Veni. Vidi. Velo.

August - September 2023
A 19-day adventure by hebe Read more
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    Tag 1 - Velofiasko Vienna

    August 29, 2023 in Austria ⋅ ☁️ 15 °C

    Nun bin ich also auch Teil der Bikepacking-Crew. Genau diesen Satz habe ich heute mehrfach hinterfragt. Aber erstmal von vorne.
    Schon vor der Costa Rica Reise hatte ich mir vorgenommen, meine “letzten freien Sommer” mit dem Fahrrad zu nutzen. Ist ja prinzipiell nichts Neues, das hab ich die letzten Jahre ja auch schon gemacht. Und ja, ich war auch die letzten beiden Jahre schon mit Zelt und Fahrrad unterwegs. Aber eben immer dazu mit Auto. Also nicht autonom. Das wollte ich dieses Jahr ändern. Einmal nur das nötigste dabei haben und einfach nur einfach leben. Klingt so einfach. Dass es das nicht immer sein wird, dachte ich mir schon vorher.
    Aber nach einer sehr kurzen Nacht, klingelte der Wecker 4:30 Uhr und mich begrüßte einsetzender Nieselregen mit netten 14 Grad. Nach einer DerRestmussnochweg-Frühstück ging es dann pünktlich um 6:00 Uhr in leichtem Regen in Richtung Hbf. Der erste ICE nach Nürnberg hatte bereits ein paar Minuten Verspätung war aber dafür angenehm leer. In Nürnberg galt es dann 90 min Umstiegszeit rum zu bekommen… ich hätte diese Zeit gerne sinnvoll genutzt, aber der Regen verhinderte einen kurzen Ausflug in die Stadt. Und der Bahnhof selbst mit seinen abgezählten Sitzmöglichkeiten machte ein Verweilen schwierig… so blieb nur die Zeit am Gleis rumzukriegen und die aktuellen Meldungen zur Verspätung des ankommenden Zuges zu hören. Erst pünktlich, dann 3 min, dann 10, 25, 20 und am Ende angeblich 2 min. Waren dann doch eher 15, aber naja. Der ICE nach Wien wurde mit jeden Halt voller (die üblichen 3 Fahrradstellplätze waren natürlich zu jeder Zeit besetzt… wie kommt man nur auf die Zahl 3 für einen ganzen Zug? Über die Stellplätze selbst muss man auch noch berichten: meine Arme Rennudel zwischen 2 Cube-E-Mountainbikes… Lenkerbreite der Dinger vermutlich so 70-140 cm😵 da blieb für mein Rad also kein Platz mehr… nett. Mitgekommen ist es trotzdem. Bis Wien dauerte es dann noch eine ganze Weile aber mit knapp 30 min Verspätung kamen wir dann 15:15 Uhr an. Da ich seit Nürnberg einen ziemlichen Hunger entwickelt hatte, war der erste Stopp beim Spar. Mit aufgefüllten Tank ging es dann Weiter. Bisher lief es doch eigentlich ziemlich gut. Zumindest war ich gelassen. Bis ich dann die ersten Minuten in Wien Fahrrad gefahren bin. Heidewitzka ist das schrecklich. Einfach nur unübersichtlich. Kaum Beschilderung für Radwege. Radwege dann immer nur auf einer Seite mit Gegenverkehr und meist nur 1,50 m Spurbreite. Manchmal endeten die Radwege an einer Kreuzung, ohne dass es danach weiter ging. Falls mal jemand einen Kontrast dazu sehen möchte, empfehle ich mal einen Wochenendtrip Wien-Kopenhagen.
    In der Rush Hour ging es dann knapp 24 km Kreuz und queer durch die Stadt und einiger der Sehenswürdigkeiten. War ganz schön, aber irgendwie hatte ich mir Wien romantischer vorgestellt. Empfand es eher wie Berlin, nur mit deutlich nervigeren Menschen. Nachdem ich dann endlich aus Wien raus und schon einmal durch war, kam dann der Teil der mir eigentlich am meisten Angst machte. Der Donauradweg. Weshalb? Ich würde sagen die Umstände machen’s. Weniger die ganzen Händchen haltenden Renter-E-Bike-Paare, sonder eher die Mischung aus Hochwasser, 13 Grad, immer mal Nieselregen und natürlich bestialischem Westwind. Und so zog es sich dahin. Definitiv nicht den besten Tag auf dem Rad erwischt und durch die Umstände zog es sich jedoch unermesslich. Die Gegend war ganz nett, aber eher wie die Elbe bei Hochwasser. Relativ unspektakulär. Eben einfach ein sehr breiter Fluss. Die Radwegen waren teils schon überflutet, teils gerade so noch befahrbar. Schlimmer war nur der Gegenwind. Auf dem Deich entlang der Donau, fährt man auch noch wie auf dem Präsentierteller… vollbepackt und mit Mammut Regenjacke war ich natürlich auch aerodynamisch stark unterwegs. Die Fahrt zog sich also so dahin. Irgendwann kam dann links ein lang ersehnter Billa, der das Abendessen im Angebot hatte (Pizzaecke und Laugenbrezeln mit Cola😎). Der Twix munterte die müden Beine für die letzten 25 km Gegenwind auf. Natürlich kam jetzt auch noch die Dämmerung und immer mehr Regentropfen dazu. Klasse. Ich war einfach nur fertig. Und das am ersten Tag… was soll das nur werden. Aber was hat Jonas Deichmann mal gesagt? 90% sind mental. Also Kopf hoch und irgendwie weitermachen. Auch wenn der Wind jede Rollbewegung unermüdlich bremst. Rein in die Dunkelheit. Nach endlos langen Kilometern kam dann endlich der ersehnte Abzweig zum Finsterwald. Wirklich dunkel hier. In der Finsternis dann noch zügig das Zelt aufgebaut und die Sachen verteilt. Nach dem Duschen setzte beim Abendbrot der Regen nun auch wieder stärker. Immerhin bin ich nun trocken in meinem kleinen Zelt.

