Short Trip to Prague

February 2024
Mozart hat hier seinen Figaro dirigiert und das tschechische Bier soll das Beste der Welt sein, wir wollten uns mal wieder selbst ein Bild machen. Es ist lange her, seit ich das letzte Mal einen Fuß in die Stadt gesetzt hatte. Read more
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  • Day 1

    Treiben lassen

    February 12 in Czech Republic ⋅ ⛅ 7 °C

    Nach einer sehr kurzen Anfahrt von knapp 150 Kilometern erreichten wir Prag noch vor dem Mittagessen und durften unser Hotel auch sofort beziehen. Es ist ein Wellnesshotel, liegt am Stadtrand, rund fünf Kilometer bis in die Innenstadt. Im Hotel gibt es alles, von Squash bis Schwimmen und Golf. Vor dem Hotel (8 Minuten Fußweg) fährt die Straßenbahn in die Innenstadt. Die Sonne meinte es wirklich gut mit uns Februarreisenden (gut, dass wir den Ski- gegen einen Stadturlaub getauscht haben), 10 Grad fühlten sich an wie Frühling, in der Stadt standen schon Tische und Stühle im Freien. Wir ließen uns zunächst einfach treiben, über den Platz der Republik durch die Neustadt über den Wenzelsplatz zum großen Narodny Muzeum, durch die Gassen der Altstadt, wo wir ganz wunderbar und günstig aßen (mein erstes Pilsner Urquell inklusive) und über die Karlsbrücke hoch auf Hradcin und Burg. Bis auf die Karlsbrücke, die sich wohl nicht mehr verändern kann und natürlich die Burg, habe ich kaum etwas wiedererkannt. Eine topmoderne europäische Großstadt, Touristen aus der ganzen Welt, eine - auch im Februar prall gefüllte Karlsbrücke - eine wirkliche Weltstadt. Ich bin tatsächlich schwer begeistert über diese Mischung aus Paris und Lissabon, mit engen Gassen wie in Rom und das alles noch weiter östlich als Dresden.
    Die Prager waren nett und gelassen (das fällt mir bei zunehmenden Touristenströmen in der Dresdner Innenstadt manchmal gar nicht leicht), als ich zur Musik aus einem Ladengeschäft auf der Straße anfing ein bisschen zu tanzen, drehte sich ein attraktiver Tscheche lachend zu mir um, und sagte, ich könne das auch für Geld machen.
    Dazu den ganzen Tag strahlender Sonnenschein, zumindest, bis wir oben auf der Burg ankamen. Dort sahen wir dunkle Wolken über der Stadt heranziehen, die sich zunächst in zwei riesigen Regenbögen und dann in Strömen über uns entluden.
    Macht nix, wir haben ja Wellness im Hotel, also zurück...und schwimmen.
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  • Day 2

