240km Westweg

May 2024
Von Forbach nach Basel geht es auf der Westroute des Fernwander-Klassikers im Schwarzwald. Ein 8 Tage langes, autarkes Abenteuer. Read more
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  • Die Bahn kommt. Nicht.

    April 9 in Germany ⋅ ☁️ 14 °C

    Voller Freude eine brauchbare Verbindung per Bahn zum Ausgangspunkt gefunden zu haben buchten wir Ende Januar Tickets bei der Deutschen Bahn.
    Da zwischenzeitlich auch der Lokführerstreit beigelegt wurde, soll unserer Reise am 09. Mai wohl nichts mehr im Wege stehen. So der Plan.

    Da bei der Bahn allerdings leider nur die Unzuverlässigkeit zuverlässig ist, kam heute die Nachricht rein, dass unsere Verbindung ausfallen wird.
    Warum? Anscheinend Bahngeheimnis, zumindest mit keinem Wort eine Erklärung dazu.
    Aber zum Glück gibts noch eine frühere Abfahrtsmöglichkeit. Man kommt zwar nicht früher am Ziel an, aber zumindest sollen die Züge fahren. Also so der Plan zumindest….

    Update. Nun wurde auch die Rückfahrt seitens der Bahn gecancelt. Macht lässige 100% Fehlleistung der Bahn. Respekt, das muss man erstmal schaffen.
    Für uns ist die Aufhebung der Zugbindung in diesem Fall super, können wir doch nun zurückfahren wann wir wollen. Vorausgesetzt es fährt überhaupt was…
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  • Day 1

    Mittendrin statt mur dabei

    May 9 in Germany ⋅ ☀️ 13 °C

    Nun ist es endlich so weit. Nach unzähligen Stunden Forum, Youtube und Vorbereitung gehen wir nun selbst auf dem Mythos Westweg die ersten Meter. Kaiserwetter, Kaiserlandschaft und Kaiserstimmung lassen uns euphorisch vom Bahnhof Forbach aus starten. So machen sich die zwei lustigen drei mit dem Gefühl auf den Weg, dass nichts sie bremsen könne. Der erste Anstieg, eine echte Rampensau, holt uns dann sofort wieder ein wenig auf den Boden der Tatsache zurück, zumal das nicht gerade ultraleichte Gepäck doch ziemlich rückwärts zieht.
    Mit einigen Bierpilgern, die auf dem Weg zur örtlichen Kapelle waren kamen wir nett ins Gespräch, beschlossen aber ohne Alkoholgenuss weiterzulaufen.
    Den Tag über erlebten wir wundervolle Landschaft, einmalig schöne Natur, fantastische Aussichten und sonnige Pausen. Nach 30km mit knackigen 1.400 hm kamen wir erschöpft aber glücklich am Camp Seibelseckle an, mitten im Nationalpark. Die Vögel gaben ein Willkommenskonzert und ein dickes Abendessen aus dem Rucksack wartete auf das Verschlingen durch hungrige Wanderer. Herz, was willst du mehr.
    Fazit des Tages: Mittendrin statt nur dabei!

    Bilder chronologisch rückwärts
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  • Day 2

