War das ein schöner Weg heute!
Es waren zwar nur 16 km, aber die gingen über den Berg. Ich hatte schon gestern eine Herberge reserviert, da würde ich erst um 15:30 Uhr einchecken können. So bin ich erst spät los. Heute habe ich die Wanderschuhe gewählt, weil die Sandalen mich irgendwie platt getreten haben. Also das volle Programm: Compeed-Blasenpflaster auf die empfindlichen Stellen, die Füße mit Emma-Kunz-Kräuteressenz eingerieben und mit Weleda-Fußbalsam eingecremt. Dann die doppellagigen Jakobsweg-Spezial-Wandersocken und die Wanderstiefel angezogen. Los ging‘s.
Es sollte 400 m auf 1.500 Meter (der höchste Punkt auf dem Camino) hoch gehen – dann ein ganzes Stück auf der Höhe entlang - und dann wieder runter: auch 400 m. Heben – Tragen – Stellen.
Es war ein so schöner Weg! Er schlängelte sich durch Wälder und gab immer wieder den Blick
auf die wundervolle Berglandschaft frei. Der Anstieg war sanft – und oben angekommen war ich fast überrascht, dass ich schon da war.
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Da gab es unterwegs noch das Dorf Foncebadón. Es war zwischendurch ausgestorben, die Bewohner weggezogen. Jetzt gibt es dort wieder Leben: 4 Herbergen, zwei Restaurants und ein paar Wohnungen. Das Dorf ist berühmt-berüchtigt, weil Paulo Coelho in seinem Buch „Auf dem Jakobsweg“ über die Hunde von Foncebadón schreibt, gegen die er sich zur Wehr setzen muss. Sie sollen wild und gefährlich sein. Ich habe nie böse Hunde getroffen.
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Dann plötzlich nach einer Wegbiegung sehe ich das Cruz de Ferro. Es steht am höchsten Punkt des Jakobswegs. Es ist ein Eisenkreuz, das auf einem mindestens 10 Meter hohen Pfahl angebracht ist. Es ist Tradition, dass die Pilger:innen am Fuß des Kreuzes, symbolisch für ihre auf sich genommenen „Schulden“ einen Stein, den sie von Zuhause mitgebracht haben, hierhin hochtragen und ablegen. Das habe ich, als ich das letzte Mal hier war, auch getan. Es war ein recht großer Sttein, den ich Zuhause schon wochenlang mit mir rumgetragen hatte. Diesmal habe ich nur einen kleinen Stein gewählt – ich glaube, ich habe nicht mehr so viel zu tragen, was ich ablegen sollte. Den Stein habe ich auch erst gestern am Weg gefunden – oder hat er mich gefunden? – und heute habe ich noch einen kleinen weißen aufgelesen. Die beiden liegen nun dort zusammen mit den tausenden andern.
Und ja: durch das Last abwerfen, haben sich Fenster für neue Perspektiven geöffnet. Davon erzähle ich vielleicht später – oder vielleicht auch nicht.
Das Leben geht weiter.
Da steht eine Leiter.
Ich steige hinauf, ich steige hinunter
und fehlt eine Sprosse so falle ich runter.
Dann stehe ich auf. Das Leben wird bunter.
Da steht eine Leiter...
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Tja - und dann kam der Abstieg. Auf einer Strecke von 5 km ging es 400 m runter. Das sind fast 10% Gefälle! – und alles steinig. Ich setzte Fuß vor Fuß und brauchte anderthalb Stunden bis ich unten war. Wer den Weg in Assisi von der Eremo del Caceri runter in die Stadt kennt, weiß wovon ich spreche.
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Dann endlich die Herberge: La Casa del Peregrino: la mejor – die beste am Camino. Und das ist nicht übertrieben. Es gibt ein Schwimmbad, vegetarisches Essen und schöne Zimmer – wie Urlaub.
Es hat sich gelohnt.Leia mais
Viajante Sieht aus, als ob man dort wieder Energie tanken kann😁
Viajante Da muß der innere Schweinehund wohl ganz schön getrieben werden um weiter zu ziehen 😁😁