    K wie Kafka

    February 13 in Czech Republic ⋅ ☁️ 6 °C

    Gleicher Ort. Einen Tag später. Heute Morgen haben wir ein phänomenales Frühstück genossen, nachdem wir uns gestern nach dem Schwimmbad weitere Restaurantbesuche verkniffen hatten. Das Hotel hat viele Gäste, vor allem aber auch viele Servicekräfte, ungewöhnlich in Zeiten massiven Fachkräftemangels, und diese Servicekräfte tragen auf, was sie tragen können. Ich glaube wir haben niemals zuvor ein solch üppiges Frühstücksbuffet gesehen, allein mindestens zehn verschiedene Sorten Kuchen, ebenso viele Brotsorten und selbst ein Frühstücksei kann man offenbar auf mindestens vier verschiedene Arten braten.
    Solcherart gestärkt ging es mit der Straßenbahn zurück in die Innenstadt, zunächst zum Altstädter Ring, den wir gestern verpasst hatten, mit dem Rathaus, den Kirchen und Kaufmannshäusern und natürlich dem Jan Hus Denkmal. Es war wirklich witzig, wie sich Schlag 11 Uhr tausende Handys auf die Astronomische Uhr richteten, um Glockenspiel und Figuren zu bewundern. Ich frage mich, ob einer dort auf dem Platz eigentlich die Prozession mit seinen eigenen Augen gesehen hat, ich jedenfalls habe die Menge mit den Handys fotografiert, die war wirklich spektakulär.
    Wir sind dann weiter über die Pariser Prachtstraße mit ihren Nobelläden, noch links abgebogen zur Spanischen Synagoge und dann an der Moldau entlang, am Rudolfinum vorbei (leider geschlossen) und über die Manesuv Brücke auf die Altstädter Seite gewechselt. In der Nähe des Kafka Museums fanden wir ein hübsches Lokal und haben wieder großartig gegessen....riesige Portionen und ein Gulasch (Lars!), dass auf der Zunge zerfiel. Im Kafka Museum warfen wir nur einen kleinen Blick in den Innenhof, das Wetter war einfach zu schön für Indoor und fanden auch dort eine herrlich groteske Cerny Installation vor. Im Hof des Kafka-Museums stehen als Springbrunnen getarnt zwei Manneken Pis, die in ein Becken urinieren. Bei genauerer Betrachtung, erkennt man in dem Becken die Konturen der Tschechischen Republik. Cerny hatte die Skulptur installiert, als Tschechien der EU beigetreten war, er wollte damit das Brüsseler Manneken übertrumpfen. Das Wasser ist ausdrücklich als Trinkwasser deklariert. Der Künstler ziert mit seinen grotesken Figuren inzwischen fast jeden Platz in der Stadt. David Cerny ist in Prag geboren. Schon gestern hatten wir seinen hängenden Mann gesehen. Dieser soll Sigmund Freuds ständigen Kampf mit der Angst vor dem Tod darstellen und eine Antwort auf die Frage geben, welche Rolle die Intellektuellen im neuen Jahrtausend spielen.
    Wir spazierten diesmal unter der Karlsbrücke hindurch ins Kampa Viertel auf einem Arm der Moldau auf einer kleinen Insel gelegen. Wunderschöne kleine alte Häuser, dazwischen sogar ein winziger Wintermarkt mit Gebratenem und Glühwein und vor allem das Kampa Museum.
    Ich durfte allein rein, Lars und Rosa wollten draußen in der Sonne bleiben. Das Museum ist aus einer privaten Sammlung entstanden und hat sich der Aufgabe verschrieben modernen Künstlern Heimat zu geben und davon zu erzählen, in welch schwieriger Zeit moderne Kunst entstand und sie nicht vergessen zu lassen. Neben einer Dauerausstellung gibt es immer wieder auch wechselnde Sonderausstellungen zu denen wohl auch einst eine Andy Warhol Ausstellung zählte.
    Wir zogen zurück über die Karlsbrücke mit den Menschenmassen zum Wenzelsplatz mit zwei Zielen: Erstens, das Kind wollte unbedingt eine Bubblewaffel essen und zweitens, das Kind brauchte neue Schuhe, also zu Bata, wohin sonst.
    Nachdem wir alle Bedürfnisse des Kindes befriedigt hatten und kaum noch laufen konnten, kehrten wir nach 12 Kilometern erfolgreich absolviertem Tagespensum (sagt die Reiseleiterin, also ich!) ins Hotel zurück. Endlich kann nun jeder seinen eigenen Wünschen nachgehen, die zumindest bei mir demnächst auf einer Massagebank befriedigt werden dürften.
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  • Day 3

    Englisch? Italienisch? Deutsch? Prag!

