historienmaler sie mit besonders viel Liebe zum Detail geschaffen. Wir sind hin und weg.

    Zwischen sattgrünen Wiesen und ehrwürdigen Backsteinhäusern blitzt Windsor Castle hervor, seine Türme recken sich in den Himmel, als wollten sie sagen: Na endlich, ihr seid da! Die Themse schlängelt sich anmutig durch die Landschaft, während Schwäne über das Wasser gleiten, als hätten sie eine exklusive Einladung zum Empfang.

    Der Bahnhof? Klein, charmant – aber mit Stil. Ein echter Oldtimer mit Klasse, der es nicht nötig hat, sich aufzuspielen. Mit einem letzten, fast theatralischen Ruckeln kommt der Zug zum Stillstand, die Türen öffnen sich – und für einen kurzen Moment könnte man schwören, die Queen persönlich würde am Bahnsteig warten, um uns zu begrüßen.
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  • Windsor - Royale Einsichten

    3月27日〜4月8日, イングランド ⋅ ☁️ 11 °C

    Heute steht ein königlicher Feldversuch auf dem Programm: Wir, das einfache Volk, wagen uns in die heiligen Hallen von Kate und William, um den Geheimnissen der royalen Schaltzentrale auf die Spur zu kommen.

    Doch bevor wir uns dem Glanz und Gloria nähern dürfen, heißt es erst mal: Sicherheitscheck deluxe! Ganz wie am Flughafen – nur mit weniger Urlaubsfeeling. Rucksäcke und Jacken aufs Laufband, das Handy bekommt seinen eigenen VIP-Platz in der Plastikwanne, und wir marschieren durch den Metalldetektor wie durch ein Portal in eine andere Welt. Kein Alarm, keine Probleme – der Weg zum Palast ist frei! Auf geht’s in die royale Realität!

    Mit königlichem Schritt durchqueren wir das Tor und tauchen ein in den Jubilee Garden – das Wohnzimmer der Reichen und Schönen, nur ohne Couchtisch. Der Rasen? Ein grüner Teppich so akkurat gestutzt, dass selbst ein Lineal vor Neid erblassen würde. Betreten verboten? Selbstverständlich! Schließlich sollen die Spuren der Monarchie nicht von unseren profanen Fußabdrücken entweiht werden.

    Während wir ehrfürchtig das Schloss bestaunen – eine Festung, die sich nicht lumpen lässt – wird uns klar: Hier schuften rund 200 Menschen, um den Pomp am Laufen zu halten. Kein Wunder, bei dieser Quadratmeterzahl würde selbst ein Staubkorn mit einem GPS-Tracker ausgestattet werden.

    Nun ein kleiner Exkurs in die royale Steinmetzkunst: Einst war hier nur die Siedlung Windlesore – klingt ein bisschen nach einem verschlafenen Hobbit-Dorf. Doch Wilhelm der Eroberer dachte sich: „Da geht mehr!“ und zimmerte hier eine Burg hin. Holz war nett, aber Stein war besser – so wurde das Windsor Castle im 11. Jahrhundert festgezurrt. Heinrich II. und Heinrich III. schraubten fleißig daran herum, bis es eine Festung war, die jedem Feind die Knie schlottern ließ.
    Doch was wäre eine Burg ohne eine Stadt drumherum? Windsor wuchs, bekam eine Charta, die den Bürgern Rechte und den Händlern Gilden bescherte, und wurde zum Hotspot für Märkte und Messen. Im 16. Jahrhundert drehte Windsor dann richtig auf – die St. Georgs-Kapelle wurde fertiggestellt (nachdem sie gut 50 Jahre in der „Machen wir später“-Schublade lag), und die Stadt boomte.
    Natürlich blieb auch das Drama nicht aus: Im Bürgerkrieg 1642 wurde Windsor von Parlamentstruppen gekapert, die Royalisten versuchten es zurückzuerobern, doch die Burg blieb fest in den Händen der Rebellen. Aber Windsor wäre nicht Windsor, wenn es sich nicht wieder aufgerappelt hätte. Die Einwohnerzahlen wuchsen, und auch wenn die Industrielle Revolution Windsor fast übersehen hätte, kam 1849 immerhin eine Eisenbahnverbindung nach London – praktisch für die Pendler und, na klar, die Touristen, die bis heute in Scharen hierher strömen. Und während wir all das verarbeiten, bleibt eine Frage offen: Wie schafft man es, in so einem Schloss nicht ständig sein Zimmer zu verlegen?

    Wir erreichen das St. George’s Gate – doch statt uns in königlicher Manier hineinzuwinken, bleibt es verschlossen wie ein gut gehütetes Familiengeheimnis. Also bleibt uns nur die altbewährte Methode: Nase ans Gitter pressen und durch die Stäbe linsen wie neugierige Spione auf geheimer Mission.

    Und siehe da! Hoch zu Ross thront King Charles II höchstpersönlich – als Statue, versteht sich. Ein wahrer Ritter der Extraklasse, der hier in Stein gemeißelt Wache hält. Dahinter erspähen wir einen Teil des Palastes, den „Estate Entrance“, quasi die royale Haustür für Menschen mit einem sehr beeindruckenden Türschlüssel.

    Wir könnten schwören, dass die Mauern hier Geschichten flüstern – doch leider bleibt es bei einem stummen Blick durch die Gitterstäbe. Tja, der Adel bleibt eben unter sich!

    Also weiter im königlichen Wanderschritt! Vorbei am King Henry Tower, wo man fast meint, der alte Heinrich höchstpersönlich könnte jeden Moment aus einem Fenster brüllen, weil ihm irgendetwas nicht passt. Dann passieren wir den Saxons Tower – eine steinerne Zeitkapsel, die wohl mehr Geschichte gesehen hat als so mancher Geschichtslehrer.

    Unser Ziel? Die majestätische Kirche, die da steht wie eine königliche Großmutter: erhaben, ehrwürdig und mit einer Aura, die einem unmissverständlich klarmacht, dass hier seit Jahrhunderten große Dinge geschehen. Also Rücken gerade, respektvollen Blick aufsetzen – wir betreten heiligen Boden!

