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  • Day 3–4

    "City of New Orleans" Historischer Zug

    October 18, 2022 in the United States ⋅ ☁️ 7 °C

    "Riding on the City of New Orleans".... Good Morning, America, how are you? Wer kennt dieses Lied nicht? Rudi Carrell hat es leider zu "Wann wird's mal wieder richtig Sommer" verballhornt in den 1970ern. Von Chicago Union Station nach New Orleans geht dieser berühmte Zug. Er wird heute von Amtrak betrieben und hat neben Sitzen auch Schlafwagenabteile. Der Bahnverkehr führt ein absolutes Nischendasein in den USA. Niemals habe ich einen so menschenleeren "Hauptbahnhof" gesehen, Und - niemand sollte auch nur einen Hauch des Komforts erwarten, den er von europäischen Bahnen kennt. Ein bisschen in die Zeit stehen geblieben, und es war anstrengend. Aber wir wollten es unbedingt einmal erleben. Hier sind ein paar Fotos davon.

    Wer ein Sleeper-Passenger ist, also ein Schlafwagenabteil hat, der bekommt Zugang zu einer Wartelounge, die sehr groß und zweigeschossig ist und mit allerlei Fotos aus den alten Tagen des US-Bahnverkehrs an vergangene Zeiten erinnert. Snacks und Getränke gibt es kostenlos.

    Um 20 Uhr fährt der Zug in Chicago ab und kommt am Folgetag gegen 16 Uhr in New Orleans ab. Auf der Fahrt , wenn die Sonne aufgegangen ist, erlebt man den Wechsel der Klimazone, es wird milder, im Sommer schwüler, je weiter man in den Süden kommt. Viel Schlaf haben wir nicht bekommen. Während der ganzen Nacht trötete alle paar Sekunden (!!!) die Warnhorn des Zuges, ununterbrochen. Mna sollte meinen, dies würde eine Warnung bei Annäherung an Bahnübergänge sein, aber nein: irgendwann fährt man durch die Pampa und es kreuzt kein Weg weit und breit die Gleise. Offenbar finden die Zugführer es super, die Reisenden am Schlaf zu hindern, zumal der Waggon mit dem Schlafabteilen direkt hinter der Lok hing. Könnte man das optimieren? Ich denke schon - wenn man wollte. Also: viel Schlaf darf man nicht erwarten, nicht einmal mit dem besten Ohrstöpseln.

    Verpflegung: die gibt es, so wird auch geworben auf der Website. Wer die Speisewagen der DB und anderer europäischer Bahnen geht, nun, auch diese Standards darf man nicht erwarten. Das Abendessen kam in einer großen Plastiktragetasche, darin war eine erhitzte Komponente in Aluschale wie im Flugzeug und ein paar andere Bestandteile, in viel Plastik verpackt. Das hatte was von Fast Food und nicht "Speisewagen". Auch in vielen US-Reiseforen wird es bedauert, dass der ehemalige "Style" verschwunden ist.

    Im Untergeschoss des Speisewagens findet man eine Art Küche/Kiosk, wo es allerlei Snacks zu kaufen gibt. Wer Sleeper-Passagier ist, also wer ein Schlafwagenabteil mit Bett hat, der bekommt hier einige Snacks kostenlos. Man verhungert also nicht auf der Fahrt, aber mehr ist es leider nicht.

    Das Abteil: sehr eng. Das obere Bett wird runter geklappt wenn man zu Abend isst und dann wird ein Schutznetz aufgespannt, damit der oben Liegende nicht heraus purzelt. Mit meinen 190 cm Größe musste ich mich darin reichlich zusammenfalten und es war, auch wegen des Hupenlärms, eine eher schlaflose Nacht. Die Toiletten/Duschen-Kombination ist eine winzige Kabine im Abteil. Die Klorolle wird zugeklappt, ist dann wassergeschützt und dann kann man sich selbst (und die Toilettenschüssel) mit der Dusche bewässern. Das muss man dann nach Benutzung natürlich wieder trocken wischen, wenn man die Toilette benutzen will.

    Von der Landschaft her war es jetzt nicht herausragend spektakulär. Was mich reizen würde, ist die Zugreise von Denver nach San Francisco. Da es hier über die Rocky Mountains geht, kann man auf dieser Reise deutlich interessantere Blicke erwarten. Vertraut man den Berichten der US-Bahnfans, soll da der Service einen Tacken besser sein.

    Fazit: Bahnfahren in den USA ist ein sehr spezielles Erlebnis, welches wie erwähnt nicht die Standards europäischer Bahnen erreicht, und man wird wahrscheinlich auf Menschen treffen, die aus welchen Gründen auch immer Flugzeuge meiden wollen.
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