    February 14 in Czech Republic ⋅ ⛅ 8 °C

    Valentinstag. Wir müssen uns erst einmal ein bisschen verwöhnen und beginnen den Tag im Schwimmbad. Danach sind wir zumindest ordentlich munter und können gegen 12 Uhr in die Stadt und in den Tag starten.
    Heute ist zunächst Jüdisches Viertel angesagt. Kaum gestartet biegen wir ab und kommen in einem schicken italienischen Lokal zum Sitzen. Ein Valentinstag verlangt ein Valentinsmenu. Lecker Nudeln für mich mit Meeresfrüchten. Der beste Ehemann von allen meinte niemals eine so leckere Pizza gegessen zu haben, das alles mit Blick auf die Moldau.
    Das war wirklich allerbeste italienische Küche mit italienischer, englischer und tschechischer Speisekarte. Ich gestehe, ich hatte für einige Minuten ein komplettes Blackout, als ich versucht war in italienisch zu bestellen, dann aber bemerken musste, dass mich niemand versteht und es dann natürlich auf englisch in Tschechien erledigen konnte...und musste.
    Dann streifen wir durch die Josefstadt, besuchen zunächst das Agneskloster, das heute die Nationalgalerie beherbergt. Wir haben nur den wunderschönen Garten besucht. Dann ging es weiter in die Altneusynagoge (die älteste noch erhaltene Synagoge Europas in der heute vor allem dem Überfall auf Israel und der Entführung israelischer Juden im Oktober gedacht wird) und die Pinkassynagoge mit den Gedenktafeln für die fast 78 000 ermordeten tschechischen Juden. Anschließend noch ein Bummel über den alten Jüdischen Friedhof und dann wechselten wir wieder auf die Seite der Burg und stiegen diesmal über die Treppen von der Seite der Malostranska nach oben. Diesmal hatten wir eine ganz andere Sicht auf die Burg, die Burghöfe und Museen und den Veitsdom. Leider bekamen wir zu spät mit, dass alle Museen und auch der Dom bereits um 16 Uhr schlossen. Vorteil: Das Goldene Gässchen, dass inzwischen Eintritt kostet, der natürlich nur im Verbund mit allen anderen Museen zu haben ist, war ab 16 Uhr auch eintrittsfrei zu begehen. Das haben wir natürlich schamlos genutzt.
    Ein Gastwirt erzählte mir, der vorherige Staatspräsident habe alles zu Geld machen wollen, auch das Goldene Gässchen. Man kann das doof finden, aber der Stadt geht es gut, dass ist nicht zu übersehen und Kinder bis 15 Jahren zahlen keinen Eintritt in die Museen und fahren auch kostenfrei mit der Bahn.
    Zurück am Fuße des Burgbergs gestehe ich, dass ich kaum noch laufen konnte....drei Tage a 10 Kilometer plus fordern doch ihren Tribut, also mit der Straßenbahn zurück ins Hotel. Und Pilsner an der Hotelbar. Absolut fertig für heute. Dobrou noc!
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  • Day 4

    Kafkaesk....