    Die St. George’s Chapel – ein Bauwerk, das so beeindruckend ist, dass selbst unsere Kinnladen ehrfürchtig in den unteren Burghof plumpsen. Innen wie außen ein Meisterwerk, das uns sprachlos um die Wette staunen lässt.

    Obwohl sie offiziell nur als Kapelle durchgeht, ist sie mit ihren 72 Metern länger als manch eine Kathedrale – ein echtes Understatement in Stein. Aus hellem Sandstein gemeißelt, thront sie im späten Perpendicular Style und beweist, dass gotische Architektur hier auf ihrem absoluten Höhepunkt angekommen ist.

    Die großen Fenster werfen Lichtspiele, als würde das Gebäude selbst mit den Sonnenstrahlen jonglieren. Die Strebebögen sind so reich verziert, dass man meinen könnte, ein besonders kunstvoller Architekt hätte hier sein Meisterstück abgeliefert. Das Dach? Clever versteckt! Stattdessen thronen auf der Brüstung Wappentiere aus den Häusern Lancaster und York – ein regelrechter Zoo aus Falken, Hirschen und Drachen, die hier auf ewig Wache halten.

    In der Mitte das ausgeprägte Querhaus, das wie ein architektonischer Dirigent Hauptschiff und Chorraum in perfektem Gleichklang hält. Sieben Joche auf jeder Seite, dazu niedrige Seitenschiffe, und im Osten die ehemalige Lady Chapel mit polygonalem Abschluss – ein Raum, der einst für private Andachten gedacht war, aber heute einfach nur königlich erhaben wirkt.

    Kurz gesagt: Wenn Mauern Geschichten erzählen könnten, dann wäre St. George’s Chapel ein Geschichtsbuch, das man gar nicht mehr aus der Hand legen möchte.

    Beim Betreten der St. George’s Chapel fühlt man sich fast wie in einem gigantischen Lichtdom – die großen Fenster lassen so viel Helligkeit herein, dass selbst der düsterste Regentag hier kaum eine Chance hat. Doch es ist nicht nur das Licht, das uns beeindruckt, sondern auch das spektakuläre Fächergewölbe, das sich über uns ausbreitet wie ein kunstvoll gefalteter Spitzendeckchen-Himmel aus Stein.

    Ein echter Hingucker ist das Chorgestühl der Ritter des Hosenbandordens – aus edler Eiche geschnitzt und so prachtvoll, dass selbst königliche Hinterteile hier äußerst würdevoll Platz nehmen. Über den Sitzen wehen die Banner der aktuellen Mitglieder, während über 700 Wappenschilde vergangener Ritter die Wände schmücken – eine Art Ahnen-Galerie in XXL, die zeigt, dass hier seit Jahrhunderten Geschichte geschrieben wird.

    Und dann das Westfenster: Mit über 9 Metern Höhe und Breite gehört es zu den größten Buntglasfenstern Großbritanniens. Ein wahrer Farborkan, der sich über die Kapelle ergießt – und das Beste daran? Viele der 75 Glasmalereien stammen noch aus dem frühen 16. Jahrhundert, ein echtes Renaissance-Instagram für die Ewigkeit.

    Doch es bleibt nicht nur bei kunstvoller Verzierung – die Kapelle ist auch die letzte Ruhestätte für zehn Könige und zahlreiche Mitglieder des Hochadels. Besonders prunkvoll: das Grabdenkmal von Prinzessin Charlotte, erschaffen von Matthew Cotes Wyatt – ein steinernes Meisterwerk in der Urswick Chapel.
    Bei Prinzessin Charlottes Grab sind wir länger stehengeblieben, weil uns ihre Lebenszahl so fasziniert hat – ein viel zu kurzes Leben, das trotzdem tiefe Spuren hinterlassen hat. Doch kaum hatten wir uns in ehrfürchtige Gedanken vertieft, tauchte eine kirchliche Ordnungshüterin auf, die offenbar den heiligen Turbo eingelegt hatte. Mit strengem Blick und scharfem Tonfall wurden wir angewiesen, gefälligst weiterzulaufen.
    Nicht mal in Ruhe kann man eine Prinzessin würdigen, ohne eine Strafpredigt zu kassieren! Fast hätten wir erwartet, dass sie uns noch einen Bußzettel fürs zu lange Gedenken ausstellt. Also bleibt uns nichts anderes übrig, als uns mit einem letzten respektvollen Blick von Charlotte zu verabschieden und im vorgegebenen Takt weiterzuziehen – denn wer hier zu lange verweilt, bekommt schneller eine Rüge als ein Amen in der Kirche.

    Und dann wäre da noch die Albert Memorial Chapel – ein neugotisches Feuerwerk aus Marmor, Mosaiken, Skulpturen und Glasmalereien. Wer hier nicht staunt, hat vermutlich die Augen zu.

    Nachdem wir in der königlichen VIP-Ruhezone gerade noch so dem Tempoverbot entkommen sind, setzen wir unseren Spaziergang fort – diesmal mit etwas mehr Schwung, bevor uns noch jemand mit einem „Pilgern ja, pausieren nein!“ weiterjagt. Unser nächstes Ziel: das Normans Gate.

    Kaum angekommen, bleibt uns nur eines – staunen! Denn vor uns ragt der mächtige Round Tower auf, ein steinernes Bollwerk mit der Ausstrahlung eines mittelalterlichen Türstehers. Breit, wuchtig und so stabil, dass er vermutlich selbst einem Drachenangriff nur mit einem gelangweilten Schulterzucken begegnen würde. Einmal drum herumzulaufen, ist gefühlt eine halbe Schlossbesichtigung für sich – ein königliches Fitnesstraining inklusive.

    Man könnte fast meinen, der Turm mustert uns kritisch – schließlich hat er in seiner langen Geschichte schon so einige Gestalten im Blick gehabt, von Rittern bis hin zu neugierigen Touristen mit Kameras im Anschlag. Doch keine Sorge, wir sind in friedlicher Mission unterwegs und werfen respektvoll einen Blick nach oben, bevor wir unseren Weg fortsetzen.

