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  • Day 20

    Singapur - Sentosa Island

    June 13, 2023 in Singapore ⋅ 🌩️ 31 °C

    Nach dem interessanten Schulbesuch geht’s für mich direkt an den Pool. Hier inmitten der grünen Idylle unseres Apartmentkomplexes muss ich die schwierige Entscheidung zwischen einer ausgedehnten Session im Liegestuhl oder einem Besuch der „Disney“-Insel „Sentosa Island“ treffen. Micha war im Jahr 2008 schon einmal auf der vorgelagerten Insel und hat so gar keine Ambitionen noch einen Fuß vor die Haustür zu setzen.

    Bei mir entscheidet schließlich die Entdeckerneugier über mein inneres Faultier - schließlich ist es die letzte Chance noch ein wenig mehr vom verrückten Stadtstaat zu sehen. Mit der nahegelegenen „Circle Line“ geht’s nur wenige Stationen bis zur Haltestelle „Harbour Front“. Aus den Tiefen der modernen MRT-Station wird man direkt in ein mehrstöckiges, riesiges Einkaufszentrum („VivoCity“) gespuckt. Ich vermute, dass nicht wenige den Besuch der Insel beim Anblick der viiielen verlockenden Shops schlichtweg vergessen 😊

    Ich finde im Wirrwarr der vielen Gänge nach einiger Zeit endlich den richtigen Ausgang und stehe direkt auf dem Boardwalk, der das Einkaufszentrum mit der Insel verbindet. Beim 15minütigen Spaziergang bis zur Insel bekommt man bereits einen ersten Eindruck vom vielfältigen Angebot auf „Sentosa Island“. Die Insel ist ein riesiger Vergnügungspark mit diversen Fahrgeschäften, einem Aquarium, eigenem Filmstudio, einem Wasserpark und weiteren Adrenalinangeboten wie z.B. Bungee-Jumping. Das ist noch nicht alles – durch Landgewinnung und künstliche Sandaufschüttung können sich Besucher auch über drei tropische Strände freuen, die zum Sonnenbaden einladen. Abgerundet wird das Angebot durch eine Vielzahl an Restaurants und Hotels, die v.a. Familien für einen längeren Aufenthalt auf die Insel locken sollen.

    Neben den künstlichen Attraktionen gibt es auch ein geographisches Highlight. Am „Palawan Beach“ führt eine kurze Hängebrücke zum südlichsten Punkt des asiatischen Festlands. Auf den hier befindlichen Aussichtstürmen hat man einen tollen Blick über die Insel und die vor der Bucht in Scharen ankernden Frachtschiffe.

    Eigentlich reichen mir die vielen Eindrücke bis dato schon aus. Ziemlich geschlaucht hüpfe ich in einen der kostenlosen Insel-Busse, der mich ungeplant bis zur Westspitze der Insel bringt. Neben der Endhaltstelle der Seilbahn, die das Festland mit der Insel verbindet, wartet hier auch der 181 Meter lange Skywalk auf Besucher. Er gehört nicht nur zu einem der schönsten Aussichtspunkte der Insel, sondern bietet auch einen direkten Zugang zum „Fort Siloso“.

    Beim Eintritt in das hiesige Museum offenbaren sich mir gravierende Geschichtslücken. Dank der interessanten Ausstellung erfahre ich, dass sich Singapur lange Zeit unter britischer Herrschaft befand und die Insel Ende des 19. Jahrhunderts als Militärfestung ausgebaut wurde. Die drei neu erbauten Festungen (u.a. „Fort Siloso“) sollten die Einfahrt zum Hafen von Singapur schützen. Während der japanischen Besetzung des Stadtstaates im 2. Weltkrieg wurde das „Fort Siloso“ kurzerhand in ein Kriegsgefangenenlager umfunktioniert.

    Die Niederlage der Briten hatte einschneidende Folgen: Zwar übernahm Großbritannien nach Ende des 2. Weltkrieges erneut die Kontrolle über Singapur, aber das Grundvertrauen der Bevölkerung war nachhaltig erschüttert. In Folge gaben die Briten dem späteren Stadtstaat immer mehr Selbstverwaltungsrechte - im Jahr 1965 wird Singapur schließlich ein unabhängiger Staat. Die ehemalige „Festungs- und Gefängnisinsel“ rückt in den 70iger Jahren in den Fokus der Öffentlichkeit: sie wird in „Sentosa Island“ (malaiisch = „Frieden“, „Ruhe“) umbenannt, das „Fort Siloso“ in ein Militärmuseum umgewandelt und der Ausbau der Insel als Naherholungsgebiet beschlossen. Heutzutage ist sie als populäres Ausflugsziel, für Touristen und Einheimische gleichermaßen, nicht mehr wegzudenken.

    Wie gut, dass ich mich doch noch für den Besuch der Insel entschlossen habe. Mit einem weiteren Puzzleteil der Weltgeschichte trete ich den Rückweg an und kann nur erneut staunen, welch weitreichenden Einfluss die Europäer auf das Weltgeschehen hatten ...!
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