    Ohne Wasser wäre alles doof

    May 10 in Germany ⋅ ⛅ 17 °C

    Nach einem geschäftigen Morgen geht es wieder zurück auf den Westweg. Laune gut, Beine ok, Wetter bombe. Die Wasservorräte werden am Bach noch maximal aufgefüllt, da auf der heutigen Etappe keine Brunnen und Fließgewässer liegen. Und die Sonne brennt schon um 9:30 Uhr beachtlich intensiv.
    Bereits gut durchgeschwitzt genießen wir den herrlichen Wildseeblick bei einer ausgiebigen Vesperpause. Da Mr. Ultralight sogar seinen Becher wegrationalisiert hat, trinkt er seine Mineralbrause dann halt aus dem Kochtopf. Prost.
    Der Weg zum Schliffkopf verläuft landschaftlich wunderschön, einzig die Motrorradfahrer mit den zu kleinen Genitalien stören das Idyll des leider an der Hochstraße gelegenen Weges mit ihrem unnötigen Lärm. Sei es drum, oben bietet sich Panorama der Spitzenklasse.
    Wenig später nehmen wir den Abstecher zum Lotharpfad mit, der eindrücklich die Kraft der Natur zeigt, die sich dort nach dem verheerenden Sturm ihren Lebensraum zurückerobert. Niemals aufgeben, die Natur tut es auch nicht!
    Am Nachmittag finden wir endlich einen Rinnsal, wo wir nicht nur die bedrohlich geschrumpften Wasservorräte auffüllen können, sondern auch ein wenig Körperhygiene ansteht. Erschreckend wie schnell aus meistens wohlriechenden, überzivilisierten Menschen feinster Hikertrash wird, dem aasliebende Insekten mit Vorliebe folgen. Erst wenn Wasser knapp wird, merken wir mal wieder wie wertvoll es ist.
    Zwar nicht wirklich sauber, aber gut erfrischt geht es dann gemütlich die letzten Kilometer zur Hütte. Ja und dort gibt nach erneut über 30km wieder Futter, Futter, Futter. Und frisches Wasser.
    Und nun ab ins Bett.

    Fazit des Tages: Ohne Wasser wäre alles doof.
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  • Day 3

    Von Plänen und Pommes

    May 11 in Germany ⋅ ☀️ 21 °C

    Heute stehen 32km auf dem Plan. Und Pläne sind bekanntlich dazu da diese über den Haufen zu werfen….
    Nach einem nahrhaften Frühstück bei mehrstimmigem Vogelkonzert ging es dann wieder bei feinstem Wetter auf den Trail. Natürlich besteigen wir touristentypisch die Riesenstühle am Harkhof und genießen bei bester Laune ausgiebig jede Aussicht, von denen es hier wieder mehr als genug gibt. Dafür sind anscheinend nur wenige verschiedene Wegzeichen in Umlauf, denn wir folgten zwar brav der roten Raute, mussten dann aber feststellen, dass aus den 11 Kilometern bis Hausach auf dem letzten Wegweiser, auf dem nächsten auf einmal 18 zu laufende km geworden sind. Sind wir rückwärts gelaufen? Unwahrscheinlich. Zeitsprung? Möglich. Verlaufen? Ausgeschlossen!
    Des Rätsels Lösung ist, dass wir unbemerkt und ungeplant auf eine „Variante“ des Westwegs gewechselt sind, die uns mit zusätzlichen Kilo- und Höhenmetern beglückt hat. Währenddessen träumt der Dr. von einem aufzubauenden Pommesimperium, mit Frittenautomaten an Bahnhöfen, Frittenwanderwegen, Wintersport auf Frittenskiern und jeder Menge Merchandisingartikel, wie Pommeskugelschreiber, Kaffeebecher mit Pommesgriffen usw.
    Da er seit Tag 1 schon auf Fritten fixiert war, konnten wir ihm nun heute feierlich seinen Trailnamen übereignen: Dr. Pommes.

    Schon ziemlich im Eimer durch zusätzliche Strecke und Hitze kamen wir dann in Hausach an, wo wir im örtlichen Edeka eigentlich geplant frisch und gesund nachkaufen wollten, stattdessen jedoch hauptsächlich die Wanderer Spezialabteilung aufsuchten und mit vorzüglich kalorienhaltigen Dingen den Laden wieder verließen: Kekse, Schokolade, Chips, eine Alibibanane, 3 Tüten Backwaren, Zuckerbrause und Buttermilch. Guten Appetit.
    Mit maximaler Zuladung in Rucksäcken und Mägen quälten wir uns dann die letzten Kilometer zum Haseneckle zur Inventur, einem üppigen Abendessen und hoffentlich gemütlicher Nachtruhe. Zwar bin ich mir relativ sicher, dass wir nach etwa 37 Kilometern durchaus genug Bettschwere erreicht haben, Aber mal sehen wie der Schlafplan in der Realität aussehen wird…
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  • Day 4

    Wo wir sind ist oben.