    Das heutige Windsor Castle schmiegt sich noch immer um die gute alte Motte – nein, nicht die flatternde Nachteule, sondern einen künstlichen Erdhügel, auf dem Wilhelm der Eroberer einst die erste Version der Burg aus Holz gezimmert hat. Heute steht an dieser Stelle der imposante Round Tower – quasi das steinerne Sixpack der Anlage und unübersehbares Wahrzeichen.
    Aber Moment mal – „rund“? Nun ja, zumindest so rund wie ein mittelalterlicher Versuch, einen Kreis zu zeichnen. Der Turm hat seine eigene Vorstellung von Geometrie, was ihn aber nur noch sympathischer macht.
    Die gesamte Schlossanlage folgt noch immer der alten Verteidigungslogik: Sicherheit geht vor! Der Round Tower sitzt wie ein steinerner Schiedsrichter in der Mitte und trennt Windsor Castle in zwei klar definierte Bereiche. Im unteren Hof thront die ehrwürdige St. George’s Chapel, wo Andacht gehalten und Geschichte geschrieben wurde. Im oberen Hof hingegen befinden sich die königlichen Privatgemächer sowie die prunkvollen Staatsräume, in denen Diplomatie betrieben und sicher auch der ein oder andere Teekeks elegant zerbröselt wurde.

    Heute ist der Round Tower nicht nur ein imposantes Fotomotiv, sondern auch das königliche Gedächtnis in Stein. Hinter seinen dicken Mauern schlummert das Royal Archive – eine Schatzkammer voller historischer Dokumente, persönlicher Papiere von Monarchen und bedeutender Staatsakten.
    Man könnte sagen, der Turm ist so etwas wie das Tagebuch der britischen Monarchie – nur mit deutlich besserem Datenschutz. Hier lagern Briefe, die einst über Kriege, Bündnisse und royale Skandale entschieden haben. Vielleicht verbirgt sich irgendwo zwischen den alten Pergamenten sogar ein königlicher Einkaufszettel oder ein wütender Notizzettel von Heinrich VIII. mit dem Inhalt: „Lass das mit den Ehefrauen, Heinrich!“
    Kurz gesagt: Wer hier Akteneinsicht bekommt, liest nicht nur Geschichte, sondern britische Königsgeschichte – mit all ihren Glanzmomenten, Intrigen und handschriftlichen Fußnoten der Mächtigen.

    Als nächstes geht’s ins legendäre Puppenhaus von Queen Mary – und nein, das ist nicht das kleine Ding, mit dem wir als Kinder gespielt haben. Ihre Version ist ein Miniaturpalast, der so detailverliebt ist, dass selbst Architekten Staunen. Mit funktionierender Elektrik, fließendem Wasser und einer Bibliothek mit winzigen Büchern von echten Autoren, ist es mehr Buckingham Palace für Puppen als ein Spielzeug. Fotografieren? Leider verboten. Also bleibt mir nur, mit Worten zu beschreiben, wie gigantisch klein und exquisit es war. Glaubt mir, es war größer als der Unterschied zwischen einem gewöhnlichen Puppenhaus und einem royal-approved Miniaturwunder.

    Es ist 1:12 groß, wurde nicht zum Spielen gebaut, sondern als Kunstwerk. In der Garage stehen Miniatur-Modelle von Rolls-Royce und Daimler, von den Firmen selbst beigesteuert oder von Profis gebaut. Das Modellhaus, das 1924 auf der British Empire Exhibition gezeigt wurde, ist heute ein Highlight von Windsor Castle.

    Selbst die Toilettenspülungen funktionieren – und Schriftsteller wie Kipling verfassten Texte für die Miniaturbibliothek. Stilistisch der Belle Époque zuzuordnen, ist dieses Puppenhaus ein royales Miniaturwunder, das weit mehr ist als ein Kinderspielzeug – ein wahres Meisterwerk der Miniaturkunst.

    Wir schlendern durch die ehrwürdigen Hallen und stellen uns vor, wie es wohl zur Zeit der Queen gewesen sein muss. Die State Apartments in Windsor sind ein Paradebeispiel für Ruhm und Macht – ein wahres Palast-Deluxe. Seit Jahrhunderten werden diese Räume für offizielle Anlässe und das Empfang von hochkarätigen Gästen genutzt. Sobald man diese Hallen betritt, spürt man förmlich den Hauch von Geschichte und den Geschmack der verschiedenen Epochen, der in den Wänden hängt wie der Duft von teurem Parfüm.

    Kronleuchter so groß wie die Wolkenkratzer in New York, Möbel, die vermutlich mehr wert sind als mein ganzes Leben, und Kunstwerke von Van Dyck und Rembrandt – hier wurde jeder Winkel für die Ewigkeit poliert. Die Decken sehen aus, als wären sie von Engeln persönlich bemalt, die Kamine könnten problemlos ein Dutzend Drachentöter wärmen, und die Wände sind so reich verziert, dass sie selbst den Staub in Edelsteinform verwandeln würden.

    Einige Räume sind düster, fast schon unheimlich – als ob in ihnen die Geister vergangener Monarchen lauern. Andere wiederum sind so hell und freundlich, dass man fast eine Sonnenbrille braucht. Wir haben uns kurz gefragt, wie es wohl wäre, mit einer Kinderschar hier zu wohnen. Bei so vielen Räumen würde man wohl ständig „Verstecken spielen“ oder ein Megaphon brauchen, um die Kleinen zum Abendessen zu rufen. Und bei Tisch? Da bräuchte man wahrscheinlich einen Lautsprecher, um sich über den acht Meter langen Tisch hinweg zu verständigen – der Raum ist größer als die meisten Bahnhofshallen.

