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- Monday, August 11, 2025 at 4:13 PM
- ☀️ 27 °C
- Altitude: 283 m
GermanySimmerath50°34’54” N 6°22’46” E
Ritt am Fluss entlang

Morgen, ihr staubfesten Sattelfreunde.
Heute stand die Königsetappe auf dem Plan – und ja, sie hat mich gefordert wie ein störrischer Mustang, den du erst zähmen musst. 24,5 Kilometer lang, voller Kanten, voller Höhen, voller kleiner Überraschungen am Wegesrand. Die zweite und dritte Etappe des Eifelsteigs sind sozusagen mein Backyard – aber selbst wenn du einen Landstrich in- und auswendig kennst, kann er dich noch packen.
Ich parke mein Auto in Simmerath am Bushof, sattel den Rucksack und steige in den Bus nach Monschau. Der Trailhead liegt mitten im alten Ortskern, und schon der erste Schritt fühlt sich nach Aufbruch an. Vom Marktplatz geht’s nicht einfach geradeaus, sondern über schmale Treppchen, versteckte Durchgänge zwischen den Fachwerkhäusern, wo der Geruch von Holz, Kaffee und altem Stein in der Luft hängt. Kaum aus dem Ort, greift der Wald zu. Der Weg wird schmal, wurzelig – genau mein Ding.
Die Felsen heißen hier Engelsley und Teufelsley. Der Himmel strahlt, der Wald riecht nach Sommer, und dann tritt ein Reh auf den Pfad, schaut mich an, als wolle es sagen: „Hier ist mein Revier, Cowboy.“ Ich halte kurz inne, lass es passieren – und merke ein paar Minuten später, dass ich vor lauter Staunen den Abzweig hinab zum Staudamm verpasst habe. Ein kleiner Umweg, dann gehts an der Perlenbachtalsperre entlang. Wasser glitzert zwischen Bäumen, irgendwo plätschert es leise – die Art von Moment, für die man draußen ist.
Dann steigt der Weg an, hoch nach Höfen. Am Nationalparkhaus eine kurze Pause, ein freundliches Gespräch über die Busverbindungen zum und vom Trail, ein Happen zu essen und ein Schluck zu Trinken – der Ritt ist lang, da zählt jede Rast. Höfen selbst zeigt sich still, ordentlich, fast schläfrig. Kaum bin ich durch, geht’s wieder runter, vorbei an einem Köhlerplatz, wo man früher Holzkohle herstellte.
Unten wartet die Rur. Mal folge ich ihr direkt am Wasser, mal führt der Steig hoch in den Hang, auf schmale Pfade mit Blick ins Tal. An den Aussichtspunkten Perdsley und Weißes Kreuz wird mir klar: Die Eifel ist kein Flachland. Der Aufstieg zum Weißen Kreuz brennt in den Beinen, der Abstieg danach noch mehr – als würde der Trail sagen: „Mal sehen, ob du’s ernst meinst, Freund.“
In Hammer steht das Bistro am Campingplatz noch auf „geschlossen“, aber der Wirt hat Mitleid und reicht mir eine kalte Apfelschorle. Ein Schluck – und der Staub fällt von innen ab. Dedenborn dagegen zeigt mir die andere Seite: Laden zu, Wasserflasche bleibt leer. Ich ziehe weiter.
Am Wolfshügel gibt’s den ersten Blick auf den Obersee. Glatt, still, wie eine große Einladung. Aber die letzten Kilometer ziehen sich. Die Sonne brennt, die Schatten werden länger, der Weg kurvt weiter durchs lichte Laub, bis ich endlich Einruhr erreiche. Kiosk zu – klar. Also rüber zur Bushaltestelle, Linie 63 zurück nach Simmerath, Beine hoch.
Heute gab’s keine Gnade. Viel Pfad, viele Höhenmeter, viele Ausblicke – und jeder davon war es wert. Die Königsetappe trägt den Namen zu Recht. Wer hier durchkommt, hat den Eifelsteig verstanden: Er ist nicht da, um dir gefällig zu sein. Er ist da, um dich wach zu machen.
„Ein guter Trail gibt dir nicht, was du willst – er gibt dir, was du brauchst.“
Bis zum nächsten Ritt, Freunde.
Euer TrailSoulKev 🤠Read more
TravelerRespekt! Bei dem Wetter war die Etappe bestimmt kein Zuckerschlecken.