    May 12 in Germany ⋅ ☀️ 14 °C

    Heute steht eine der beiden Königsetappen an. Ca. 30km mit 1.400 Höhenmetern. Und es sind nicht irgendwelche Höhenmeter. Nein, die steilsten Rampen sind gerade gut genug für uns, bei denen selbst Sisyphos seinen Stein lieber unten gelassen hätte. Und wir Trottel schleppen den halben Edeka von Hausach mit.
    Das schöne ist, dass meistens oben tolle Aussichten als Belohnung warten und dafür nimmt man das gerne auf sich.
    Da die Sonne auch heute wieder etwa 30 Stunden im Zenit brannte, wurde auch das Wasser wieder knapp, aber zum Glück gibt es neben den antiken Rinnsalbrunnen auch diese neuen hypermodernen Anlagen- echt mega.
    Ein wenig Schwarzwaldkunst am Wegesrand gab es heute on top, wo alte, traditionelle Berufe des Schwarzwalds vorgestellt wurden. Sehr nice.
    Noch besser war dann das kalte Fußbad, welches einer dicke Kruste was auch immer abspülte und neue Lebensgeister weckte, denn schließlich stand zum Schluss noch ein netter Anstieg an, dessen Bewältigung wir gebührend mit allerlei Leckereien aus dem Rucksack feierten

    Fazit: Wo wir sind ist oben.
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  • Day 5

    Regen ist auch kein Grund.

    May 13 in Germany ⋅ ☁️ 17 °C

    Nach der anstrengenden Etappe gestern sieht der Plan heute gemütliche 28km vor. Plan? PLAN? Hatten wir das nicht erst?
    Abends haben wir uns den Weg schon einmal bildlich vorgestellt: Sonnenschein, jede Menge Singletrails, satt Wald und ruhige Natur, mega Aussichten und genug Zeit zum Bummeln zu einer gemütlichen Schutzhütte für die Nacht.
    Bekommen haben wir: Viele Asphaltwege an der Bundesstraße, Regen und Gewitter, eine verschwundene Schutzhütte und entsprechend ein paar schnuckelige Extrakilometer zur nächsten Schutzhütte.
    Natürlich gab es auch heute viele schöne Passagen und unsere modische Regenkleidung trotz jedem noch so grauen Tag. Interessant dabei die unterschiedlichen Vorlieben. Dr. Pommes bevorzugt den klassischen Saunaponcho, während Mr. Ultralight jeglichen Regenschutz außer einer gelegentlich getragenen Jacke und einem Djungelhut wie immer aus Gewichtsgründen wegrationalisiert hat, bevorzuge ich Jacke und Rock, ggf. auch Schirm.
    Gut für die Moral waren ein genialer Getränkekühlschrank am Bauernhof und eine kleine Einkehr mit klassischen Hikergetränken.
    Am Titisee riss dann die Wolkendecke auf und ein Regenbogen zierte die wundervolle Aussicht auf den See. Geht doch.
    Die Schutzhütte nach nunmehr 37 Kilometern ist tatsächlich vorhanden. Puh. Und sie ist ein Traum. Geniale Lage. Genialer Platz, Ruhe und Natur und Abendsonne. Dazu ein leckeres Abendessen und Vogelkonzert. Das kann man einfach nicht besser planen.