    Hier zu wohnen? Klar, für ein paar Tage könnte man sich schon mal wie eine Prinzessin fühlen – ein bisschen Glanz und Glamour schnuppern, das wär’ schon cool. Aber für immer? Da würden selbst wir beiden, Claudia und ich, schnell feststellen, dass das eher ein Märchen ist als die Realität. Die Preise für royale Residenzen sind wirklich nicht von dieser Welt. Der Buckingham-Palast, die Londoner Hauptresidenz und der Arbeitsplatz der Queen, kostet einem „normalen“ Mieter stolze 3,2 Millionen Franken pro Monat. Wer es lieber etwas exklusiver möchte und im St. James’s Palace residieren will, muss mit 2,1 Millionen Franken im Monat rechnen. Schloss Windsor, das noch etwas royaler und historischer daherkommt, schlägt immerhin mit 1,6 Millionen Franken zu Buche.
    Im Vergleich dazu wirken die bescheideneren Unterkünfte fast wie ein Schnäppchen: Frogmore Cottage, das mit 21.700 Franken monatlich immer noch teuer ist, und das Nottingham Cottage, das Prinz Harry einst im Kensington Palast bewohnte, für gerade mal 8.900 Franken im Monat – fast wie ein Mietpreis in einer gehobenen Stadtwohnung. Wenn das keine royalen Schnäppchen sind!

    Im Schloss wohnen und arbeiten nicht nur die königlichen Familienmitglieder, sondern auch eine bunte Truppe an Mitarbeitern, die dafür sorgen, dass der Palast nicht nur royal aussieht, sondern auch royales Chaos verhindert wird. Dazu gehört das nominelle Oberhaupt der Schlossgemeinschaft – der Konstabler und Gouverneur von Windsor, der dafür sorgt, dass niemand zu viele Selfies im königlichen Garten macht. Der Dekan von Windsor und die Kanoniker führen das College of St. George, während die Militärritter von Windsor sicherstellen, dass der Palast nicht von unerwünschten Drachenangriffen geplagt wird. Und dann gibt es noch den Superintendenten von Windsor Castle und seine Crew, die mit der Verantwortung betraut sind, dass alles von den Korridoren bis zum königlichen Silberbesteck glänzt und funktioniert. Kurz gesagt: Ein Team, das mehr Koordination braucht als eine olympische Staffel.

    Wir lassen die Royals ruhig weiterhin in ihren goldenen Palästen regieren und kehren zurück in unsere bescheidene Welt, in der die „Prunkräume“ eher aus einem gemütlichen Sofa und einem gut gefüllten Kühlschrank bestehen. Schließlich haben wir ja auch unser eigenes kleines Königreich – wenn auch ohne Kronen, dafür mit einer viel besseren Aussicht auf Freiheit.
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  • St. Pankras - kleiner Kulturschock

    3月28日〜4月10日, イングランド ⋅ ☁️ 13 °C

    Unser Studio in Windsor ist der absolute Jackpot – so schön, dass ich am liebsten direkt meinen Namen ans Klingelschild tackern würde. Würde man mir die Schlüssel in die Hand drücken, ich würd nicht mal mit der Wimper zucken. Aber solche Angebote gibt’s wohl nur zwischen zwei Buchdeckeln, also packen wir unsere sieben Sachen und marschieren Richtung Bahnhof. Dort fangen wir noch ein paar letzte, königswürdige Erinnerungsmomente mit der Kamera ein, bevor unser Zug nach Slough einfährt – punktgenau, als hätte er auf uns gewartet. Und dann heißt es: "Goodbye, Windsor!" Ein letzter sehnsüchtiger Blick zurück, ein leises Schniefen – hach, es war einfach märchenhaft!

    In Slough wiederholt sich das altbewährte Spiel: 5 Minuten Zeit – sportlich! Besonders, wenn der Lift strategisch ans Ende des Perrons verbannt wurde. Wer sich das ausgedacht hat, war vermutlich passionierter Bummelzug-Fan. Also hechten wir mit Sack und Pack zum Fahrstuhl, steigen ein und beten, dass er nach oben fährt. Er tut uns den Gefallen. Oben angekommen, sprinten wir über die Passerelle, stürzen uns in den nächsten Lift – hoffnungsvoll drückend, dass er abwärts fährt. Und siehe da, er bewegt sich! Punktlandung: 2 Minuten vor Zugseintritt stehen wir auf Gleis 5. Der Zug kommt, wir springen rein – ein wahres Uhrwerk!

    In Farringdon raus, nächster Zug Richtung St. Pancras. Blöderweise müssen wir den ganzen Bahnhof durchqueren. Gerade als wir ankommen – zack, fährt uns der Zug vor der Nase weg. Aber Fortuna ist auf unserer Seite: Keine zwei Minuten später rollt der nächste ein. Rein da, 10 Minuten später sind wir in St. Pancras. Dort erwartet uns die steilste, längste Rolltreppe unseres Lebens – gefühlt reicht sie bis in die Stratosphäre. Fünf Minuten später stehen wir vor dem Bahnhof und staunen: Google hatte uns eine 90-Minuten-Fahrt prophezeit, doch wir haben’s in 60 geschafft. Tja, Profis eben!

    Kaum treten wir aus dem Bahnhof, schlägt die Realität zu wie ein nasser Waschlappen ins Gesicht. Es ist laut, es ist schmutzig, und der Charmefaktor liegt irgendwo zwischen Baustelle und Endzeitfilm. Die Leute? Eher im Survival-Modus als in Plauderlaune – Rücksicht wird hier offenbar nicht großgeschrieben. Aber da unser Eurostar nach Paris morgen früh wartet, bleibt uns nichts anderes übrig, als hier unser Nachtlager aufzuschlagen.

    Also stürzen wir uns ins Getümmel, kämpfen uns durch einen reißenden Strom aus Menschen und hupendem Verkehr. Ich schwöre, Windsor war ein königliches Märchen, aber das hier? Das fühlt sich an wie der wilde Westen – nur ohne Pferde, aber mit doppelt so vielen Hitzköpfen. Puh!

    Wir schlagen uns tapfer bis zum Hotel durch, checken ein und verstauen unser Gepäck – schließlich sind wir mal wieder viel zu früh dran, als hätten wir einen Geheimauftrag in Sachen Pünktlichkeit. Dann geht’s ab in die Stadt.

