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  • Day 6

    Über den Plöckenpass nach Slowenien

    September 1, 2022 in Slovenia ⋅ ☁️ 23 °C

    Wo fange ich an, um über diesen verrückten Tag und unsere abenteuerliche Fahrt zu berichten? Am besten gleich morgens, als ich, einigermaßen früh wach, die bestellten Brötchen für alle abholen wollte. Hans war schneller und kam mir schon mit den Tüten entgegen. Den guten Willen habe ich aber zumindest gezeigt. ;-)

    Wir verlassen gegen 9.30 Uhr unseren Stellplatz an den Gailberghöhen in Richtung Kötschach/Mauthen/Plöckenpass.
    Bei der Abfahrt fährt sich Hans an einem Stein eine Schramme an die Treppe. Aber nichts ist kaputt gegangen. Treppe funktioniert noch.
    Das fängt ja gut an.

    Auf alle Fälle kommen wir grad bis zur ersten Serpentine, als ein LKW, beladen mit Holzstämmen diese komplett für sich beansprucht. Der Gegenverkehr muss zurücksetzen. In diesem Fall trifft es Hans und Marion. Gut, dass wir reichlich Abstand gehalten haben.
    In Mauthen müssen wir zwingend tanken, mit dem verbleibenden Diesel schaffen wir es nicht mehr über den Pass. Der Preis liegt bei 1.92 € nicht gerade günstig, aber billiger als in Deutschland, wo grad heute die Subventionierung wegfällt.

    In Maunthen beginnt der Aufstieg zum Plöckenpass auf der 110 gleich mit einigen Haarnadelkurven. Meter für Meter schraubt sich die Straße nach oben. Trotz der Wolken bieten sich grandiose Ausblicke nach unten. Die Straße wird schmaler, unebener und manche der Haarnadelkurven, die wir fahren, sind so steil, dass ich kurz die Luft anhalte. Nur nicht an die miserable Traktion denken, die wir im Frühjahr mit dem Hänger hintendran hatten, und dadurch an der Steigung festhingen.
    Aber unser Womo nimmt die Steigungen ohne zu murren. Manchmal klebt die Straße regelrecht am Fels und wird ganz schmal, dann geht es durch Galerien. Der Blick unbezahlbar.
    Nur Michael hat nicht viel davon. Er muss sich auf die teilweise sehr schlechte Straße konzentrieren.
    Wanderer mit Rucksack und Stöcken kreuzen die Fahrbahn.
    Unterhalb des Plöckenhauses liegt ganz still und verwunschenen ein kleiner Bergsee.
    Dann sind wir oben und an der Grenze zu Italien.
    Wir halten an und steigen aus. Die tiefhängenden Wolken nehmen jede Sicht nach unten. Es ist empfindlich kalt. Schließlich befinden wir uns auf 1375 m Höhe Es ist nichts los. Die Gastronomie scheint geschlossen.

    37 km lang ist der Pass in den Karnischen Alpen auf der Strecke von Kötschach-Mauthen im Gailtal ins italienische Timau in Friaul. Die maximale Steigung beträgt 13 %. Auf der italienischen Seite erreicht man als erstes Paluzza auf der sogenannten Karnischen Dolomiten Straße.
    Für Wohnwagen ist der Pass erlaubt. Es wird aber wegen der vielen Kehren davon abgeraten.
    Die Straßenbezeichnung ändert sich von B110 in Österreich, auf SS 52 in Italien.

    Nachdem wir lange genug geguckt und gefröstelt haben, machen wir uns an die Abfahrt. Spannend und atemberaubend fügt sich eine Kehre an die nächste. Schilder geben an, wieviel Kehren man noch fahren muss, bis ins Tal. Es ist wenig Verkehr und so gibt es, bis auf einmal, keine Probleme mit dem Gegenverkehr.
    Wir halten extra, damit ein LKW durch die Kehren fahren kann. Das nutzen ein paar PKWs, um uns zu überholen und kurz noch vor dem LKW durch die Kurve zu flutschen. Ich denke mir, dass wir mit dem Wohnmobil einigen PKW-Fahrern und vor allem den Motorradfahrern, bei denen der Pass auch sehr beliebt scheint, zu langsam sind, trotzdem finde ich das Verhalten unverständlich und sogar gefährlich.
    Endlich sind wir im Tal und nähern uns dem ersten italienischen Ort. Die Sonne scheint inzwischen und es herrscht ein mediterranes Feeling, wozu die Palmen natürlich beitragen.

