Satellite
Show on map
  • Day 2

    K wie Kafka

    February 13 in Czech Republic ⋅ ☁️ 6 °C

    Gleicher Ort. Einen Tag später. Heute Morgen haben wir ein phänomenales Frühstück genossen, nachdem wir uns gestern nach dem Schwimmbad weitere Restaurantbesuche verkniffen hatten. Das Hotel hat viele Gäste, vor allem aber auch viele Servicekräfte, ungewöhnlich in Zeiten massiven Fachkräftemangels, und diese Servicekräfte tragen auf, was sie tragen können. Ich glaube wir haben niemals zuvor ein solch üppiges Frühstücksbuffet gesehen, allein mindestens zehn verschiedene Sorten Kuchen, ebenso viele Brotsorten und selbst ein Frühstücksei kann man offenbar auf mindestens vier verschiedene Arten braten.
    Solcherart gestärkt ging es mit der Straßenbahn zurück in die Innenstadt, zunächst zum Altstädter Ring, den wir gestern verpasst hatten, mit dem Rathaus, den Kirchen und Kaufmannshäusern und natürlich dem Jan Hus Denkmal. Es war wirklich witzig, wie sich Schlag 11 Uhr tausende Handys auf die Astronomische Uhr richteten, um Glockenspiel und Figuren zu bewundern. Ich frage mich, ob einer dort auf dem Platz eigentlich die Prozession mit seinen eigenen Augen gesehen hat, ich jedenfalls habe die Menge mit den Handys fotografiert, die war wirklich spektakulär.
    Wir sind dann weiter über die Pariser Prachtstraße mit ihren Nobelläden, noch links abgebogen zur Spanischen Synagoge und dann an der Moldau entlang, am Rudolfinum vorbei (leider geschlossen) und über die Manesuv Brücke auf die Altstädter Seite gewechselt. In der Nähe des Kafka Museums fanden wir ein hübsches Lokal und haben wieder großartig gegessen....riesige Portionen und ein Gulasch (Lars!), dass auf der Zunge zerfiel. Im Kafka Museum warfen wir nur einen kleinen Blick in den Innenhof, das Wetter war einfach zu schön für Indoor und fanden auch dort eine herrlich groteske Cerny Installation vor. Im Hof des Kafka-Museums stehen als Springbrunnen getarnt zwei Manneken Pis, die in ein Becken urinieren. Bei genauerer Betrachtung, erkennt man in dem Becken die Konturen der Tschechischen Republik. Cerny hatte die Skulptur installiert, als Tschechien der EU beigetreten war, er wollte damit das Brüsseler Manneken übertrumpfen. Das Wasser ist ausdrücklich als Trinkwasser deklariert. Der Künstler ziert mit seinen grotesken Figuren inzwischen fast jeden Platz in der Stadt. David Cerny ist in Prag geboren. Schon gestern hatten wir seinen hängenden Mann gesehen. Dieser soll Sigmund Freuds ständigen Kampf mit der Angst vor dem Tod darstellen und eine Antwort auf die Frage geben, welche Rolle die Intellektuellen im neuen Jahrtausend spielen.
    Wir spazierten diesmal unter der Karlsbrücke hindurch ins Kampa Viertel auf einem Arm der Moldau auf einer kleinen Insel gelegen. Wunderschöne kleine alte Häuser, dazwischen sogar ein winziger Wintermarkt mit Gebratenem und Glühwein und vor allem das Kampa Museum.
    Ich durfte allein rein, Lars und Rosa wollten draußen in der Sonne bleiben. Das Museum ist aus einer privaten Sammlung entstanden und hat sich der Aufgabe verschrieben modernen Künstlern Heimat zu geben und davon zu erzählen, in welch schwieriger Zeit moderne Kunst entstand und sie nicht vergessen zu lassen. Neben einer Dauerausstellung gibt es immer wieder auch wechselnde Sonderausstellungen zu denen wohl auch einst eine Andy Warhol Ausstellung zählte.
    Wir zogen zurück über die Karlsbrücke mit den Menschenmassen zum Wenzelsplatz mit zwei Zielen: Erstens, das Kind wollte unbedingt eine Bubblewaffel essen und zweitens, das Kind brauchte neue Schuhe, also zu Bata, wohin sonst.
    Nachdem wir alle Bedürfnisse des Kindes befriedigt hatten und kaum noch laufen konnten, kehrten wir nach 12 Kilometern erfolgreich absolviertem Tagespensum (sagt die Reiseleiterin, also ich!) ins Hotel zurück. Endlich kann nun jeder seinen eigenen Wünschen nachgehen, die zumindest bei mir demnächst auf einer Massagebank befriedigt werden dürften.
    Read more