    Der Bezirk? Nun ja, sagen wir mal so: Er hat den Charme einer grauen Betonwüste nach Feierabend. Sehenswürdigkeiten? Fehlanzeige. Spannung? Nur, wenn man auf Mülltonnen-Tetris und gehetzte Pendler steht. Also Plan B: zurück zum Bahnhof – dort gibt’s zumindest interessante Skulpturen und Läden die von uns begutachtet werden können.

    St. Pancras ist hier die unangefochtene Schönheit – der Supermodel-Bahnhof unter den grauen Mäusen. Wir stehen da, staunen und müssen zugeben: Gegen dieses architektonische Meisterwerk kann unser heimischer Bahnhof Bern direkt die Koffer packen. Kein Vergleich – während Bern eher funktionale Tristesse ausstrahlt, ist St. Pancras eine regelrechte Kathedrale des Verkehrs, ein Tempel aus viktorianischem Backstein und Glas-Stahl-Eleganz.

    Seit seiner Eröffnung 1868 hat er so manche Zugpfeife gehört, doch nach einer aufwendigen Restaurierung im 21. Jahrhundert glänzt er mehr denn je. Hier startet der Eurostar Richtung Paris, Brüssel und Amsterdam – kurz gesagt: Wer aus London flieht, tut es mit Stil.

    Doch St. Pancras kann mehr als nur Züge abfertigen. Zwischen den historischen Hallen warten schicke Boutiquen, charmante Cafés und eine Champagner-Bar, die so lang ist, dass man sich fast ein Bahnticket dafür kaufen müsste. Und für alle Harry-Potter-Fans: Der Bahnhof liegt quasi Tür an Tür mit King's Cross – also in direkter Nachbarschaft zum legendären Gleis 9¾.

    Fazit: St. Pancras ist nicht nur ein Bahnhof, sondern ein Wahrzeichen mit Wow-Faktor – Geschichte, Eleganz und Reiselust unter einem Dach.

    Wir durchstreifen die heiligen Hallen von St. Pancras auf der Suche nach einem Restaurant – doch entweder sind die Preise so astronomisch, dass wir einen Kredit bräuchten, oder das Konzept „Restaurant“ existiert hier einfach nicht. Also wagen wir uns hinaus in die Straßen rund um den Bahnhof, in der Hoffnung auf eine kulinarische Rettung. Leider finden wir nur eine endlose Parade an Fast-Food-Läden, die alle nach Frittierfett und schneller Abfertigung schreien.

    Schließlich landen wir bei KFC – ein Foodladen mit null Charme, null Sitzplätzen und null Toiletten. Hier geht’s zu wie am Fließband: Essen raus, Kunde rein, Kunde raus – fertig. Immerhin gibt’s eine Reisbowl mit Chicken, und sagen wir mal so: Wir haben schon Schlimmeres gegessen, aber auch deutlich Besseres. Unser Dinner im Stehen hat auf jeden Fall Festival-Charakter, nur ohne die gute Musik.

    Nach dieser kulinarischen Notlösung bleibt noch ein Problem: die Toilette. Wir machen uns auf die Suche und werden ganz hinten im Bahnhof (wir sind wieder zurück) fündig – wer es eilig hat, hat hier definitiv verloren. Danach wollen wir nur noch eins: Kaffee. Also ab zu Starbucks, wo wir uns niederlassen und auf die Uhr starren. Eineinhalb Stunden sind irgendwie totzuschlagen, bevor wir endlich unser Zimmer beziehen können. Nun gut, wir haben schon weniger glamouröse Wartezeiten überlebt!

    Um die Zeit totzuschlagen, fangen wir an, die Menschen zu beobachten – und schnell kommen wir zu der Erkenntnis, dass dieser Bahnhof ein Sammelsurium der seltsamsten und skurrilsten Gestalten ist. Da ist zum Beispiel ein Veteranen-Obdachloser, der mit einer Decke über der Schulter und alten, geflickten Klamotten wie ein wandelnder Geschichtsbuch-Charakter durch die Halle torkelt, um nach ein paar Münzen zu betteln. Irgendetwas an diesem Bild trifft mich mitten ins Herz, also beschließe ich, ihm meine letzten 10 Pfund (umgerechnet etwa 11 Franken) zu geben.

    Claudia schiebt mir noch ihr Kleingeld zu, und ich mache mich auf den Weg, ihm entgegen. Als ich ihm das Geld in den Becher lege, den er in der Hand hält, starrt er mich zunächst völlig baff an, als hätte er gerade einen Geist gesehen. Dann blinzelt er, schaut nochmal verwirrt und bedankt sich in einem Überschwang, als hätte ich ihm gerade einen Lottogewinn überreicht. In diesem Moment sehe ich, wie eine einzelne Träne über seine Wange rollt, und irgendwie trifft mich das mehr, als es sollte. Ein Gefühl von Ergriffenheit mischt sich mit einer leisen Traurigkeit – da steht er, und in seiner Welt ist mein kleines Geschenk vielleicht der größte Moment des Tages.

    Die Zeit vergeht wie im Flug, und wir machen uns auf den Rückweg zum Hotel – beide brauchen jetzt dringend ein bisschen Ruhe und einen Moment für sich. In unseren Köpfen ist das Zimmer die letzte Oase der Stille, die uns noch bleibt. Es liegt im 2. Stock, also ab zum Lift. Wir drücken den Knopf und hoffen, dass dieser uns nicht in den Keller oder irgendwo hinführt, wo wir nicht hinwollen. Der Aufzug rumpelt, und wir klammern uns beide am Geländer fest. Claudia wirft einen Blick auf unsere Koffer und meint mit einem Augenzwinkern: „Solange wir morgen da raus sind, ist’s egal – wir haben ja alles Nötige dabei.“ Ich lache und sage: „Ja, und Proviant haben wir auch!“

    Der Fahrstuhl ächzt und quietscht, fährt hoch, die Türen öffnen sich, und wir stolpern fast hinaus. 201-209 – lese ich auf dem Schild. Aber wo ist 214? Wir suchen und entdecken eine Tür, die irgendwie versteckt aussieht. Als wir sie öffnen, stehen wir in einem Treppenhaus – und eine halbe Etage tiefer entdecken wir plötzlich 210-219. Aha, interessant! Wir schleppen unsere Koffer die Treppe runter und finden schließlich unsere Nummer: 214. Die Karte antippen, die Tür geht auf, und was uns erwartet, ist ein Zimmer, das uns ganz plötzlich nach Japan versetzt.

