Nun bin ich also auch Teil der Bikepacking-Crew. Genau diesen Satz habe ich heute mehrfach hinterfragt. Aber erstmal von vorne.
Schon vor der Costa Rica Reise hatte ich mir vorgenommen, meine “letzten freien Sommer” mit dem Fahrrad zu nutzen. Ist ja prinzipiell nichts Neues, das hab ich die letzten Jahre ja auch schon gemacht. Und ja, ich war auch die letzten beiden Jahre schon mit Zelt und Fahrrad unterwegs. Aber eben immer dazu mit Auto. Also nicht autonom. Das wollte ich dieses Jahr ändern. Einmal nur das nötigste dabei haben und einfach nur einfach leben. Klingt so einfach. Dass es das nicht immer sein wird, dachte ich mir schon vorher.
Aber nach einer sehr kurzen Nacht, klingelte der Wecker 4:30 Uhr und mich begrüßte einsetzender Nieselregen mit netten 14 Grad. Nach einer DerRestmussnochweg-Frühstück ging es dann pünktlich um 6:00 Uhr in leichtem Regen in Richtung Hbf. Der erste ICE nach Nürnberg hatte bereits ein paar Minuten Verspätung war aber dafür angenehm leer. In Nürnberg galt es dann 90 min Umstiegszeit rum zu bekommen… ich hätte diese Zeit gerne sinnvoll genutzt, aber der Regen verhinderte einen kurzen Ausflug in die Stadt. Und der Bahnhof selbst mit seinen abgezählten Sitzmöglichkeiten machte ein Verweilen schwierig… so blieb nur die Zeit am Gleis rumzukriegen und die aktuellen Meldungen zur Verspätung des ankommenden Zuges zu hören. Erst pünktlich, dann 3 min, dann 10, 25, 20 und am Ende angeblich 2 min. Waren dann doch eher 15, aber naja. Der ICE nach Wien wurde mit jeden Halt voller (die üblichen 3 Fahrradstellplätze waren natürlich zu jeder Zeit besetzt… wie kommt man nur auf die Zahl 3 für einen ganzen Zug? Über die Stellplätze selbst muss man auch noch berichten: meine Arme Rennudel zwischen 2 Cube-E-Mountainbikes… Lenkerbreite der Dinger vermutlich so 70-140 cm😵 da blieb für mein Rad also kein Platz mehr… nett. Mitgekommen ist es trotzdem. Bis Wien dauerte es dann noch eine ganze Weile aber mit knapp 30 min Verspätung kamen wir dann 15:15 Uhr an. Da ich seit Nürnberg einen ziemlichen Hunger entwickelt hatte, war der erste Stopp beim Spar. Mit aufgefüllten Tank ging es dann Weiter. Bisher lief es doch eigentlich ziemlich gut. Zumindest war ich gelassen. Bis ich dann die ersten Minuten in Wien Fahrrad gefahren bin. Heidewitzka ist das schrecklich. Einfach nur unübersichtlich. Kaum Beschilderung für Radwege. Radwege dann immer nur auf einer Seite mit Gegenverkehr und meist nur 1,50 m Spurbreite. Manchmal endeten die Radwege an einer Kreuzung, ohne dass es danach weiter ging. Falls mal jemand einen Kontrast dazu sehen möchte, empfehle ich mal einen Wochenendtrip Wien-Kopenhagen.
In der Rush Hour ging es dann knapp 24 km Kreuz und queer durch die Stadt und einiger der Sehenswürdigkeiten. War ganz schön, aber irgendwie hatte ich mir Wien romantischer vorgestellt. Empfand es eher wie Berlin, nur mit deutlich nervigeren Menschen. Nachdem ich dann endlich aus Wien raus und schon einmal durch war, kam dann der Teil der mir eigentlich am meisten Angst machte. Der Donauradweg. Weshalb? Ich würde sagen die Umstände machen’s. Weniger die ganzen Händchen haltenden Renter-E-Bike-Paare, sonder eher die Mischung aus Hochwasser, 13 Grad, immer mal Nieselregen und natürlich bestialischem Westwind. Und so zog es sich dahin. Definitiv nicht den besten Tag auf dem Rad erwischt und durch die Umstände zog es sich jedoch unermesslich. Die Gegend war ganz nett, aber eher wie die Elbe bei Hochwasser. Relativ unspektakulär. Eben einfach ein sehr breiter Fluss. Die Radwegen waren teils schon überflutet, teils gerade so noch befahrbar. Schlimmer war nur der Gegenwind. Auf dem Deich entlang der Donau, fährt man auch noch wie auf dem Präsentierteller… vollbepackt und mit Mammut Regenjacke war ich natürlich auch aerodynamisch stark unterwegs. Die Fahrt zog sich also so dahin. Irgendwann kam dann links ein lang ersehnter Billa, der das Abendessen im Angebot hatte (Pizzaecke und Laugenbrezeln mit Cola😎). Der Twix munterte die müden Beine für die letzten 25 km Gegenwind auf. Natürlich kam jetzt auch noch die Dämmerung und immer mehr Regentropfen dazu. Klasse. Ich war einfach nur fertig. Und das am ersten Tag… was soll das nur werden. Aber was hat Jonas Deichmann mal gesagt? 90% sind mental. Also Kopf hoch und irgendwie weitermachen. Auch wenn der Wind jede Rollbewegung unermüdlich bremst. Rein in die Dunkelheit. Nach endlos langen Kilometern kam dann endlich der ersehnte Abzweig zum Finsterwald. Wirklich dunkel hier. In der Finsternis dann noch zügig das Zelt aufgebaut und die Sachen verteilt. Nach dem Duschen setzte beim Abendbrot der Regen nun auch wieder stärker. Immerhin bin ich nun trocken in meinem kleinen Zelt.
Was für ein Tag: Zugfahrt, Velofiasko Vienna, Westwind, Dunkelheit und ungewohnte Kälte. Trotzdem geschafft. Wenn auch nur 75 km.
Ich bin gespannt was morgen kommt🤌🏻Read more