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  • Day 6

    Rund um Ispra

    March 24, 2022 in Italy ⋅ ☀️ 18 °C

    Heute Morgen weckt mich ein pfeifendes Geräusch. Ein Blick nach draußen zeigt, dass es sehr windig ist. Die kleinen Äste der Sträucher wiegen sich heftig im Wind und auf dem dunkelblauen Wasser des Sees tanzen Wellen mit weißen Schaumkronen. Da die Wettervorhersage keinen Wind angesagt hat, muss es sich um den lokalen Nordwind, die"Tramontana" handeln. Bei schönem Wetter und stabiler Wetterlage wehen täglich das ganze Jahr hindurch zwei thermische lokale Winde, die Tramontana, die morgens bis gegen 11:00 Uhr aus dem Norden weht, und die Inverna, die ab Mittag von Süden bläst. Und wirklich, gegen 11.00 Uhr legt sich der Wind vollkommen.

    Das Bergpanorama hebt sich heute Morgen scharf und klar vom Horizont ab und wir können sogar noch weitere schneebedeckte Gipfel erkennen.

    Nach einem ausgiebigen Plausch mit unseren Nachbarn, die wegen des Wetters aus Spanien geflohen sind und nun den Rest ihres Urlaubs die Sonne in Italien genießen, überlegen wir die nähere Umgebung heute mit dem Rad zu erkunden.

    Also, wenn diese Region alles ist, aber sie ist nicht gerade fahrradfreundlich. Das beginnt schon gleich, wenn man die Einfahrt des Campingplatzes verlässt. Auf der Straße, die rund um den See führt, ist immer Verkehr. Um diese Zeit zwar noch moderat, aber die Autos fahren doch ziemlich hautnah vorbei, denn es gibt keinen Radweg oder Fußweg. Daher ist der nächste Weg, der fort von der befahrenen Straße führt, der unsere.

    Auf ihm kommen wir in einen verwilderten Park am See. Vom Park aus führt der Weg dann nur in eine Richtung: bergauf. Aber so was von bergauf. Unsere E-Bikes und auch wir haben ordentlich zu kämpfen.
    Auf einem Hinweisschild steht "Bélvèdere". Das muss dann wohl ein Aussichtspunkt sein. Den "Belvédère " finden wir nicht, aber die Aussicht am Ende einer Sackgasse ist auch ziemlich phänomenal.

    Und nicht nur die Augen haben was zu gucken, auch die Nase kommt nicht zu kurz. In den Gärten blühen riesige Büsche mit roten und rosafarbenen Kamelien, die einen betörenden Duft verströmen, der abgemildert wird vom harzigen Geruch der an der Straße wachsenden Pinien.
    Wir fahren abwärts und suchen in kleinen und kleinsten Straßen, entlang von blühenden Gärten, prunkvollen Villen und Häusern mit unterschiedlichsten Renovierungsbedarf den Ortsmittelpunkt.

    Den finden wir nicht, dafür aber einen Supermarkt. Auch nicht schlecht. Ein deutsches Wohnmobil, das später auf dem Campingplatz auftauchen wird, sowie unsere Nachbarn treffen wir dort auch.

    Wir kaufen Brot und sichten erst einmal das italienische Warenangebot. Ganz schön lecker. Aber wir haben ja noch alles. Doch ein paar Oliven, leckerer Parmaschinken, ein hiesiger Wein und ein paar Grissinis für die italienischen Momente am See müssen dann aber doch mit.

    In der Mittagszeit wird die Sonne genossen, die Neuankömmlinge beäugt, (das gesichtete Wohnmobil ist angekommen) und auf den See mit den Bergen geblickt. Die Stille dazu, das hat schon etwas Meditatives.
    Hoffentlich bleibt es hier weiterhin so einmalig entspannt. Der Campingplatz hat zwar eröffnet, aber fertig mit den Renovierungsarbeiten sind sie hier noch lange nicht. Das ist halt die Mentalität im Süden. " Aro domani", machen wir morgen.
    Die beiden Studentinnen im Wohnmobil gegenüber wissen wie man sich den Tag zum Freund macht. Mit Yoga und einem ausgiebigen Frühstück an Morgen, Tapas am Mittag und "Spritz "auf dem Steg am Abend, aber Baden im eiskalten See, auch wenn wir heute 22 Grad haben..... brrr.
    Am Nachmittag fahre ich allein noch einmal mit dem Rad. In der goldenen Sonne des späten Nachmittag möchte ich mir die eine oder andere Ecke, an der wir heute Mittag vorbeigeradelt sind noch etwas näher angucken und die Kirche suchen, denn dort finde ich sicher auch den Ortsmittelpunkt. Michael will beim Rad fahren ankommen. Er braucht ein Ziel. Ich hingegen fahre gern auch mal einfach drauf los, in kleine Gassen, in Hinterhöfe, lass mich treiben. Das kann ich am Besten allein.
    Vom See finde ich dem Weg zum Belvédère. Eigentlich will ich den Berg nicht noch einmal hoch fahren. Aber dann packt mich der Ehrgeiz. Und ganz oben, ganz allein mit einer traumhaften Sicht nach allen Seiten, das hat schon was.
    Und ich finde auch wenig später den Ortsmittelpunkt. Er liegt doch ein ganzes Stück vom Campingplatz entfernt. Das Besondere an der Kirche San Martino ist, dass dieser Komplex aus zwei Gotteshäusern zusammengeschlossen wurde, die in entgegen gesetzte Richtungen ausgerichtet sind. Eine Kirche wurde zum Lago Maggiore, die andere zum Dorfplatz erbaut. Die große Parkanlage gegenüber der Kirche, die bis zum See führt, ist leider geschlossen.
    Obwohl extra für den Tourismus schon vor Jahrhunderten Gärten und Villen angelegt wurden, macht Ispra auf mich heute dem Eindruck eines ganz authentischen kleinen Städtchen. Nach einem kurzen Bummel geht es wieder zurück zum See, zum Campingplatz und zu den italienischen Momenten des Tages.
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