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  • Day 41

    Family Life & letzte Organisation

    June 7, 2023 in Tanzania ⋅ ☀️ 23 °C

    08:15 Uhr klingelt der Wecker. Die Nacht war erholsam, aber trotzdem irgendwie zu kurz. Gegen 09:15 Uhr stehen wir dann tatsächlich mal auf. Während Isi in der Zeit Blog geschrieben hat, hat Tahnee die Stunde nochmal schön geschlafen - tief und fest.
    Als wir uns fertig gemacht haben für den Tag kommt Agatha, eine der hier lebenden Waisenkinder zu uns und bringt uns unser Frühstück: Toast, gekochte Eier, Avocado und das Beste: Pancakes! Da wir noch Zimt und Zucker, sowie auch Nutella übrig haben, freuen wir uns ganz besonders über die Pancakes. Ein perfekter Start in den Tag.
    Allen gesellt sich während des Frühstückes zu uns und wir bequatschen den restlichen Tag. Da wir einige Besorgungen in der Stadt machen müssen, und gerne vor unserem Abenteuer ab Freitag nochmal mit unseren Familien sprechen möchten, entscheiden wir uns dazu, einige Stunden in Moshi Town zu verbringen.

    Bevor wir losfahren, kriegen wir von einigen der hier lebenden Kids noch eine Führung über das Grundstück. Neben zahlreich angepflanzten Bananenstauden leben hier zig Gänse, Hühner, ein Hahn, Ziegen, zwei Kühe, Hasen und Meerschweinchen. Jegliche Wände der Gebäude sind mit Bildchen oder Lernmaterialien verziert. Die kleine Pretty (3 Jahre alt) zählt uns die Zahlen schon alle auf Englisch auf und wir sind begeistert davon, wie clever die Kids sind!
    Martha, die dritt älteste Tochter von Allen, mittlerweile auch schon Mutter von 3 Kindern (unter anderem von Pretty) fragt uns, ob sie uns nicht ein afrikanisches Kleid schneidern könne. Begeistert von Sekunde eins an, nimmt sie unsere genauen Maße und ist sichtlich erfreut darüber, uns eine solche Freude bereiten zu können.
    Sie zeigt uns ihre Nähmaschine und tatsächlich finden wir doch eine gute alte Singer Maschine vor. Wir sind gespannt, was daraus wird und werden mit Sicherheit berichten! ☺️

    Allen ist so lieb und fährt uns in die Stadt. Auf dem Weg dahin nehmen wir zwei ältere Damen mit, die nach einem „Lift“ fragen. Da Allen stellvertretender Bischoff und Pastor in Moshi ist, kennen ihn sehr viele Menschen, sodass er eigentlich keinen einzigen Weg alleine macht.
    Nach knapp 25 Minuten Fahrt in Moshi angekommen, begleitet er uns noch zur Enosa Expedition, wo wir uns zum ersten Mal mit unserem Guide treffen, der uns hoffentlich auf den Kilimandscharo behilft. Willi, wie unser Guide genannt wird, spricht sehr gutes Englisch und sagt er wäre schon unzählige Male oben auf dem Kili gewesen - zu oft, um da überhaupt noch mitzuzählen. Zwei Niederländer*innen würden mit uns die Lemosho Route innerhalb von 8 Tagen laufen und unser Motto sei „one team, one dream“! Worte, die im Kopf bleiben!
    Wir gehen mit ihm zusammen nochmal die benötigte Ausrüstung durch, er betont erneut die Notwendigkeit von genug Essen und vor allem ausreichender Flüssigkeitszufuhr während der Tage und macht uns Hoffnung, dass wir das gemeinsam schaffen werden!
    Sehr positiv und voller Vorfreude verlassen wir die Expedition und werden von Allen in der Innenstadt ausgesetzt. Wir entscheiden uns dazu, uns in ein Café zu setzen und von dort aus mit unseren Familien zu telefonieren. Es vergeht eine Stunde nach der anderen und wir sind sichtlich happy darüber, nochmal mit unseren Liebsten sprechen zu können, bevor das riesen Abenteuer ab Freitag für uns los geht.
    Relativ hungrig mittlerweile entscheiden wir uns dazu, Pommes und eine griechische Pizza zu bestellen (mit Feta wohlgemerkt 😍) .

    Während wir auf das Essen warten, gesellt sich Noel zu uns, der Chef von Enosa Expeditionen. Er regelt das Finanzielle und war heute Vormittag leider nicht verfügbar im Büro, weshalb er netterweise den Weg zu uns auf sich genommen hat, damit wir den noch ausstehenden Restbetrag begleichen können. Er fragt uns noch nach Vorlieben für bestimmtes Essen und anderen Facts aus und verabschiedet sich dann bis Freitag Morgen.

