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  • Day 35

    Dettelbach entdecken

    September 30, 2022 in Germany ⋅ ⛅ 7 °C

    Wie eine weiße Decke schwebt heute Morgen der Nebel auf dem Main, als ich gegen 7.00 Uhr aus dem Wohnmobil- Fenster schaue. Die Fähre tuckert schon seit einer Stunde und bringt Autos zur anderen Mainseite. Fast lautlos scheint sich ein Lastschiff durch den Nebel zu schieben und verbreitet etwas Mystik á la "Fliegender Holländer" am frühen Morgen. Wir haben 3 Grad. Schnell mit einem Kaffee wieder ins Bett und auf wärmere Zeiten warten.
    Aber leider schafft es die Sonne am Vormittag nicht, sich durchzusetzen. Das erste Mal auf dieser Fahrt brauche ich meine Steppjacke. Gut, dass ich die eingepackt habe.

    So gewärmt, lässt sich Dettelbach gut erkunden. Kreuz und quer lasse ich mich durch die Gassen treiben, in denen die alten Häuser von einer langen und bewegten Geschichte erzählen. Irgendwo habe ich über Dettebach einmal gelesen: "Dettelbach will erobert sein!" Na, dann! Auf geht's!

    Ich habe allerdings erst noch einen Auftrag zu erfüllen. Ich soll im Gasthaus "Zum Hirsch" einen Tisch für den Abend⁹ reservieren, denn hier gibt es gute fränkische Küche.
    Aber zunächst erreiche ich die katholische Stadtpfarrkirche St. Augustinus. Sie ging aus einer ehemaligen Ritterburg hervor und steht im Zentrum der Altstadt am Kirchplatz oberhalb des Marktplatzes . Von hier habe ich einen schönen Blick auf die darunter liegenden Fachwerkhäuser. Hier am Kirchplatz soll es sogar noch einen Pranger geben, den ich allerdings nicht finden kann.
    Dettelbach entwickelte sich aus einer Burganlage und wurde 741 das erste Mal erwähnt. Lange Zeit beschränkte sich der Ort nur auf den sich hinter den Mauern befindlichen Ortskern. Erst im 1900 Jahrhundert wuchs Dettelbach über die sie immer noch vollständig umgebenden Mauern hinaus.
    Dann entdecke ich das Gasthaus " Zum Hirschen". Allein die auf einer Tafel vor dem Eingang ausgeschriebenen Speisen lassen mir das Wasser im Mund zusammen laufen: "Wildragout mit Klößen und Apfelrotkohl", " Frische Waldpilze mit Kräuterrahmsoße und Sommerklößen". Hmmm....lecker. Da freue ich mich doch richtig auf den Abend. Als ich die urige Gaststube, in der die Zeit stehen geblieben scheint, betrete, folgt die Enttäuschung auf dem Fuß. "Nein, leider," sagt die Wirtin, " ich hab keinen Tisch mehr frei. Alles reserviert."
    Wie schade. Und nun? Wir wollten doch so richtig fränkisch essen?
    "Wenn einer weiß, wo man das kann," denke ich, "dann ist es ein Einheimischer."
    Und so wird gleich eine Frazu, die mit ihrer Einkaufstasche um die Ecke kommt, gefragt. "Den Hirschen", sagt sie, " und das "Baccus".
    Die Reservierung beim "Baccus" mache ich dann gleich auf der Stelle telefonisch .
    Nun kann ich mich wieder den Gassen Dettelbachs widmen. Viel ist nicht los am Vormittag, aber ich treffe auf Marion, die mit dem Fahrrad unterwegs zum Lidl ist.
    Irgendwie macht der Gang durch Dettelbach Appetit, denn auch mehrere Häckerwirtschaften haben ihre Tafeln vor der Tür stehen. Beim " Häusle am Rebenhügel" , das mit "Zwiebelplootz" und "Kürbis- Apfelsuppe" auf der Tafel wirbt, sorgt nur mein Verstand dafür, dass ich nicht einkehre, denn wir haben ja jetzt den Tisch im " Baccus" am Abend .
    Und so widme ich mich wieder den alten Steinen der Stadtmauer, an der ein wildromantischer Weg vorbeiführt . Überall gibt es nette Kleinigkeiten zu entdecken und die Anwesen der Winzer laden mit offen Toren ein.
    Endlich gibt sich auch die Sonne die Ehre zu erscheinen. Jetzt wird es aber Zeit, zum Stellplatz zurück zu gehen, denn wir haben uns mir Hans und Marion am frühen Nachmittag zu einer Fahrradtour nach Kitzingen verabredet . Und so fahren wir nur wenig später bei strahlendem Sonnenschein entlang des Mains und der Weinberge. Trotz der Sonne ist es ganz schön frisch auf dem Rad. In Kitzingen überqueren wir den Main und fahren auf der anderen Mainseite entlang von Gemüsefeldern zurück. Hier wächst alles, was man für einen leckeren Eintopf braucht: Lauch, Zwiebeln, Blumenkohl, Kohlrabi, Wirsing, Salat und durchgeschossener Spargel (letztere würde ich allerdings nicht in den Eintopf tun;-).
    Eigentlich wollten wir unterwegs einen Kaffee trinken. Aber mangels Einkehrmöglichkeiten , beschließen wir, unseren Federweißer/ roter Bremser in der Sonne vorm Mobil auszutrinken.

    Allerdings müssen wir vorher den Main überqueren. Das machen wir mit " Herta", der Mainfähre, die vor unserem Wohnmobil- Fenster ihren Dienst tut.
    Den restlichen Nachmittag genießen wir noch einmal das herrliche Wetter, die Sonne und den Blick auf den Main.
    Am Abend gibt es leckeres "Winzersteak" im Baccus. Und somit haben wir den letzten gemeinsamen Tag dieser Fahrt auch beendet. Den Abschluß in Dettelbach, der grünen Stadt zwischen Main und Weinbergen zu machen, wo sich Geschichte und Genuß zu einer unwiderstehlichen Mischung vereinen, hat einen würdigen Punkt hinter all die Erlebnisse der vergangenen Wochen gesetzt.
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