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  • Day 14

    Col d'Iseran-Fort de la Ruinee

    August 3, 2022 in France ⋅ ⛅ 21 °C

    Wir verabschieden uns von unserer französischen Gastgeberin und verweilen noch einige Augenblicke am Flussufer der Arc, bevor wir die Südrampe des Col d’Iseran unter die Räder nehmen.

    Der Pass ist gut besucht und auch wir stoppen, um die umliegende Bergwelt aus 2.770m Höhe zu bestaunen.  Der Col d’Iseran spielt bei der Tour de France immer wieder eine Rolle, die Radfahrerskulptur zeugt davon. Die Nordrampe führt über steilen Serpentinen mit bis zu 12% Gefälle hinab und wir erreichen den Wintersportort Val d’Isere. Hier statten wir dem örtlichen Sportgeschäft einen erfolgreichen Besuch ab,  lassen uns in einem netten Cafe nieder und schmieden einen Plan über unser abendliches Ziel.

    Wir haben von einem exponiert liegenden Fort an der italienischen Grenze gehört, da wollen wir hin.  In Rosiere - am kleinen Bernhardpass auf französischer Seite gelegen - angekommen suchen wir nach dem Einstieg der Piste, die uns über 7,6km am Kamm entlang über die Crete du Roc Noir zum Fort bringen soll. Nach einiger Zeit finden wir etwas oberhalb den Einstieg und müssen einmal mehr feststellen, dass die Route gesperrt ist.  Sie ist den Mountainbikern vorbehalten, die im Sommer hier ihrem Hobby nachgehen. Verstehen wir irgendwie, jedoch geben wir so schnell nicht auf. Wir halten erstmal Friedensrat und studieren das gründliche Kartenmaterial unseres Tablets – da ist doch auf der anderen Seite ein dünner Strich.

    Auf geht’s Richtung Col de Petit Saint - Bernhard und tatsächlich finden wir kurz vor dem Pass einen kleinen geschotterten Abzweig – offen! Wir nutzen die Chance und schrauben uns über die ausgesetzte Schotterpiste bis zum ersten Hochplateau. Über uns tront das Fort – nicht schlecht. Jedoch stoppen wir erstmal und studieren den weiteren einsehbaren Verlauf der Piste. Anhand der Dichte der Höhenlinien am Tablet scheint es ganz schön steil zu werden. Ute beschließt zu laufen. Ich nehme die ersten 300m in Angriff und entschließe mich, die Geländeuntersetzung einzulegen. Übrigens das erste Mal während dieser Tour. Dass diese Entscheidung richtig war, sollte sich kurz darauf zeigen. Die Piste wird ruppig und führt in mehreren Kurven steil nach oben. In den Kehren wurden Abflussrinnen angelegt, sodass ein Anhalten unmöglich ist. Also kontinuierlich am Gas bleiben und schön langsam und materialschonend voran. Dar Landy bewältigt diese Passage spielend und oben angekommen fällt die Spannung vom Fahrer ab. Im Nachhinein lesen wir, dass diese Nordrampe gesperrt ist …

    Der weitere Weg führt an einer Skistation vorbei und geht in die Piste über, die von Süden zum Fort führt und die wir ursprünglich nehmen wollten. Um zum Fort zu kommen muss ich reversieren, da die Zufahrt im spitzen Winkel auf die Piste trifft. Endlich - ich stehe vor dem Zugang zum Fort, parke den Landy und hole erstmal tief Luft – was für ein Panorama: Mont Blanc, Col de Petit Saint-Bernard, Col der Traversette, Mont Pourri – alles in greifbarer Nähe.

    Über eine Holzbrücke gelange ich in das Innere der Anlage und nutze die Gelegenheit, mit meinem flugfähigen Fotoapparat ein paar unvergessliche Impressionen in der Nachmittagssonne einzufangen. Ute ist mittlerweile auch eingetroffen und wir erkunden gemeinsam das Gelände.

    Der Ursprung der militärischen Anlage liegt im 1630 vom Haus Savoyen errichteten Fort Traverset, das während der französischen Revolution zerstört wurde. Zwischen 1890-1902 wurde es auf den Ruinen des alten Forts neu errichtet und diente fortan unter dem Namen“ Fort de la Redoute Ruinée“ zur Absicherung der nahen Grenze zu Italien. Zwischen den beiden Kriegen wurde die Anlage  als Trainingslager für Alpenjäger genutzt. Aufgrund seiner strategischen Lage wurde das Fort 1936 wieder bewehrt und war während des Zweiten Weltkriegs Schauplatz mehrerer blutiger Schlachten. Wir genießen die friedliche Stille und entschließen uns, die Nacht hier oben zu verbringen. Bis auf ein paar Wanderer und Mountainbiker, die kurz vorbei schauen, sind wir allein. Also schlagen wir unser Lager auf, Ute liest in der Nachmittagssonne ihr Buch weiter und ich bereite das Abendbrot zu. Was gibt es Schöneres, als mit solchem Blick auf die erhabenen höchsten Berge der Alpen vor untergehender Sonne ein gutes Glas Wein zu genießen? Wir stoßen auf diesen Augenblick an und sind dankbar, dass wir hier sein dürfen. Und die Bergzigarre schmeckt hier besonders gut.

    Wir sehen uns an der roten versinkenden Scheibe am Himmel satt, rasch wird es dunkel und angenehm kühl. Diese Eindrücke nehmen wir mit in den Schlaf. Das ist die letzte Nacht im Landy mit dem Minimalausbau. Im September wird er u.a. mit einem Schlafdach ausgestattet und erhält im Anschluss einen Innenausbau, ohne an Geländetauglichkeit zu verlieren. Wir freuen uns darauf.
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