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  • Day 14

    "Bananenwalk "und Fahrt über die ER101

    January 30 in Portugal ⋅ ☁️ 17 °C

    Wir haben heute den letzten Tag das Auto und müssen genau überlegen, wohin es uns bringen soll. Klar, dass man in den paar Tagen nicht alles sehen kann, aber ich finde, wir haben schon ganz schön was von der Insel gesehen. Da wir die Küste hinter Ponta do Sol noch nicht kennen, fällt unsere Wahl auf Madalena do Mar.

    Hier soll es einen Wanderweg durch die Bananenplantagen geben. Das interessiert uns. Mit Bananenpflanzen haben wir es im Alltag ja eher seltener zu tun.

    Die Fahrt über die ER 101 ist wunderschön und wir bekommen immer wieder einen schönen Blick über die Dächer der Orte auf den Atlantik. Inzwischen kennen wir die Strecke bis Funchal schon. Immer wieder geht es durch lange Tunnel, um die Berge zu durchqueren. Über rund 160 Kilometer führt die ER 101 einmal rings um die Insel, das meiste davon sind wir gefahren.

    Weite Teile der Route verlaufen dabei unmittelbar an der Küste und bieten grandiose Ausblicke. Von der übersichtlichen Distanz sollte man sich aber nicht täuschen lassen, denn die ER 101 muss sich den beeindruckenden Landschaftsgegebenheiten anpassen und verläuft alles andere als geradlinig, zudem bietet sie immer wieder extrem kurvenreiche Abzweige zu malerischen kleinen Dörfern am Fuße der Klippen, die man besuchen kann. Einige davon haben wir heute auf dem Plan.

    Die ER101 ist eine der ältesten Routen und die schönste der Insel. Besonders schön ist der Teil auf der Nordseite. Da gibt es auch noch die alte ER101, die aber zum Teil wegen Steinschlages geschlossen ist.

    Auch das Stück zwischen Ponta do Sol und Madalena do Mar, das wir eigentlich fahren wollten, ist leider gesperrt und wir müssen für dieses Stück auf die höher gelegene V1 ausweichen, treffen aber kurz vor Madalena do Mar wieder auf die ER 101. Wir fahren in einen verschlafenen Ort am Meer, dessen weiße Häuser sich von dem Blau des Atlantiks abheben.

    Wir parken dieses Mal am Straßenrand, denn wir wissen, dass es hier einen Wanderweg durch die Bananenplantage gibt. Etwas versteckt zwischen zwei Hausmauern weist ein Schild auf den Wanderweg hin, der uns kreuz und quer durch die Bananenplantage führt und Bananen in verschiedenen Reifegraden zeigt. Wir erfahren auch, dass die Banane nicht an einem Baum wächst, sondern eine Staude ist, auch wenn das mit dem aus gerollten Bananenblättern entstandenen und bis zu 6 m hohen Stamm so aussieht. Während der Wachstumsphase legen sich die älteren Blätter umeinander und bilden so einen Scheinstamm. Im Laufe der Zeit sieht die Pflanze einer Palme immer ähnlicher. Nach etwa sechs Monaten bildet die Pflanze den Blütenstand aus. Neben einer großen, meist roten männlichen Blüte gibt es zahlreiche gelbe oder weiße weibliche Blüten. Aus ihnen entstehen die Früchte, auch Finger genannt. Während der Wachstumsphase biegen sich die Finger nach oben, was die typische Krümmung der Banane zur Folge hat. Nach etwa einem bis eineinhalb Jahren können die Bananen geerntet werden. Bananenpflanzen tragen nur einmal in ihrem Leben Früchte. Wirklich interessant, das alles mal hautnah zu sehen. Und gegen einen kleinen Obolus kann man die Bananen gleich vor Ort verkosten. Die Bananenanpflanzungen ziehen sich weit am Berg hinauf. Es ist so steil, dass wir uns fragen, wie man da überhaupt noch arbeiten bzw. ernten kann.

    Ein kleiner Bummel durch den Ort schließt sich der Wanderung an. Hier sehen wir auch, wo das Wasser für die Pflanzen herkommt. In einem großen steinernen Bachbett stürzt ein Bach zu Tal.
    Wir genehmigen uns eine kleine Pause in einer Bar direkt am Strand und schauen den Paragleitern zu, die oben von der Klippe gleiten und direkt in unserer Nähe am Strand landen. Ich möchte unbedingt noch mit den Füßen ins Wasser, doch der grob steinige Strand ist kaum zu begehen, und so lasse ich von dem Vorhaben ab. Madeira ist nicht unbedingt eine Insel für sonnenhungrige Strandgänger, das merken wir immer wieder. Es ist eine Insel, auf der man aktiv sein muss und die erobert werden will.
    Wir fahren weiter auf der herrlichen ER101 nach Calheta. Der Südwesten Madeiras gilt als Sonnenbalkon der Insel und ist die ursprünglichste Ecke auf Madeira. Es verwöhnt seine Besucher mit den meisten Sonnenstunden im Jahr. Das Städtchen liegt etwa 32 km von der Hauptstadt Funchal entfernt.

    Wir fahren durch das am Berg liegende Örtchen bis hinunter zum neu gestalteten Strand und sind sehr erstaunt, gelben Sand vorzufinden. Für den künstlichen Strand und für ihren weißen Rum ist Calheta, eine der ältesten Städte der Insel, bekannt. Wir stellen das Auto ab und gehen an den Strand, der durch vorgelagerte Wellenbrecher vor den heftigen Atlantikwellen geschützt ist.

    Endlich kann ich mal mit den Füßen hinein in das erstaunlich warme Wasser. In der Stadt dominieren die Gebäude der Brennerei, Engenhos da Calheta. In der Zuckerrohrfabrik wird noch heute traditionell gearbeitet. Für uns geht es weiter bis an die westliche Spitze zum Miradouro do Farol da Ponta do Pargo, dem Leuchtturm. Hier haben wir noch einmal einen tollen Blick auf die Weite des Atlantiks und die Klippen. Dann geht es zurück zum Hotel, um noch ein, zwei Stunden in der Sonne zu liegen, die wir ab Donnerstag wohl sehr vermissen werden. Aber zunächst schreckt uns die Mitteilung auf, dass am Donnerstag alle deutschen Flughäfen bestreikt werden. Kommen wir dann überhaupt von der Insel herunter? Morgen werden wir mehr wissen.
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