    Es ist so klein, dass wir uns fast gegenseitig auf den Füßen stehen, um überhaupt Platz zu finden. Wir grinsen. Das Zimmer hat ein Dachfenster, aber kein normales Fenster – und die Decke ist so hoch, dass wir keine Aussicht, dafür aber eine perfekte Sicht auf den Sternenhimmel haben. Ein echter „Lol“-Moment, oder besser gesagt: „Sternenfeeling“ statt Aussicht!

    Wir machen es uns bequem – jede auf ihre Art und Weise – und genießen die wohlverdiente Ruhe. Doch plötzlich durchbricht der Feueralarm unser kleines Paradies mit einem schrillen, nervtötenden Ton. Wir starren uns an, als wäre das der unerwartete Gast, den niemand eingeladen hat, und fragen uns, wie zum Teufel man dieses Ding wieder zum Schweigen bringt. Aber bevor wir in Panik ausbrechen können, verstummt das Alarmgeräusch nach einer gefühlten Ewigkeit.

    Mit einem Achselzucken, als ob nichts gewesen wäre, setzen wir uns wieder hin und fahren fort, als hätten wir nicht gerade beinahe einen Herzinfarkt bekommen. Wir hoffen nur, dass dieses Ding nicht mitten in der Nacht wieder losbricht – das wäre der perfekte Auftakt zu einem Albtraum. Ruhe, was auch immer das bedeutet – wir machen einfach weiter, als wären wir nie unterbrochen worden!
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  • Eine Odysee mit Gladiatoreneffekt

    3月29日, スイス ⋅ ☁️ 8 °C

    Werte Reisegemeinde,

    unser Hotel in St. Pancras hatte genau eine Mission: Uns vor einem zusätzlichen Anfahrtsweg zum Eurostar-Check-in zu bewahren. Es sollte so nah wie möglich am Bahnhof liegen. Aus diesem Grund fiel unsere Wahl bei Booking.com auf das Kings Cross Express Inn – ein charmantes kleines Hotel, das sich in unserem Fall als eine Art Überraschungsei herausstellte: klein, aber mit unerwartetem Innenleben.

    Wie bereits in meinem Blog angekündigt, war unser Zimmer von der Sorte „minimalistisch mit Dachluke“, wobei Letztere eher als Dekoration denn als tatsächliches Fenster diente – zu hoch, um hindurchzusehen, zu fest verschlossen, um sie zu öffnen. Die Größe des Zimmers? Egal. Hauptsache ruhig und sauber. Immerhin war es nach innen gerichtet, sodass wir den Straßenlärm nur mutmaßen konnten – schließlich fehlte uns der Blick nach draußen.
    Da London bekanntlich selten mit tropischen Nächten aufwartet, stellten wir die Heizung auf 21 Grad. Die Lüftung dachte sich jedoch: „Challenge accepted!“ und blies weiter fröhlich vor sich hin. Das Thermometer zeigte später stolze 23 Grad an – gemessen vermutlich irgendwo zwischen Heizkessel und Sonnenkern, aber sicher nicht in unserem Zimmer.

    Ein zweites Duvet? Eine kühne Anfrage! Die Antwort: „Dieses Zimmer beinhaltet, was es beinhaltet.“ Eine schöne Art zu sagen: „Viel Glück.“ Man wollte „sehen, was sich machen lässt“ – wir warten bis heute auf dieses Wunder.

    Und dann die Akustik! Sobald die Nacht sich über London legte, erwachte unser Zimmer zum Leben: Es rauschte von irgendwoher, die Lüftung säuselte unermüdlich, ein Quietschen hier, ein Knarzen dort – als hätte das Hotel eine Geisterversammlung einberufen.
    Die Dachluke? Ein weiteres Meisterwerk. Ohne Verdunkelungsmöglichkeit diente sie als inoffizielle Festbeleuchtung. Das Resultat: eine kostenlose Mondschein-Illumination in der Nacht und eine 5-Uhr-Morgenstrahlung, die uns zuverlässig weckte – frischer als wir es zu dieser Zeit jemals sein wollten.

    Fazit: Wer schon immer das Erlebnis einer hell erleuchteten Klangkulisse im Schlafmodus testen wollte – hier gibt’s die Gelegenheit!

    Eigentlich hätten wir bis sechs Uhr schlafen können – doch unser Hotelzimmer hatte offensichtlich ein Eigenleben und ganz andere Pläne. Nebenan kämpften unsere Nachbarn offenbar mit denselben Herausforderungen, und als wäre das nicht genug, schaltete sich plötzlich ein Feueralarm in einen Zimmer ein, der die gesamte Etage in Rekordzeit aus den Betten katapultierte. (Die Wände sind aus Papier)
    Ächzend rolle ich mich aus dem Bett und schleppe mich ins winzige Bad – entworfen für Menschen mit Modelmaßen und ohne Platzangst. Noch halb im Tiefschlaf stelle ich mich unter die Dusche. Immerhin: Sie funktioniert. Zumindest bis zu dem Moment, in dem ich sie abstellen will – und stattdessen von oben mit einer eiskalten Wasserfontäne überrascht werde. Ich japste, mache einen panischen Satz zurück und drehe hektisch am Knopf. Falsch. Die Brause übernimmt die Kontrolle und setzt mich erneut unter Wasser.
    Ein neuer Versuch. Wieder kaltes Wasser von oben. Dasselbe Spiel. Wer hier gewinnt? Ganz klar: Die Dusche. Endlich gelingt es mir, das vermaledeite Ding abzustellen. Tropfnass wie ein begossener Pudel stehe ich da – mit triefenden Haaren, die ich eigentlich gar nicht waschen wollte. Dumm nur, dass in diesem Hotel ein Föhn offenbar als Luxusgut gilt.
    Ich überlasse das Bad Claudia – in der naiven Hoffnung, dass sie das besser hinbekommt. Wunschdenken. Hat sie nicht.

