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  • Auf den Spuren Grey Owls (2)

    August 8, 2019 in Canada ⋅ ☀️ 17 °C

    Zitat

    ... Nur ein Mann, der die Bedürfnisse des Bibers genau versteht, kann die Schwierigkeit erkennen oder sehen, wie völlig sinnlos es für mich ist, hier etwas zu versuchen. Es wird immer die Möglichkeit einer Katastrophe drohen, die in einer Saison das Ergebnis jahrelanger Arbeit und damit vieler kleiner Leben, mit denen mein eigenes jetzt untrennbar verbunden ist, wegzufegen.

    Mit dem Biber hatte ich gehofft, eine Lektion zu erteilen, ein Gleichnis zu predigen, das über die Länge und den Atem des Kontinents geklungen wäre, um sie in der Öffentlichkeit in die Position zu erheben, die zu Recht zu ihnen gehört, bis hin zu dem Schluss, dass die Erhaltung von Tieren und anderen Formen des Wildlebens von der breiten Öffentlichkeit unterstützt würde, damit unser Nationaltier mehr als nur ein Name wird; die Erhaltung würde mehr als nur einer Selbstverständlichkeit folgken. Nachdem er einst der wichtigste Faktor für die Entwicklung dieses Landes war, würde der Biber dann von denjenigen, die ihn kannten, d.h. fast alle, später geschätzt werden, und er würde mit Ehre den Platz einnehmen, den er sich zu Recht auf der Flagge Kanadas verdient hat; diese Position ist bisher kaum mehr als eine leere Farce.

    ...

    ——————

    Das schrieb Grey Owl in seiner Unzufriedenheit über die Wasserqualität für Biber in den Riding Mountains. Nach nur einem Sommer wollte er versetzt werden und gelangte so schlussendlich in den Prince Albert Nationalpark, Saskatchewan. Wie so oft in der Familie werden die Geschichten aber von hinten aufgerollt und so kommen wir heute dazu wie alles begann.

    Die Riding Mountains erheben sich wie eine Oase aus der Prärie. Mountains kann man die paar Hügel äußerlich eigentlich nicht nennen. Aber verborgene Schönheit hat es ja bekanntlich in sich. In der Zeit in der der Park gegründet wurde galten Nationalparks eher als Naherholungszentren anstatt als Schutzgebiete für Tiere und Pflanzen.
    Grey Owls erste Hütte war denn auch nicht 40km vom nächsten Ort entfernt sondern weniger als zehn. Wieder bin ich der Versuchung verfallen den Wanderweg mit dem Fahrrad zu bestreiten. Immerhin ist es schon um Secs Uhr abends wenn ich starte. Und zum Wildcampen habe ich heute keine Erlaubnis eingeholt. Das Zelt bleibt also eingepackt. Und mir kommt dafür eine Aufwärm Hütte vom Winter wie gelegen. Zwar hat sie auch im Sommer Gewächshausähnliche Temperaturen. Doch stört das zunächst nicht das Gepäck einzulagern und ohne weiter zu radeln. Es scheint als wäre ich heute Abend sowieso wieder mal der einzige der sich aus dem Dorf heraus getraut hat. Der Weg hat einige Wurzeln und kleine steile Rampen aber mit nichts zu vergleichen was ich die letzten 100km hinter mich gebracht habe. Nach kurzer Zeit bin ich den Weg auch schon abgeradelt. Die Hütte ist sehr schön gelegen, wird allerdings gerade restauriert. Die Grundpfeiler und einige Wandbalken wurden komplett ausgetauscht was der Hütte allerdings gänzlich ihren Charme nimmt. Schade. Im inneren gibt es eine Briefesammlung aus der Zeit hier in den Riding Mountains, sehr empfehlenswert!
    Ganz allein bin ich denn aber auch nicht. Ein paar Schwalbenkinder kreischen alle paar Sekunden auf wenn die Eltern mit Futter kommen. Und die wiederum lassen sich von mir überhaupt nicht stören. Das Zuschauen kostet jedoch soviel Zeit dass schon die Sonne untergeht bevor ich wieder auf dem Rad sitze. Dann wird das mit Camping heute sowieso nichts. Ich bleibe in der Hütte und umgehe damit auch das backcountry camping. Perfekt.

    Das böse erwachen folgt am nächsten Morgen. Dieser Park hat in vier Tagen Mensch und Material alles abverlangt. Scheinbar habe ich es aber auch übertrieben. Über Nacht hat es mich den dritten Schlauch in kürzester Zeit gekostet. Kleines Loch direkt am Ventil. Wahrscheinlich doch irgend eine Wurzel... Solange es keine Speiche ist geht das Leben aber irgendwie weiter. Und bis winnipeg werde ich möglichst sämtliche Nebenwege meiden. Der nächste Fahrradladen für Ersatzreifen kommt nämlich erst in 280km.

    Der Biber hat es indessen nicht auf die Kanadische Flagge geschafft. Aber er strahlt in ganz Kanada auf dem Emblem des Nationalparks. Eine bessere Bekanntheit kann man sich nicht wünschen.
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