    Was für ein Tag: Zugfahrt, Velofiasko Vienna, Westwind, Dunkelheit und ungewohnte Kälte. Trotzdem geschafft. Wenn auch nur 75 km.
    Ich bin gespannt was morgen kommt🤌🏻
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  • Day 2

    Snackgame aufstocken 🍿🥨

    August 30, 2023 in Austria ⋅ ☁️ 11 °C

    So tief hab ich länger nicht mehr geschlafen. Nach dem gestrigen Tag und der kurzen Nacht zuvor allerdings auch kein Wunder, aber vermutlich hätten man mir selbst mein Zelt klauen können und ich hätte weiter gedöst. Wetter zum Aufwachen war okay, nicht warm und windstill, aber eben auch kein Regen. Entspannt startete ich in den Tag und packte nach einem kleinen Obstfrühstück mit Laugenbrezel langsam zusammen. Nachdem ich noch 8€ für den Zeltplatz da gelassen habe, ging die Reise um 11 Uhr weiter. Die Fahrt startete entspannt und nach etwa 15 km erreichte ich einen Unimarkt, wo ich mit reduzierter Apfeltasche vom Vortag und Nektarinen die Speicher auffüllte. Den entscheidenden Energieboost gaben aber die ersten Lebkuchenherzen der Saison🤌🏻 Danach ging hinter Innermanzing es auf die Panoramastraße. Es ging ordentlich berghoch und ich begann mein Gepäck bei 8-10% Steigung nicht wirklich zu mögen. Irgendwann war auch dieser Anstieg geschafft und auf der Passhöhe angekommen war dann erstmal eine kurze Regenpause angesagt. Vom Panorama hat man eher weniger gesehen. Nach dem Regen wurde die Sicht allerdings besser und ein herrlicher Blick in Richtung Donau wurde frei. Nach der Abfahrt ging es dann auf kleinen Straßen mit Gegenwind in Richtung St. Pölten. Dort angekommen konnte ich auf dem Marktplatz ein hervorragendes Eis genießen. Nougat, Tiramisu, Cookies & Straciatella verwöhnten den Gaumen. Nach einem kurzen Trip zum Aldi, der Schogetten, Bananen sowie das Abendbrot mit Brötchen, Käse und vegetarischen Würstln hervorbrachte ging es nun weiter in Richtung Berge. Die restlichen 55 km ging es dann über den Traisentalradweg. Ganz nette Gegend. Ein wenig wie die Vogesen oder der (bewaldete) Harz. Die ganze Zeit über leicht ansteigend, bewegte ich mich von Nieselregen zu Nieselregen. Die angekündigten 4 Sonnenstunden waren noch nicht gekommen. Aber wird bestimmt. Denkste. Nachdem letzten Stopp, bei dem die Schogetten geöffnet wurden, wurde der Nieselregen allmählich stärker und entwickelte sich in einen unangenehmen Sprühregen. Die 9 Grad taten dazu ihr Übriges. Da es nun allerdings weniger als 15 km waren, fuhr ich weiter und pünktlich zur Ankunft am Campingplatz hörte der Regen auf. Nach Aufbau und Dusche stand noch das Abendbrot sowie Cashews in Honig-Salz zum Nachtisch an. Nach einer schönen halben Stunde FaceTime mit der Familie fallen mir nun einfach nur noch die Augen zu. Bis morgen.Read more