    Nach der Schlacht mit der Dusche – nass, aber immerhin siegreich – treten wir den kurzen Marsch zum Bahnhof an. Einer der wenigen Vorzüge unseres Hotels: Es liegt so nah an St. Pancras, dass selbst ein Morgenmuffel den Weg findet.

    Da der Eurostar-Check-in eher einem Flughafen gleicht, wurde uns geraten, mindestens anderthalb Stunden vorher da zu sein. Also stehen wir um 7:30 Uhr startklar in der Warteschlange – müde, aber motiviert.
    Erste Hürde: die Gepäckkontrolle. Koffer, Jacke, Rucksack, Bauchtasche, Handy – alles aufs Band. Ich überlege kurz, ob ich mich selbst noch drauflege, entscheide mich dann aber doch für den Gang durch den Detektor.

    Claudia? Ach, das übliche Ritual. Kaum betritt sie die Sicherheitskontrolle, scheinen die Scanner aufzuleuchten wie ein Weihnachtsbaum. Routiniert wird sie zur Seite gewunken – vermutlich haben die Sicherheitskräfte intern schon eine Bingo-Karte mit ihrem Namen drauf. Manche Leute strahlen eben natürliche Autorität aus, Claudia hingegen eher die unfreiwillige Aura einer international gesuchten Schmugglerin.
    Ich warte – was bleibt mir auch anderes übrig? Kopfschüttelnd grinse ich vor mich hin, während Claudia ihr alljährliches VIP-Programm beim Sicherheitscheck genießt. Schließlich taucht sie um die Ecke auf, bereit für die nächste Runde: die englische Passkontrolle. Hier geht’s flott – ein kurzer Blick, ein Nicken, durchgewunken.

    Doch dann kommt die französische Passkontrolle, und die hat ihren ganz eigenen Charme. Das Prozedere: Pass auf den Scanner legen, warten, Tür öffnet sich – theoretisch. Ich schiebe meinen Koffer brav bis zur Markierung, halte an, grinse in die Kamera, mein Koffer nicht – und werde gescannt. Frankreich schaut mich streng an und sagt: Non.

    Also gut, zweiter Versuch ohne grinsen. Und siehe da – die Tore öffnen sich gnädig, als hätte ich eben eine geheime Prüfung bestanden. Ich bin durch!
    Nun ist Claudia dran. Frankreich bleibt konsequent. Schon der Passscanner verweigert ihr die Gunst des Einlasses und blinkt rot wie eine Ampel in der Rushhour. Statt durch die Schleuse zu spazieren, wird sie freundlich, aber bestimmt an einen Schalter verwiesen. Ich hingegen tue, was ich mittlerweile am besten kann: mich setzen, grinsen – und warten.
    Nach 15 Minuten taucht Claudia endlich auf. Ich grinse sie an und frage: „Na, Spezialbehandlung genossen?“ Sie lacht und winkt ab: „Ach, ich glaub, der Scanner hat einfach einen schlechten Tag.“ Nun gut, Hauptsache, wir sind durch.

    Jetzt heißt es: warten. Müde lassen wir uns auf die Stühle sinken und beobachten das Geschehen um uns herum. Die Halle füllt sich langsam mit Passagieren – ein bunter Mix aus Reisenden nach Belgien, Frankreich und der Schweiz. Hier ein gähnender Geschäftsreisender mit Laptop, dort eine Familie, die sich bereits um die Sitzordnung im Zug streitet.

    Endlich, Punkt 9 Uhr, öffnet sich das Tor, unser Gate wird angezeigt, und die Menge setzt sich in Bewegung. Wir laufen zur Rolltreppe, die uns nach oben auf das Bahnperron bringt. Das Ritual erinnert stark an einen Flughafen – nur mit dem kleinen Unterschied, dass hier nicht ein paar Hundert, sondern gleich Tausende von Menschen auf ihre Fahrt hoffen.
    Ich blicke skeptisch auf die riesige Menschenmenge. Passen da überhaupt alle rein? Doch keine Sorge – der Eurostar fährt mit stolzen 18 Wagen. Also genug Platz für alle, die sich in dieses geordnete Chaos gestürzt haben.
    Wir finden unseren Wagen 18, Plätze 43 und 44, werfen unser Gepäck in die Ablage und machen es uns gemütlich. Mission „Eurostar Boarding“ erfolgreich abgeschlossen.
    Pünktlich setzt sich der blaue Blitz in Bewegung. Wir fahren Rückwärts. Aber egal – Hauptsache, er fährt. Dann tauchen wir in den Tunnel ein, rauschen unter dem Ärmelkanal hindurch und tauchen 20 Minuten später in Frankreich wieder auf. Spektakulär? Eher nicht. Keine Fanfaren, keine Unterwasserpanoramen, nicht mal ein Hai, der winkt.

    Claudia verpasst das Highlight komplett – sie schlummert friedlich vor sich hin. Ich halte noch kurz tapfer die Augen offen, stelle aber fest, dass es außer Dunkelheit wenig zu bestaunen gibt. Also folge ich ihrem Beispiel und verabschiede mich ins Reich der Träume.
    Drei Stunden später rollen wir endlich in Paris Gare du Nord ein. Jetzt heißt es: Koffer schnappen, Rucksack schultern, Bauchtasche festzurren und raus aus dem Zug. Unser nächster Zug, der TGV, fährt vom Gare de Lyon – und wir haben genau 1 Stunde und 20 Minuten Zeit, um dorthin zu kommen.

    Paris. Ich hasse Paris.

    Wir entscheiden uns für den RER. Klingt einfach? Pustekuchen. In London läuft man einfach durch die Schranken, zahlt mit dem Handy ganz easy, in Paris gleicht das Ticketkaufen einem Rätselspiel mit verstecktem Endgegner. Also reihen wir uns brav in die Schlange vor dem Ticketshop ein und warten. Und warten. Und warten. Endlich sind wir dran. Ich frage gezielt nach der schnellsten Verbindung – die Antwort: RER B bis Châtelet – Les Halles, dort umsteigen auf RER A bis Gare de Lyon. Klingt machbar. Also los!