    February 15 in Czech Republic ⋅ ☁️ 9 °C

    Wir treiben auf einer Holztür neben der untergehenden Titanic. Rosas Kopf liegt in der Mitte einer Tischdekoration auf einer festlich gedeckten Tafel. (M)Ein 100 Kilo Mann tanzt Ballett wie eine Grazie. Könnte Kafkaesk wirken, ist aber alles Illusion im Museum der Illusionen fotografiert, dass wir heute Morgen besucht haben.
    Danach nahmen wir die Straßenbahn nach Holesovice. Ins Dox...Das Dox ist Tschechiens größte unabhängige auf zeitgenössische Kunst spezialisierte Institution. 2008 eröffnet.
    Das frühere Fabrikgebäude beherbergt heute Ausstellungen, einen Design Shop, einen Buchladen und Gullivers Luftschiff, einen Zeppelin, heute Multifunktionshalle!!
    Lars und Rosa saßen im Café während ich mir die neue Ausstellung "Kafkaesk" ansehen konnte, bildende Künstler, die sich mit dem literarischen Werk von Kafka auseinander gesetzt hatten. Sehenswert und in der Tat: Kafkaesk!
    Wir fuhren dann mit der Bahn zurück in Richtung Wenzelsplatz und drehten eine Runde an Oper und Laterna Magica vorbei in Richtung Donauufer. Leider war David Cernys Kafka Statue verhüllt und wurde gerade rekonstruiert, wir hätten diese jüngste Prager Sehenswürdigkeit, bei der sich 42 Ebenen ständig bewegen und ein elf Meter hohes Gesicht des Dichters formen, gern in natura gesehen.
    Zum Abschluss noch ein neuer Blickwinkel auf Karlsbrücke - und -burg und eine Stippvisite bei Bedrich Smetana vor dem gleichnamigen Museum. Auf dem Rückweg zum namesty republika erlaubten wir uns endlich einen böhmischen Trdelnik, Baumstriezel, den es ja an jeder Ecke und in allen Varianten gibt, gefüllt mit Schokosauce, Erdbeeren und reichlich Sahne. Wir teilten uns einen zu dritt....eine lohnenswerte Sünde, aber eine Sünde!!
    Deshalb ließen wir den Abend in unserem Sporthotel ausklingen mit einer Runde Badminton (das hatten wir vor zwanzig Jahren zuletzt zusammen gespielt und konnten es noch!!) und Schwimmen und (!) bei einem Abendessen im Hotelrestaurant. Einmal muss ich erwähnen, dass wir hier bei drei Essen, Eis und lecker Wein mit rund 50 Euro dabei waren, Preis und Leistung sind mehr als angemessen und der Fachkräftemangel scheint in Tschechien kein Thema. Überall reichlich Personal im Service, in jedem Lokal, dass wir in den vier Tagen hier besucht hatten.
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  • Day 5

    Melnik liegt am Zusammenfluss....

    February 16 in Germany ⋅ ☁️ 13 °C

    Heute Morgen haben wir Prag verlassen, nach vier Tagen.
    Wir machen uns auf den Weg zum Elternbesuch ins Erzgebirge und nehmen...natürlich, Melnik auf dem Weg noch mit.
    "Rechts fließt die Elbe, links fließt die Moldau, Melnik liegt am Zusammenfluss. Wenn man dort Wein trinkt, haben die Mädchen nichts gegen einen Kuss." Die Melniker Polka kennt wohl jeder. Die Stadt mir ihren knapp 20 000 Einwohnern die Wenigsten persönlich.
    Dabei lohnt es sich. Nicht nur der Blick von der Burg auf den Zusammenfluss der beiden Flüsse ist wunderschön und erinnert an den Zusammenfluss von Rhein und Mosel in Koblenz. Es gibt auch in Melnik wunderbare Weine. Im Sommer ist es sicher noch schöner, aber wir haben einen großartigen Bummel durch die Stadt gemacht und auch dort wieder feststellen können, dass die Menschen unheimlich nett und hilfsbereit sind. Wir waren noch ein bisschen Geschenke shoppen (Wein natürlich) und Selbstgenähtes für die Tochter und anschließend ganz großartig Essen. Die Wirtin entschuldigte sich dafür, dass sie weder eine deutsche, noch eine englische, sondern nur eine tschechische Karte hätten. Das würde in Dresden wohl niemals passieren. Wer nicht versteht, hat einfach Pech. Wir hatten DEEPL.
    Nach drei Stunden machten wir uns auf ins Erzgebirge und waren gegen 17 Uhr in Lößnitz und damit am Ende unserer kleinen Urlaubstour.
    FAZIT: Wir haben Tschechien viele Jahre lang vernachlässigt. Ein Grund dafür war, dass wir in Zeiten vor der Wende jeden Urlaub dort verbracht hatten und alles zu kennen glaubten. Unser letzter Besuch in Prag vor mehr als zehn Jahren hat uns nicht so erfreut. Die Menschen schienen unfreundlich und wenig gastfreundlich.
    Alles hat sich komplett verändert. Tschechien ist ein freundliches, weltoffenes, modernes Land in dem Service und Hilfsbereitschaft groß geschrieben werden. Englisch spricht fast jeder, viele auch deutsch. Weitersagen! Hinfahren! Unbedingt.
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