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  • Day 10

    Bummeln durch Funchal

    January 26 in Portugal ⋅ ☁️ 21 °C

    Ohne Auto und nicht super gut zu Fuß ist ausgesprochen schlecht auf Madeira. Das stellen wir heute mal wieder fest. Da sind die Möglichkeiten schon eingeschränkt. Aber wir haben tolles Wetter und es gibt ja auch noch den Bus. Das super Sommerwetter wollen wir ausnutzen. Auch mit ein wenig in der Sonne faulenzen und die Wärme hier genießen, während es zu Hause nass und kalt ist.
    Dass es um diese Zeit auch ganz anders sein kann, erzählt die Reiseleiterin am Nachmittag. Bevor wir kamen, hat es drei Wochen nur geregnet, es war wolkig und frisch. Die damaligen Gäste wären nicht sehr begeistert gewesen.

    Ein wenig Abwechslung vom Hotelleben brauchen wir dann doch und fahren noch einmal mit dem Bus nach Funchal. Der Markt mit den bunten Früchten hat uns vor einer Woche super gefallen, aber von dem Plan, alle unbekannten Früchte zu kaufen, um sie zu probieren, nehmen wir erst einmal Abstand. Was man kauft, muss man auch essen. Leider hat der Infekt auch auf Appetit und Geschmack Auswirkung. So begnügen wir uns damit, die Früchte mit den Augen zu genießen. Was mich etwas nachdenklich werden lässt, ist die Tatsache, dass auf dem Markt kleine Clivienableger für viel Geld verkauft werden. Ich meine, 15 € gelesen zu haben. Dabei gibt es überall riesige Hecken aus Clivienpflanzen. Und ganz ehrlich: Eine Clivie im Topf kostet nicht mal bei uns 15 Euro. Das ist doch Touristen Abzocke.

    Die exotischen Früchte liegen bereits halbiert und mit einem Probierlöffel zusammen in Folie gepackt, bereit. Was ich gern einmal probiert hätte, wären die Früchte des Monstera, bekannt als Fensterblatt oder Philodendron, der auf der Insel überall zu finden ist. Die langen grünen Dinger nennt man auch Ananasbanane.

    Michael, der immer mal wieder eine Pause braucht, hat sich dafür die Dachterrasse der Markthalle ausgesucht. Dort sitzen wir bei einem kühlen Getränk in luftiger Höhe und beobachten die Leute. Ein schöner Zeitvertreib. Zu gefühlt 80 Prozent sind es Touristen im fortgeschrittenen Alter, die mit Rucksack, Wanderschuhen und Funktionskleidung die Stadt erobern. Ok! Es gibt auch noch ein paar junge Leute. Kinder sind eher Mangelware. Aber das ist wohl jahreszeitbedingt.

    Von dem Besuch der Markthalle gehen wir über die Einkaufsstraße zur Kathedrale von Funchal. Der Bau der spätgotischen Kirche wurde 1488 geplant und 1500 begonnen. König Manuel, auch Manuel der Glückliche genannt, ließ sie erbauen.
    König Manuel hat auf der Insel überall seine Spuren hinterlassen. 1495–1521 war er König und er gilt als einer der bedeutenden Herrscher Portugals, da er wirtschaftlichen und kulturellen Erfolg herbeiführte (Entdeckung des Seeweges nach Indien).
    Der prunkvolle Architekturstil der Häuser hier, wird Manuelinik genannt, ist nach ihm benannt worden.
    Aber zurück zur Kathedrale, die die Einheimischen liebevoll Sé nennen, der vollständige Name ist Sé Catedral de Nossa Senhora da Assunção. Im Innern ist sie reichhaltig und mit viel Gold ausgeschmückt. Übrigens, von den etwa 230.000 Einwohner Madeiras gehören 94,5 % der katholischen Kirche an.
    Während andächtig Gläubige in den Bänken bei einem stummen Gebet sitzen, ein Mann sogar mit Handauflegen von einer Heiligenfigur Hilfe oder Trost forderte, wurde direkt daneben mit einem Presslufthammer der Boden aufgerissen. Ein etwas surreales Bild.

    Wir bummeln wieder Richtung Promenade, bei den bunten Streetfoodwägen wagt sich Michael noch einmal an eine Pommes. Wir teilen sie im Schatten der Bäume mit Blick auf den Hafen. Schon besser, aber immer noch nicht das, was er sich vorgestellt hat.

    Wir haben Halbpension gebucht und da ist man eigentlich immer abgefüllt und satt. Noch schlimmer stelle ich mir all-inclusive vor.
    Ist zwar ausgesprochen bequem, das Essen 2mal täglich serviert zu bekommen, würden wir, wenn wir noch einmal Hotelurlaub machen sollten, nicht unbedingt wieder machen. Es bleibt einfach kein Platz im Bauch, um sich mal durch die landesspezifischen Leckereien und Besonderheiten zu futtern. Und irgendwie finde ich, gehört das zum Urlaubsfeeling dazu.
    Appartement mit Frühstück wäre die bessere Wahl gewesen.

    Ich möchte dann unbedingt noch einmal die bemalten Türen in der Altstadt sehen. In der Rua de Santa Maria, einer relativ schmalen Gasse, kann man eindrucksvolle Kunst bestaunen. In der ältesten Straße der Stadt begann 2011 das Projekt „Kunst der offenen Türen“. Jede bemalte Tür ist ein Unikat. Damals war die Rua Santa Maria eher düster und trostlos. Um der Ecke wieder Leben einzuhauchen, startete der Künstler José Maria Montero Zyberchema das Projekt Kunst der offenen Türen. Über 200 Türen sind inzwischen in den Gassen bemalt. Jede Tür zeigt ein anderes Kunstwerk. Dadurch zogen sich viele Galerien, Restaurants und Bars in die Gegend. Heute ist die Straße Rua Santa Mariadie die "Fressmeile" der Stadt. In die wir damit geraten sind und die bis zum Forte do Sao Tiaga führt. Immer wieder werden wir angesprochen, ob wir nicht essen wollen. Sieht ja nett aus. Überall wird der gebratene Degenfisch mit Banane angeboten. Aber wir bekommen ja bald wieder Dreigang Menü im Hotel.

    Wir schauen noch den Badenden am Strand unterhalb des Forte zu. Dann wird es Zeit, zurück zur Haltestelle zu gehen, um den Bus zu bekommen. Am späten Nachmittag wollen wir noch ein wenig Sonne auf der Sonnenliege mitbekommen.

    Heute kriege ich wieder meinen Lieblingsplatz neben dem Fahrer, mit freier Sicht nach vorn. Michael würde lieber einem Sitz nach hinten wechseln, weil er sich nicht festhalten kann, doch da geht die Fahrt schon los. Ich kann nur sagen: "Es hat was von Achterbahn fahren, so wie der Fahrer durch die Kurven fegt oder auf den Abgrund zu fährt, um dann in letzter Sekunde die Kurve zu nehmen."

    Am Spätnachmittag besuche ich das Treffen, das die Reiseleitung des Reiseveranstalters jede Woche abhält. Letzte Woche waren wir nicht da und heute....... weiß ich das meiste schon. Natürlich möchte die gute Frau auch ihre Ausflüge verkaufen. Aber wir entdecken die Insel doch lieber weiter auf eigene Faust.
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