    Was uns dann erwartet, ist weniger ein Bahnhof als mehr eine Arena. Menschenmassen drängen sich wie bei einem Gladiatorenkampf, und wir kämpfen uns mitten hindurch – Survival of the Fittest, live aus dem Pariser Untergrund. Es wird geschrien, geschimpft, gedrängelt und durchgeboxt. Wir haben keine andere Wahl, als mitzumachen, und starten unseren eigenen Kampfmodus. Wer bremst, verliert.
    Am Perron B angekommen, erwartet uns bereits eine menschliche Wand – alle mit demselben Ziel: Rein in diesen Zug, koste es, was es wolle. Wir verziehen das Gesicht und spannen uns an wie Pfeilbögen, bereit zum Sprung ins Getümmel.
    Dann rollt die Metro ein. Ganze vier Wagen. Vier?! Paris, ernsthaft? Es folgt ein epischer Kampf um jeden Quadratzentimeter. Wir erkämpfen uns einen Stehplatz auf der Plattform und kleben nun wie Fliegen an der gegenüberliegenden Tür. Von hier aus haben wir beste Sicht auf das Spektakel: Immer mehr Menschen quetschen sich hinein, als gäbe es eine geheime Wette, wie viele Personen in eine einzige Metro passen.
    Der Lärm ist ohrenbetäubend – Geschrei, Genörgel, Diskussionen in mindestens fünf Sprachen. Doch die Metro fährt nicht ab. Die Türen bleiben offen, der Sekundenzeiger auf der Bahnhofsuhr tickt unerbittlich weiter. 13:30 Uhr. Unser TGV fährt um 14:20. Die Anspannung steigt.

    Noch immer wird gedrängelt, geschoben, geflucht. Reisende, die wie wir ihren Anschlusszug oder den Flug erwischen müssen, werden zunehmend nervöser. Dann, nach endlosen 15 Minuten, geschieht das Wunder: Die Türen schließen sich. Die Metro setzt sich in Bewegung. Das Gefühl? Eine Sardine in der Büchse – nur dass die Büchse wackelt, laut ist und nach Parfüm, Schweiß und Verzweiflung riecht.

    In Châtelet verwandeln wir uns erneut in Gladiatoren. Zusammen mit hundert anderen wollen wir als Erste aus der Metro. Hier gibt es keine Gnade – Ellbogen, Knie und Füße kommen in den direkten Einsatz. Ein wahres Survival-Training. Habe ich eigentlich schon erwähnt, wie sehr ich Paris hasse?
    Gott sei Dank liegt unser Anschlusszug direkt gegenüber. Doch das Schicksal hat Humor: Die gesamte Meute, die eben noch mit uns ausgestiegen ist, stürzt sich nun wieder in denselben Zug. Ein Déjà-vu der besonders schweißtreibenden Art.
    Mit letzter Kraft erkämpfen wir uns unseren Platz – ein weiteres Kapitel in unserer Odyssee durch den Pariser Nahverkehr. Um 13:55 Uhr erreichen wir Gare de Lyon. Fix und fertig. Aber immerhin am Leben.

    Wir müssen zur Halle 2 und setzen unsere Reise im Eiltempo fort. Endlich angekommen, stehen wir vor der großen Abfahrtstafel und erkennen, dass wir – mal wieder – zu früh dran sind. Das Gate bleibt ein ungelöstes Rätsel. Also heißt es warten.
    Bald sind wir umgeben von hunderten von Reisenden, die genauso gespannt auf die Abfahrtstafel starren, als würde dort gleich die Gewinnnummer der Lotterie gezogen werden. Man könnte meinen, jeder wartet auf sein persönliches Lotto-Bingo.

    Endlich spuckt die Abfahrtstafel das ersehnte Gate aus, und alle Reisenden stürzen sich wie ein einziger Schwarm auf Gate 15. Die Tickets werden gescannt, und wir dürfen rein. Ein Glückspilz versucht, sich mit Schwarzfahren durchzuschummeln – doch wird sofort wie ein ungebetener Gast wieder rausgeworfen.

    Wir machen uns auf den Weg zu Wagen 15, Plätze 94 und 95. Oben? Da fällt uns endlich der Groschen: Der Zug ist zweistöckig! Wow, hätten wir das gewusst! TGV in der Luxusversion, sozusagen. Also wieder die Koffer die enge Treppe hinauf und einen Platz im Obergeschoss erkämpfen.

    Platz gefunden, Koffer abgestellt, und wir genießen endlich eine kleine Pause von den Schlachten des Tages. Doch nicht lange – kurz vor Abfahrt schwingt eine Frau mit zwei Kindern vorbei, ein Baby und ein Zweijähriger, und setzt sich genau gegenüber. Oh, das nenne ich mal Glück!
    Kaum sitzen sie, beginnt der Junge auch schon zu quengeln. Ich werfe einen Blick auf Claudia, und wir seufzen beide gleichzeitig – das wird wohl ein langer Trip. Doch zu unserer Überraschung kümmern sich die Eltern erstaunlich gut um ihre Sprösslinge, was uns eine überraschend friedliche Fahrt beschert. Wer hätte das gedacht?

    Um 17:30 Uhr erreichen wir Basel und steigen um in den superchicen ICE, der von Berlin nach Interlaken düst. Ein kurzer Halt in Bern, wo wir dann in die weniger glamouröse Karosserie „Nina“ umsteigen – ein Sprung ins Alltagsleben, aber immerhin geht’s nach Hause. Um 20:00 Uhr bin ich dann endlich da. Mission erfüllt.

    Fazit: Ein Abenteuer für die Bücher – ein bunter Mix aus Gladiatorenkämpfen im Pariser Untergrund, unerwarteten Babysittern und dem Gefühl, 500 Kilometer durch Europa zu rennen. Aber hey, wer braucht schon eine ruhige Reise, wenn man stattdessen eine unvergessliche Zeit hat? Und ja, wir haben es nun mal ausprobiert, aber das nächste Mal? Da nehme ich doch lieber das Flugzeug!
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