  • Day 3

    Tag 3 - Seitenschlag mit Haltungsschaden

    August 31, 2023 in Austria ⋅ ☁️ 14 °C

    Nach dem Regen in der Nacht wachte ich am Morgen tatsächlich mit nur bewölktem Himmel und vereinzeltem Sonnenschein auf. 6:30 Uhr stand auf der Uhr. Ein bisschen früh. Naja als erstes lachten die restlichen Lachgummis… gutes Frühstück, was mich dann irgendwie wieder müde machte, sodass ich kurz die Augen schloss. 8:30 Uhr machte ich sie erst wieder auf und nun konnte der Tag starten. Das Wetter sollte endlich Sonnenschein bringen. Nach dem Einpacken ging der erste Weg ca. 1 km ins Dorf hinunter zurück, die Vorräte wollten aufgefüllt werden. Nach dem kurzen Stopp konnte es dann los gehen. 95 km waren geplant. Direkt zu Anfang stand die größte bergwertung des Tages auf dem Plan. Unrhythmisch ging es ca 5 km bergan, auf einmal kamen mehrere Rampen mit bis zu 16% Steigung und forderten mich alte Bergziege mehr als nur ein bisschen. Die 15 kg zusätzliches Gepäck waren leider nicht vorteilhaft, sodass mein Körper sich bemühte leichter zu werden, indem er Unmengen ausschwitzte. Oben angekommen war ich froh das geschafft zu haben. Die schwerste Aufgabe des Tages war geschafft.

    DENKSTE!

