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  • Day 6

    Big City Life

    May 3, 2023 in Tanzania ⋅ ⛅ 30 °C

    Nachts schafft es eine clevere Mücke unter Isabels Mückennetz zu schlüpfen und piekst und surrt vor sich hin. Natürlich bleibt das nicht ohne Folgen und aus geplanten sieben Stunden Schlaf werden auf einmal nur noch sechs. Schade Banane, denn die heutige Siesta wird für eine Fahrt zum Dentalverkauf geopfert werden. Aber los geht's mit süßen Bananen zum Vorfrühstück. Wir sind heute mal die Ersten in der Dental Station und putzen mit Sister Hifadhi die Behandlungszimmer. Heute kommen insgesamt nur sechs Patient*innen. Darunter sind ein kleiner Junge, der zwar bei der Anästhesie schrecklich weint, aber dann die Extraktion sehr tapfer wegsteckt und ein Mann der mindestens 5 Extraktionen aufgrund von tief zerstörten Zähnen bräuchte, aber heute nur der schmerzende 48 gezogen wird. Da beim ersten Extraktionsversuch direkt die instabile Krone abbricht muss Dr. Joseph am Ende mit ein zwei Handgriffen nachhelfen, um wirklich alle Wurzelreste zu entfernen. Direkt fällt uns auch eine doch recht große Beule an der rechten Stirn des Patienten auf. Auf Nachfrage von Dr. Joseph antwortet der Patient, dass diese schon seit 2019 dort sei und dass sie von einem Zusammenstoß beim Fußballspielen käme. Wir drei rätseln darüber was es sein könnte und vermutlich ein abgekapseltes Hämatom (?).

    Wir merken immer wieder: Meist ist die Angst vor der Zahnärztin/ dem Zahnarzt größer, als der Schmerz, was auch erwachsene Personen nur beim Anblick der Zange oder Spritze zum Weinen und Hyperventilieren bringen kann

    Nach unserem Frühstück um 11:00 kommen nur noch zwei Patient*innen und so sitzen wir mal wieder mit Dr. Joseph zusammen. Wir tauschen einige witzige Geschichten aus dem Studium aus und unterhalten uns darüber, was uns motiviert hat, diesen Berufsweg zu wählen.

    Er erzählt, dass er der jüngste aus fünf Geschwistern ist und fast alle im medizinischen Bereich tätig sind. Aber wer ihn tatsächlich motiviert hat, waren nicht seine Geschwister, sondern ein cooler, ein paar Jahre älterer Junge aus seinem Dorf. Er war schon immer Josephs Vorbild und als dieser anfing Zahnmedizin zu studieren entdeckte auch Dr. Joseph seine Leidenschaft für unseren Fachbereich.

    Nach dem Mittagessen zählen wir unser Geld. Wir haben gerade noch genug für die Taxifahrt und die Einkäufe, die wir im Dentalverkauf erledigen wollen. Sr. Hifadhi hatte im Vorhinein von Johannes (dem Gründer des Vereins Jino) schon eine bestimmte Summe überwiesen bekommen. Einen Teil hatte sie schon vorher für dringend benötigtes Komposit (Kunststoff) gebraucht, sodass wir unserer Rechnung nach noch Materialien im Warenwert von 50€ Euro für den Standort Kitunda ausgeben können.
    Um 14:00 geht's also mit dem immer gleichen Taxifahrer erst über die holprige Straße und dann über die Hauptstraße ca. 40 Minuten in die Innenstadt von Dar Es Salaam. Wir fahren an dem großen Bahnhof vorbei, von dem ein Zug bis nach Sambia abfährt, passieren Hochhäuser und volle Gassen. Nachdem wir vor einem riesigen Wolkenkratzer geparkt haben, laufen wir um die Ecke auf ein unscheinbares Gebäude zu. Auf der Fußmatte erwartet uns eine Überraschung (sieht Fotos) und wir wollen am liebsten alle in unsere Tasche stecken und mitnehmen. In der 2. Etage finden wir dann den Dentalverkauf "SMILES". Alles ist organisiert und fein säuberlich geordnet. Der Verkäufer spricht super Englisch und wir reden über all die verschiedenen Materialien und Instrumente, während Sister Hifadhi die richtigen Prothesenzähne für ihre "Dentures" raussucht.
    Wir kaufen noch vier Zangen zum Extrahieren der unteren Molaren (Backenzähne), ein Füllungsset (mit Komposit A1-A3,5 & B1, Ätzgel, Primer, Bonding und Bürstchen) und einen kleinen Bleischutz für das Röntgen am Standort Peramiho. Außerdem lassen wir uns noch den Apex Lokator zeigen. Sr. Hifadhi und Dr. Joseph sind beide sehr interessiert daran, eventuell bald auch Wurzelkanalbehandlung durchzuführen.

    Dann geht's zurück mit einem großen Schritt über die Kätzchen ins Taxi. Wir halten noch beim Geldautomaten an und fahren ein kurzes Stück weiter zu vielen Textilverkaufsständen an der Straßenseite. Direkt reden ca. fünf Personen auf Sr. Hifadhi ein, die mit uns im Schlepptau natürlich auffällt. Unbeeindruckt geht sie weiter zum angestrebten Laden und fragt uns welche Tücher wir schön finden. Es gibt eine riesen Auswahl und wir entscheiden uns für ein blaues und ein rotes Tuch. Dann nimmt Sr Hifadhi die Tücher und sagt:"Das ist mein Geschenk an euch!" So sweet. In unseren Gesichtern erstrahlt ein Grinsen "Asante sana Sister!"

    Auf dem Heimweg sehen wir überall Obst und Gemüse Verkäufer*innen und wir fragen Sister Hifadhi, ob wir noch Bananen und eine Ananas (Grüße an Laura und Kathi an dieser Stelle) kaufen können. Anstatt Ananas im englischen "Pineapple" versteht Sr. Hifadhi Apfel und bringt uns in einen kleinen Supermarkt. Nach aufgeklärtem Missverständnis kaufen wir trotzdem eine Schoki, Kekse und Nudeln ein, die wir in den kommenden Tagen für alle zubereiten wollen. Für die Bananen, Tomaten und Ananas müssen wir noch einmal eine Straße und Bahngleise überqueren, um zum Markt zu gelangen. Wie immer stapft Sr Hifadhi vorraus und wir wackeln hinterher.

    Nach fast vier Stunden in der City sind wir wieder in unserem safe harbour angekommen.

    Zum Abendessen gibt es überraschenderweise Nudeln 😂 welch Ironie
    Beim Essen hat die kleine Success Hummeln im Hintern und tanzt kreischend und singend um den Tisch herum, bis uns allen die Ohren wehtun. Isabel und Success machen noch ihre abendlichen Turnübungen und die kleine hat großen Spaß daran von uns im Salto durch die Luft getragen zu werden.
    Um 22:30 sind wir sehr froh uns bettfertig machen zu können und Isabel schläft noch beim Schreiben dieses Blogeintrags mit dem Handy in der Hand ein. 😂 Bis morgen!
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