    Wir laufen zu der nächst gelegenen Bank, um nochmal Bargeld abzuholen und springen dann schnell in einen Supermarkt. Dass wir mittlerweile über 30 Minuten zu spät am Treffpunkt mit Allen sind, bereitet ihm keinerlei Sorgen. Er entgegnet uns nur, dass das „the african way of life“ sei. Alles schön „pole pole“ (langsam, langsam) und „hakuna matata“! Im Supermarkt besorgen wir die letzten Snacks für unsere Wanderungen, decken uns mit Plätzchen und Nüssen ein und setzen uns anschließend zu Allen ins Auto. Dort treffen wir auf zwei Nachbarjungs von ihm, die er aus der Stadt netterweise mit nach Hause nimmt. Relativ schnell steigen noch weitere zwei Personen dazu, sodass wir uns kurzerhand zu zweit auf den Beifahrersitz quetschen, um den vier anderen auf der Rückbank ausreichend Platz zu geben.

    Zurück zuhause bei Allen angekommen, begrüßen uns die knapp 20 Kids super herzlich und rufen schon von weitem unsere Namen! Wir unterhalten uns kurz mit Agatha und Martha und ruhen uns anschließend auf unserem Zimmerchen ein wenig aus.
    Abends kommt Allen mit Essen vorbei und sagt, dass er dafür sorgen würde, dass wir sein Zuhause verlassen würde und bis dahin ein wenig mehr dem afrikanischen Bild einer Frau entsprechen würden 🙈 Dementsprechend ist das Essen wieder wirklich ausgesprochen lecker, aber einfach viiiiel zu viel für uns. Gut, dass die Kids sich darüber freuen und alles andere gerne verputzen ☺️
    Wir unterhalten uns knapp anderthalb Stündchen noch mit Allen. Er erzählt uns von seinem Werdegang, wie er früher im Krankenhaus gearbeitet hat und durch seine erste Tochter dazu gekommen ist, immer wieder Menschen in der Community zu helfen.
    Als Nema (so heißt seine erstgeborene Tochter) in die Schule kam und Allen ihr dementsprechend Hefte und Stifte besorgte, kam sie immer wieder nach einem Schultag nach Hause, und sagte sie habe ihre Materialien ihren Mitschüler*innen geschenkt, da diese von der Lehrerin/dem Lehrer mit Stockschlägen bestraft wurden für das Nichtvorhandensein der benötigten Materialien. Auch wenn Allen irgendwann Nema immer wieder eindringlichst untersagt hat, ihre Materialien an Mitschüler*innen zu geben, tat sie dies weiterhin. So, erzählt Allen uns, kam es dazu, dass er irgendwann die Kids selbst zu sich geholt hat und gesagt hätte, wenn sie etwas bräuchten, sollen sie direkt zu ihm kommen. Der Beginn einer bedingungslosen Hilfeleistung, die bis heute anhält.

    Aktuell leben 14 Waisenkinder bei ihm, er unterstützt über 100 Kinder aus Mdawi, indem er ihnen die Schulgebühren zahlt (Kosten für die Grundschule: 200€ pro Jahr, weiterführende Schule: 500€ pro Jahr) und sie mit Lernmaterialien ausstattet. Zusätzlich versucht er aktuell auf die Beine zu stellen, dass Menschen mit seiner Hilfe eine Krankenversicherung bekommen (Kosten pro Jahr sind 50.000 TZS, was ungefähr 20€ pro Jahr entspricht), die es nötig haben, es sich aber nicht leisten können. Er hätte zu viele Fälle mitbekommen, bei denen Menschen sich einfach nach Gefühl Medikamente holen, ohne eigentlich eine ärztliche Verordnung zu haben oder zu wissen, an was genau sie leiden.

    Durch Corona habe er viele seiner Sponsoren verloren, sodass es aktuell schwierig sei, an die notwendigen Gelder zu kommen und er nicht mehr so viele Kinder unterstützen könne, wie er sich wünschen würde.
    Deswegen sei er unter anderem auch so dankbar, wenn Visitors wie wir kämen, da wir alleine schon durch die Kosten der Unterkunft dazu beitragen, dass er mehr Menschen behilflich sein kann!
    Er offenbart uns, dass 90% des Einkommens von ihm und seiner Frau für das Essen und die Unterstützung der Kinder drauf ginge, die bei ihm leben.
    Wir sind wirklich beeindruckt von der bedingungslosen Hingabe und Unterstützung der Menschheit. Wirklich inspirierend! 🙏🏻

    Den Abend über fängt Tahnee schonmal an, für den Kili zu packen, während Isi in ihrer Serie vertieft ist. Gegen 23 Uhr schalten wir das Licht aus und schlummern so vor uns hin. Morgen ist nochmal ein Tag zum Ausruhen und Kräfte sammeln, bevor Freitag dann unser Abenteuer losgeht: Kilimandscharo!

    Usiku mwema, rafiki ✨
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