    In der Abfahrt überholte mich eine E Klasse relativ dicht, sodass ich bei Tempo 60 einem Holzstühle nicht mehr ausweichen konnte. Dadurch löste sich meine Isomatte und verfing sich in den Bremsen. Ich hielt sofort an und merkte verbrannten Geruch. Fuck, was ist das? Die Carbonfelge hat einen Seitenschlag, ziemlich mies dolle sogar. Die Bremse blockierte jede Radumdrehung. Was nun? Ich brauchte 2 Minuten, dann entschloss ich mich, die nächsten 15 km nach Mariazell zu fahren, den größten Ort hier. Mit offener Hinterbremse war der Weg eigentlich gut machbar, es ging kaum bergab. 12:45 war ich angekommen und versuchte mein Glück beim ersten Sportgeschäft. Mittagspause bis 14:30. Wovon müssen die sich nur erholen? Auf zum zweiten und letzten Sportgeschäft des Ortes. Ebenfalls Mittagspause. Aber immerhin telefonisch erreichbar. “Nee, mit Fahrrädern machen wir nichts, wir können nur Ski.” Immerhin gab sie mir den Tipp, dass es am Ende des Ortes einen Schmied gibt, der auch Fahrräder repariert. Vertrauenswürdig. Leider stellte sich bei meinem Besuch dort heraus, dass dieser Mann gerade Urlaub hatte. Langsam gingen mir die Optionen aus. Ich kann nicht den Rest der ganzen Tour ohne hintere Bremse fahren. Ich irrte weiter im Ort herum und fuhr voller Verzweiflung zum österreichischen ADAC. Die waren immerhin hilfsbereit und mit einer Zange bewaffnet ging der Mechaniker an meine Speichen. So richtig besser wurde es zunächst nicht, dafür war nun auch der Lack von den Speichen ab. Immerhin bekamen wir es dann zusammen hin, dass die Bremse zumindest nicht mehr bei jeder Umdrehung schleifte. Mehr konnte er nicht für mich tun, schließlich sei er kein “Radlmechaniker”. Okay dann erstmal raus und Optionen checken. Mental war ich gerade ziemlich am abkotzen. Das schöne Laufrad kaputt, dachte ich schon am dritten Tag ans Ende der Tour. Mit so einer Acht kann ich nicht durch die Berge fahren. Was nun? Lösung? Erstmal Papa anrufen. Die Eltern sind ja nur 170 km entfernt im Urlaub. Papa kann das bestimmt reparieren. Aber abholen lassen wollte ich mich nicht, das war keine Option. Zug dauert 8 h. Nein danke. Also auch die Eltern keine Lösung. Wo ist also die nächste Fahrradwerkstatt außerhalb von Mariazell. Eine in Kindberg ausgemacht. Dort erstmal angerufen und nachgefragt. Der Herr am Telefon klang sehr nett und war hilfsbereit. Er meinte, er kann sowas auf jeden Fall reparieren. Ich müsste nur hinkommen. Nice. Ich fragte ihn, was der schnellste Weg ist. “Übern Schneeberg.” Klasse. Ich fragte wie lange er noch da ist. Bis 18 Uhr. Ich hatte also nur 3 h um 55 km und knapp 1000 hm zu schaffen. Könnte ich schaffen. Vielleicht. Ich machte mich direkt los, fuhr so zügig und gleichmäßig wie es ging. Die ersten 14 km waren flach und schön, dann ging es zum Schneeberg hinauf. Ich hielt kurz in einer Bucht hinter einer Haltestelle an, um mein Langarmshirt auszuziehen. Plötzlich fährt etwas lautes an mir vorbei. Der Bus nach Kindsberg. Auf mein Winken reagierte der Fahrer nicht mehr und so verpasste ich die Gelegenheit. Läuft heute. Hilft nur weiterfahren. Coffein-Gel rein und bergan. Unrhythmisch. Immer wieder längere Passagen mit 11-12 %, dazu LKWs und Reisebusse, die an mir vorbei zischten. Irgendwann war der Schweiß zu Ende und es ging endlich bergab. Die Abfahrt war herrlich. Gut einsehbar und mein Hinterrad hielt. Ich lies es also halbwegs krachen und fuhr so zugig wie es ging. Unten angekommen ging es direkt noch einmal 380 hm auf den nächsten Berg hinauf. In 4 km. Steil war also angesagt. Steil runter gingen die Wattzahlen, die ich noch ohne Krampf drücken konnte. Vorher noch 270 Watt, gingen jetzt meist nur 230, Max 250 Watt. 16:50 Uhr war es schon am Beginn. Ich musste mich wirklich beeilen. Auf der letzten Rille kam ich oben 17:20 an. Schnell die Jacke drüber, Stirnband auf, schnell die 7 km Abfahrt runter. Im Tal musste ich dann noch 7 km relativ flach bis zur Werkstatt. Es war schon 17:35 Uhr. Okay, hilft ja nix, nochmal 7km powern. Ach ja und natürlich aero sein. Dachte ich mir, sei jz entscheidend. Also fuhr ich in Remco-Manier flach und ohne Schultern im Wind der Werkstatt entgegen. Selbst die Birkenstocks waren stromlinienförmig ausgerichtet. Mindestens -20 Watt sag ich mal grob. Tatsächlich kam ich 17:52 Uhr an. Der Mechaniker wartete schon auf mich und spannte schnell mein Rad an. Nach 25 Minuten war alles wieder in Ordnung, selbst die Schaltung, die auch etwas abbekommen hatte wurde wieder gerichtet. Nachdem ich mich tausend mal bei meinem Helden bedankt habe, war es nun an der Zeit für eine Übernachtungsstätte. 26 km bis zum nächsten Campingplatz. Puh. Erstmal zu Aldi, essen fassen. Nach einem Lebkuchenriegel und Brot mit Käse ging es dann weiter. Komoot schickte mich die ganze Zeit über eine Schnellstraße, mal Ein, mal Zweispurig. Da dies der schnellste Weg war, war es mir relativ egal, ob ich hier fehl am Platz bin. Ich weiß nicht wie, aber die Strecke ging gut ab. Ich weiß auch nicht was in dem Moment mehr geschoben hat: der Rückenwind oder die Malle-Partyplaylist? Ich glaube letzteres. Wieder in Remco Style und mit massiven Arm und Rückenschmerzen ging es voran. 19:45 Uhr hier am Platz angekommen, dann alles aufgebaut, nach ein paar Cashewnüssen dann die Luftmatratze aufgepumpt. Nach 5 Minuten viel mir auf, dass sie Luft verlor. Na klasse. Auf die Suche nach dem Loch gemacht, irgendwann gefunden und erstmal notdürftig geflickt. Mal gucken wie lange ich erhöht liege. Jetzt gehts erstmal ins Bett. Morgen wird’s hoffentlich etwas ruhiger.
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  • Day 4