    Wir sind auf dem Weg nach Slowenien. Dort wollen wir in den kleinen Ort Dornberk, ein Weindorf. Hier gibt es das "Saksida Wine und Camping Ressort", ein Weingut mit einem kleinen Campingplatz.

    Wir fahren über die SS52 durch Arta Terme und Tomezzo. Dort geht es auf der A23 Richtung Udine. Immer wieder sehen wir das leere Flußbett des Tagliamento, das einer Stein- und Geröllwüste gleicht. Eigentlich ist der Tagliamento im Friaul in Oberitalien, der bedeutendste der letzten Wildflüsse der Alpen, aber bis hin und wieder mal ein kleines Rinnsal, ist er komplett ausgetrocknet. Unvorstellbar dieser große, breite Fluss.

    Nicht ausgetrocknet ist der Lago Cavazzo, der uns blau entgegen leuchtet.

    Die A 23 ist in einem ausgezeichneten Zustand und gut zu befahren.
    Hinter Udine wechseln wir auf A 4 und später auf die A 34 nach Görz.
    Kurz vor der slowenischen Grenze trennen wir uns von Hans und Marion. Während wir mit unserer Darsgo Box noch ein Stück auf der slowenischen Autobahn fahren können, müssen die beiden ab Grenze auf der Landstraße weiterfahren.
    Da wir an der Mautstelle nicht halten müssen, haben wir auch einen zeitlichen Vorsprung. Doch dieser Vorsprung soll nicht von langer Dauer sein.

    Wir fahren durch kleine slowenischen Orte wie Volcja Draga und Prvacina, die italienisch anmuten, aber doch irgendwie anders sind.

    Kurz hinter Dornberk soll eine kleine Straße links abgehen und zum Weingut führen. Das Schild zum Saskania Weingut mit dem Pfeil und der Angabe 400 m sehen wir und fahren an der Straße vorbei, in der Annahme, dass es erst in 400m links ab geht. Falsch gedacht. Wir sind an der Zufahrtsstraße vorbei gefahren. Ein fataler Fehler. Drehen ist absolut unmöglich auf der kleine, schmalen Straße. So müssen wir, sehr zur Freude meines Mannes, heute noch einmal Haarnadelkurven fahren, bis wir im 6 km entfernten Ort Batuje drehen, und dieselbe, kurvenreiche Strecke wieder zurückfahren können.
    Die Stimmung im Womo-Cockpit sinkt auf den Gefrierpunkt
    Wir sind so bemüht, die kleine Straße nicht zu verpassen, dass wir gleich die erste ausgeschilderte Gelegenheit nehmen. Was soll ich sagen, der Tag war mit seinen Herausforderungen noch nicht am Ende.
    Durch so schmale Straßen, mit Häusern rechts und links, ist unser Wohnmobil bestimmt noch nie gefahren.
    Besonders um die Ecken herum zu kommen ist schwierig, und ohne zurücksetzen klappt das selten.
    Als wir endlich die Auffahrt zum Camping vor uns haben, sehen wir, dass Hans und Marion gerade die Steigung hochfahren. Wir parken und steigen aus. Auch die Beiden sind fix und fertig und dabei steht das Womo noch nicht einmal auf einem Stellplatz.
    In der Rezeption bietet man uns zwei Möglichkeiten an, um zu stehen, entweder direkt am Pool oder oben auf der Terrasse. Dafür müsste der PLATZ aber einmal umrundet werden.
    Keine Terrasse, keine Steigung, keine weitere Umrundungsfahrt mehr. Wir bleiben, wo wir sind.... unten..... am Pool.
    Im Nachherein die schlechteste Platzwahl.
    Ich will mal so sagen, die Mobile stehen jetzt auf den ausgewiesenen Flächen, die Bäume haben ein paar Blätter weniger, die Trockenmauer hinter den Plätzen hat kurz unsere Stoßstange geküsst, aber keinen bleibenden Eindruck hinterlassen und wie wir da wieder rauskommen, darüber müssen wir uns heute noch keinen Kopf machen.
    Marion und ich verschwinden zum Anmelden in der Rezeption und machen einen COOL down auf der netten Terrasse mit einem ausgezeichneten, gekühlten Weißwein, während die Männer das Womo und ihr Nervenkostüm richten. Und danach geht's in den Pool. Was für ein Tag.
    Wohnmobil fahren ist doch immer wieder spannend. Kein Tag ist wie der andere.
    Nach einer angemessenen Ruhepause unternehme ich eine Walkingtour durch die Weinberge und durch den Ort.
    Über Dornberk und das Saksida Weingut, morgen mehr, denn hier fahren wir bestimmt morgen nicht weg.
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