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  • Day 34

    Puerto Natales

    March 13, 2023 in Chile ⋅ ☁️ 9 °C

    Der Wind hat uns noch einige Stunden länger hängen lassen.
    Nur wenn es weniger als 15 Knoten Wind hat darf der Kapitän das schwierige Anlandemanöver machen. Denn hier gibt es keine Lotsenschiffe und es wird mit zwei Schlauchbooten improvisiert die Leinen ans Dock zu legen. Nachvollziehbar dass das bei Starkwind nicht geht. Dadurch wurden wir aber auch erst um halb elf Abends von der Fähre gelassen. Auf dem Boot herschte zudem stricktes Alkoholverbot. Nichts leichter als trotz der späten Stunde noch in die Last Hope distillery einzurücken. Die südlichste Distille der Welt. Von Wacholder Gin über Calafate bis zum Whisky gibt es hoer alles. Einziges Problem auf der Karte - es gibt nur Kombi Angebote 3 Whisky zum Festpreis dass die Ohren schlackern. Einzeln keine Chance. Also doch was Leichteres zum Ausklang.

    Ich nutze den nächsten Tag um mich zu organisieren und Puerto Natales zu erkunden. Es ist nicht das Ende der Welt und hat einiges zu bieten. Puerto Natales liegt sehr Flach in einer Bucht in direkter Sicht auf die Gletscher des südlichen Eisfeldes. Bis zu den Torres del Paine sind es auf der Karte noch einmal über hundert Kilometer. - wenn die Sicht gut ist. Für die nächsten fünf Tage haben sie jedoch dicke Wolken vorher gesagt. Solange ich noch etwas sehe geht es auf einen Aussichtspunkt über die ganze Bucht. Die Berge sind leider schon alle im Nebel verhangen. Es ist jedoch wunderschön anzuschauen wie der Herbst hier langsam Einzug hält und die Buchenblätter sich gelb verfärben. Bald setzt Regen ein. Zähflüssiger Regen, kurz vor Schneefall. Zum Glück klappt heute das Trampen zurück in die Stadt wieder reibungslos.

    Bevor ich mich noch einmal mit ein paar Freunden von der Fähre treffe geht es in das kleine städtische Museum. Hier wird allerlei ausgestellt was die jüngsten Siedler aus der alten Welt zum Leben alles brauchten vom Haus im Kolonialstil bis zur Schreibmascchine oder der Apothekenpräzisonswaage und übergroßen BonBon-Dosen. In dieser Zeit entstand hier eine Fleischverarbeitungsindustrie. Das Land lebt wenn überhaupt vor allem von der Schafzucht. Als die Bauern sich gegenüber den Kolonialherren benachteiligt fühlten gab es Schlägerelen mit insgesamt 8 toten Arbeitern und 4 toten Polizisten. Für so eine dünnbesiedelte Region regelrecht ein Massaker. Auch darüber berichtet das Museum und über das eigentliche wirkliche Massaker an den indigenen Ureinwohnern in Feuerland. Das ist selten. Es wird auch heute gern noch unter den Tisch gekehrt dass die Völker nach Europa verschleppt wurden um sie wegen ihrer anderen Art wie Tiere in botanischen Gärten zur Schau zu stellen. In Deutschland war da ein gewisser Herr Hagenbeck führend. Ein sonst wohl ziemlich geschätzter und hoch dotierter Zoologe in Norddeutschland.

    In noch älterer Vergangenheit hat man hier in Höhlen bei Ausgrabungen Saurier und Reptilien gefunden. Der Meilodon ähnelt heute am nächsten noch einem Bären, mehr noch vielleicht einem Ameisenbären. Dieser Ort war also schon immer beliebt. Dennoch habe ich mich entschieden die Pläne etwas umzustellen. Der Torres del Paine muss auf mich warten oder ganz verzichten. Die Reservierungen für Zeltplätze im Park sind trotz des anhaltend schlechten Wetters völlig überbucht. Und nur für eine Tagestour im Regen oder dichtem Nebel und noch dazu horrendem Parkeintritt kann ich auch zu Hause ins Gebirge wandern gehen.
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