    Fazit: The Trail provides.
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  • Day 6

    Überflieger

    May 14 in Germany ⋅ ☁️ 16 °C

    Nur um zu sehen was passiert, haben wir wieder einen neuen Tagesplan geschmiedet. Und was soll ich sagen, es ist tatsächlich nichts aussergewöhnliches passiert! Ein normaler Hikingtag im Rhythmus eat-sleep-hike-repeat. Keine unplanmäßigen Umwege, wieder Sonne satt statt Regen, meeeegaaaa Aussicht auf dem Feldberg, Moralbooster und Trailmagic ala schwarzwälder Obstbrand und Kirschtorte, eine geräumige Hütte zum Abend und jede Menge Spaß Dr. Pommes beim Nudelkochen zuzuschauen. Naja, er kann halt nur Pommes.

    Fazit: Hikers High!
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  • Day 7

    Wandern im Fangorn

    May 15 in Germany ⋅ ☁️ 12 °C

    Laut Wetterbericht von gestern stand heute die Apokalypse an. Gemeldet waren lässige 12mm Regen den Quadratmeter, was uns mit Sicherheit so manchen Weg erschwert oder uns gleich weggespült hätte, zumal heute Doppelgipfeltag mit Belchen und Blauen anstand. Gut dass in Deutschland der Wetterbericht ähnlich zuverlässig wie die Deutsche Bahn ist und von der Niederschlagsmenge nur 11mm zu unseren Gunsten danebenlag.
    Zwar gab es wegen massig Wolken keine Aussicht auf den Bergen, aber durch die nebligen Wälder auf Singletrails aufzusteigen hatte etwas Mystisches. Uralte Fichten, über und über mit Flechten behangen könnten wie im Herrn der Ringe jederzeit erwachen und gemeinsam mit uns nach Basel ziehen. Mega!
    Und dann hat auch noch das Belchenhaus geöffnet und lockt mit köstlichen Speisen und Getränken.
    Zum frühen Abend konnten wir in aller Ruhe noch das Knusperhaus am Hexenplatz beziehen und bei herrlichem Vogelgezwitscher unsere Mägen randvoll mit Kalorien stopfen. Hoffentlich bleiben die Hexen 🧙‍♀️ heute nacht ruhig.
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  • Day 8

    Nach uns die Sintflut

    May 16 in Germany ⋅ ☁️ 15 °C

    Der letzte Tag unseres kleines Abenteuers steht an. Nach einer hexenfreien, erholsamen Nacht machten wir uns auf die gemütliche Schlussetappe ohne groß Höhenmeter hinunter ins Rheintal. Auf dem Turm Sausenburg kam Wehmut auf, sahen wir doch in der Ferne den Moloch der Stadt und nun hinter uns liegend so viel wundervollen Wald und Natur. Nein, da will man nicht hin, laut, unglaublich viele Menschen, Autos und Gestank, also den Gestank außer uns meine ich natürlich damit.
    In Kandern mussten der örtliche Fairtradeladen und der Bäcker noch besucht werden. Mjammjam. Wolfsschlucht und Weinhügel führten uns dann weiter, zurück in die sogenannte Zivilisation. Ja, auf die Dusche freuen wir uns auch.
    Und die Sintflut? Zurück lassen wir natürlich wie immer nichts, im Gegenteil, nehmen wir auch Abfall mit, den wir von irgendwelchen Leuten fanden. Nein, die Sintflut erwartet die Wanderer die uns folgen, zumindest laut Wetterbericht. Haltet durch!

    Wir nehmen Abschied vom Westweg, soviel reicher an Erinnerungen und Erlebnis. So schön wie es war, werden wir wohl eines Tages wiederkommen.

    Danke an die Familie zu Hause fürs Möglichmachen
    Danke an die Gefährten der zwei lustigen drei für die ultimative Gesellschaft
    Danke an die Natur für dieses wahnsinns Erlebnis
    Danke an die Wettergötter für die Gnade
    Danke an den Schwarzwaldverein fürs Markieren
    Danke an die Community fürs Dabeisein
    Danke dass es Pommes gibt.
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