    Sonne & Gebrechlichkeit 🫥

    September 1, 2023 in Austria ⋅ 🌙 14 °C

    Tag 4 ist da und was soll ich anderes sagen, als dass mir alles wehtut. Schon zum Aufstehen merke ich, dass mein Aero-Abenteuer von gestern nicht nur dem Rücken, sondern auch den Armen geschadet hat. Naja, Pura Vida, hilft ja alles nix. Also weiter gehts. Alles einpacken, Sonnencreme auf die Nase (jaaaa heute soll die Sonne scheinen) und Fladenbror mit Käsewürfeln als Gourmet-Frühstück. Um 9 Uhr bin ich abfahrbereit. Warum so früh? 2 Stunden vor den letzten beiden Tagen? Eventuell ist dies nicht meine präsenile Bettflucht gewesen, sondern der Lage des Campingplatzes geschuldet. Gestern Abend habe ich einfach den nächstbesten angesteuert, wie sich herausgestellte, lag der Platz verkehrstechnisch “günstig” gelegen. Auf der einen Seite die Bundesstraße, hinter dem Platz Bahnlinie und Autobahn. 6 Uhr war überall Betrieb und damit die Nacht vorbei. Störte insgesamt eigentlich nicht, schließlich wollte ich heute zu meinen Eltern aufschließen und ihre Vorräte leeren. 110 km standen auf dem Plan. Die ersten Kilometer waren echt schleppend. Die Beine ohne jegliche Kraft und nach kurzen Belastungen benötigte ich schon bei 160 bpm fast das Sauerstoffzelt🫥. Nach 10 km wurde ich dann am Berg von einem älteren Herrn mit Specialized E-Gravel-Bike eingeholt. Er fragte mich wo ich weiter fahren wolle. Keine Ahnung, Richtung Schladming sagte ich. Wie sich nach einigem hin und her (ich verstehe nix von dem Dialekt hier und sage dann einfach freundlich ja 👍🏻) rausstellte, wollten wir in die gleiche Richtung. Und so begleitete er mich für die nächsten 40 km. Wirklich eine herrliche Begegnung, mit 70 Jahren war der Mann immer noch super fit, nicht nur körperlich sondern auch mental und wir unterhielten uns ausgiebig. An den Bergen lies er mich dann immer eiskalt stehen und zog mit seinem Rad davon, nur um dann oben zu warten. Ich versuchte mitzuhalten, aber die Beine waren matt und ich sah nur sein Hinterrad aus weiter ferne. Er zeigte mir seine schönsten Geheimwege und wir erzählten über alles mögliche. Wo wir schon überall Radfahren waren und erzählte mir außerdem von seinem ersten Rennrad, einen Colnago mit Campa, Baujahr 1982. Reifen 20 mm. Meist mit 10 bar. Läuft😂. An einer Allee trennten sich dann unsere Wege und wir wünschten uns einander vor allem eins: Gesundheit.

    Danach ging es dann auf die restlichen 60 km. Die Beine waren immer schwerer, über jede Welle konnte ich mich nur noch schwer drüber wuchten. Das merkten auch meine Knie, die heute Abend nach den ganzen niedrigen Kadenzen deutlich streiken. Morgen kommt der Kassettenwechsel.
    Während des ganzen Tages scheinte die Sonne und ich genoss jeden Moment. Ja es war auch endlich wärmer, sodass man sich nicht mehr bei jeder Abfahrt anziehen musste. Die Kilometer gingen und um 15 Uhr war ich dann auch schon angekommen. Meine Eltern hatten einen entspannten Platz mit herrlichen Blick rausgesucht. Hier lässt es sich aushalten. Insgesamt war heute ein herrlicher und entspannter Tag. Morgen ist Ruhetag, also gehen wir nur mal wandern. Sonntag geht es dann wahrscheinlich weiter in Richtung Großglockner. Tschau Kakao.
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  • Day 5

    Gratwanderung am “Ruhetag”

