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  • Day 12

    Bauernmarkt von Santo da Serra

    January 28 in Portugal ⋅ ☁️ 17 °C

    Meine Güte, was ist denn seit gestern morgens im Hotel los? Es wuselt nur von Menschen. Viele Familien sitzen am Frühstückstisch. Das können doch nicht alle neue Touristen sein. Dann müssten ja etliche Flieger gelandet sein, denn anders kommt man im Moment nicht auf die Insel. Die einzige Fährverbindung vom portugiesischen Festland ist momentan eingestellt.

    Auch auf den Straßen ist der Bär los. "Das sind alles Einheimische", erzählt mir die Frau von der Autovermietung später. Es ist Wochenende und da fährt man mit der Familie raus, geht wandern oder zum Frühstücken ins Hotel. Auch der nahende Karneval lässt mehr Gäste auf die Insel kommen. Beim Karneval tanzen zahlreiche Gruppen mit farbenprächtigen Kostümen nach Samba-Musik durch die Straßen Funchals. Die Stimmung erinnert an den Karneval in Rio. Am Dienstag nach dem Umzug findet der Narrenumzug statt. Hier kann jeder mitmachen. Nach dem Frühstück holen wir uns wieder den kleinen, weißen Citroën für 3 Tage. Leider ist es nicht der, den wir bereits hatten. Bei dem jetzigen klappt das Mirroring nicht und wir können Google Maps nicht vom Handy auf das Display des Autos spiegeln. So muss das Handy als Navi verwendet werden. Irgendwie ist der Tag heute nicht der unsere. Schon beim Aufwachen gibt es statt des strahlenden Sonnenaufgangs nur gelb diesige Sicht. Dazu weht ein warmer Wind. Ob sich die Calima von den Kanaren auch hier bemerkbar macht?

    Wir fahren das Auto nach der Übernahme erst einmal wieder zur Christusfigur. Nicht um himmlischen Beistand zu bekommen für den abenteuerlichen Verkehr auf der Insel, sondern auf dem Parkplatz können wir uns in Ruhe um die Navigation kümmern. Aber bei dem Verkehr ist es total schwierig, erst einmal rückwärts aus der Parklücke herauszukommen. Die Autofahrer auf Madeira sind freundlich und halten auch schon einmal an, damit man auf die Straße kommt. Vor allem bei Vorfahrt zu beachteten Straßen, die extrem steil sind, verzichtet man schon mal auf die Vorfahrt, damit der andere nicht am Berg halten muss. Als das mit der Navigation trotz verschiedener Kabel nicht klappt, fahren wir ohne los in Richtung Camacha. Das Tanken an der nächsten Tankstelle ist ein Geduldsspiel. 10 Leute vor mir an der Kasse und es dauert bei jedem unendlich..... Man muss hier im Süden umdenken, gerade was Schnelligkeit betrifft. Auch das geht vorbei. Wir fahren das erste Stück über die V5, die Schnellstraße, danach geht es weiter über kleinere Straßen. In Camcha angekommen, finden wir zunächst einfach keinen Parkplatz.

    Ich glaube, es gibt mehr Autos als Einwohner auf der Insel. Kann ich voll verstehen. Wer geht freiwillig so steile Straßen und Wege hinauf? Das machen nur Touristen.