    September 2, 2023 in Austria ⋅ ☁️ 13 °C

    Ja was soll ich zum heutigen Tag nur sagen? Herrlich, aber anstrengend? Klingt zu gewöhnlich. Eher war es tatsächlich eine Gratwanderung. Zwischen atemberaubenden, teils aber fast zu krassen Wegen. Trotzdem merkte ich wieder, dass ich in meinem Lieblingshabitat unterwegs war. Berge. Und dann am liebsten Berge ohne Tourismus. Einfach nur Stille. Davon gab es heute einige Momente. Die Wanderung konnte in 3 mal mehr, mal weniger schöne Abschnitte eingeteilt werden. Teil 1 war ein Wanderweg, der eigentlich nur daraus Bestand, eine Skipiste möglichst gerade hoch zu laufen. Anstrengend ja, aber wie immer machbar. Danach stand dann das Hoch und Runter auf dem Grat an, was bei mir immer so ein heikles Thema mit den rechts und links tief runter ist. Ging aber heute meistens ziemlich gut. Wirklich zügig war man dabei trotzdem nicht, dafür war viel Konzentration nötig. Schlimmer wurde es dann allerdings bei Teil 3, dem Abstieg. Dieser Bestand eigentlich nur darin, einen Bachlauf 500 hm wieder hinunter zu laufen. Mal einfach nur alles feucht. Mal alles moorig. Mal riesige Absätze. Eigentlich ganz cool, war aber dann dich sehr anstrengend. Problem war auch, dass das Wasser etwas knapp im Rucksack bemessen war und wir alle ziemlich Durst hatten. Die Laune ging also langsam genau so runter wie wir auf dem Abstieg. Um diesen Durst zu stillen gab es dann noch ein Radler in der Gaststätte zum Schluss. Vor dem Einziehen der Gewitterwolken, waren wir wieder am Auto und konnten trocken zurück. Insgesamt also wirklich ein schöner, aber ein wenig zu anstrengender Tag. Deshalb und weil das Wetter morgen nicht so toll werden soll, wird also morgen noch ein echter Ruhetag gemacht.Read more

  • Day 6

    Echter Ruhetag

    September 3, 2023 in Austria ⋅ ☁️ 15 °C

    Heute gibts nicht viel zu erzählen. Ich wünschte ich könnte sagen, es wäre der erste Tag, an dem ich nicht mit oder vom Hunger aufgewacht bin😂 naja heute wurde alles dafür getan, um den Kalorienverbrauch niedrig zu halten. Morgen gibts dafür wieder eine Bergetappe, die dich einmalige Chance eines Gepäcktransfers beinhaltet. Geplant sind 3 Tage bis zur Adria. Mal schauen was wird.Read more

  • Day 7

    Höhenflug mit Magenkrampf

    September 4, 2023 in Austria ⋅ ☀️ 20 °C

    Nach dem gestrigen entspannten Tag ging es nun heute endlich weiter. Und noch dazu heute mit dem vermutlich einmaligen Gepäcktransfer durchs Auto. Perfekt für die bisher größte Bergetappe meiner Tour. 10:30 ging es los und ich fühlte mich direkt so, als wäre ich nie Fahrrad gefahren. Ohne Gepäck ist’s doch komplett ungewohnt. Die ersten 20 km rollre es mit leichtem Rückenwind und strahlendem Sonnenschein gemütlich dahin. Dann zweigte links die Straße zum Sölkpass ab. 24 km mit ca 1300 hm, wobei 500 hm auf den letzten 4 km warteten. Nach kurzem Stopp bei Nah&Frisch ging es mit Banane und Nimm2 im Bauch bergan. Die Straße stieg gemächlich dahin und mit Rückenwind fur es sich eigentlich ganz gut. Wäre da nur nicht mein Verdauungstrakt gewesen. Ich fing an Krämpfe und einen aufgeblähten Bauch zu bekommen. Gebückt auf der Rennnudel zu sitzen förderte das ganze nicht unbedingt. So quälte ich mich über eigentlich moderate Steigungen bergan. Der Rückenwind hatte den Nachteil, dass der kühlende Fahrtwind verschwand und so nässte ich in der prallen Sonne vor mich hin. Irgendwann kam ich dann zu den letzten 4 km. Im Schnitt irgendwas zwischen 10-12%. Eigentlich noch gut machbar. Nur war meine Power auf der letzten Rille angekommen und gut 50 Watt niedriger. Es war wirklich kein Genuss dort berghoch zu fahren. Durch meine Tagesform würde ich auch sagen, dass es subjektiv mein bisher schwerster Alpenpass war. Oben angekommen war ich absolut fertig. Da kam mein Wahoo genau richtig, um mir zu zeigen dass noch 63 km und 800 hm offen sind. Herrlich. Mental beinahe gebrochen. Erstmal kam immerhin die Abfahrt, die zwar sehr windig, insgesamt aber gut zu fahren war. In Murau ging es erstmal zum Aldi, ich hatte zwar überhaupt keinen Hunger, aber irgendwas musste ich ja essen. Cola und Brötchen mit Käse wurden dem aufgeblähten GIT zugeführt. Danach ging es an der noch vollen Mur entlang, bis es links nach Flattnitz abzweigte. 14 km Schlussanstieg warteten auf meine Beine. Mittlerweile tat mir wirklich alles einfach nur noch weh. Egal ob Hintern, Handgelenke oder der Nacken. Die Strecke zog sich so dahin, war landschaftlich zwar herrlich, aber irgendwie hatte ich dafür kein Auge. Ich zählte die Kilometer runter, musste immer wieder länger im stehen fahren, weil Popo und Bauch das sitzen nicht mehr tolerierten. Irgendwann war die Qual geschafft. Trotz der Probleme über 100 km mit 2000 hm. Nun angekommen auf 1400 Metern Höhe erwartete uns nun eine kalte Nacht. Ich war so dermaßen fertig, dass ich einfach nur noch schlafen wollte, der Text zur Tour konnte noch bis zum Morgen warten. Und so liege ich hier nun frierend bei 5 Grad und klarem Himmel. Alles an, was ich an haben könnte, ist es doch sehr frisch. Naja, ich warte nun noch auf die Sonne, dann gehts weiter. Hoffentlich bis Italien.Read more

  • Day 8

    Espresso-Kracher 💥🤌🏻

    September 5, 2023 in Italy ⋅ 🌙 17 °C

    Nach der mit Abstand kältesten Nacht dauerte es eine ganze Weile bis die Füße im warmen Sonnenlicht wieder auftauten. Da auch gefühlt alles nass und feucht war, musste dies auch erstmal alles trocknen. Erst kurz nach 11 machte ich mich auf meine Reise. Nach den gestrigen Strapazen half die erholsame Nacht über das schlimmste hinweg. Was noch da war, lies ich auf der Toilette 💩. Sobald ich auf dem Rad war, merkte ich heute gehts wieder besser. Heute stehen 113 km auf dem Programm. Die ersten Kilometer gingen rasend bergab, nach einigen auf und ab, erreichte ich zunächst Feldkirchen. Im dortigen Spar wurde das Mittag bestehend aus Obst, Brötchen, Wurstl und Cola besorgt. Nach einem entspannten Verspeisen ging es dann weiter am Ossiacher See entlang. Wie überall, scheint das Wasser Menschen förmlich anzuziehen. Wo ich vorher noch größtenteils allein unterwegs war, waren nun viele Ausflügler auf den Wegen unterwegs. Nichtsdestotrotz verging die Fahrt entlang des Sees bis nach Villach wie im Flug. Dort nach 65 km angekommen ging es in ein Café, wo mit doppelten Espresso, Almdudler und Muffin nochmal Treibstoff zugeführt wurde. Nach kurzem Stopp ging es weiter Richtung Italien. Es ging nun dauerhaft leicht ansteigend bei angenehmen 29 Grad in Richtung Grenze. 16:45 war es dann soweit und ich konnte in das zweite Land meiner Tour einreisen. Der Giro beginnt, Bella Italia! 🇮🇹 Inspiriert von einem Filmchen von Ein Paar E-Bikes hatte ich mich entschieden ab Villach dem Alpe-Adria-Radweg zu folgen. Zunächst staunte ich, wie viele Radreisende unterwegs waren, da ich zuvor nur wenige auf der ganzen Tour gesehen hatte. Hier war anscheinend ordentlich Betrieb.

    Bis zum Spar in Tarvis ging es gut voran. Dort besorgte ich mir Foccacia, Tomaten, Powerade und Wasser fürs Abendbrot.

    Was dann folgte, kann ich eigentlich nur schwer beschreiben. Ich weiß nicht, ob jemand der nicht selbst so viel Fahrrad fährt, das nach empfinden kann. Ich bin in einen Flow-Zustand gekommen. Nach 100 km.
    Nie zuvor habe ich mich nach dieser Distanz so gut auf dem Rad gefühlt. Ab 17:30 war niemand der anderen Reisenden mehr auf dem Radl unterwegs und so hatte ich den Radweg für mich allein. Es ging stetig mit 1-2% auf der alten Bahntrasse hinab, dazu gesellte sich ein Gott gesegneter Rückenwind 🤌🏻. Dadurch wurde alles so viel einfacher. Die Kilometer rollten dahin. An meinem eigentlichen Ziel angekommen war es erst 18 Uhr. Ich fühlte mich so gut, dass ich entschied erstmal einfach so dem Radweg weiter zu folgen. 30 min vergingen und der Flow war immer noch da. Ich schaute wo der nächste Campspot war. 42 km? In dem Zustand. Na sichi. Also voll Fahr voraus. Maoam Kracher rein. Velocita raus. Roy Bianco auf den Ohren. Sonnenuntergang. Mehr geht nicht.