    Dann finden wir doch noch eine Lücke. Die Einwohner, die zu den Autos gehören, finden wir kurze Zeit später in der Kirche wieder. Die Kirche ist voll besetzt (davon würden unsere Pastore träumen), einige Gläubige stehen vor der geöffneten Tür und verfolgen von dort über Lautsprecher den Gottesdienst, während andere daneben lautstark mit dem Handy telefonieren. Es ist geflaggt. Die Fahnen flattern im böigen Südwind. Das untere Ende der Fahnenstangen ist mit Blumen geschmückt. Eine Anzahl jugendlicher Musiker in Uniform wartet auf ihren Einsatz. Das ist doch kein normaler Sonntagsgottesdienst? Das muss was Besonderes sein? Und warum steht ein Stall mit zwei Ziegen und einem Schaf vor der Kirche? Fragen, die uns nicht mal das allwissende Google beantworten kann. Wir wandern um die Kirche und weiter zum Miradouro, einer Aussichtsplattform. Aber das trübe Wetter verhindert die Sicht. In einem kleinen Laden werden Korbflechtarbeiten angeboten. Dafür und für seine folkloristischen Veranstaltungen ist der Ort bekannt. Der Gottesdienst scheint sich dem Ende zu neigen. Da fällt uns ein, wenn der Gottesdienst zu Ende ist und sich alle mit den Autos hier fortbewegen wollen, gibt es erst einmal Chaos. Also nichts wie weg. Wir fahren weiter auf der kurvenreichen Straße durch die wunderschöne und beeindruckende Bergwelt. Überall blühen bereits gelb die Mimosen, und durch den Regen in den vergangenen Wochen ist das Gras satt, grün und mit vielen gelben Blümchen bewachsen. Dann nähern wir uns Santo da Serra. Schon lange vor dem Ort bieten Bauern ihr Obst und Gemüse am Wegesrand an. Im Ort herrscht wieder Verkehrschaos und so nehmen wir gleich den ersten sich anbietenden Parkplatz und laufen den Rest bis zu den beiden Markthallen aus Plastikfolie und Bananenblättern zu Fuß. Ganze Dörfer scheinen heute unterwegs zu sein, um hier zu kaufen und sich zu amüsieren. Ein klein wenig erinnert mich das an die Polenmärkte. Vor allem der Nonfood-Bereich mit den angebotenen Schuhen, Kleidung, Wäsche etc. Zwischen dem Obst- und Gemüseständen wird Poncha und Likör angeboten, denen die Besucher eifrig zu sprechen. Etwas weiter hängen gebratene Fleischspieße an einem Ständer über den Tischen, an dem Menschen sich die Fleischstücke mit Fladenbrot und Knoblauch schmecken lassen.

    Schnell habe ich das System durchschaut, mit dem leeren Spieß vom Tisch geht man zum gegenüberliegenden Fleischstand und lässt ihn vom Schlachter mit Fleisch seiner Wahl bestücken. Mit dem fertigen Spieß geht man zu einem offenen Feuer an der anderen Seite und brät sein Fleisch. Wenn das Fleisch gar ist, hängt man den Spieß über den Tisch und lässt es sich schmecken. Die Luft ist angefüllt mit den verschiedensten Düften und Gerüchen. Wir brauchen erst einmal etwas zu trinken. An einer Bar nebenan finden wir Platz. Es gibt sogar "Cherveja semi Alcohol", alkoholfreies Bier und das für 1,20 € die Flasche. Wieder treibt es uns in die Halle. Eigentlich sind wir noch satt vom ausgiebigen Frühstück, aber so ein klein wenig probieren...... weil ich nicht weiß, wie die Köstlichkeiten heißen, die hier in kleinen Schüsseln serviert werden, zeige ich einfach auf ein bestelltes Gericht, das gut aussieht. Im Nu bekommen wir von den fleißigen Männern am Grill eine Art Currywurst ohne Sauce und Curry mit Zahnstocher zum Essen und dazu ein dampfendes Fladenbrot mit Knoblauchbutter. Lecker! Aber viel zu viel. Ich lasse mir eine Papiertüte geben und wir nehmen die Reste mit. Es herrscht eine Lautstärke, als hätte man den Kopf in einen Bienenkorb gesteckt. Später fahren wir weiter nach Machino. Jetzt geht es in Serpentinen bergab. Schade, dass es so diesig ist. So versinkt jeder Fernblick, und davon gibt es einige im Dunst. Aber wir bekommen wieder mal einen Eindruck von der tollen Natur in den Bergen. In Machcino fahren wir in den Hafen und parken in der Nähe der Vereda de forte, einer alten Ruine, die ich erst einmal besuche, während Michael auf der Kaimauer wartet. Ein herrlicher Ort der Ruhe, nach dem lautstarken Palaver des besuchten Marktes. Wir schlendern durch den Hafen zum Strand und können das erste Mal einen gelben Sandstrand sehen, was ausgesprochen selten auf der Insel ist. Machino war im Übrigen die erste Ansiedlung auf der Insel, als 1420 Madeira auf Betreiben Heinrichs des Seefahrers von den Portugiesen besiedelt wurde. Madeira ist daher die erste Insel außerhalb Europas, die dauerhaft von Europäern besiedelt wird. Für uns gibt es noch ein Eis mit Blick auf die Wellen, dem Atlantik sind wir nicht so oft so nahegekommen. Dann geht es voller Eindrücke wieder zurück zum Hotel.
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