    Mit einsetzen der Dunkelheit gelangte ich am Campingplatz an, baute alles auf und nach dem Duschen haute ich mir meine Focaccias + Tomaten rein und veredelte das ganze mit Prinzenkeksen zum Dessert. Nun liege ich hier auf meiner Matratze. Irgendwo zwischen todmüde und hyperaktiv. Ich weiß nicht was heute los war. Gestern einen der schlimmsten Tage auf dem Rad gehabt, heute den wohl besten Tag jemals gehabt. Nicht weil es der längste war, es war heute einfach alles perfekt. Wie schnell sich doch so vieles ändern kann.

    Pura vida!
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  • Day 9

    Hochebene aus Gründen

    September 6, 2023 in Slovenia ⋅ ☀️ 23 °C

    Nachdem ich gestern am ersten Campingplatz seit der Italienischen Grenze angekommen war und ich mir zwischen all den Zelten noch einen Platz gesucht hatte, war die Nacht doch sehr kurz. Erst wurde die Diskussion im Bremer Nachbarzelt bis 23:30 politisch und morgens ab 5:30 waren die ersten am Zelt zusammen räumen. Dazu noch der Schlaf an der Hanglage, sodass ich immer wieder in meinem 2,05m langen Zelt a seine Grenzen stieß. So kam es erstmals dazu, dass ich mich nach einer Nacht nicht wirklich erholt fühlte und am liebsten Lügen miefen geblieben wäre. Mein Whoop zeigte mir ebenfalls erstmals einen roten Recovery-Score an. Naja, die Sonne trieb mich dann aus meinem Treibhaus heraus. Um 9:30 war ich gefühlt schon der letzte auf dem Platz als ich fertig war mit Packen. Die haben’s ja eilig… Pura Vida leude!🤌🏻🇨🇷

    Ich machte mich auf dem Weg und fuhr mit allen E-Bike-Pärchen weiter dem Alpe-Adria entlang gen Udine. War mir ein bisschen zu viel, muss ich zugeben. Unterwegs gab es noch die letzten Kracher und ein Croissant. In Udine angekommen, brauchte ich erstmal meinen Caffè doppio. Dabei sinnierte ich vor mich hin und entschied mich, lieber nicht zur Adria zu fahren, da ich aktuelle Bilder von Google Maps vom Campingplatz gesehen hatte und eher nicht zu den Massen wollte. Was also nun?

    So richtig wusste ich auch nicht. Venedig würde nicht besser sein, Kroatien war noch ziemlich weit weg und hetzen wollte ich mich nun auch nicht mehr. Bleibt noch die dritte Option: Slowenien. Teuer, aber zurecht. Die Landschaft in Gorica hier ist herrlich, ein wenig wie Kroatien teils, aber ohne Touris. Ich suchte mir einen Campingplatz abseits der Straßen auf einer Hochebene. Ist vielleicht auch nicht ganz so warm dachte ich. Naja von Udine waren es nach dem Einkauf noch 57 km. Bis zur slowenischen Grenze ging es über entspannte Nebenstraße durch die Weinberge des Friuli. In Gorica wurde nochmals eingekauft und dann stand noch eine Sache aus. Die Hochebene. Weil hoch oder? Richtig. 750 hm am Südhang warteten auf mich und mein Gepäck. Gut, dass ich mir sämtliche Taschen und Ritzen am Rad voll mit Essen und Getränken gestopft hatte, damit gehts bestimmt leichter.
    Der Anstieg empfing mich direkt konsequenterweise mit 10-13% Steigung. Hitze war untertrieben. Autoverkehr war ebenfalls rege und ich war nur ein einziges langsames Hindernis. Ich quälte mich berghoch, bis ich das erste Plateau erreichte und links abzweigte. Die ersten 250 hm waren geschafft und ich sah den letzten winzigen Supermarkt vor dem Ziel. Danach ging es auf ruhigen Straßen teils sogar schattig weiter bergan, bis ich irgendwann abgekämpft am Campingplatz war. Hier ist es wirklich sehr schön. Zwischen Zwetschgen-Bäumen baute ich mein Zelt auf, die ein oder andere Frucht viel auch direkt in meinen Mund. Danach gab es Birnenschnaps und Salami als Welcome-Package vom Betreiber. Junge, junge, der Birnenschnaps war heftig. Eventuell lag es auch an meiner Dehydrierung, aber iwie würde es mich nicht wundern, wenn man von dem Zeug blind wird. Nein Spaß. War sehr lecker, aber etwas zu viel für meinen Körper. Nach der Dusche ging es dann nur noch gähnend und liegend im Zelt voran. Schnell noch das Foccacia mit Mozzarella rein, ein bisschen Salzgebäck mit Cola zum Nachtisch und nach ein paar Seiten lesen ging es dann in die Heia. Dass meine Matratze wieder Luft verlor, war mir egal.
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